Fischfang vor Westafrika – Kein Ende der katastrophalen Überfischung in Sicht
Dr. Alexander von Paleske —- 26.11. 2019 ——
Die Küstengewässer Westafrikas sind mittlerweile zu einem Eldorado für Fabrikfangschiffe und Trawler geworden.
Westafrikanische Länder haben aus dem Verkauf von Fischfang-Lizenzen lukrative Einnahmen gemacht, die entweder Staatsausgaben decken, oder aber – teilweise oder ganz – in die tiefen Taschen korrupter Regierungseliten wandern.
So ist es dann keine Überraschung, dass diese Verträge meistens unter Verschluss gehalten werden – von beiden Seiten versteht sich – vielfach durch totale Ignorierung des ökologischen Gleichgewichts und der Interessen der lokalen Fischer. Die schauen hilflos zu, wie Fischereiboote und Fabrikfangschiffe anderer Staaten ihre Fanggründe leerfischen.
Aber das ist längst nicht alles, denn neben die “rechtmässige” Überfischung gesellt sich die Raubfischerei, indem Trawler in die 19km-Schutzzone eindringen, die ausschliesslich für die lokalen Fischer reserviert ist.
Die Täter kommen vorwiegend aus China, Indien, aber auch aus Europa.
Keine Polizeiboote
Den Küstenstaaten fehlen Polizeiboote,um diese Raubfischer dingfest zu machen, oder zumindest vertreiben.
Sierra Leone besitzt für seine mehrere Hundert Kilometer lange Küste ein einziges Polizeiboot. Selbst wenn dies ausfährt, werden die illegalen Fischer oftmals durch bestochene Helfer an Land per Funk gewarnt, und können so rechtzeitig das Weite suchen.
Ein paar Zahlen
Hier ein paar Zahlen für betroffene Länder:
– Die Fischfangerträge der lokalen Fischer des Senegal haben sich in zehn Jahren von 220.000 Tonnen auf 120.000 Tonnen nahezu halbiert. Zwar sind die Fabrikfangschiffe aus der EU gehalten, die 19km-Sperr-Zone strikt einzuhalten, die ausschliesslich lokalen Fischern vorbehalten ist, aber die Überfischung ausserhalb dieser Zone macht sich gleichwohl auch innerhalb der Sperr-Zone mehr als deutlich bemerkbar.
– Es gibt es eine Reihe von Trawlern, die – insbesondere bei
Nacht – in die Verbotszone eindringen. Die Eigentümer dieser verrosteten „Seelenverkäufer“ sind oft genug irgendwelche Briefkastenfirmen in Steuerparadiesen, um die wahren Eigentümer zu verschleiern.
– Der Schaden, der durch diese illegale Fischerei hervorgerufen wird, liegt im Falle Sierra Leones, einem der ärmsten Länder Westafrikas, mit einer langen Bürgerkriegsgeschichte, und einer Ebola-Epidemie vor vier Jahren, bei rund 30 Millionen US-Dollar pro Jahr. Der ökologische Schaden ist riesig.
– 50 Fabrikfangschiffe, deren grösste Einheiten bis zu 250 Tonnen Fisch pro Tag fangen und verarbeiten können, kreuzen vor der Küste Mauretaniens, darunter 30 bereits aus Ländern wie China, Indien und Belize. Was 56 der kleinen mauretanischen Fischerboote in einem Jahr fangen, das fischen und verarbeiten diese Fabrikschiffe in einem Tag.
– Mittlerweile kommen auch 25% der Fische, die in Europa auf dem Esstisch landen, aus Gewässern der Dritten Welt.
Die Folgen:
- Zerstörung der Existenzgrundlage der lokalen Fischerei
- Verhinderung des Aufbaus einer lokalen Fischverwertungsindustrie
Verminderte Versorgung der lokalen Bevölkerung mit proteinreichem Fisch
- Schliesslich Kollaps der Fischgründe durch Überfischung
- Hungersnöte
- Migration nach Europa. Im Senegal lebten bisher rund eine Million Menschen direkt und indirekt vom Fischfang. Die um sich greifende Arbeitslosigkeit fördert wiederum die Migration nach Europa.
