Griechenland-Krise: Die Geierfonds warten auf ihre Stunde
Dr. Alexander von Paleske 24.1. 2012 ----
Wie das Aas die Geier, so locken die Schuldverschreibungen von finanziell klammen Staaten die Geierfonds an. Mehrfach haben wir über sie berichtet.
Das Geschäftsprinzip:
- Forderungen gegen finanziell klamme Staaten, die oftmals einen Schuldenerlass mit vielen ihrer Gläubigern bereits erreicht haben, billigst aufkaufen
- von denjenigen, die an dem Schuldenerlassabkommen nicht beteiligt waren,
- gnadenlos den vollen Betrag mit einer Armada von Anwälten und oftmals mehreren internationalen Prozessen gleichzeitig einklagen
- dann mit dem gerichtlichen Titel Exporterlöse des verklagten Landes pfänden
Nachdem es bisher ausschliesslich Dritte Welt Länder wie Sambia, Demokratische Republik Kongo, Kongo-Brazzaville und Peru getroffen hatte, ist nunmehr Griechenland an der Reihe.
Ein Mann namens Paul Singer
Der Erfinder dieser lukrativen Geld-Eintreibemaschine, mit der er sich an dem Elend finanziell klammer Staaten mästete, ist ein gewisser Paul Singer, seines Zeichens Milliardär, der seinen Einstand 1996 mit dem Aufkauf von Forderungen gegen den lateinamerikanischen Staat Peru gab:
Gekauft für 11 Millionen, zwang er Peru dann zur Zahlung von 58 Millionen US Dollar.
Ähnlich ging die Geierfond-Firma Donegal vor, die Sambia erfolgreich in London verklagte, wir berichteten darüber. Sie gehört dem “Goldfinger” Michael Sheehan. Seine Firma nennt sich zynischerweise “Debt Advisory International”.
Sheehan lässt es sich 240.000 Dollar pro Jahr kosten, einen Lobbyisten in Washington D.C. / USA zu bezahlen, der dafür zu sorgen hat, dass diese “herrlichen Zeiten” weiter andauern.
Paul Singer ist auf solche Lobbyisten nicht angewiesen, er bezahlte direkt an Republikaner wie G.W Bush oder Rudy Giuliani, den früheren Bürgermeister New Yorks, dem er 15 Millionen für den seinerzeitigen Präsidentschaftswahlkampf in die Tasche schob, um das Geschäftsumfeld günstig zu gestalten und notfalls sich der Hilfe des US- US- Aussenministeriums zu vergewissern.
Zumindest aber zu verhindern, dass Politiker seinen legalen, gleichwohl widerwärtigen Geschäften in die Quere kommen.
So finanzieren Länder der Dritten Welt auch noch ungewollt den US Wahlkampf und Lobbyismus mit.
Viel Armut, viele Geier
Mittlerweile sind auf diesem Geschäftsfeld mehr als zwei Dutzend Geier unterwegs, die es in den vergangenen Jahren geschafft haben, rund eine Milliarde US Dollar von den ärmsten Ländern der Welt einzutreiben. Weitere 1,3 Milliarden sollen folgen, während gleichzeitig diesen armen Ländern in Schuldenabkommen ein Grossteil der staatlichen Kredite erlassen wurde.
Auch die Bestechung von Politikern, wie im Falle Sambias, gehört mit zum Geschäft.
1000% Profit
Die Profitmarge kann bis zu 1000 Prozent gehen. Herrliche (Aasgeier)-Zeiten.
Und so hat natürlich Singers Firma Elliott in grossem Umfang Griechenlandanleihen zum Discountpreis aufgekauft , ebenso Hedgefonds wie Saba Capital, Cape View oder TTN. Und die warten jetzt auf das Schuldenabkommen, an dem sie sich selbstverständlich nicht beteiligen, um dann anschliessend zuzuschlagen.
Der griechische Staat wird bei zu erwartender Zahlungsunwilligkeit mit einer Armada von Anwälten in mehreren aussergriechischen Ländern gleichzeitig auf Zahlung verklagt, so wie jüngst im Falle des Kongo.
Die Geierfonds könnten nur im Falle einer kompletten Staatspleite Griechenlands leer ausgehen, aber das will die Europäische Gemeinschaft und die griechische Regierung unter allen Umständen verhindern. Denn dann würden – abgesehen von allen anderen damit verbundenen Risiken, auch die Kreditversicherungen fällig, die sogenannten Credit Default Swaps (CDS) mit unabsehbaren Folgen, wie bei der Lehman-Pleite im September 2008.
Zwar hat die griechische Regierung mittlerweile per Gesetz rückwirkend Forderungen auf einen vereinbarten Schuldenschnitt begrenzt, die Rechtmässigkeit dieser Massnahme ist aber zweifelhaft, da die Europäische Zentralbank offenbar davon nicht betroffen ist – ein Verstoss gegen das Gleichbehandlungsgebot und möglicherweise auch das Rückwirkungsverbot.
Fazit:
Nur wenn internationale Abkommen sämtliche Forderungen auf den Schuldenschnitt begrenzen, und darüber hinaus endlich den finanziellen Massenvernichtungsmitteln Credit Default Swaps (CDS) den Garaus machen, kann den Geiern das Handwerk gelegt werden, und lassen sich derartige zwickmühlenähnliche Zustände, wie im Falle Griechenlands, in der Zukunft vermeiden.
Geierfonds plündern Länder der Dritten Welt
Sambia muss an Geierfond 15 Millionen US Dollar bezahlen.
