Fachkräftemangel in Krankenhäusern und bei den Bahnbetreibern – und wer davon profitiert
Dr. Alexander von Paleske -----18.1. 2024 -
Ueberall gibt es Mangel an Facharbeitern, insbesondere im Gesundheitswesen. Der Fachkräftemangel ist nicht unerheblich mitbedingt durch die in der Vergangenheit verschärfte Arbeitshetze nach Stellenkürzungen. Diese und die wenig angemessene Bezahlung sind es, die den Pflegeberuf für die Berufswahl weniger attraktiv gemacht, und nicht wenige bereits ausgebildete Pflegefachkräfte dazu veranlasst haben, dem Krankenhaus-Pflegebereich den Rücken zu kehren, und sich anderweitig zu orientieren: z.B in der ambulanten Pflege, in Arztpraxen, im Unterricht, im Pharmavertrieb, in dem Vertrieb und der Wartung von medizinischen Geräten.
Verzweifelte Suche
Mittlerweile suchen viele Krankenhäuser verzweifelt nach Pflegepersonal. Da bieten sich die Zeitarbeitsfirmen als Problemlöser an. Pflegekräfte werden bei diesen Firmen angestellt und an Krankenhäuser ausgeliehen. Rund das 1,5 fache des tariflich von Krankenhäusern gezahlten Gehalts bieten Zeitarbeitsfirmen an, oft genug wird auch noch ein Dienstwagen gestellt. Die Ausgestaltung der Arbeit (Schichtdienst, Nachtdienst) kann von der Pflegekraft mitbestimmt werden.
Die Krankenhäuser sind wegen des Pflegekräftemangels gezwungen, auf diese Leiharbeiter zurückzugreifen mit nicht unerheblichen finanziellen Konsequenzen.
Nichts wäre dagegen einzuwenden, wenn damit nur ein temporärer Fachkräftemangel überbrückt würde, aber von temporär kann im Pflegebereich. so wie es aussieht, keine Rede sein, auch in der Zukunft nicht.
Keine Problemlöser
Fest bei Zeitarbeitsfirmen angestellte Pflegekräfte lösen das Problem aber nur insoweit, als ein Teil des rekrutierten Personals von aus der Pflege abgewanderten Pflegekräften besteht. Soweit jedoch Personal von Kliniken abgeworben wird, verschärfen sie dort den Mangel an Fachkräften, denn
- Die Leiharbeiter treiben die Kosten für die Krankenhäuser in die Höhe. Viele Krankenhäuser befinden sich mittlerweile finanziell am Limit, 20% der Krankenhäuser werden in diesem Jahr voraussichtlich insolvent, und müssen als Folge davon entweder ganz oder teilweise geschlossen werden. Die Krankenversorgung der Bevölkerung verschlechtert sich.
- die Leih-Pflegekräfte sind den dort fest Beschäftigten als etwas Besonderes gegenübergestellt,
- integrieren sich nicht immer leicht in die Arbeitsabläufe
- kümmern sich nicht selten weniger um den Gesamtablauf der Station.
- Der Betriebsrat des Krankenhauses ist für ihre Probleme nicht zuständig.
Auch bei der Bahn
Aehnlich sieht es bei der Bahn aus. Auch die Bahn hat einen Fachkräftemangel, gerade auch bei den Lokführern und Fahrdienstleitern, sowohl die Deutsche Bahn, als auch die privaten Betreiber des Schienenverkehrs..
Zur Zeit findet wieder ein Arbeitskampf statt. Die Lokführer, vertreten durch die Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL), verlangen Gehaltserhöhungen, und vor allem eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit.
Die Bahn lehnt eine derartige Reduzierung zur Zeit ab, weil dies den Mangel an Fachkräften nur verschärfen würde. Zu einer Einigung ist es bisher nicht gekommen.
Weitere Pläne
Der GdL-Chef Claus Weselsky verfolgt neben der Gewerkschaftsarbeit aber offenbar noch ganz andere Pläne: Leiharbeit.
