Galeria Karstadt Kaufhof: Tod in Raten?- Wenig Grund zur Freude
Dr. Alexander von Paleske ---- 29.4. 2024 --
Galeria Karstadt Kaufhof befindet sich derzeit in der 3. Insolvenz. Und, wie bei den Insolvenzen zuvor, sollen wieder einmal Filialen geschlossen und Personal entlassen werden. Dazu findet sich folgende Meldung:
<b>Gute Nachrichten für Galeria-Angestellte
Jetzt ist es offiziell: Galeria Karstadt Kaufhof schließt Ende August deutschlandweit wieder mal Filialen: 16 der 92 Niederlassungen sind betroffen. Damit werden auch Arbeitsplätze abgebaut. Von den rund 12.800 Menschen, die das Unternehmen (noch) beschäftigt, sollen 11.400 demnach ihren Job behalten, 1.400 aber werden gehen müssen, knapp ein Drittel davon sind Mitarbeiter in der Konzernzentrale in Essen. Die Zentrale wird außerdem nach Düsseldorf verlegt– denn auch die Essener Filiale steht auf der Streichliste.
Bei der Fusion von Kaufhof und Karstadt im Jahre 2018 waren es zusammen noch 32.000 Beschäftigte.
Zur Krisenchronik siehe hier
Weiter so?
Also heisst es: weiter so mit dem alten, zurechtgestutzten Kaufhauskonzept. Deshalb gilt: die angeblich „guten Nachrichten“ sind auch für die noch verbleibenden Mitarbeiter in Wirklichkeit wohl doch keine guten Nachrichten, denn es stellt sich die Frage, ob auf die Dritte Insolvenz, bei Fortsetzung dieses hergebrachten und etwas angestaubten Warenhauskonzepts, nicht noch eine vierte Insolvenz folgen wird - das wäre wohl dann das endgültige Aus.
Neue Eigentümer – besseres Konzept?
Das alte Warenhaus-Konzept hatte der neue Miteigentümer Richard Baker, Governor und Executiv Chairman der kanadischen Firme Hudson Bay (HBC), schon mehere Jahre zuvor mit dem Kaufhof erfolglos versucht, den er 2015 der Metro abgekauft hatte, und 2018 an Benko und seine Signa abstiess.. Haben die neuen (alten) Eignetümer denn jetzt ein tragfähiges Konzept?
Ein Blick zurück
Galeria Karstadt Kaufhofs bisheriger Eigentümer war der österreichische Immobilieninvestor-Pleitier Rene Benko, mittlerweile auch unter Betrugsverdacht.
Mit Warenhaus-Handel hatte der eigentlich sehr wenig am Hut, spaltete, soweit nicht schon geschehen, als Immobilien-Investor die Grundstücke von den Kaufhäusern ab, mit der Konsequenz: die Kaufhäuser waren bzw. wurden in der Folge Mieter, mussten Miete zahlen an Benkos Immobilien Firma Signa.. Zwanzig Prozent des Umsatzes kassierte Benko als Miete, üblich sind bestenfalls 10%.
Mit diesen hohen Mieten konnten die Kaufhäuser nicht profitabel wirtschaften, sofern sie überhaupt - auch bei ortsüblichen Mieten - hätten profitabel arbeiten können, denn der Umsatz ist, bedingt vor allem durch den Onlinehandel, bei den Kaufhäusern - aber auch im Einzelhandel - signifikant zurückgegangen.
Hohe Mieten für Höherbewertung
Für Benko ging es darum, durch die hohen Mieteinnahmen eine Höherbewertung der jeweiligen Grundstücke zu erreichen, die er dann entsprechend höher beleihen konnte, um zusammen mit den Krediten und den Miteinnahmen sein Ponzi- oder Schneeballsystem mit zu finanzieren, also: die die üppigen Zinsen und Gewinne auszuzahlen, die er an seinen Geldgebern versprochen hatte.
Zu den Geldgebern gehörten 147 Banken und Versicherungen in Deutschland, Oesterreichund der Schweiz, darunter:
- die RAG Stiftung,
- Signal Iduna Versicherung ,
- Helaba,
- Allianz
- R V Versicherungen
- Schweizer Bank Julius Baer
- aber auch Privatpersonen wie Klaus Michael Kühne, Roland
Berger, Fressnapf-Gründer Torsten Toeller und andere.
- Scheichs aus der Golfregion.