Credit Default Swaps oder: Die nächste Weltfinanzkrise rückt näher
Die Geierfonds klagen zur Kasse – diesmal gegen die Demokratische Republik Kongo (DRC)
Wie das Aas die Geier, so locken die Schuldverschreibungen von finanziell klammen Staaten die Geierfonds an. Mehrfach haben wir über sie berichtet.
Das Geschäftsprinzip:
- Forderungen gegen finanziell klamme Staaten, die oftmals einen Schuldenerlass mit vielen ihrer Gläubigern bereits erreicht haben, billigst aufkaufen
- von denjenigen, die an dem Schuldenerlassabkommen nicht beteiligt waren,
- gnadenlos den vollen Betrag mit einer Armada von Anwälten und oftmals mehreren internationalen Prozessen gleichzeitig einklagen
- dann mit dem gerichtlichen Titel Exporterlöse des verklagten Landes pfänden
Nachdem es bisher ausschliesslich Dritte Welt Länder wie Sambia, Demokratische Republik Kongo, Kongo-Brazzaville und Peru getroffen hatte, ist nunmehr Griechenland an der Reihe.
Ein Mann namens Paul Singer
Der Erfinder dieser lukrativen Geld-Eintreibemaschine, mit der er sich an dem Elend finanziell klammer Staaten mästete, ist ein gewisser Paul Singer, seines Zeichens Milliardär, der seinen Einstand 1996 mit dem Aufkauf von Forderungen gegen den lateinamerikanischen Staat Peru gab:
Gekauft für 11 Millionen, zwang er Peru dann zur Zahlung von 58 Millionen US Dollar.
Ähnlich ging die Geierfond-Firma Donegal vor, die Sambia erfolgreich in London verklagte, wir berichteten darüber. Sie gehört dem “Goldfinger” Michael Sheehan. Seine Firma nennt sich zynischerweise “Debt Advisory International”.
Sheehan lässt es sich 240.000 Dollar pro Jahr kosten, einen Lobbyisten in Washington D.C. / USA zu bezahlen, der dafür zu sorgen hat, dass diese “herrlichen Zeiten” weiter andauern.
Paul Singer ist auf solche Lobbyisten nicht angewiesen, er bezahlte direkt an Republikaner wie G.W Bush oder Rudy Giuliani, den früheren Bürgermeister New Yorks, dem er 15 Millionen für den seinerzeitigen Präsidentschaftswahlkampf in die Tasche schob, um das Geschäftsumfeld günstig zu gestalten und notfalls sich der Hilfe des US- US- Aussenministeriums zu vergewissern.
Zumindest aber zu verhindern, dass Politiker seinen legalen, gleichwohl widerwärtigen Geschäften in die Quere kommen.
So finanzieren Länder der Dritten Welt auch noch ungewollt den US Wahlkampf und Lobbyismus mit.
Viel Armut, viele Geier
Mittlerweile sind auf diesem Geschäftsfeld mehr als zwei Dutzend Geier unterwegs, die es in den vergangenen Jahren geschafft haben, rund eine Milliarde US Dollar von den ärmsten Ländern der Welt einzutreiben. Weitere 1,3 Milliarden sollen folgen, während gleichzeitig diesen armen Ländern in Schuldenabkommen ein Grossteil der staatlichen Kredite erlassen wurde.
Auch die Bestechung von Politikern, wie im Falle Sambias, gehört mit zum Geschäft.
1000% Profit
Die Profitmarge kann bis zu 1000 Prozent gehen. Herrliche (Aasgeier)-Zeiten.
Und so hat natürlich Singers Firma Elliott in grossem Umfang Griechenlandanleihen zum Discountpreis aufgekauft , ebenso Hedgefonds wie Saba Capital, Cape View oder TTN. Und die warten jetzt auf das Schuldenabkommen, an dem sie sich selbstverständlich nicht beteiligen, um dann anschliessend zuzuschlagen.
Der griechische Staat wird bei zu erwartender Zahlungsunwilligkeit mit einer Armada von Anwälten in mehreren aussergriechischen Ländern gleichzeitig auf Zahlung verklagt, so wie jüngst im Falle des Kongo.
Die Geierfonds könnten nur im Falle einer kompletten Staatspleite Griechenlands leer ausgehen, aber das will die Europäische Gemeinschaft und die griechische Regierung unter allen Umständen verhindern. Denn dann würden – abgesehen von allen anderen damit verbundenen Risiken, auch die Kreditversicherungen fällig, die sogenannten Credit Default Swaps (CDS) mit unabsehbaren Folgen, wie bei der Lehman-Pleite im September 2008.
Zwar hat die griechische Regierung mittlerweile per Gesetz rückwirkend Forderungen auf einen vereinbarten Schuldenschnitt begrenzt, die Rechtmässigkeit dieser Massnahme ist aber zweifelhaft, da die Europäische Zentralbank offenbar davon nicht betroffen ist – ein Verstoss gegen das Gleichbehandlungsgebot und möglicherweise auch das Rückwirkungsverbot.
Fazit:
Nur wenn internationale Abkommen sämtliche Forderungen auf den Schuldenschnitt begrenzen, und darüber hinaus endlich den finanziellen Massenvernichtungsmitteln Credit Default Swaps (CDS) den Garaus machen, kann den Geiern das Handwerk gelegt werden, und lassen sich derartige zwickmühlenähnliche Zustände, wie im Falle Griechenlands, in der Zukunft vermeiden.
Geierfonds plündern Länder der Dritten Welt
Sambia muss an Geierfond 15 Millionen US Dollar bezahlen.
Credit Default Swaps oder: Die nächste Weltfinanzkrise rückt näher
Die Geierfonds klagen zur Kasse – diesmal gegen die Demokratische Republik Kongo (DRC)
onlinedienst - 24. Jan, 11:50 Article 3379x read