EU schaut weg
Die EU schaut weg, nein, sie fördert das sogar, wie ein Fischfangabkommen im Jahre 2014 mit dem Senegal überdeutlich zeigt. Strikte EU-Regeln, wie das Verbot des Beifangs spielen ier keine Rolle. Auch eine engmaschige Kontrolle findet nicht statt.
250 Tonnen pro Tag
Ein grosses Fabrikfangschiff, oftmals auch noch mit EU-Geldern unterstützt, kann 250 Tonnen Fisch pro Tag verarbeiten.
34 gigantische Fabrikfangschiffe der North Atlantic Fishing Company NAFC „besuchen“ regelmässig die westafrikanische Küste, wie die britische Zeitung Guardian berichtete.
Neun europäische Schiffseigner haben sich zu der Pelagic Freezer Association zusammengeschlossen, und machen zusammen beste Lobbyarbeit.
235.000 Tonnen Fisch werden so pro Jahr in den westafrikanischen Gewässern gefangen, weit jenseits der Erholungsmarke für die Fischbestände.
Konflikte vorprogrammiert
Das Problem ist mittlerweile so dringend geworden, dass die Weltbank ein 55 Millionen Dollar- Projekt zur Bekämpfung der Raubfischerei vor den Küsten Westafrikas ins Leben rief.
So verpflichtete sich z.B. Ghana auf jedem Fischtrawler, der eine Lizenz zum Fischen in der 200 Meilen Wirtschaftszone besass, einen Ghanaer an Bord zu nehmen, der den ordnungsgemässen Betrieb, insbesondere die Fangquoten, das Fischfanggebiet und den Einsatz der erlaubten Netze überwachen soll. Die Überwachungsperson fährt für Tage, bzw Wochen auf diesen Trawlern mit.
Da der Verdienst der Schiffsbesatzungen in der Regel von der Menge der gefangenen Fische abhängt, und die reichsten Fischgründe eben gerade nicht immer die erlaubten sind, auch der Einsatz von Schleppnetzen von zwei Schiffen zusammen ebenfalls verboten ist, aber wesentlich mehr Fang ermöglicht, sind Konflikte vorprogrammiert.
Unfreundlichkeit seitens der Seeleute gegenüber den Inspektoren ist noch das Geringste, gewaltsame Auseinandersetzungen sind möglich, oder Bestechungsversuche – angesichts der niedrigen Löhne der Überwachungsbeamten – kein aussichtsloses Unterfangen.
Und so ist es dann keine Überraschung, dass der 25-jährige ghanaische Beamte Emmanuel Essien, der es mit seiner Überwachungsarbei sehr genau nahm, und seiner Familie auch über Bedrohungen berichtete, am 5. Juli diesen Jahres, auf dem chinesischen Trawler Meng Xin 15 , der dem chinesischen Staatsbetrieb Dalian Meng Xin Fisheries gehört, auf See vermisst wurde, also offenbar über Bord ging.
Rund 90% der Berichte dieser Beamten enthalten Verstösse gegen die Regeln der Fischerei, aber nur 23 Trawler erhielten Strafzahlungen. Bei eingeleiteter Strafverfolgung gab es angeblich auch noch politische Interventionen.
Klage unberechtigt
Die Weltbank beklagte das angeblich geringe Interesse dar ghanaischen Regierung an der Strafverfolgung. Dabei ist das ganze Programm mit der Stationierung von Inspektoren auf den Schiffen ein Schuss in den Ofen: nicht nur gefährlich, sondern auch recht wirkungslos.
Fazit
Erneut zeigt sich: nur internationale Vereinbarungen, an deren Durchsetzung alle beteiligten Staaten ernsthaft mitarbeiten, können dieser katastrophalen Überfischung, ein Ende setzen.
Das setzt Vertrauen zwischen, und den gemeinsamen festen Willen alle(n)r Beteiligten zur Rettung der Meere voraus.
Ohne Frieden, ohne gute Beziehungen aller Staaten miteinander, und ohne Erkenntnis der Notwendigkeit des Schutzes der Meere und des Oekosystems ist das nicht zu schaffen. Davon kann jedoch zur Zeit, angesichts von Handelskriegen und Einmischungen in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten, noch keine Rede sein.
