Im Interview: Professor Christoph Broelsch
Dr. Alexander von Paleske -- 11.12. 2009 --Professor Christoph Broelsch ist einer der Pioniere der Lebendtransplantation und eine international anerkannte Kapazität auf dem Gebiet der Transplantation schlechthin. Er war zuletzt Ordinarius und Leiter der Transplantationschirurgie am Klinikum der Universität Essen.
Seit 2 Jahren ist er vom Dienst suspendiert und steht nun vor Gericht. Angeklagt wegen angeblicher Vorteilsgewährung, Betrug und Nötigung.
Das nun folgende Interview, das ich nach einem Hauptverhandlungstermin am 20.11 in Essen machte, kam durch Vermittlung eines Lebendspenders zustande und folgt meinem hier veröffentlichten Artikel über Professor Broelsch.
Dieser Hauptverhandlungstermin hat mich nachdenklich gemacht.
Dort traten Patienten auf, die als „hoffnungslose Fälle“ gleichwohl erfolgreich von Professor Boelsch operiert wurden und deren Dankbarkeit in keiner Weise geheuchelt war.
Demgegenüber versuchten Staatsanwaltschaft und das Gericht, in akribischer Weise herauszufinden, ob der Professor an diesem Tag selbst operiert hatte, oder sein ständiger Vertreter bzw. ein anderer Oberarzt oder ob Professor Broelsch in Sofia war, um dort am Aufbau eines Transplantationszentrums Hilfestellung zu leisten.
Als leitender Arzt und ehemaliger Rechtsanwalt kenne ich beide Welten, die juristische wie die medizinische, und weiss nur allzu genau und, wie wenig beide Gruppen wirklich voneinander wissen, es sind praktisch Parallelwelten, in der sie leben und die ihr Denken bestimmen.
Prof Broelsch, Patienten
Prof. Broelsch, Verteidiger
Fotos: Dr. v. Paleske
Herr Professor Broelsch, Ihnen wird vorgeworfen, Geld von Patienten, von Kassenpatienten, die von Ihnen operiert werden wollten, verlangt oder erbeten zu haben. Geld, dass dann auf ein Drittmittelkonto zur Finanzierung von Forschungsprojekten eingezahlt wurde, bzw. werden sollte.
Die Zeugenvernehmungen vor dem Landgericht Essen sind keineswegs abgeschlossen.
Sehen Sie sich angesichts der negativen Berichterstattung durch die Presse nicht bereits als vorverurteilt an? Immerhin hat es selbst in der ansonsten seriösen Wochenzeitschrift „Die Zeit“ vor Prozessbeginn einen langen Artikel gegeben unter dem reisserischen Titel „Der Kassierer.“
Nicht nur vorverurteilt, man kommt sich gelegentlich ein wenig dekapitiert vor. Das ist ein nicht sehr schöner Zustand, allerdings auf Deutschland begrenzt. Das hat mit meinem internationalen Ansehen kaum etwas zu tun. Ich will das nicht unterschätzen, weil es mich wirklich vor zwei Jahren ziemlich aus der Bahn geworfen hatte, die letzten zwei Jahre meiner beruflichen Lebensplanung. Ich kann allerdings von von Glück sagen, dass es die letzten ein zwei Jahre sind, denn an dieser Institution hätte ich sowieso keinen Tag länger gearbeitet (gemeint ist das Klinikum Essen, der Verf).
Das Verfahren behindert mich auch in der Zwischenzeit mental, es behindert mich seelisch, die Familie ist belastet, die Umwelt und Freunde, wobei der gute Teil aber daran ist, dass man zwischen den Freunden und den anderen nun gut unterscheiden kann..
Der schlechte Teil ist natürlich, dass mir hier etwas vorgeworfen wird, was zum grössten Teil so nicht stimmt . Aber das ist eine Welt, in der wir jetzt leben, die ihre Opfer haben will,. Es scheint wichtig zu sein, dass man irgend wann einmal von seinem Sockel geholt wird. Das ist eine Lehre und ich würde vieles jetzt anders machen, wenn ich das so überblicke.
Was die Vorwürfe zur Spendenaquisition angeht, so denke ich, gibt es da sicherlich zwei Aspekte:
Ganz schlicht gesagt ging es ja da um Patienten, Kassenpatienten, die von mir aber privat behandelt werden wollten, als sogenannte Wahlleistung, die sie aber in gar nicht bezahlen konnten.
Wenn man privat von einem Professor operiert werden will, gibt es eine Wahlleistungsvereinbarung, da gibt es Honorare, es wird dies den Patienten mitgeteilt und da ergibt sich dann durch die notwendige Einschaltung anderer Disziplinen (Anaesthesie z.B.) ein erkleckliches Sümmchen. Nun wäre es rechtlich völlig korrekt gewesen, den Patienten ganz brutal zu sagen: „Ich operiere Sie nachdem Sie ihre Honorarsicherung eingezahlt haben“.
Das machen ja die anderen Chefärzte so
Ja. . Bei den 40 oder so Patienten, die ich im Laufe der Zeit gesehen habe, hielt ich genau das für die brutale und unsoziale Methode: Die Patienten neben der Krankheit nun noch in eine Problematik zu bringen, woher sie denn das ganze Geld auftreiben sollten und damit auf eine Operation in kurzer Zeit zu verzichten, von der sie meinten, dass sie ihnen möglicherweise das Leben retten könnte.
Können Sie vielleicht mal einen Betrag nennen, damit man eine Vorstellung gewinnen kann was die Operation mit allem Drum und Dran als Wahlleistung gekostet hätte und was im Vergleich dazu Sie als Spende für Ihr Forschungskonto verlangt bzw. erbeten haben.
Patienten, die als Privatpatienten, also als Wahlleistungspatienten zu mir kamen, mussten damit rechnen, einen Betrag zwischen 30.000 und 40.000 Euro aufbringen. Dies ist nicht mein Honorar, brutto 7000 bis 8000 Euro gingen an uns , eingeschlossen Anaesthesie usw.
Wenn Sie jetzt von einem Betrag von 30-40.000 Euro ausgehen, dann hätten diese Patienten nach den Regularien des Krankenhauses vorab den Gesamtbetrag entweder auf irgendeine Kasse einzahlen müssen und meinen Anteil auf mein Konto und den Anteil der Kollegen auf deren Konto, für die bin ich aber nicht verantwortlich.
Dieser Betrag hat den Patienten eindeutig einen Schreck eingejagt. Dann habe ich sie gefragt, ob sie anstelle eines Honorars eine Spende für unsere Forschung leisten würden. Das brauchen Sie nicht, das können Sie aber. Dann würde ich Sie operieren und sehen, dass wir einen Operationstermin zusammenbekommen.
Die Patienten haben teilweise lange überlegt, teilweise sehr schnell überlegt , nachgerechnet , ist ja viel billiger für uns, kann ja auch von der Steuer abgesetzt werden und ist für die Forschung, tun wir also auch noch was Gutes dabei.
Ich habe gedacht: Für alle Beteiligten eine „Win Win Situation“. Es gab auch welche, die sagten „Nee möchten wir nicht, wir wollen dann doch lieber vom Oberarzt operiert werden..
