Eine Elefantenhochzeit und ein Todesfall in der Schweiz
.Dr. Alexander von Paleske ------ 27.6. 2013 -------
Gestern ist der ehemalige Rohstoffhändler Marc Rich im Alter von 78 Jahren an einem Schlaganfall in der Schweiz verstorben.
Marc Rich --- Screenshot: Dr. v. Paleske
Keine Meldung wert, wenn nicht........
Das wäre uns keine Meldung wert, wenn an ihm – und an der von ihm gegründeten Firma Rich & Co, die sich jetzt Glencore nennt - nicht jede Menge von Skandalen geklebt hätten.
Marc Rich kam in Belgien zur Welt. Seine Eltern, die aus Deutschland und Belgien stammten, und die während der Nazizeit von Frankfurt (M) nach Antwerpen auswichen, schafften es schliesslich über Vichy-Frankreich in letzter Minute in die USA.
Marc Rich, der in den USA aufwuchs, wurde als Commodity Trader vor allem durch die Verletzung von Sanktionen, und durch den schwunghaften Handel mit der Apartheidregierung Südafrikas reich.
Als die USA Sanktionen gegen den Iran nach der Botschafts-Besetzung mit Geiselnahme in Teheran (1979) verhängten, kaufte Rich iranisches Öl, und verkaufte es unter anderem an Südafrika, dessen Apartheidregime er mit diesen Lieferungen mit am Leben hielt. Weitere Details siehe hier.
Gleichzeitig sorgte er dafür, dass der Kohle- und Bleiexport aus Südafrika reibungslos weiterlief.
Grober Undank eines geretteten Flüchtlings
Gegenüber den USA, die ihm und seiner den Nazis entkommenen Familie erst Unterschlupf und dann die Staatsbürgerschaft gewährt hatten, schien er nicht das geringste Gefühl der Dankbarkeit für nötig zu halten.
Rich sah sich bestenfalls seinem Geld, seinen Geschäften, und Israel gegenüber in der Pflicht.
Der leitende Staatsanwalt von New York und spätere Bürgermeister, Rudolph Giuliani, setzte ihm nach, warf ihm Steuerbetrug, Racketeering, Verstoß gegen Embargobestimmungen etc. vor.
Rich landete auf der FBI-Liste der 10 „most wanted alleged criminals“.
Er setzte sich in die Schweiz ab, die gar nicht daran dachte, ihn an die USA auszuliefern.
Offensichtlich „erleichtert“ durch massive Geldzuwendungen seiner von ihm geschiedenen Ehefrau Denise an die Bill Clinton Foundation, erreichte er schliesslich eine Begnadigung durch den US-Präsidenten Clinton - Stunden bevor der aus dem Amt schied.
Teil der Begnadigung und Bedingung für eine Rückkehr in die USA war jedoch die Auflage, Steuerschulden in Höhe von 48 Millionen US Dollar zu begleichen.
Schulde den USA keinen Pfennig
Rich entschied: er schulde den USA nichts, zahlte nicht, und ließ sich in den USA nie wieder blicken. Und dies, obgleich es sich um einen Betrag handelte, den er spielend aus seinem Vermögen hätte bezahlen können, und zwar ohne anschließend am Hungertuche nagen zu müssen. Er zog es stattdessen vor, Israel grosszügig mit Spenden zu unterstützen, und sich dort feiern zu lassen.
1994 verkaufte er – unter Druck seitens seiner Manager - seine Anteile an der Firma Rich & Co und erhielt dafür in zwei Raten insgesamt 600 Millionen US Dollar: cash to carry.
Ein Management-Buy-out mit einem Pharmariesen
Es war das Management, das ihm seine Firma abkaufte, aber da die nicht genug Geld „auf der Kralle" hatten - damals jedenfalls - wurde für einige Zeit auch die Schweizer Pharmafirma Roche zu 20% Miteigentümer. Ein Engagement, das der Pharmafirma letztlich mehr einbrachte, als manche Pillendreherei.
Aus Rich & Co wird Glencore
Die neuen Eigentümer, an der Spitze der aus Deutschland stammende Willy Strohthotte, nannten die Firma in Glencore um, um den Skandalnamen Rich loszuwerden (Global Energy Commodities and Resources)
Im Jahre 2002 löste der aus Südafrika stammende Ivan Glasenberg den Chef Strothotte ab.
