Gigant Google: Zensur nur in China?
Dr. Alexander von Paleske --- 17.1. 2010 -- Der Suchmaschinen- Gigant hat in vieler Hinsicht erfolgreich den Weg beschritten, welchen Microsoft bereits vorexerziert hat: In einem neuen Geschäftsfeld, innerhalb kurzer Zeit, der alles beherrschende Anbieter zu werden. Jetzt geht Google auf Konfrontationskurs mit der chinesischen Regierung.
Ende der China-Zensur und die Hintergründe
Google will nicht mehr den Zensor für die chinesische Regierung spielen, eine Rolle, die Google bisher klaglos übernommen hatte. Das Ende für Google in China dürfte damit absehbar sein.
Hat Google einen Sinneswandel vollzogen oder handelt es sich um ein PR-Manöver?
Ein Zensurrückblick
Hilfreich für die Beantwortung dieser Frage ist ein Blick zurück auf die grossen Internet-Serviceprovider und wie sie mit den Zensur-Forderungen der Volksrepublik China umgingen.
Angefangen hatten die Zensur-Kniefälle mit Yahoo bereits im Jahre 1999. Zu dem chinesischen Yahoo-Internetportal wurde gleichzeitig ein Zensurprogramm mitgeliefert. Ein Fall von „Customer Care“.
Dabei wird natürlich geflissentlich vergessen, dass die Freiheit der Meinungsäusserung und Abschaffung der Zensur Grundvoraussetzungen einer funktionierenden Demokratie sind und wichtige Errungenschaften der bürgerlichen Revolution waren.
Die Zensur war seinerzeit mit der Person des österreichischen Staatskanzlers, Fürst von Metternich, untrennbar verbunden. Zensur ging immer auch mit Bespitzelung einher, und niemand hatte beides in Europa in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit solcher Perfektion betrieben, wie Metternich.
Aber: Metternich betrieb die Zensur aus Ueberzeugung, er war ein Monarchist aus Schrot und Korn.
Die modernen Metternichs der Suchmaschinen und Internetportale betreiben die Zensur des Geldes wegen, getreu dem lateinischen Motto „Pecunia non olet“ – Geld stinkt nicht. Mehr noch, die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ beschuldigte bereits im Jahre 2005 Yahoo, bei der Verfolgung eines chinesischen Journalisten, der schliesslich zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt wurde, als“Hilfs-Staatsanwalt“ mit der Bereitstellung von Internet-Beweismaterial geholfen zu haben.
Zensur als Entwicklungshilfe
Nicht nur Yahoo war mit Zensurprogrammen der chinesischen Regierung zu Diensten, sondern Google folgte im Januar 2006 auf dem Fusse. Der Suchmaschinen-Gigant verpflichtete sich, nicht nur die Gesetze der VR China einzuhalten, sondern mit dem Einbau von „Schmutzfiltern“ „bedeutungsvolle und positive Beiträge“ zur Entwicklung Chinas zu leisten.
Und selbstverständlich wollte auch der Medienmogul Rupert Murdoch nicht als „Entwicklungsverhinderer“ dastehen. Nachdem er bereits die hochangesehene BBC aus seinem chinesischen Satellitenprogramm auf Beschwerde der chinesischen Regierung geworfen hatte, forcierte er nach dem Kauf von Myspace nicht dessen Expansion nach China, sondern kreierte einen Ableger dort, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den chinesischen Zensur-Behörden inbegriffen.
Und bei so viel US-Firmen-Dienstbarkeit für einen asiatischen Grosskunden, durfte Microsoft mit seinem MSN -Portal selbstverständlich nicht zurückstehen. Bereits im Jahre 2005 starteten Gates und Co. eine vertrauensvolle und enge Zusammenarbeit mit den chinesischen Zensoren.
Parallel dazu stattete die chinesische Regierung seine Webpolizei mit neuer Software aus, Motto offenbar: Bessere, schnellere und umfassendere Zensur.