In den fünf Jahren, in denen das betrieben wurde, gab es sagen wir mal 10 solcher Patienten pro Jahr , die sind neben den vielen anderen 100 Patienten irgendwann einmal aufgetaucht .
Ich habe mir dabei nie etwas Böses gedacht, vor allem nicht, dass es bei diesen Patienten zu irgendwelchem Druck oder räuberischen Erpressungsphaenomenen kommen könnte, wie die Staatsanwaltschaft das wirklich in nicht akzeptabler Weise in die Oeffentlichkeit hinausposaunt hat.
Dem steht auch entgegen, das haben auch andere Zeugen inzwischen ausgesagt, dass sie auf den Stationen glücklich und froh waren, und nicht in irgendeiner Weise sich geäussert hatten, dass sie benachteiligt, bevorteiligt , dass alles mit schlechten Dingen zugegangen sei weder während des stationäen Aufenthalts, noch bei den Nachuntersuchungen. Dies ist dokumentiert in den vielen Dankeschön-Briefen , die wir bekamen, auch noch in dem Steuerbescheiden, die sie dann bekamen. Keiner kam auf die Idee, zu sagen, „das scheint alles doch ein bisschen anrüchig zu sein“
Daraus einen Straftatbestand zu machen, einen Vorwurf der Bestechlichkeit , ist mir unverständlich, weil man sich ja auf einen Geldbetrag als Spende für ein Forschungsvorhaben geeinigt hatte, um dann nach Terminplan des Professors, es ging gar nicht um schnelle Termine, meine Privatpatienten haben immer zügig Termine bekommen, weil ich einfach wegoperieren wollte. Das ist im übrigen gang und gäbe in Deutschland.
Nun kann man ja schon in gewisser Weise moralische Bedenken haben in der Weise, dass die Bezahlung vor der Operation, also einer oft für den Patienten verzweifelten Lage, aber nicht hinterher erbeten wurde.
Ja, wenn Sie Moral gegen Moral abwägen, dann ja, aber nicht, wenn sie das gegen die steinharte Moral abwägen, die üblich ist, bei Privatpatienten“Jetzt zahlen sie erst einmal bevor wir überhaupt einen Termin reden“ . Und letzteres ist die Realität in der deutschen Medizin.
Nur bei meiner Vorgensweise kam man auf die Idee, „ja, die müssen die Leistung doch auch kostenfrei bekommen“. Müssen sie ja auch, aber über die Poliklinik und entsprechend der Bettenkapazität , unter Berücksichtigung des deutschem Arbeitszeitgesetzes usw. Das muss alles in Betracht gezogen werden.
Die Patienten hatten sich damit eine gewisse Sonderregelung „erkauft“, weil Professoren und die in freier Praxis tätigen Aerzte sich nicht um die Arbeitszeitregeln kümmern, soweit es die eigene Person betrifft.Wir sind Pfingsten da, wir sind auch Weihnachten da und pochen nicht auf irgendein Dienstzeitrecht.
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Nun wirft Ihnen die Statsanwaltschaft auch noch Betrug vor,insoweit, dass sie als Chef bei Privatpatienten (Wahlleistungspatienten) abgerechnet haben auch wenn Sie die Operation gar nicht selbst durchgeführt sondern duch Ihren 1. Oberarzt oder einer Ihrer anderen Oberärzte haben ausführen lassen, bzw. die Operationen nicht in voller Gänze durchgeführt sondern teilweise nur bzw. sozusagen „Gewehr bei Fuss“ gestanden haben.
Ja, weder permanent, noch bei manchen Operationen wegen Abwesenheit z.B. im Urlaub
Das ist aber gängige verständliche Praxis, für Patienten auch, ich hielt das für absolut rechtmässig.
Insbesondere, aber nicht nur dann, wenn Patienten als Notfall kommen und der Chef nicht erreichbar oder verhindert ist , der diensthabende Oberarzt als Vertreter operiert und dann am Ende der Behandlung die Rechnung vom Chef bekommt .
Das ist mein Wisensstand, daran können auch noch so ausgefeilte neuere Verträg nichts ändern. An der Honorarleistung verdient ja der Chefarzt das Allerwenigste, das wollen wir mal festhalten.
Der an die Verwaltung abzuführende Anteil ist ja in den letzten Jahren ständig gestiegen und insbesondere Sie haben ja mit ihrer Reputation die „Ladenkasse“ des Klinikums Essen ordentlich zum Klingeln gebracht. Kann man das so sagen?
Ja, wir gehörten , im Jargon ausgedrückt, zu den „Trüffelschweinen“ des Klinikums. Die wussten, da kommen zahlungskräftige Patienten. Im übigen, man kann nicht an allen Stellen gleichzeitig sein.
Bei den Chirurgen, und jeder der mit den Verhältnissen in der Klinik vertraut ist, sicherlich gehören die Juristen nicht dazu, weiss, dass entscheidend die „Präsenz“ des Chefs ist, vorausgesetzt er hat ein eingespieltes Team, aber nicht notwendigerweise dessen Schnitt. Da ansonsten der Chef bestenfalls eine Lebertransplantation pro Tag durchführen und nicht bei anderen Op’s gegebenenfalls eingreifen könnte.
Ja, die Präsenz des Chefs kann man so oder so deuten. Der Chef hat ja selber Interesse zu operieren, ist ja selber Chirurg, aber er wird ja nicht von Anfang bis Ende, also von „Haut bis Haut“ dabei stehen, sondern es geht um wesentliche Schritte bei der Operation und die können so oder so abgesprochen und dann vom Oberarzt durchgeführt werden. Die Präsenz muss nicht immer gegeben sein. Die Präsenz zeigt sich auch und gerade an dem Team und Teamgeist, der da herrscht, dass die Direktiven des Chefs, so und so zu operieren, auch befolgt werden. Man nennt das in Deutschland auch eine Chirurgenschule, das ist wesentlich wichtiger als Tag und Nacht als Chef am OP-Tisch zu stehen .
Haben Sie den Eindruck, dass das Gericht diese klinikinternen Vorgaenge überhaupt versteht?
Wenn Sie mich so fragen, diese Wirtschaftsstrafkammer hat einen Einblick in solche Abläufe sicher nicht gehabt, sie versteht dies vermutlich auch gar nicht. Die müssten sich mal, wie jüngst der Verteidigungsminister, eine Woche ins Klinikum begeben und schauen, wie solche Dinge ablaufen, dann würden sie ihre „Weltanschauung“ definitiv ändern und würden nicht auf die Idee kommen, noch ein neues Formular zu verlangen, wo drin dann ganz ausführlich dargelegt wird, dass der Professor möglicherweise verhindert ist, weil er da und da ist und in seiner Vertretung macht der und der die Leistung, dann sind wir nur noch beschäftigt, Formulare auszufüllen und zur Unterschrift vorzulegen und das kann es ja nicht sein.
Wenn wir die Aerzteprozesse aus den letzten Jahren Revue passieren lassen, dann ging es doch im Wesentlichen um ärztliche Behandlungs- oder Kunstfehler.
Ist Ihnen Derartiges jemals vorgeworfen worden?