Lockmittel: hohe Zinsen und Gewinne
Die versprochenen Zinsen waren meilenweit höher als die seinerzeitigen Niedrig- oder gar Null-Zinsen. Und diese hohen Zinsen und Gewinnausschüttungen waren es, mit denen er Investoren und Kreditgeber lockte. Zinsen und Gewinne, die alsbald jedoch gar nicht mehr erwirtschaftet werden konnten, sondern mit neu reingekommenen Investitionsgeldern und Krediten beglichen wurden: das klassische Ponzi- oder Schneeballsystem, das bei:
- Fehlendem Zugang von frischen Investorengeldern,
- Abzug der Investoren,
- Fälligstellen der Bankkredite
- Ausbleiben neuer Kredite
kollabieren muss. Und so geschah es auch.
Die Details von Benkos Ponzi- Schneeballsystem mit Investor-Hopping finden sich im gerade erschienenen, hervorragend recherchierten Buch:
Inside Signa, Aufstieg und Fall des Rene Benko,
von Rainer Fleckl und Sebastian Reinhart
Neue Eigentümer, neues Konzept?
Erst wenn das laufende Insolvenzverfahren beendet ist, dürfen die neuen Eigentümer ran und ihr Konzept umsetzen.
Fest steht: was immer die neuen Galeria-Karstadt-Kaufhof-Eigentümer vorhaben: ohne unbelastetes eigenes Eigentum an den Grundstücken der Kaufhäuser bzw. einer drastischen Reduzierung der Mieten lässt sich nichts erreichen.
Das wahrscheinlichste neue Konzept: die Umwandlung der Kaufhäuser in Matktplätze, also: überwiegend oder ganz kein eigener Handelsbetrieb mehr, sondern Vermietung von Verkaufsflächen für Lebensmittel, Bekleidung, Restaurants, Post und Banken etc. Und zwar nicht schicki micki sondern mittelstandsbezogen.
Ein mögliches Konzept, vorausgesetzt es finden sich genug Interessenten für die Verkaufsflächen/Stände.Einer hat sich offenbar schon gemeldet: Ikea.
Jobverlust droht
Bei diesem Konzept würden die jetzt noch verbleibenden Mitarbeiter jedoch weitgehend ihre Jobs verlieren, könnten sich bestenfalls bei den Standfirmen bzw. den neuen Mietern bewerben.
Alles in allem: Man muss schon ein ziemlicher Optimist sein, um in diesem Zusammenhang von „guten Nachrichten“ für die verbleibenden Mitarbeiter zu sprechen, die - wie die Entlassenen - viel Verzicht auf Lohn- und Bonuszahlungen übten, um den Laden am Laufen zu halten, und damit ihre Arbeitsplätze zu sichern..
Galeria Karstadt Kaufhof befindet sich derzeit in der 3. Insolvenz. Und, wie bei den Insolvenzen zuvor, sollen wieder einmal Filialen geschlossen und Personal entlassen werden. Dazu findet sich folgende Meldung:
<b>Gute Nachrichten für Galeria-Angestellte
Jetzt ist es offiziell: Galeria Karstadt Kaufhof schließt Ende August deutschlandweit wieder mal Filialen: 16 der 92 Niederlassungen sind betroffen. Damit werden auch Arbeitsplätze abgebaut. Von den rund 12.800 Menschen, die das Unternehmen (noch) beschäftigt, sollen 11.400 demnach ihren Job behalten, 1.400 aber werden gehen müssen, knapp ein Drittel davon sind Mitarbeiter in der Konzernzentrale in Essen. Die Zentrale wird außerdem nach Düsseldorf verlegt– denn auch die Essener Filiale steht auf der Streichliste.
Bei der Fusion von Kaufhof und Karstadt im Jahre 2018 waren es zusammen noch 32.000 Beschäftigte.
Zur Krisenchronik siehe hier
Weiter so?
Also heisst es: weiter so mit dem alten, zurechtgestutzten Kaufhauskonzept. Deshalb gilt: die angeblich „guten Nachrichten“ sind auch für die noch verbleibenden Mitarbeiter in Wirklichkeit wohl doch keine guten Nachrichten, denn es stellt sich die Frage, ob auf die Dritte Insolvenz, bei Fortsetzung dieses hergebrachten und etwas angestaubten Warenhauskonzepts, nicht noch eine vierte Insolvenz folgen wird - das wäre wohl dann das endgültige Aus.
Neue Eigentümer – besseres Konzept?
Das alte Warenhaus-Konzept hatte der neue Miteigentümer Richard Baker, Governor und Executiv Chairman der kanadischen Firme Hudson Bay (HBC), schon mehere Jahre zuvor mit dem Kaufhof erfolglos versucht, den er 2015 der Metro abgekauft hatte, und 2018 an Benko und seine Signa abstiess.. Haben die neuen (alten) Eignetümer denn jetzt ein tragfähiges Konzept?
Ein Blick zurück
Galeria Karstadt Kaufhofs bisheriger Eigentümer war der österreichische Immobilieninvestor-Pleitier Rene Benko, mittlerweile auch unter Betrugsverdacht.