2023 hatte GdL- Weselsky mit seinem damaligen Stellvertreter gleich noch eine Firma in der Form einer Genossenschaft gegründet, die sich Fair Train nennt. Genossen können nur Mitglieder der GDL werden, Leiharbeiter jedoch jeder Lokführer oder Fahrdienstleiter.
Einmaliger Vorgang
Ein bisher einmaliger Vorgang, dass aus einer Gewerkschaft heraus eine Leiharbeitsfirma gegründet wird um Arbeitskräfte an den/die Tarifpartner zu verleihen.
Anders als bei Krankenpflege-Fachkräften ist die Zahl der Lokführer offenbar gering, die wegen der Arbeitsbedingungen hingeschmissen, sich beruflich anderweitig orientiert haben und potentiell durch Leiharbeit zurückgewonnen werden könnten. Lokführer für Fair Train kommen daher durch Abwerbung von der DB und privaten Bahnbetreibern zu Fair Train. Anschliessend werden diese Lokführer dann an die Bahnbetreiber - zu erheblich höheren Kosten als die Bahn-Festangestellten - ausgeliehen.
Krisensicheres Geschäftsmodell
Für Fair Train ein gutes und nahezu krisensicheres Geschäft, denn durch das altersbedingte Ausscheiden vieler Lokführer in den nächsten Jahren, wird sich der Fachkräftemangel zukünftig noch weiter verschärfen.
Fair Train wird zur Lösung des Problems Fachkräftemangel substantiell nichts beitragen, die Kosten für den Bahnbetrieb,aber hochtreiben und damit letztlich auch die Ticketpreise.
Fazit:
Sowohl Leiharbeitsfirmen im Pflegebereich, als auch im Bahnbereich wie jetzt die Fair Train sind auf Gewinnerzielung ausgerichtet und mästen sich letztlich an dem Fachkräftemangel, den sie - im Pflegeberich teilweise, im Bahn-Bereich aber voll umfänglich - eher verschärfen..
Gegen den Fachkräftemangel helfen nur akzeptable Arbeitsbedingungen und angemessene Bezahlung, nicht aber Leiharbeit, und die Aufgabe von Gewerkschaften ist es sicherlich nicht, derartige Gechäftsmodelle zu fördern - oder gar zu kreieren.
Ueberall gibt es Mangel an Facharbeitern, insbesondere im Gesundheitswesen. Der Fachkräftemangel ist nicht unerheblich mitbedingt durch die in der Vergangenheit verschärfte Arbeitshetze nach Stellenkürzungen. Diese und die wenig angemessene Bezahlung sind es, die den Pflegeberuf für die Berufswahl weniger attraktiv gemacht, und nicht wenige bereits ausgebildete Pflegefachkräfte dazu veranlasst haben, dem Krankenhaus-Pflegebereich den Rücken zu kehren, und sich anderweitig zu orientieren: z.B in der ambulanten Pflege, in Arztpraxen, im Unterricht, im Pharmavertrieb, in dem Vertrieb und der Wartung von medizinischen Geräten.
Verzweifelte Suche
Mittlerweile suchen viele Krankenhäuser verzweifelt nach Pflegepersonal. Da bieten sich die Zeitarbeitsfirmen als Problemlöser an. Pflegekräfte werden bei diesen Firmen angestellt und an Krankenhäuser ausgeliehen. Rund das 1,5 fache des tariflich von Krankenhäusern gezahlten Gehalts bieten Zeitarbeitsfirmen an, oft genug wird auch noch ein Dienstwagen gestellt. Die Ausgestaltung der Arbeit (Schichtdienst, Nachtdienst) kann von der Pflegekraft mitbestimmt werden.
Die Krankenhäuser sind wegen des Pflegekräftemangels gezwungen, auf diese Leiharbeiter zurückzugreifen mit nicht unerheblichen finanziellen Konsequenzen.
Nichts wäre dagegen einzuwenden, wenn damit nur ein temporärer Fachkräftemangel überbrückt würde, aber von temporär kann im Pflegebereich. so wie es aussieht, keine Rede sein, auch in der Zukunft nicht.