Nicht dass ich wüste, nein ich bin niemals wegen eines Kunstfehlers gerichtlich belangt worden. Es gab Fälle, die gutachterlich dann mal geklärt wurden. Die Staatsanwaltschaft hat offenbar nach derartigen Vorfällen seit 2007 gesucht und keine gefunden.
Haben Sie nicht manchmal das Gefühl, dass Sie hier als Sündenbock vorgeführt werden sollen, dass die „Raffgier der Aerzte“ hier zum Thema gemacht werden soll und abgelenkt werden soll, von der wirklichen Raffgier, welche die die internationale Finanz-und Wirtschaftskrise ausgelöst hat mit Milliardenverlusten, die von der Allgemeinheit getragen werden müssen, ich meine die Raffgier der Banker, Fondsverwalter etc.
Ich würde mich mit denen nicht in einen Kontext oder Wettbewerb der Uebelkeiten begeben.
Dass Aerzte Zielscheibe sind, der ganze Berufsstand findet sich ja entsprechend in den Medien wieder, dennoch gibt es genügend Patienten, die sich mit ihrem Leben und ihrer Gesundheit den Aezten anvertrauen.
Ich denke dass das Feindbild Chefarzt oder Ordinarius in Deutschland weiter gepflegt werden wird.
Wenn man diejenigen betrachtet, die sich sozusagen gegen Sie gewendet haben, dann sind das fast ausschliesslich Angehörige von Verstorbenen. Also z.B. jemand der an Leberkrebs litt, und dem durch eine Transplantation nur eine bescheidene Lebensverlängerung ermöglicht werden konnte, weil natürlich mit der Transplatation die Krebsabsiedelungen in andere Organe nicht behandelt werden konnten. Ist es möglich, dass von Ihrer Seite der Ausblick zu positiv geschildert wurde, um den Patienten für eine Operation zu gewinnen, und nachher die Enttäuschung dann umso grösser war.
Ich denke, dass ich in meiner Einschätzung immer sehr objektiv gelegen habe.
Es gab von der gleichen Journalistin der ZEIT vor Jahren einen Artikel mit dem Titel „Ein Mann für hoffnungslose Fälle“ und wenn ich mir heute die hoffnungslosen Fälle ansehe, dann ist die Guppe derer, die am Leben sind, deutlich grösser als die Gruppe derer, die leider verstorben sind.
Wir haben ja heute eine derartige Patientin als Zeugin in der Hauptverhandlung gesehen: Eine Frau, die bereits im Leberausfallskoma mit Nierenversagen lag, einem sogenannten hepatorenalen Syndrom.
Ja, auch eine andere Patientin, die heute als Zuhörerin anwesend war, war ein solcher „hoffnungsloser Fall“, aber ich sehe es natürlich als meine Aufgabe, Patienten objektiv zu beurteilen, ich kann ihnen aber auch nicht die letzte Hoffnung nehmen, weil ich weiss, dass Alternativtherapien wie Chemotherapie oder Bestrahlung im Falle von Leberkrebs keinen Nutzen haben und ich will die Patienten nicht in die Hände von anderen Leuten treiben, die noch grösseren Schaden anrichten (hier sind nicht die Onkologen und Strahlentherapeuten gemeint, der Verf.)
Aber das ist alles ein schwieriger Balanceakt.
Kommen wir jetzt zu ihrem persönlichen Werdegang und zur Situation der Organtransplantation in Deutschland
Sie haben also Ihre Weiterbildung in Deutschland gemacht, und haben dann ein Angebot von einer der renommiertesten Universitaeten in den USA bekommen?
Die „ Luft der Transplantation“ habe ich in den USA „gerochen“ und mich mit der Leberforschung befasst. Ich kam ja eigentlich von der Neuropathologie von meiner Promotionsarbeit her.
Dann suchte ich die entstehenden Transplantationszentren in Deutschland auf das war Hannover damals, die Medizinische Hochschule mit den Professoren Borst und Pichlmayr und in Essen mein Vorgänger Prof Eickler.
Das waren so grössere Transplantationszentren in Deutschland damals. Hannover war seinerzeit schon sehr international, auch München mit Walter Land, und dazu kamen nach und nach Köln und Heidelberg. Das hatte erhebliche strukturelle Veränderungen zur Folge.
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Aber das waren nicht Lebendtransplantationen, sondern die Organe waren Toten entnommen worden. Was brachte Sie denn auf die Lebendtransplantation?
Ja das ist jetzt schon ein grosser Sprung. Ich sage mal 40 Jahre Transplantation in Deutschland aber die Lebendtransplantation entwickelte sich zunächst bei der Nierentransplantation bei Kindern, wo mein damaliger Chef Pichlmayr meinte, da sei es gerechtfertigt, Spenden von Eltern zu ermöglichen, um die lange Wartezeit zu eliminieren und den Kindern wieder eine bessere Lebensqualität und längere Lebensdauer zu ermöglichen.
Die Initialzündung kam aber nicht aus Deutschland sondern aus Holland und Belgien und anderen Ländern, die auch in der Entwicklung der Transplantation wesentlich weiter waren.
Die Entwicklungen gingen damals von der Universität von Leiden in Holland aus, von dem berühmten Herrn van Rood, der die Gewebeverträglichkeit Spender/Empfänger zum Leitfaden der Organzuteilung gemacht hatte. Die ersten Entwicklungen der immunsuppressiven Therapie waren dem vorausgegangen.
Die erste Transplantation überhaupt war ja eine Lebendtransplantation in Boston, übrigens damals durchgeführt von einem plastischen Chirurgen.
Die Transplantation in Deutschland war also irgendwo steckengeblieben
Es wurden Nierentransplantation seit Anfang der 60er Jahre durchgeführt, München war damals das führende Zentrum und Professor Grosse- Wilde in Essen kam ja aus dem Münchener Labor.
In Deutschland gab es Vorbehalte 1990 genau so wie 1960 die darin ihren Ursprung finden, dass die postmortale Organspende hier nicht wirklich akzeptiert ist. Zweifel an der Feststellung des Hirntodes, dass etwas mit angeblich Lebenden durchgeführt wird, die dann noch, auch wenn sie hirntod sind, immer noch angeblich Narkose bei der Organentnahme brauchen. Ich erwähne dies, weil ich erst letztlich wieder diese Frage gehört habe.
Worauf ist das zurückzuführen?
Dies ist auf eine bewusst gehaltene Unkenntnis, auf Urängste, auf Sorgen zurückzuführen, die ja bedingen, dass man sich auch mal mit dem eigenen Tod, bzw. mit dem eigenen Unfalltod befassen muss, was Angste aufrührt .
Dann gibt bes hier in Deutschland noch Zweifel an der Ehrlichkeit der Aerzte, an der Korrektheit der Diagnosen, an dem Image und Vertrauen in die Aerzteschaft, alle Faktoren mischen sich da mit rein . Dann sind da noch ethische Bedenken, einen Verstorbenen noch einmal operieren zu können oder ihn, wenn man daran denkt, dass viele Organe entnommen werden, dass er auch „ausgeweidet“ wird, dass er als „Ersatzteillager“ gebraucht wird.
