Frankreich: Ein Ex-Geheimdienst-General sagt aus - Wende im Clearstream Prozess ?
Dr. Alexander von Paleske - In Strafverfahren, bei denen der Sachverhalt komplex ist und die Angeklagten jede Schuld abstreiten, kann manchmal die Aussage eines einzigen Zeugen, Klarheit schaffen, die Wende bringen, komme hinterher was da wolle.
Ein derartiger Zeuge ist gestern offenbar im Clearstream-Schlammschlacht-Prozess aufgetreten, ein Prozess, über den wir bereits mehrfach berichtetet haben. Es handelt sich um den französischen Drei -Sterne Geheimdienst -General a.D. Philippe Rondot..
Sowohl aus seinen Aufzeichnungen, die bei einer Hausdurchsuchung im Zusammenhang mit dem Clearstream-Verfahren beschlagnahmt wurden, als auch mit seiner gestrigen Aussage schält sich heraus, dass der angeklagte vormalige Premier Dominique de Villepin bei Treffen mit General Rondot seinerzeit ein brennendes Interesse bekundete, Sarkozy zu belasten. Trotz der Indizien und der von Rondot vertretenen Einschätzung, dass es sich bei den Clearstream Listen um Fälschungen handele.
Bisher hatte de Villepin dieses angeblich geäusserte „brennende Interesse“ an der Belastung Sarkozys vehement abgestritten, ja, nicht einmal der Name Sarkozys sei gefallen.
Ein Intellektueller im Geheimdienst
Wer ist dieser Philippe Rondot, der in Frankreich zur Geheimdienst-Legende wurde, und dessen Aussage in diesem Verfahren so bedeutsam ist?
Obgleich Rondot in einigen Presseorganen als „französischer James Bond“bezeichnet wurde, hat der nunmehr 73-jährige mit James Bond herzlich wenig gemeinsam, wenn man einmal von der Tatsache absieht, dass beide, Bond und Rondot Geheimdienstleute waren.
Vielmehr handelt es sich bei Rondot um die Ausnahmeerscheinung eines Intellektuellen im Geheimdienst, wo normalerweise Intellekt und
unabhängiges Denken unter den Schlapphüten nicht gerade weitverbreitet sind.
Philippe Rondot ist der Sohn von Pierre Rondot, einem General der französischen Armee, der zu einem Experten der arabischen Welt avancierte. Pierre Rondot baute den syrischen und libanesischen Geheimdienst in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg auf, und unterrichtete in den 70er Jahren Internationale Politik an der Hochschule für Journalismus in Lille/Frankreich.
Schon dies eine ungewöhnliche Karriere für einen Mann des Militär.
Philippe Rondot, sicherlich beeinflusst von seinem Vater, startete ebenfalls eine Militärkarriere, gab diese aber nach seinem Einsatz im Algerienkrieg schleunigst auf und wurde Mitglied der französischen Gegenspionage DGSE.
Mittlerweile fliessend in Deutsch, Englisch, Arabisch, Russisch und Rumänisch, kehrte er dem Geheimdienst nach einiger Zeit den Rücken und studierte Politik und Soziologie, schloss mit einem PhD ab und veröffentlichte mehrere Bücher über Syrien, Jordanien und den Irak.
Als Experte für arabische Länder kehrte er in den Geheimdienst zurück, stieg rasch die Stufenleiter im Geheimdienst DGSE auf um dann später in den Geheimdienst Directorate for Territorial Surveillance (DST) überzuwechseln.
Bekannt wurde Rondot der Oeffentlichkeit durch die erfolgreiche Befreiung französischer Geiseln nach Verhandlungen mit Libyen. Ebenfalls durch sein Treffen mit Abu Nidal, einem Palästinenser, der in den 70er und 80er Jahren weltweit für Dutzende von Anschlägen , darunter auch im Auftrag Gaddafis, verantwortlich zeichnete.
Schliesslich gelang es Rondot, den international gesuchten Terroristen Ramirez Sanchez, genannt Carlos im August 1994 im Sudan zu finden und festnehmen zu lassen. Carlos wurde nach Frankreich ausgeliefert und dort wegen mehrfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.
Nur Verlierer?
Nach der gestrigen Aussage Rondots muss de Villepin, dessen Auftritt vor der UN im Jahre 2003 - damals Aussenminister Frankreichs - gegen den geplanten Irakkrieg der USA ihm international ausserordentliche Sympathien und Respekt eingebracht hatten, wohl prozessual als angeschlagen bezeichnet werden, zumal sich Rondot in seiner gesamten Karriere politisch neutral verhalten hatte und sowohl mit rechten wie auch mit linken Ministern zusammenarbeitete. Seine Aussage dürfte deshalb besonderes Gewicht haben.
Ob aber Präsident Sarkozy letztlich als der Sieger aus dieser prozessualen Schlammschlacht hervorgeht, wird sich noch zeigen. Seine Teilnahme am Prozess als Nebenkläger und seine „Schuldigsprechung“ der Angeklagten in einer Fernsehsendung haben ihn auch bei seinen eigenen Parteifreunden erhebliche Sympathien gekostet.