Was sich nicht änderte war der scheinbar unaufhaltsame Aufstieg der Firma und die sie begleitenden Skandale
Kleine Skandalschau
- Noch zu Zeiten von Marc Rich wurden arabische Ölbarone in den 70er Jahren eine Woche lang mit Pariser Prostituierten und viel Rotwein im Süden Frankreichs zusammengebracht, danach wurde unterschrieben
- Irakisches Öl wurde gegen ein UN-Embargo im Jahre 2000 zum Vorzugspreis von 3 Millionen US-Dollar nach Kroatien geliefert
- Im Jahre 2009 musste die Firma ein Bussgeld in Kolumbien in Höhe von 700.000 US$ blechen, weil beim Betrieb der Prodeco-Mine der Industrie-Abfall einfach ohne Genehmigung und umweltschädlich entsorgt worden war
- In Sambia und in der Demokratischen Republik Kongo gelangten hochgiftige Abwässer in die benachbarten Bäche und Flüsse.
- Die Auseinandersetzungen um die Gold- und Kupfermine Tampaka auf den Philippinen
- Die Auseinandersetzungen um die Kupfermine Tintaya in Peru
- Die Auseinandersetzungen um die Kohlemine El Cerrejon in Kolumbien
- Die Auseinandersetzungen um die Kroondal Chrom Mine in Südafrika
Elefanten heiraten in der Schweiz
Nun also hat mit einiger Verzögerung am 2.5. 2013 die Elefantenhochzeit mit dem Minenkonzern Xstrata, an dem Glencore bereits einen Anteil von mehr als 30% hielt, stattgefunden.
Die ohnenhin geballte Marktmacht, im Bereich sowohl der Rohstoffgewinnung, als auch des Transports, der Verarbeitung und des Rohstoffhandels, wurde dadurch noch weiter gestärkt:
Jetzt geht es nicht mehr darum - anders noch zu noch zu den Zeiten von Marc Rich - durch Umgehung von Sanktionen viel Geld zu verdienen, sondern durch die schiere Markmacht nicht nur die Preise zu diktieren, sondern auch die Frachtraten und die Löhne der in diesem Vertikal- und Horizontal- Konzern Beschäftigten zu drücken - und natürlich durch den Marktüberblick auf dem Futures-Markt ordentlich Geld zu verdienen.
Fazit:
Weder zur Freude über die schweizer Elefantenhochzeit, noch zur Trauer über den Tod des gewissenlosen ehemaligen Rohstoffhändlers Marc Rich, gibt es irgendeine Veranlassung.
Kolumbianische Kohle nach Deutschland: Mit Blut, Schweiss und Tränen
Glencore, der Börsengang, und der Weg zum Rohstoff-Riesenkraken
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Das wäre uns keine Meldung wert, wenn an ihm – und an der von ihm gegründeten Firma Rich & Co, die sich jetzt Glencore nennt - nicht jede Menge von Skandalen geklebt hätten.
Marc Rich kam in Belgien zur Welt. Seine Eltern, die aus Deutschland und Belgien stammten, und die während der Nazizeit von Frankfurt (M) nach Antwerpen auswichen, schafften es schliesslich über Vichy-Frankreich in letzter Minute in die USA.
Marc Rich, der in den USA aufwuchs, wurde als Commodity Trader vor allem durch die Verletzung von Sanktionen, und durch den schwunghaften Handel mit der Apartheidregierung Südafrikas reich.
Als die USA Sanktionen gegen den Iran nach der Botschafts-Besetzung mit Geiselnahme in Teheran (1979) verhängten, kaufte Rich iranisches Öl, und verkaufte es unter anderem an Südafrika, dessen Apartheidregime er mit diesen Lieferungen mit am Leben hielt. Weitere Details siehe hier.
Gleichzeitig sorgte er dafür, dass der Kohle- und Bleiexport aus Südafrika reibungslos weiterlief.
Grober Undank eines geretteten Flüchtlings
Gegenüber den USA, die ihm und seiner den Nazis entkommenen Familie erst Unterschlupf und dann die Staatsbürgerschaft gewährt hatten, schien er nicht das geringste Gefühl der Dankbarkeit für nötig zu halten.
Rich sah sich bestenfalls seinem Geld, seinen Geschäften, und Israel gegenüber in der Pflicht.
Der leitende Staatsanwalt von New York und spätere Bürgermeister, Rudolph Giuliani, setzte ihm nach, warf ihm Steuerbetrug, Racketeering, Verstoß gegen Embargobestimmungen etc. vor.
Rich landete auf der FBI-Liste der 10 „most wanted alleged criminals“.
Er setzte sich in die Schweiz ab, die gar nicht daran dachte, ihn an die USA auszuliefern.
Offensichtlich „erleichtert“ durch massive Geldzuwendungen seiner von ihm geschiedenen Ehefrau Denise an die Bill Clinton Foundation, erreichte er schliesslich eine Begnadigung durch den US-Präsidenten Clinton - Stunden bevor der aus dem Amt schied.
Teil der Begnadigung und Bedingung für eine Rückkehr in die USA war jedoch die Auflage, Steuerschulden in Höhe von 48 Millionen US Dollar zu begleichen.