Da gibt es endlose Symposien, die sich mit dem Menschenbild, mit der Würde des Toten befassen und dort immer wieder Zweifel aufrühren lassen, ob dies alles nicht richtig sei, dass man auch noch Organe entnimmt, um anderen Menschen zu helfen. In diesem Wirrwar der Argumente sich auch zurechtzufinden tut nur der, der die eigene Not verspürt hat, ein Organ bekommen zu müssen.
Meinen Sie denn, dass von denjenigen, die transplantiert worden sind und davon einen richtigen Vorteil erfahren haben, genug getan wird, um das auch in der Oeffentlichkeit besser zu vermitteln.Oder halten die sich eher zurück und freuen sich, dass es für sie geklappt hat.
Sie haben es heute während der heutigen Gerichtsverhandlung gesehen, das sind normale schlichte, gradlinige Menschen, die froh sind, dass sie ein Organ bekommen haben und die daran glauben, dass es Organisationen wie Eurotransplant gibt, die ihnen vermitteln können, dass sie bei Bedarf eben ein Organ bekommen.
Man muss ja bis zu 6 Jahre auf ein Organ warten. 6 Jahre Warten auf eine Nierentransplantation heisst: 6 Jahre Dialyse mit Komplikationsmöglichkeiten und die Energie, dann noch in die Oeffentlichkeit zu gehen und zu sagen: Wir brauchen mehr Organe, ist einfach nicht vorhanden.
Sporadisch, wie so kleine Eisspitzen , guckt das mal raus aus dem Schnee, aber im Grunde ist das Feld flach und ruhig und da können auch die nichts dran ändern, die sich hauptberuflich damit befassen.
Zwar ist etwas besser geworden, vor Jahren machten die Transplantationszentren die ganze Oeffentlichkeitsarbeit.
Das war eigentlich gar nicht schlecht , es war eine Freude das zu tun, Aufklärung zu betreiben, bei der gleichen Gelegenheit konnte man ja auc h seine eigene Institution in der Oeffentlichkeit darbringen.
Damals war es ja ansonsten unmöglich, Reklame für seine medizinische Einrichtung zu machen, diese Regeln sind jetzt wesentlich gelockert, damals war es also ein gutes Vehikel, z.B . eine urologische Klinik oder eine chirurgische Klinik in das Blickfeld der Oeffentlichkeit zu bringen, mit dem Schlagwort der Transplantation. Das wurde also ausgenutzt, aber es war mehr so eine Art Eigenbefriedigung , eine teilweise sachbezogene Promotion , aber im Grunde hat das letztlich nicht wirklich etwas gebracht.
Wird von Seiten der Politik genügend unternommen, um hier entsprechende Bereitschaften zur Organspende zu erzugen?
Das ist sehr unterschiedlich, aber es gibt keine wirkliche Energie, um hier für eine Verbesserung zu sorgen. Einzelne kleine Aktionen, die man eher mit Bienenzüchtervereinen oder Laubengärtnerkolonien vergleichen kann. Aber seit dem Inkrafttreten des Transplantationsgesetzes ist es nicht ein einziges Spenderorgan mehr geworden.
Gesetzlich wird man an die Sache nicht weiter herangehen wollen, sehen Sie sich die Themen an, die heute verhandelt werden und über die die Medien berichten, da ist von Organtransplantation nicht die Rede.
Knochenmark ja, Medienrummel, Suche nach Spender, aber wenn ein älterer Mann oder eine ältere Frau eine neue Leber braucht, das kann der Patient im Stillen mit sich abmachen.
Wenn er Glück hat, dann bekommt er über Eurotransplant ein Organ.
Der Patient geht ins Ausland, wenn er die Mittel hat, versucht dort sein Glück, was ja nicht zu raten ist, weil die Qualitätskontrolle dort nicht existiert.
Hier in Deutschland wird dafür deutlich zu wenig getan obgleich es mittlerweile die Deutschen Stiftung für Organtransplantation (DSO) gibt. Die hat immerhin hauptamtliche Mitarbeiter.
Wenn sie das aber im Vergleich setzen mit den Resourcen, in den USA, z.B. in Chicago oder Pittsburgh, dann ist das ein Verhältnis von 1:10, ein „Kleingärtnerverein gegenüber einer Grossgärtnerei“.
Können Sie denn ein Land in Europa herausheben, das wesentlich besser dasteht als Deutschland?
Es gibt zwei, die eindeutig besser sind: Oesterreich und Belgien. In Oesterreich gibt es keinen Organmangel auf lange Sicht, in Spanien auch nicht mehr , sodass europäische Nachbarn uns längst zeigen, wie das geht.
In Oesterreich ist jeder ein Organspender, der einer Organentnahme nach seinem Tode nicht ausdrücklich widersprochen hat. Sie haben also die Widerspruchsklausel und das ist das Einzige, wo wir von der gesetzlichen Seite noch etwas tun können, denn alles andere muss aus den Initiativen der Professionals kommen.
Herr Professor Broelsch, das kann man wohl ohne Zweifel sagen, Sie sind eine internationale Kapazität auf dem Gebiet der Lebertransplantation. Und wenn ich an die Patienten denke, die heute als Zeugen vernommen wurden, das waren ja nicht nur alles erfolgreiche Behandlungen, sondern die Patienten haben auch ihre ärztliche Zuwendung ausserordentlich gelobt.
Das Verhältnis zu den Patienten von meiner Seite war ein besonders persönliches und vertrauensvolles Verhältnis. Mir hat dieses Arzt-Patienten-Verhältnis immer besonders viel Freude gemacht
Kommen wir noch auf die Lebendtransplantation zu sprechen. Hier ist ja so, dass ein prinzipiell gesunder Spender sich den Gefahren einer nicht gerade kleinen Operation aussetzt, um einem anderen Menschen, einem Verwandten zu helfen. Wie hoch ist denn die Komplikationsrate, d.h. dass ein Spender an den Operationsfolgen stirbt, ein ausserordentlich tragischer Ausgang
Die Voraussetzungen für eine Lebendtransplantation ist nicht ein populistisches sondern ein intimes Vertrauensverhältnis, weil man sein Leben als Gesunder in die Hand von ein zwei Aerzten legt und das tun sie nicht, wenn sie nich ein unbedingtes Vertrauen in diese Aerzte haben, nicht nur in ihre ärztliche Kunst, sondern auch in ihre menschliche Fürsorge, die ja bei Spender und Empfänger sich deutlich über den Operationszeitpunkt, also davor und danach, hinausstreckt.Sonst können sie Lebendspenden überhaupt nicht machen.
Es ist eine mechanistische Vorstellung, dass man einfach hingeht , schneidet jemanden auf, nimmt ein Stück Niere oder Leber heraus und macht ihn wieder zu und das wars dann.
Die tödliche Komplikationsrate beträgt 1 Spender-Todesfall bei 1000 Operationen.