Finanzielle Erwartungen nicht erfüllt
Der Schritt von Google, jetzt China die Zähne zu zeigen, bei umgekehrt so viel Finanzorientiertheit, wird allerdings verständlich, wenn man einen Blick auf die Geschäftszahlen wirft. In einem Artikel der Deutschen Welle vom 15.1.2010 heisst es :
Einen großen wirtschaftlichen Schaden würde Google nicht erleiden, wenn die Regierung in Peking den amerikanischen Suchmaschinenbetreiber aus dem Reich der Mitte verbannen würde. Zwar ist es richtig, dass das chinesische Internet mit seinen momentan rund 340 Millionen Nutzern der größte Markt der Welt und zudem noch ein schnell wachsender Markt ist – doch Google profitiert davon nur unterdurchschnittlich......Nur 15,1 Prozent aller chinesischen Suchanfragen landen bei google.cn.. Das Internetunternehmen erzielte im Jahr 2008 einen Umsatz von rund 22 Milliarden US-Dollar, und davon kam nur ein Bruchteil aus China. Nach Angaben von Branchenkennern erlöste Google durch Werbeanzeigen von chinesischen Unternehmen im vergangenen Jahr lediglich rund 200 Millionen Dollar. Betriebswirtschaftlich wäre es also für Google überhaupt keine Katastrophe, sich aus dem chinesischen Markt zurückzuziehen – auch wenn dieser rasant wächst.
Und so kommen die Artikelschreiber zu dem verständlichen Schluss:
.... wenn Google weiterhin mit Internet-Zensur und faulen Kompromissen mit der Führung in Peking in Verbindung gebracht wird, kann dem Internetunternehmen ein Imageschaden in der westlichen Welt entstehen, der weitaus schwerwiegender sein könnte als ein paar Millionen Dollar Umsatzverlust in China.
Also, keine Skrupel, die Google befallen haben, sondern nüchterne Abwägung von wirtschaftlichen Risiken.
Zensur nur in China?
Die weitergehende Frage stellt sich jedoch: Zensiert bzw. zensierte Google nur in China?
Unsere eigenen Erfahrungen lassen daran erhebliche Zweifel aufkommen.
Zensur kann einmal in der direkten Form stattfinden, sie kann aber auch indirekt vorgenommen werden, insbesondere dann, wenn man eine Art marktbeherrschende Stellung einnimmt. Diese marktbeherrschende Stellung hat Google sich mittlerweile erschaffen, da mehr als zwei Drittel aller Suchanfragen über Google laufen.
Insbesondere Google-News hat hier eine enorme Bedeutung gewonnen. Durch einen Mausklick kann man erfahren, was es an Neuigkeiten zu einem Thema gibt.
Und hier bieten sich für Google Möglichkeiten der Zensur, und zwar bei der Auswahl: Wer bzw. was bei Google-News als Medium aufgenommen wird, und wer bzw. was nicht.
Nach drei Jahren die Sperrung
Unsere Website Nachrichten Heute war bei Google News über mehr als drei Jahre aufgenommen, die Artikel erschienen prompt dort.
Als wir jedoch die Hintergründe der Arctic-Sea-Kaperung beleuchteten, dass nämlich dahinter ganz offenichtlich nicht irgendwelche Piraten, sondern der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad steckte, da wurde offenbar unsere Website für Google-News im September auf Dauer gesperrt. Eine Anfrage im Oktober bei der deutschen Google-Zentrale in Hamburg per Fax, mit der Bitte um Ueberprüfung bzw. Klarstellung, blieb bis heute unbeantwortet.
Pressebericht bestätigt Mossad-Beteiligung an der Arctic- Sea Kaperung
Kaperung der Arctic Sea – die Indizienkette beginnt sich zu schliessen
Kaperung der Arctic Sea - Mehrfacher Waffenschmuggel?
Arctic Sea: Die Öffentlichkeit wird getäuscht
Die Kaperung der Arctic Sea – oder: Windiges aus der russischen Seefahrt
Die Kaperung der Arctic Sea: Fakten, Indizien, Spekulationen
Arctic Sea"- Kaperung: Indizien deuten auf Geheimdienstaktion - vermutlich Mossad - und nicht Piraten
Rupert Murdoch - Citizen Kane in der Aera der Globalisierung
Umsonst ist nicht angemessen? - oder: Ist das Zeitungssterben aufzuhalten?