Der vollstaendige Artikel findet sich hier:
https://politicacomment.wordpress.com/2019/11/26/fischfang-vor-westafrika-kein-ende-der-katastrophalen-uberfischung-in-sicht/
Die Küstengewässer Westafrikas sind mittlerweile zu einem Eldorado für Fabrikfangschiffe und Trawler geworden.
Westafrikanische Länder haben aus dem Verkauf von Fischfang-Lizenzen lukrative Einnahmen gemacht, die entweder Staatsausgaben decken, oder aber – teilweise oder ganz – in die tiefen Taschen korrupter Regierungseliten wandern.
So ist es dann keine Überraschung, dass diese Verträge meistens unter Verschluss gehalten werden – von beiden Seiten versteht sich – vielfach durch totale Ignorierung des ökologischen Gleichgewichts und der Interessen der lokalen Fischer. Die schauen hilflos zu, wie Fischereiboote und Fabrikfangschiffe anderer Staaten ihre Fanggründe leerfischen.
Aber das ist längst nicht alles, denn neben die “rechtmässige” Überfischung gesellt sich die Raubfischerei, indem Trawler in die 19km-Schutzzone eindringen, die ausschliesslich für die lokalen Fischer reserviert ist.
Die Täter kommen vorwiegend aus China, Indien, aber auch aus Europa.
Keine Polizeiboote
Den Küstenstaaten fehlen Polizeiboote,um diese Raubfischer dingfest zu machen, oder zumindest vertreiben.
Sierra Leone besitzt für seine mehrere Hundert Kilometer lange Küste ein einziges Polizeiboot. Selbst wenn dies ausfährt, werden die illegalen Fischer oftmals durch bestochene Helfer an Land per Funk gewarnt, und können so rechtzeitig das Weite suchen.
Ein paar Zahlen
Hier ein paar Zahlen für betroffene Länder:
– Die Fischfangerträge der lokalen Fischer des Senegal haben sich in zehn Jahren von 220.000 Tonnen auf 120.000 Tonnen nahezu halbiert. Zwar sind die Fabrikfangschiffe aus der EU gehalten, die 19km-Sperr-Zone strikt einzuhalten, die ausschliesslich lokalen Fischern vorbehalten ist, aber die Überfischung ausserhalb dieser Zone macht sich gleichwohl auch innerhalb der Sperr-Zone mehr als deutlich bemerkbar.
– Es gibt es eine Reihe von Trawlern, die – insbesondere bei
Nacht – in die Verbotszone eindringen. Die Eigentümer dieser verrosteten „Seelenverkäufer“ sind oft genug irgendwelche Briefkastenfirmen in Steuerparadiesen, um die wahren Eigentümer zu verschleiern.
– Der Schaden, der durch diese illegale Fischerei hervorgerufen wird, liegt im Falle Sierra Leones, einem der ärmsten Länder Westafrikas, mit einer langen Bürgerkriegsgeschichte, und einer Ebola-Epidemie vor vier Jahren, bei rund 30 Millionen US-Dollar pro Jahr. Der ökologische Schaden ist riesig.
– 50 Fabrikfangschiffe, deren grösste Einheiten bis zu 250 Tonnen Fisch pro Tag fangen und verarbeiten können, kreuzen vor der Küste Mauretaniens, darunter 30 bereits aus Ländern wie China, Indien und Belize. Was 56 der kleinen mauretanischen Fischerboote in einem Jahr fangen, das fischen und verarbeiten diese Fabrikschiffe in einem Tag.
– Mittlerweile kommen auch 25% der Fische, die in Europa auf dem Esstisch landen, aus Gewässern der Dritten Welt.
Die Folgen:
- Zerstörung der Existenzgrundlage der lokalen Fischerei
- Verhinderung des Aufbaus einer lokalen Fischverwertungsindustrie
Verminderte Versorgung der lokalen Bevölkerung mit proteinreichem Fisch
- Schliesslich Kollaps der Fischgründe durch Überfischung
- Hungersnöte
- Migration nach Europa. Im Senegal lebten bisher rund eine Million Menschen direkt und indirekt vom Fischfang. Die um sich greifende Arbeitslosigkeit fördert wiederum die Migration nach Europa.
EU schaut weg
Die EU schaut weg, nein, sie fördert das sogar, wie ein Fischfangabkommen im Jahre 2014 mit dem Senegal überdeutlich zeigt. Strikte EU-Regeln, wie das Verbot des Beifangs spielen ier keine Rolle. Auch eine engmaschige Kontrolle findet nicht statt.