Daten zur Person Prof. Broelsch
Am 14.9 1944 in Hanau/M geboren, in der Hansestadt Bremen aufgewachsen, in Berlin Abitur, danach Studium der Medizin und Zahnmedizin in Köln und Erlangen , klinische Semester an der Universität Düsseldorf. Staatsexamen 1969, promoviert in Gebiet der Neurologie, 5 Jahre theoretische Forschung Pathologie, Physiologie, dann 2 Jahre Forschungsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Universität von South California in San Diego. Erstmals Kontakt mit Leberforschung, zurück nach Düsseldorf 1974 für 10 Jahre Arzt und Oberarzt bei Prof Pichlmayr in Hannover, dem Pionier der Transplantation in Deutschland. 1979 Habilitation, apl. Professor in Hannover, 1984 Ruf an die Universität von Chicago Lehrstuhl für hepatobiliäre Transplantation. 1991 Ruf an das Universitätskrankenhaus Eppendorf, dort 7 Jahre Chef der Abdominal- und Transplantationschirurgie, 1998 Ruf nach Essen.
Professor Christoph Broelsch – Die lange Reise eines Starchirurgen auf die Anklagebank
Das Interview erschien zuerst in redaktioneller Ueberarbeitung bei Spreerauschen
Seit 2 Jahren ist er vom Dienst suspendiert und steht nun vor Gericht. Angeklagt wegen angeblicher Vorteilsgewährung, Betrug und Nötigung.
Das nun folgende Interview, das ich nach einem Hauptverhandlungstermin am 20.11 in Essen machte, kam durch Vermittlung eines Lebendspenders zustande und folgt meinem hier veröffentlichten Artikel über Professor Broelsch.
Dieser Hauptverhandlungstermin hat mich nachdenklich gemacht.
Dort traten Patienten auf, die als „hoffnungslose Fälle“ gleichwohl erfolgreich von Professor Boelsch operiert wurden und deren Dankbarkeit in keiner Weise geheuchelt war.
Demgegenüber versuchten Staatsanwaltschaft und das Gericht, in akribischer Weise herauszufinden, ob der Professor an diesem Tag selbst operiert hatte, oder sein ständiger Vertreter bzw. ein anderer Oberarzt oder ob Professor Broelsch in Sofia war, um dort am Aufbau eines Transplantationszentrums Hilfestellung zu leisten.
Als leitender Arzt und ehemaliger Rechtsanwalt kenne ich beide Welten, die juristische wie die medizinische, und weiss nur allzu genau und, wie wenig beide Gruppen wirklich voneinander wissen, es sind praktisch Parallelwelten, in der sie leben und die ihr Denken bestimmen.
Prof Broelsch, Patienten
Prof. Broelsch, Verteidiger
Fotos: Dr. v. Paleske
Herr Professor Broelsch, Ihnen wird vorgeworfen, Geld von Patienten, von Kassenpatienten, die von Ihnen operiert werden wollten, verlangt oder erbeten zu haben. Geld, dass dann auf ein Drittmittelkonto zur Finanzierung von Forschungsprojekten eingezahlt wurde, bzw. werden sollte.
Die Zeugenvernehmungen vor dem Landgericht Essen sind keineswegs abgeschlossen.
Sehen Sie sich angesichts der negativen Berichterstattung durch die Presse nicht bereits als vorverurteilt an? Immerhin hat es selbst in der ansonsten seriösen Wochenzeitschrift „Die Zeit“ vor Prozessbeginn einen langen Artikel gegeben unter dem reisserischen Titel „Der Kassierer.“
Nicht nur vorverurteilt, man kommt sich gelegentlich ein wenig dekapitiert vor. Das ist ein nicht sehr schöner Zustand, allerdings auf Deutschland begrenzt. Das hat mit meinem internationalen Ansehen kaum etwas zu tun. Ich will das nicht unterschätzen, weil es mich wirklich vor zwei Jahren ziemlich aus der Bahn geworfen hatte, die letzten zwei Jahre meiner beruflichen Lebensplanung. Ich kann allerdings von von Glück sagen, dass es die letzten ein zwei Jahre sind, denn an dieser Institution hätte ich sowieso keinen Tag länger gearbeitet (gemeint ist das Klinikum Essen, der Verf).
Das Verfahren behindert mich auch in der Zwischenzeit mental, es behindert mich seelisch, die Familie ist belastet, die Umwelt und Freunde, wobei der gute Teil aber daran ist, dass man zwischen den Freunden und den anderen nun gut unterscheiden kann..
Der schlechte Teil ist natürlich, dass mir hier etwas vorgeworfen wird, was zum grössten Teil so nicht stimmt . Aber das ist eine Welt, in der wir jetzt leben, die ihre Opfer haben will,. Es scheint wichtig zu sein, dass man irgend wann einmal von seinem Sockel geholt wird. Das ist eine Lehre und ich würde vieles jetzt anders machen, wenn ich das so überblicke.
Was die Vorwürfe zur Spendenaquisition angeht, so denke ich, gibt es da sicherlich zwei Aspekte:
Ganz schlicht gesagt ging es ja da um Patienten, Kassenpatienten, die von mir aber privat behandelt werden wollten, als sogenannte Wahlleistung, die sie aber in gar nicht bezahlen konnten.
Wenn man privat von einem Professor operiert werden will, gibt es eine Wahlleistungsvereinbarung, da gibt es Honorare, es wird dies den Patienten mitgeteilt und da ergibt sich dann durch die notwendige Einschaltung anderer Disziplinen (Anaesthesie z.B.) ein erkleckliches Sümmchen. Nun wäre es rechtlich völlig korrekt gewesen, den Patienten ganz brutal zu sagen: „Ich operiere Sie nachdem Sie ihre Honorarsicherung eingezahlt haben“.
Das machen ja die anderen Chefärzte so
Ja. . Bei den 40 oder so Patienten, die ich im Laufe der Zeit gesehen habe, hielt ich genau das für die brutale und unsoziale Methode: Die Patienten neben der Krankheit nun noch in eine Problematik zu bringen, woher sie denn das ganze Geld auftreiben sollten und damit auf eine Operation in kurzer Zeit zu verzichten, von der sie meinten, dass sie ihnen möglicherweise das Leben retten könnte.
Können Sie vielleicht mal einen Betrag nennen, damit man eine Vorstellung gewinnen kann was die Operation mit allem Drum und Dran als Wahlleistung gekostet hätte und was im Vergleich dazu Sie als Spende für Ihr Forschungskonto verlangt bzw. erbeten haben.
Patienten, die als Privatpatienten, also als Wahlleistungspatienten zu mir kamen, mussten damit rechnen, einen Betrag zwischen 30.000 und 40.000 Euro aufbringen. Dies ist nicht mein Honorar, brutto 7000 bis 8000 Euro gingen an uns , eingeschlossen Anaesthesie usw.
Wenn Sie jetzt von einem Betrag von 30-40.000 Euro ausgehen, dann hätten diese Patienten nach den Regularien des Krankenhauses vorab den Gesamtbetrag entweder auf irgendeine Kasse einzahlen müssen und meinen Anteil auf mein Konto und den Anteil der Kollegen auf deren Konto, für die bin ich aber nicht verantwortlich.
Dieser Betrag hat den Patienten eindeutig einen Schreck eingejagt. Dann habe ich sie gefragt, ob sie anstelle eines Honorars eine Spende für unsere Forschung leisten würden. Das brauchen Sie nicht, das können Sie aber. Dann würde ich Sie operieren und sehen, dass wir einen Operationstermin zusammenbekommen.