Rettet Rupert Murdoch den guten Journalismus?
Ende der China-Zensur und die Hintergründe
Google will nicht mehr den Zensor für die chinesische Regierung spielen, eine Rolle, die Google bisher klaglos übernommen hatte. Das Ende für Google in China dürfte damit absehbar sein.
Hat Google einen Sinneswandel vollzogen oder handelt es sich um ein PR-Manöver?
Ein Zensurrückblick
Hilfreich für die Beantwortung dieser Frage ist ein Blick zurück auf die grossen Internet-Serviceprovider und wie sie mit den Zensur-Forderungen der Volksrepublik China umgingen.
Angefangen hatten die Zensur-Kniefälle mit Yahoo bereits im Jahre 1999. Zu dem chinesischen Yahoo-Internetportal wurde gleichzeitig ein Zensurprogramm mitgeliefert. Ein Fall von „Customer Care“.
Dabei wird natürlich geflissentlich vergessen, dass die Freiheit der Meinungsäusserung und Abschaffung der Zensur Grundvoraussetzungen einer funktionierenden Demokratie sind und wichtige Errungenschaften der bürgerlichen Revolution waren.
Die Zensur war seinerzeit mit der Person des österreichischen Staatskanzlers, Fürst von Metternich, untrennbar verbunden. Zensur ging immer auch mit Bespitzelung einher, und niemand hatte beides in Europa in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit solcher Perfektion betrieben, wie Metternich.
Aber: Metternich betrieb die Zensur aus Ueberzeugung, er war ein Monarchist aus Schrot und Korn.
Die modernen Metternichs der Suchmaschinen und Internetportale betreiben die Zensur des Geldes wegen, getreu dem lateinischen Motto „Pecunia non olet“ – Geld stinkt nicht. Mehr noch, die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ beschuldigte bereits im Jahre 2005 Yahoo, bei der Verfolgung eines chinesischen Journalisten, der schliesslich zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt wurde, als“Hilfs-Staatsanwalt“ mit der Bereitstellung von Internet-Beweismaterial geholfen zu haben.
Zensur als Entwicklungshilfe
Nicht nur Yahoo war mit Zensurprogrammen der chinesischen Regierung zu Diensten, sondern Google folgte im Januar 2006 auf dem Fusse. Der Suchmaschinen-Gigant verpflichtete sich, nicht nur die Gesetze der VR China einzuhalten, sondern mit dem Einbau von „Schmutzfiltern“ „bedeutungsvolle und positive Beiträge“ zur Entwicklung Chinas zu leisten.
Und selbstverständlich wollte auch der Medienmogul Rupert Murdoch nicht als „Entwicklungsverhinderer“ dastehen. Nachdem er bereits die hochangesehene BBC aus seinem chinesischen Satellitenprogramm auf Beschwerde der chinesischen Regierung geworfen hatte, forcierte er nach dem Kauf von Myspace nicht dessen Expansion nach China, sondern kreierte einen Ableger dort, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den chinesischen Zensur-Behörden inbegriffen.
Und bei so viel US-Firmen-Dienstbarkeit für einen asiatischen Grosskunden, durfte Microsoft mit seinem MSN -Portal selbstverständlich nicht zurückstehen. Bereits im Jahre 2005 starteten Gates und Co. eine vertrauensvolle und enge Zusammenarbeit mit den chinesischen Zensoren.
Parallel dazu stattete die chinesische Regierung seine Webpolizei mit neuer Software aus, Motto offenbar: Bessere, schnellere und umfassendere Zensur.