250 Tonnen pro Tag
Ein grosses Fabrikfangschiff, oftmals auch noch mit EU-Geldern unterstützt, kann 250 Tonnen Fisch pro Tag verarbeiten.
34 gigantische Fabrikfangschiffe der North Atlantic Fishing Company NAFC „besuchen“ regelmässig die westafrikanische Küste, wie die britische Zeitung Guardian berichtete.
Neun europäische Schiffseigner haben sich zu der Pelagic Freezer Association zusammengeschlossen, und machen zusammen beste Lobbyarbeit.
235.000 Tonnen Fisch werden so pro Jahr in den westafrikanischen Gewässern gefangen, weit jenseits der Erholungsmarke für die Fischbestände.
Konflikte vorprogrammiert
Das Problem ist mittlerweile so dringend geworden, dass die Weltbank ein 55 Millionen Dollar- Projekt zur Bekämpfung der Raubfischerei vor den Küsten Westafrikas ins Leben rief.
So verpflichtete sich z.B. Ghana auf jedem Fischtrawler, der eine Lizenz zum Fischen in der 200 Meilen Wirtschaftszone besass, einen Ghanaer an Bord zu nehmen, der den ordnungsgemässen Betrieb, insbesondere die Fangquoten, das Fischfanggebiet und den Einsatz der erlaubten Netze überwachen soll. Die Überwachungsperson fährt für Tage, bzw Wochen auf diesen Trawlern mit.
Da der Verdienst der Schiffsbesatzungen in der Regel von der Menge der gefangenen Fische abhängt, und die reichsten Fischgründe eben gerade nicht immer die erlaubten sind, auch der Einsatz von Schleppnetzen von zwei Schiffen zusammen ebenfalls verboten ist, aber wesentlich mehr Fang ermöglicht, sind Konflikte vorprogrammiert.
Unfreundlichkeit seitens der Seeleute gegenüber den Inspektoren ist noch das Geringste, gewaltsame Auseinandersetzungen sind möglich, oder Bestechungsversuche – angesichts der niedrigen Löhne der Überwachungsbeamten – kein aussichtsloses Unterfangen.
Und so ist es dann keine Überraschung, dass der 25-jährige ghanaische Beamte Emmanuel Essien, der es mit seiner Überwachungsarbei sehr genau nahm, und seiner Familie auch über Bedrohungen berichtete, am 5. Juli diesen Jahres, auf dem chinesischen Trawler Meng Xin 15 , der dem chinesischen Staatsbetrieb Dalian Meng Xin Fisheries gehört, auf See vermisst wurde, also offenbar über Bord ging.
Rund 90% der Berichte dieser Beamten enthalten Verstösse gegen die Regeln der Fischerei, aber nur 23 Trawler erhielten Strafzahlungen. Bei eingeleiteter Strafverfolgung gab es angeblich auch noch politische Interventionen.
Klage unberechtigt
Die Weltbank beklagte das angeblich geringe Interesse dar ghanaischen Regierung an der Strafverfolgung. Dabei ist das ganze Programm mit der Stationierung von Inspektoren auf den Schiffen ein Schuss in den Ofen: nicht nur gefährlich, sondern auch recht wirkungslos.
Fazit
Erneut zeigt sich: nur internationale Vereinbarungen, an deren Durchsetzung alle beteiligten Staaten ernsthaft mitarbeiten, können dieser katastrophalen Überfischung, ein Ende setzen.
Das setzt Vertrauen zwischen, und den gemeinsamen festen Willen alle(n)r Beteiligten zur Rettung der Meere voraus.
Ohne Frieden, ohne gute Beziehungen aller Staaten miteinander, und ohne Erkenntnis der Notwendigkeit des Schutzes der Meere und des Oekosystems ist das nicht zu schaffen. Davon kann jedoch zur Zeit, angesichts von Handelskriegen und Einmischungen in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten, noch keine Rede sein.
Der vollstaendige Artikel findet sich hier:
https://politicacomment.wordpress.com/2019/11/26/fischfang-vor-westafrika-kein-ende-der-katastrophalen-uberfischung-in-sicht/
onlinedienst - 27. Nov, 21:45 Article 764x read