Die Patienten haben teilweise lange überlegt, teilweise sehr schnell überlegt , nachgerechnet , ist ja viel billiger für uns, kann ja auch von der Steuer abgesetzt werden und ist für die Forschung, tun wir also auch noch was Gutes dabei.
Ich habe gedacht: Für alle Beteiligten eine „Win Win Situation“. Es gab auch welche, die sagten „Nee möchten wir nicht, wir wollen dann doch lieber vom Oberarzt operiert werden..
In den fünf Jahren, in denen das betrieben wurde, gab es sagen wir mal 10 solcher Patienten pro Jahr , die sind neben den vielen anderen 100 Patienten irgendwann einmal aufgetaucht .
Ich habe mir dabei nie etwas Böses gedacht, vor allem nicht, dass es bei diesen Patienten zu irgendwelchem Druck oder räuberischen Erpressungsphaenomenen kommen könnte, wie die Staatsanwaltschaft das wirklich in nicht akzeptabler Weise in die Oeffentlichkeit hinausposaunt hat.
Dem steht auch entgegen, das haben auch andere Zeugen inzwischen ausgesagt, dass sie auf den Stationen glücklich und froh waren, und nicht in irgendeiner Weise sich geäussert hatten, dass sie benachteiligt, bevorteiligt , dass alles mit schlechten Dingen zugegangen sei weder während des stationäen Aufenthalts, noch bei den Nachuntersuchungen. Dies ist dokumentiert in den vielen Dankeschön-Briefen , die wir bekamen, auch noch in dem Steuerbescheiden, die sie dann bekamen. Keiner kam auf die Idee, zu sagen, „das scheint alles doch ein bisschen anrüchig zu sein“
Daraus einen Straftatbestand zu machen, einen Vorwurf der Bestechlichkeit , ist mir unverständlich, weil man sich ja auf einen Geldbetrag als Spende für ein Forschungsvorhaben geeinigt hatte, um dann nach Terminplan des Professors, es ging gar nicht um schnelle Termine, meine Privatpatienten haben immer zügig Termine bekommen, weil ich einfach wegoperieren wollte. Das ist im übrigen gang und gäbe in Deutschland.
Nun kann man ja schon in gewisser Weise moralische Bedenken haben in der Weise, dass die Bezahlung vor der Operation, also einer oft für den Patienten verzweifelten Lage, aber nicht hinterher erbeten wurde.
Ja, wenn Sie Moral gegen Moral abwägen, dann ja, aber nicht, wenn sie das gegen die steinharte Moral abwägen, die üblich ist, bei Privatpatienten“Jetzt zahlen sie erst einmal bevor wir überhaupt einen Termin reden“ . Und letzteres ist die Realität in der deutschen Medizin.
Nur bei meiner Vorgensweise kam man auf die Idee, „ja, die müssen die Leistung doch auch kostenfrei bekommen“. Müssen sie ja auch, aber über die Poliklinik und entsprechend der Bettenkapazität , unter Berücksichtigung des deutschem Arbeitszeitgesetzes usw. Das muss alles in Betracht gezogen werden.
Die Patienten hatten sich damit eine gewisse Sonderregelung „erkauft“, weil Professoren und die in freier Praxis tätigen Aerzte sich nicht um die Arbeitszeitregeln kümmern, soweit es die eigene Person betrifft.Wir sind Pfingsten da, wir sind auch Weihnachten da und pochen nicht auf irgendein Dienstzeitrecht.
:
Nun wirft Ihnen die Statsanwaltschaft auch noch Betrug vor,insoweit, dass sie als Chef bei Privatpatienten (Wahlleistungspatienten) abgerechnet haben auch wenn Sie die Operation gar nicht selbst durchgeführt sondern duch Ihren 1. Oberarzt oder einer Ihrer anderen Oberärzte haben ausführen lassen, bzw. die Operationen nicht in voller Gänze durchgeführt sondern teilweise nur bzw. sozusagen „Gewehr bei Fuss“ gestanden haben.
Ja, weder permanent, noch bei manchen Operationen wegen Abwesenheit z.B. im Urlaub
Das ist aber gängige verständliche Praxis, für Patienten auch, ich hielt das für absolut rechtmässig.
Insbesondere, aber nicht nur dann, wenn Patienten als Notfall kommen und der Chef nicht erreichbar oder verhindert ist , der diensthabende Oberarzt als Vertreter operiert und dann am Ende der Behandlung die Rechnung vom Chef bekommt .
Das ist mein Wisensstand, daran können auch noch so ausgefeilte neuere Verträg nichts ändern. An der Honorarleistung verdient ja der Chefarzt das Allerwenigste, das wollen wir mal festhalten.
Der an die Verwaltung abzuführende Anteil ist ja in den letzten Jahren ständig gestiegen und insbesondere Sie haben ja mit ihrer Reputation die „Ladenkasse“ des Klinikums Essen ordentlich zum Klingeln gebracht. Kann man das so sagen?
Ja, wir gehörten , im Jargon ausgedrückt, zu den „Trüffelschweinen“ des Klinikums. Die wussten, da kommen zahlungskräftige Patienten. Im übigen, man kann nicht an allen Stellen gleichzeitig sein.
Bei den Chirurgen, und jeder der mit den Verhältnissen in der Klinik vertraut ist, sicherlich gehören die Juristen nicht dazu, weiss, dass entscheidend die „Präsenz“ des Chefs ist, vorausgesetzt er hat ein eingespieltes Team, aber nicht notwendigerweise dessen Schnitt. Da ansonsten der Chef bestenfalls eine Lebertransplantation pro Tag durchführen und nicht bei anderen Op’s gegebenenfalls eingreifen könnte.
Ja, die Präsenz des Chefs kann man so oder so deuten. Der Chef hat ja selber Interesse zu operieren, ist ja selber Chirurg, aber er wird ja nicht von Anfang bis Ende, also von „Haut bis Haut“ dabei stehen, sondern es geht um wesentliche Schritte bei der Operation und die können so oder so abgesprochen und dann vom Oberarzt durchgeführt werden. Die Präsenz muss nicht immer gegeben sein. Die Präsenz zeigt sich auch und gerade an dem Team und Teamgeist, der da herrscht, dass die Direktiven des Chefs, so und so zu operieren, auch befolgt werden. Man nennt das in Deutschland auch eine Chirurgenschule, das ist wesentlich wichtiger als Tag und Nacht als Chef am OP-Tisch zu stehen .
Haben Sie den Eindruck, dass das Gericht diese klinikinternen Vorgaenge überhaupt versteht?
Wenn Sie mich so fragen, diese Wirtschaftsstrafkammer hat einen Einblick in solche Abläufe sicher nicht gehabt, sie versteht dies vermutlich auch gar nicht. Die müssten sich mal, wie jüngst der Verteidigungsminister, eine Woche ins Klinikum begeben und schauen, wie solche Dinge ablaufen, dann würden sie ihre „Weltanschauung“ definitiv ändern und würden nicht auf die Idee kommen, noch ein neues Formular zu verlangen, wo drin dann ganz ausführlich dargelegt wird, dass der Professor möglicherweise verhindert ist, weil er da und da ist und in seiner Vertretung macht der und der die Leistung, dann sind wir nur noch beschäftigt, Formulare auszufüllen und zur Unterschrift vorzulegen und das kann es ja nicht sein.