Die Prozess-Schlammschlacht geht derweil weiter.
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Ein derartiger Zeuge ist gestern offenbar im Clearstream-Schlammschlacht-Prozess aufgetreten, ein Prozess, über den wir bereits mehrfach berichtetet haben. Es handelt sich um den französischen Drei -Sterne Geheimdienst -General a.D. Philippe Rondot..
Sowohl aus seinen Aufzeichnungen, die bei einer Hausdurchsuchung im Zusammenhang mit dem Clearstream-Verfahren beschlagnahmt wurden, als auch mit seiner gestrigen Aussage schält sich heraus, dass der angeklagte vormalige Premier Dominique de Villepin bei Treffen mit General Rondot seinerzeit ein brennendes Interesse bekundete, Sarkozy zu belasten. Trotz der Indizien und der von Rondot vertretenen Einschätzung, dass es sich bei den Clearstream Listen um Fälschungen handele.
Bisher hatte de Villepin dieses angeblich geäusserte „brennende Interesse“ an der Belastung Sarkozys vehement abgestritten, ja, nicht einmal der Name Sarkozys sei gefallen.
Ein Intellektueller im Geheimdienst
Wer ist dieser Philippe Rondot, der in Frankreich zur Geheimdienst-Legende wurde, und dessen Aussage in diesem Verfahren so bedeutsam ist?
Obgleich Rondot in einigen Presseorganen als „französischer James Bond“bezeichnet wurde, hat der nunmehr 73-jährige mit James Bond herzlich wenig gemeinsam, wenn man einmal von der Tatsache absieht, dass beide, Bond und Rondot Geheimdienstleute waren.
Vielmehr handelt es sich bei Rondot um die Ausnahmeerscheinung eines Intellektuellen im Geheimdienst, wo normalerweise Intellekt und
unabhängiges Denken unter den Schlapphüten nicht gerade weitverbreitet sind.
Philippe Rondot ist der Sohn von Pierre Rondot, einem General der französischen Armee, der zu einem Experten der arabischen Welt avancierte. Pierre Rondot baute den syrischen und libanesischen Geheimdienst in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg auf, und unterrichtete in den 70er Jahren Internationale Politik an der Hochschule für Journalismus in Lille/Frankreich.
Schon dies eine ungewöhnliche Karriere für einen Mann des Militär.
Philippe Rondot, sicherlich beeinflusst von seinem Vater, startete ebenfalls eine Militärkarriere, gab diese aber nach seinem Einsatz im Algerienkrieg schleunigst auf und wurde Mitglied der französischen Gegenspionage DGSE.
Mittlerweile fliessend in Deutsch, Englisch, Arabisch, Russisch und Rumänisch, kehrte er dem Geheimdienst nach einiger Zeit den Rücken und studierte Politik und Soziologie, schloss mit einem PhD ab und veröffentlichte mehrere Bücher über Syrien, Jordanien und den Irak.
Als Experte für arabische Länder kehrte er in den Geheimdienst zurück, stieg rasch die Stufenleiter im Geheimdienst DGSE auf um dann später in den Geheimdienst Directorate for Territorial Surveillance (DST) überzuwechseln.
Bekannt wurde Rondot der Oeffentlichkeit durch die erfolgreiche Befreiung französischer Geiseln nach Verhandlungen mit Libyen. Ebenfalls durch sein Treffen mit Abu Nidal, einem Palästinenser, der in den 70er und 80er Jahren weltweit für Dutzende von Anschlägen , darunter auch im Auftrag Gaddafis, verantwortlich zeichnete.
Schliesslich gelang es Rondot, den international gesuchten Terroristen Ramirez Sanchez, genannt Carlos im August 1994 im Sudan zu finden und festnehmen zu lassen. Carlos wurde nach Frankreich ausgeliefert und dort wegen mehrfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.
Nur Verlierer?
Nach der gestrigen Aussage Rondots muss de Villepin, dessen Auftritt vor der UN im Jahre 2003 - damals Aussenminister Frankreichs - gegen den geplanten Irakkrieg der USA ihm international ausserordentliche Sympathien und Respekt eingebracht hatten, wohl prozessual als angeschlagen bezeichnet werden, zumal sich Rondot in seiner gesamten Karriere politisch neutral verhalten hatte und sowohl mit rechten wie auch mit linken Ministern zusammenarbeitete. Seine Aussage dürfte deshalb besonderes Gewicht haben.
Ob aber Präsident Sarkozy letztlich als der Sieger aus dieser prozessualen Schlammschlacht hervorgeht, wird sich noch zeigen. Seine Teilnahme am Prozess als Nebenkläger und seine „Schuldigsprechung“ der Angeklagten in einer Fernsehsendung haben ihn auch bei seinen eigenen Parteifreunden erhebliche Sympathien gekostet.
Die Prozess-Schlammschlacht geht derweil weiter.
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onlinedienst - 6. Okt, 08:56 Article 5334x read