Finanzielle Erwartungen nicht erfüllt
Der Schritt von Google, jetzt China die Zähne zu zeigen, bei umgekehrt so viel Finanzorientiertheit, wird allerdings verständlich, wenn man einen Blick auf die Geschäftszahlen wirft. In einem Artikel der Deutschen Welle vom 15.1.2010 heisst es :
Einen großen wirtschaftlichen Schaden würde Google nicht erleiden, wenn die Regierung in Peking den amerikanischen Suchmaschinenbetreiber aus dem Reich der Mitte verbannen würde. Zwar ist es richtig, dass das chinesische Internet mit seinen momentan rund 340 Millionen Nutzern der größte Markt der Welt und zudem noch ein schnell wachsender Markt ist – doch Google profitiert davon nur unterdurchschnittlich......Nur 15,1 Prozent aller chinesischen Suchanfragen landen bei google.cn.. Das Internetunternehmen erzielte im Jahr 2008 einen Umsatz von rund 22 Milliarden US-Dollar, und davon kam nur ein Bruchteil aus China. Nach Angaben von Branchenkennern erlöste Google durch Werbeanzeigen von chinesischen Unternehmen im vergangenen Jahr lediglich rund 200 Millionen Dollar. Betriebswirtschaftlich wäre es also für Google überhaupt keine Katastrophe, sich aus dem chinesischen Markt zurückzuziehen – auch wenn dieser rasant wächst.
Und so kommen die Artikelschreiber zu dem verständlichen Schluss:
.... wenn Google weiterhin mit Internet-Zensur und faulen Kompromissen mit der Führung in Peking in Verbindung gebracht wird, kann dem Internetunternehmen ein Imageschaden in der westlichen Welt entstehen, der weitaus schwerwiegender sein könnte als ein paar Millionen Dollar Umsatzverlust in China.
Also, keine Skrupel, die Google befallen haben, sondern nüchterne Abwägung von wirtschaftlichen Risiken.
Zensur nur in China?
Die weitergehende Frage stellt sich jedoch: Zensiert bzw. zensierte Google nur in China?
Unsere eigenen Erfahrungen lassen daran erhebliche Zweifel aufkommen.
Zensur kann einmal in der direkten Form stattfinden, sie kann aber auch indirekt vorgenommen werden, insbesondere dann, wenn man eine Art marktbeherrschende Stellung einnimmt. Diese marktbeherrschende Stellung hat Google sich mittlerweile erschaffen, da mehr als zwei Drittel aller Suchanfragen über Google laufen.
Insbesondere Google-News hat hier eine enorme Bedeutung gewonnen. Durch einen Mausklick kann man erfahren, was es an Neuigkeiten zu einem Thema gibt.
Und hier bieten sich für Google Möglichkeiten der Zensur, und zwar bei der Auswahl: Wer bzw. was bei Google-News als Medium aufgenommen wird, und wer bzw. was nicht.
Nach drei Jahren die Sperrung
Unsere Website Nachrichten Heute war bei Google News über mehr als drei Jahre aufgenommen, die Artikel erschienen prompt dort.
Als wir jedoch die Hintergründe der Arctic-Sea-Kaperung beleuchteten, dass nämlich dahinter ganz offenichtlich nicht irgendwelche Piraten, sondern der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad steckte, da wurde offenbar unsere Website für Google-News im September auf Dauer gesperrt. Eine Anfrage im Oktober bei der deutschen Google-Zentrale in Hamburg per Fax, mit der Bitte um Ueberprüfung bzw. Klarstellung, blieb bis heute unbeantwortet.
Pressebericht bestätigt Mossad-Beteiligung an der Arctic- Sea Kaperung
Kaperung der Arctic Sea – die Indizienkette beginnt sich zu schliessen
Kaperung der Arctic Sea - Mehrfacher Waffenschmuggel?
Arctic Sea: Die Öffentlichkeit wird getäuscht
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Rupert Murdoch - Citizen Kane in der Aera der Globalisierung
Umsonst ist nicht angemessen? - oder: Ist das Zeitungssterben aufzuhalten?
Rettet Rupert Murdoch den guten Journalismus?
onlinedienst - 17. Jan, 14:28 Article 3844x read
Google ist unbrauchbar
Dagegen scheint es für Google kein Problem zu sein besonders lesenswerte Blogs zeitnah zu sperren, waehrend Luegennachrichten z.B. von der BILD.de bis in aller Ewigkeit ueber diese komische Suchmaschine auffindbar sind.
Warum dieser Blog bei Google News gesperrt wurde, kann ich mir sehr gut vorstellen. Ein Blick in die Liste der Personen das Aufsichtsrats von Google gibt den Rest.