Wenn wir die Aerzteprozesse aus den letzten Jahren Revue passieren lassen, dann ging es doch im Wesentlichen um ärztliche Behandlungs- oder Kunstfehler.
Ist Ihnen Derartiges jemals vorgeworfen worden?
Nicht dass ich wüste, nein ich bin niemals wegen eines Kunstfehlers gerichtlich belangt worden. Es gab Fälle, die gutachterlich dann mal geklärt wurden. Die Staatsanwaltschaft hat offenbar nach derartigen Vorfällen seit 2007 gesucht und keine gefunden.
Haben Sie nicht manchmal das Gefühl, dass Sie hier als Sündenbock vorgeführt werden sollen, dass die „Raffgier der Aerzte“ hier zum Thema gemacht werden soll und abgelenkt werden soll, von der wirklichen Raffgier, welche die die internationale Finanz-und Wirtschaftskrise ausgelöst hat mit Milliardenverlusten, die von der Allgemeinheit getragen werden müssen, ich meine die Raffgier der Banker, Fondsverwalter etc.
Ich würde mich mit denen nicht in einen Kontext oder Wettbewerb der Uebelkeiten begeben.
Dass Aerzte Zielscheibe sind, der ganze Berufsstand findet sich ja entsprechend in den Medien wieder, dennoch gibt es genügend Patienten, die sich mit ihrem Leben und ihrer Gesundheit den Aezten anvertrauen.
Ich denke dass das Feindbild Chefarzt oder Ordinarius in Deutschland weiter gepflegt werden wird.
Wenn man diejenigen betrachtet, die sich sozusagen gegen Sie gewendet haben, dann sind das fast ausschliesslich Angehörige von Verstorbenen. Also z.B. jemand der an Leberkrebs litt, und dem durch eine Transplantation nur eine bescheidene Lebensverlängerung ermöglicht werden konnte, weil natürlich mit der Transplatation die Krebsabsiedelungen in andere Organe nicht behandelt werden konnten. Ist es möglich, dass von Ihrer Seite der Ausblick zu positiv geschildert wurde, um den Patienten für eine Operation zu gewinnen, und nachher die Enttäuschung dann umso grösser war.
Ich denke, dass ich in meiner Einschätzung immer sehr objektiv gelegen habe.
Es gab von der gleichen Journalistin der ZEIT vor Jahren einen Artikel mit dem Titel „Ein Mann für hoffnungslose Fälle“ und wenn ich mir heute die hoffnungslosen Fälle ansehe, dann ist die Guppe derer, die am Leben sind, deutlich grösser als die Gruppe derer, die leider verstorben sind.
Wir haben ja heute eine derartige Patientin als Zeugin in der Hauptverhandlung gesehen: Eine Frau, die bereits im Leberausfallskoma mit Nierenversagen lag, einem sogenannten hepatorenalen Syndrom.
Ja, auch eine andere Patientin, die heute als Zuhörerin anwesend war, war ein solcher „hoffnungsloser Fall“, aber ich sehe es natürlich als meine Aufgabe, Patienten objektiv zu beurteilen, ich kann ihnen aber auch nicht die letzte Hoffnung nehmen, weil ich weiss, dass Alternativtherapien wie Chemotherapie oder Bestrahlung im Falle von Leberkrebs keinen Nutzen haben und ich will die Patienten nicht in die Hände von anderen Leuten treiben, die noch grösseren Schaden anrichten (hier sind nicht die Onkologen und Strahlentherapeuten gemeint, der Verf.)
Aber das ist alles ein schwieriger Balanceakt.
Kommen wir jetzt zu ihrem persönlichen Werdegang und zur Situation der Organtransplantation in Deutschland
Sie haben also Ihre Weiterbildung in Deutschland gemacht, und haben dann ein Angebot von einer der renommiertesten Universitaeten in den USA bekommen?
Die „ Luft der Transplantation“ habe ich in den USA „gerochen“ und mich mit der Leberforschung befasst. Ich kam ja eigentlich von der Neuropathologie von meiner Promotionsarbeit her.
Dann suchte ich die entstehenden Transplantationszentren in Deutschland auf das war Hannover damals, die Medizinische Hochschule mit den Professoren Borst und Pichlmayr und in Essen mein Vorgänger Prof Eickler.
Das waren so grössere Transplantationszentren in Deutschland damals. Hannover war seinerzeit schon sehr international, auch München mit Walter Land, und dazu kamen nach und nach Köln und Heidelberg. Das hatte erhebliche strukturelle Veränderungen zur Folge.
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Aber das waren nicht Lebendtransplantationen, sondern die Organe waren Toten entnommen worden. Was brachte Sie denn auf die Lebendtransplantation?
Ja das ist jetzt schon ein grosser Sprung. Ich sage mal 40 Jahre Transplantation in Deutschland aber die Lebendtransplantation entwickelte sich zunächst bei der Nierentransplantation bei Kindern, wo mein damaliger Chef Pichlmayr meinte, da sei es gerechtfertigt, Spenden von Eltern zu ermöglichen, um die lange Wartezeit zu eliminieren und den Kindern wieder eine bessere Lebensqualität und längere Lebensdauer zu ermöglichen.
Die Initialzündung kam aber nicht aus Deutschland sondern aus Holland und Belgien und anderen Ländern, die auch in der Entwicklung der Transplantation wesentlich weiter waren.
Die Entwicklungen gingen damals von der Universität von Leiden in Holland aus, von dem berühmten Herrn van Rood, der die Gewebeverträglichkeit Spender/Empfänger zum Leitfaden der Organzuteilung gemacht hatte. Die ersten Entwicklungen der immunsuppressiven Therapie waren dem vorausgegangen.
Die erste Transplantation überhaupt war ja eine Lebendtransplantation in Boston, übrigens damals durchgeführt von einem plastischen Chirurgen.
Die Transplantation in Deutschland war also irgendwo steckengeblieben
Es wurden Nierentransplantation seit Anfang der 60er Jahre durchgeführt, München war damals das führende Zentrum und Professor Grosse- Wilde in Essen kam ja aus dem Münchener Labor.
In Deutschland gab es Vorbehalte 1990 genau so wie 1960 die darin ihren Ursprung finden, dass die postmortale Organspende hier nicht wirklich akzeptiert ist. Zweifel an der Feststellung des Hirntodes, dass etwas mit angeblich Lebenden durchgeführt wird, die dann noch, auch wenn sie hirntod sind, immer noch angeblich Narkose bei der Organentnahme brauchen. Ich erwähne dies, weil ich erst letztlich wieder diese Frage gehört habe.
Worauf ist das zurückzuführen?
Dies ist auf eine bewusst gehaltene Unkenntnis, auf Urängste, auf Sorgen zurückzuführen, die ja bedingen, dass man sich auch mal mit dem eigenen Tod, bzw. mit dem eigenen Unfalltod befassen muss, was Angste aufrührt .