Mit Warenhaus-Handel hatte der eigentlich sehr wenig am Hut, spaltete, soweit nicht schon geschehen, als Immobilien-Investor die Grundstücke von den Kaufhäusern ab, mit der Konsequenz: die Kaufhäuser waren bzw. wurden in der Folge Mieter, mussten Miete zahlen an Benkos Immobilien Firma Signa.. Zwanzig Prozent des Umsatzes kassierte Benko als Miete, üblich sind bestenfalls 10%.
Mit diesen hohen Mieten konnten die Kaufhäuser nicht profitabel wirtschaften, sofern sie überhaupt - auch bei ortsüblichen Mieten - hätten profitabel arbeiten können, denn der Umsatz ist, bedingt vor allem durch den Onlinehandel, bei den Kaufhäusern - aber auch im Einzelhandel - signifikant zurückgegangen.
Hohe Mieten für Höherbewertung
Für Benko ging es darum, durch die hohen Mieteinnahmen eine Höherbewertung der jeweiligen Grundstücke zu erreichen, die er dann entsprechend höher beleihen konnte, um zusammen mit den Krediten und den Miteinnahmen sein Ponzi- oder Schneeballsystem mit zu finanzieren, also: die die üppigen Zinsen und Gewinne auszuzahlen, die er an seinen Geldgebern versprochen hatte.
Zu den Geldgebern gehörten 147 Banken und Versicherungen in Deutschland, Oesterreichund der Schweiz, darunter:
- die RAG Stiftung,
- Signal Iduna Versicherung ,
- Helaba,
- Allianz
- R V Versicherungen
- Schweizer Bank Julius Baer
- aber auch Privatpersonen wie Klaus Michael Kühne, Roland
Berger, Fressnapf-Gründer Torsten Toeller und andere.
- Scheichs aus der Golfregion.
Lockmittel: hohe Zinsen und Gewinne
Die versprochenen Zinsen waren meilenweit höher als die seinerzeitigen Niedrig- oder gar Null-Zinsen. Und diese hohen Zinsen und Gewinnausschüttungen waren es, mit denen er Investoren und Kreditgeber lockte. Zinsen und Gewinne, die alsbald jedoch gar nicht mehr erwirtschaftet werden konnten, sondern mit neu reingekommenen Investitionsgeldern und Krediten beglichen wurden: das klassische Ponzi- oder Schneeballsystem, das bei:
- Fehlendem Zugang von frischen Investorengeldern,
- Abzug der Investoren,
- Fälligstellen der Bankkredite
- Ausbleiben neuer Kredite
kollabieren muss. Und so geschah es auch.
Die Details von Benkos Ponzi- Schneeballsystem mit Investor-Hopping finden sich im gerade erschienenen, hervorragend recherchierten Buch:
Inside Signa, Aufstieg und Fall des Rene Benko,
von Rainer Fleckl und Sebastian Reinhart
Neue Eigentümer, neues Konzept?
Erst wenn das laufende Insolvenzverfahren beendet ist, dürfen die neuen Eigentümer ran und ihr Konzept umsetzen.
Fest steht: was immer die neuen Galeria-Karstadt-Kaufhof-Eigentümer vorhaben: ohne unbelastetes eigenes Eigentum an den Grundstücken der Kaufhäuser bzw. einer drastischen Reduzierung der Mieten lässt sich nichts erreichen.
Das wahrscheinlichste neue Konzept: die Umwandlung der Kaufhäuser in Matktplätze, also: überwiegend oder ganz kein eigener Handelsbetrieb mehr, sondern Vermietung von Verkaufsflächen für Lebensmittel, Bekleidung, Restaurants, Post und Banken etc. Und zwar nicht schicki micki sondern mittelstandsbezogen.
Ein mögliches Konzept, vorausgesetzt es finden sich genug Interessenten für die Verkaufsflächen/Stände.Einer hat sich offenbar schon gemeldet: Ikea.
Jobverlust droht
Bei diesem Konzept würden die jetzt noch verbleibenden Mitarbeiter jedoch weitgehend ihre Jobs verlieren, könnten sich bestenfalls bei den Standfirmen bzw. den neuen Mietern bewerben.
Alles in allem: Man muss schon ein ziemlicher Optimist sein, um in diesem Zusammenhang von „guten Nachrichten“ für die verbleibenden Mitarbeiter zu sprechen, die - wie die Entlassenen - viel Verzicht auf Lohn- und Bonuszahlungen übten, um den Laden am Laufen zu halten, und damit ihre Arbeitsplätze zu sichern..
onlinedienst - 29. Apr, 18:26 Article 969x read