Keine Problemlöser
Fest bei Zeitarbeitsfirmen angestellte Pflegekräfte lösen das Problem aber nur insoweit, als ein Teil des rekrutierten Personals von aus der Pflege abgewanderten Pflegekräften besteht. Soweit jedoch Personal von Kliniken abgeworben wird, verschärfen sie dort den Mangel an Fachkräften, denn
- Die Leiharbeiter treiben die Kosten für die Krankenhäuser in die Höhe. Viele Krankenhäuser befinden sich mittlerweile finanziell am Limit, 20% der Krankenhäuser werden in diesem Jahr voraussichtlich insolvent, und müssen als Folge davon entweder ganz oder teilweise geschlossen werden. Die Krankenversorgung der Bevölkerung verschlechtert sich.
- die Leih-Pflegekräfte sind den dort fest Beschäftigten als etwas Besonderes gegenübergestellt,
- integrieren sich nicht immer leicht in die Arbeitsabläufe
- kümmern sich nicht selten weniger um den Gesamtablauf der Station.
- Der Betriebsrat des Krankenhauses ist für ihre Probleme nicht zuständig.
Auch bei der Bahn
Aehnlich sieht es bei der Bahn aus. Auch die Bahn hat einen Fachkräftemangel, gerade auch bei den Lokführern und Fahrdienstleitern, sowohl die Deutsche Bahn, als auch die privaten Betreiber des Schienenverkehrs..
Zur Zeit findet wieder ein Arbeitskampf statt. Die Lokführer, vertreten durch die Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL), verlangen Gehaltserhöhungen, und vor allem eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit.
Die Bahn lehnt eine derartige Reduzierung zur Zeit ab, weil dies den Mangel an Fachkräften nur verschärfen würde. Zu einer Einigung ist es bisher nicht gekommen.
Weitere Pläne
Der GdL-Chef Claus Weselsky verfolgt neben der Gewerkschaftsarbeit aber offenbar noch ganz andere Pläne: Leiharbeit.
2023 hatte GdL- Weselsky mit seinem damaligen Stellvertreter gleich noch eine Firma in der Form einer Genossenschaft gegründet, die sich Fair Train nennt. Genossen können nur Mitglieder der GDL werden, Leiharbeiter jedoch jeder Lokführer oder Fahrdienstleiter.
Einmaliger Vorgang
Ein bisher einmaliger Vorgang, dass aus einer Gewerkschaft heraus eine Leiharbeitsfirma gegründet wird um Arbeitskräfte an den/die Tarifpartner zu verleihen.
Anders als bei Krankenpflege-Fachkräften ist die Zahl der Lokführer offenbar gering, die wegen der Arbeitsbedingungen hingeschmissen, sich beruflich anderweitig orientiert haben und potentiell durch Leiharbeit zurückgewonnen werden könnten. Lokführer für Fair Train kommen daher durch Abwerbung von der DB und privaten Bahnbetreibern zu Fair Train. Anschliessend werden diese Lokführer dann an die Bahnbetreiber - zu erheblich höheren Kosten als die Bahn-Festangestellten - ausgeliehen.
Krisensicheres Geschäftsmodell
Für Fair Train ein gutes und nahezu krisensicheres Geschäft, denn durch das altersbedingte Ausscheiden vieler Lokführer in den nächsten Jahren, wird sich der Fachkräftemangel zukünftig noch weiter verschärfen.
Fair Train wird zur Lösung des Problems Fachkräftemangel substantiell nichts beitragen, die Kosten für den Bahnbetrieb,aber hochtreiben und damit letztlich auch die Ticketpreise.
Fazit:
Sowohl Leiharbeitsfirmen im Pflegebereich, als auch im Bahnbereich wie jetzt die Fair Train sind auf Gewinnerzielung ausgerichtet und mästen sich letztlich an dem Fachkräftemangel, den sie - im Pflegeberich teilweise, im Bahn-Bereich aber voll umfänglich - eher verschärfen..
Gegen den Fachkräftemangel helfen nur akzeptable Arbeitsbedingungen und angemessene Bezahlung, nicht aber Leiharbeit, und die Aufgabe von Gewerkschaften ist es sicherlich nicht, derartige Gechäftsmodelle zu fördern - oder gar zu kreieren.
onlinedienst - 18. Jan, 10:46 Article 1555x read