Schulde den USA keinen Pfennig
Rich entschied: er schulde den USA nichts, zahlte nicht, und ließ sich in den USA nie wieder blicken. Und dies, obgleich es sich um einen Betrag handelte, den er spielend aus seinem Vermögen hätte bezahlen können, und zwar ohne anschließend am Hungertuche nagen zu müssen. Er zog es stattdessen vor, Israel grosszügig mit Spenden zu unterstützen, und sich dort feiern zu lassen.
1994 verkaufte er – unter Druck seitens seiner Manager - seine Anteile an der Firma Rich & Co und erhielt dafür in zwei Raten insgesamt 600 Millionen US Dollar: cash to carry.
Ein Management-Buy-out mit einem Pharmariesen
Es war das Management, das ihm seine Firma abkaufte, aber da die nicht genug Geld „auf der Kralle" hatten - damals jedenfalls - wurde für einige Zeit auch die Schweizer Pharmafirma Roche zu 20% Miteigentümer. Ein Engagement, das der Pharmafirma letztlich mehr einbrachte, als manche Pillendreherei.
Aus Rich & Co wird Glencore
Die neuen Eigentümer, an der Spitze der aus Deutschland stammende Willy Strohthotte, nannten die Firma in Glencore um, um den Skandalnamen Rich loszuwerden (Global Energy Commodities and Resources)
Im Jahre 2002 löste der aus Südafrika stammende Ivan Glasenberg den Chef Strothotte ab.
Was sich nicht änderte war der scheinbar unaufhaltsame Aufstieg der Firma und die sie begleitenden Skandale
Kleine Skandalschau
- Noch zu Zeiten von Marc Rich wurden arabische Ölbarone in den 70er Jahren eine Woche lang mit Pariser Prostituierten und viel Rotwein im Süden Frankreichs zusammengebracht, danach wurde unterschrieben
- Irakisches Öl wurde gegen ein UN-Embargo im Jahre 2000 zum Vorzugspreis von 3 Millionen US-Dollar nach Kroatien geliefert
- Im Jahre 2009 musste die Firma ein Bussgeld in Kolumbien in Höhe von 700.000 US$ blechen, weil beim Betrieb der Prodeco-Mine der Industrie-Abfall einfach ohne Genehmigung und umweltschädlich entsorgt worden war
- In Sambia und in der Demokratischen Republik Kongo gelangten hochgiftige Abwässer in die benachbarten Bäche und Flüsse.
- Die Auseinandersetzungen um die Gold- und Kupfermine Tampaka auf den Philippinen
- Die Auseinandersetzungen um die Kupfermine Tintaya in Peru
- Die Auseinandersetzungen um die Kohlemine El Cerrejon in Kolumbien
- Die Auseinandersetzungen um die Kroondal Chrom Mine in Südafrika
Elefanten heiraten in der Schweiz
Nun also hat mit einiger Verzögerung am 2.5. 2013 die Elefantenhochzeit mit dem Minenkonzern Xstrata, an dem Glencore bereits einen Anteil von mehr als 30% hielt, stattgefunden.
Die ohnenhin geballte Marktmacht, im Bereich sowohl der Rohstoffgewinnung, als auch des Transports, der Verarbeitung und des Rohstoffhandels, wurde dadurch noch weiter gestärkt:
Jetzt geht es nicht mehr darum - anders noch zu noch zu den Zeiten von Marc Rich - durch Umgehung von Sanktionen viel Geld zu verdienen, sondern durch die schiere Markmacht nicht nur die Preise zu diktieren, sondern auch die Frachtraten und die Löhne der in diesem Vertikal- und Horizontal- Konzern Beschäftigten zu drücken - und natürlich durch den Marktüberblick auf dem Futures-Markt ordentlich Geld zu verdienen.
Fazit:
Weder zur Freude über die schweizer Elefantenhochzeit, noch zur Trauer über den Tod des gewissenlosen ehemaligen Rohstoffhändlers Marc Rich, gibt es irgendeine Veranlassung.
Kolumbianische Kohle nach Deutschland: Mit Blut, Schweiss und Tränen
Glencore, der Börsengang, und der Weg zum Rohstoff-Riesenkraken
Schweizer Rohstoff-Multis Glencore / Xstrata: Milliarden scheffeln, Ausbeutung zulassen, Umwelt verschmutzen
Auf der Jagd nach Rohstoffen: Elefantenhochzeit und Hofieren eines Diktators
Thyssen, Glencore und die Rohstoff-Blase?
Xstrata und Glencore – Schweizer Konzerne auf dem Weg zum Rohstoffmonopol?
Glencore und Xstrata – Besuch von Demonstranten
Zu Bill Clinton und seinen Spendern
Bill Clinton und seine grosszügigen Spender
Gold, Uran, Frank Giustra und Bill Clinton
onlinedienst - 27. Jun, 20:03 Article 4489x read