Dann gibt bes hier in Deutschland noch Zweifel an der Ehrlichkeit der Aerzte, an der Korrektheit der Diagnosen, an dem Image und Vertrauen in die Aerzteschaft, alle Faktoren mischen sich da mit rein . Dann sind da noch ethische Bedenken, einen Verstorbenen noch einmal operieren zu können oder ihn, wenn man daran denkt, dass viele Organe entnommen werden, dass er auch „ausgeweidet“ wird, dass er als „Ersatzteillager“ gebraucht wird.
Da gibt es endlose Symposien, die sich mit dem Menschenbild, mit der Würde des Toten befassen und dort immer wieder Zweifel aufrühren lassen, ob dies alles nicht richtig sei, dass man auch noch Organe entnimmt, um anderen Menschen zu helfen. In diesem Wirrwar der Argumente sich auch zurechtzufinden tut nur der, der die eigene Not verspürt hat, ein Organ bekommen zu müssen.
Meinen Sie denn, dass von denjenigen, die transplantiert worden sind und davon einen richtigen Vorteil erfahren haben, genug getan wird, um das auch in der Oeffentlichkeit besser zu vermitteln.Oder halten die sich eher zurück und freuen sich, dass es für sie geklappt hat.
Sie haben es heute während der heutigen Gerichtsverhandlung gesehen, das sind normale schlichte, gradlinige Menschen, die froh sind, dass sie ein Organ bekommen haben und die daran glauben, dass es Organisationen wie Eurotransplant gibt, die ihnen vermitteln können, dass sie bei Bedarf eben ein Organ bekommen.
Man muss ja bis zu 6 Jahre auf ein Organ warten. 6 Jahre Warten auf eine Nierentransplantation heisst: 6 Jahre Dialyse mit Komplikationsmöglichkeiten und die Energie, dann noch in die Oeffentlichkeit zu gehen und zu sagen: Wir brauchen mehr Organe, ist einfach nicht vorhanden.
Sporadisch, wie so kleine Eisspitzen , guckt das mal raus aus dem Schnee, aber im Grunde ist das Feld flach und ruhig und da können auch die nichts dran ändern, die sich hauptberuflich damit befassen.
Zwar ist etwas besser geworden, vor Jahren machten die Transplantationszentren die ganze Oeffentlichkeitsarbeit.
Das war eigentlich gar nicht schlecht , es war eine Freude das zu tun, Aufklärung zu betreiben, bei der gleichen Gelegenheit konnte man ja auc h seine eigene Institution in der Oeffentlichkeit darbringen.
Damals war es ja ansonsten unmöglich, Reklame für seine medizinische Einrichtung zu machen, diese Regeln sind jetzt wesentlich gelockert, damals war es also ein gutes Vehikel, z.B . eine urologische Klinik oder eine chirurgische Klinik in das Blickfeld der Oeffentlichkeit zu bringen, mit dem Schlagwort der Transplantation. Das wurde also ausgenutzt, aber es war mehr so eine Art Eigenbefriedigung , eine teilweise sachbezogene Promotion , aber im Grunde hat das letztlich nicht wirklich etwas gebracht.
Wird von Seiten der Politik genügend unternommen, um hier entsprechende Bereitschaften zur Organspende zu erzugen?
Das ist sehr unterschiedlich, aber es gibt keine wirkliche Energie, um hier für eine Verbesserung zu sorgen. Einzelne kleine Aktionen, die man eher mit Bienenzüchtervereinen oder Laubengärtnerkolonien vergleichen kann. Aber seit dem Inkrafttreten des Transplantationsgesetzes ist es nicht ein einziges Spenderorgan mehr geworden.
Gesetzlich wird man an die Sache nicht weiter herangehen wollen, sehen Sie sich die Themen an, die heute verhandelt werden und über die die Medien berichten, da ist von Organtransplantation nicht die Rede.
Knochenmark ja, Medienrummel, Suche nach Spender, aber wenn ein älterer Mann oder eine ältere Frau eine neue Leber braucht, das kann der Patient im Stillen mit sich abmachen.
Wenn er Glück hat, dann bekommt er über Eurotransplant ein Organ.
Der Patient geht ins Ausland, wenn er die Mittel hat, versucht dort sein Glück, was ja nicht zu raten ist, weil die Qualitätskontrolle dort nicht existiert.
Hier in Deutschland wird dafür deutlich zu wenig getan obgleich es mittlerweile die Deutschen Stiftung für Organtransplantation (DSO) gibt. Die hat immerhin hauptamtliche Mitarbeiter.
Wenn sie das aber im Vergleich setzen mit den Resourcen, in den USA, z.B. in Chicago oder Pittsburgh, dann ist das ein Verhältnis von 1:10, ein „Kleingärtnerverein gegenüber einer Grossgärtnerei“.
Können Sie denn ein Land in Europa herausheben, das wesentlich besser dasteht als Deutschland?
Es gibt zwei, die eindeutig besser sind: Oesterreich und Belgien. In Oesterreich gibt es keinen Organmangel auf lange Sicht, in Spanien auch nicht mehr , sodass europäische Nachbarn uns längst zeigen, wie das geht.
In Oesterreich ist jeder ein Organspender, der einer Organentnahme nach seinem Tode nicht ausdrücklich widersprochen hat. Sie haben also die Widerspruchsklausel und das ist das Einzige, wo wir von der gesetzlichen Seite noch etwas tun können, denn alles andere muss aus den Initiativen der Professionals kommen.
Herr Professor Broelsch, das kann man wohl ohne Zweifel sagen, Sie sind eine internationale Kapazität auf dem Gebiet der Lebertransplantation. Und wenn ich an die Patienten denke, die heute als Zeugen vernommen wurden, das waren ja nicht nur alles erfolgreiche Behandlungen, sondern die Patienten haben auch ihre ärztliche Zuwendung ausserordentlich gelobt.
Das Verhältnis zu den Patienten von meiner Seite war ein besonders persönliches und vertrauensvolles Verhältnis. Mir hat dieses Arzt-Patienten-Verhältnis immer besonders viel Freude gemacht
Kommen wir noch auf die Lebendtransplantation zu sprechen. Hier ist ja so, dass ein prinzipiell gesunder Spender sich den Gefahren einer nicht gerade kleinen Operation aussetzt, um einem anderen Menschen, einem Verwandten zu helfen. Wie hoch ist denn die Komplikationsrate, d.h. dass ein Spender an den Operationsfolgen stirbt, ein ausserordentlich tragischer Ausgang
Die Voraussetzungen für eine Lebendtransplantation ist nicht ein populistisches sondern ein intimes Vertrauensverhältnis, weil man sein Leben als Gesunder in die Hand von ein zwei Aerzten legt und das tun sie nicht, wenn sie nich ein unbedingtes Vertrauen in diese Aerzte haben, nicht nur in ihre ärztliche Kunst, sondern auch in ihre menschliche Fürsorge, die ja bei Spender und Empfänger sich deutlich über den Operationszeitpunkt, also davor und danach, hinausstreckt.Sonst können sie Lebendspenden überhaupt nicht machen.
Es ist eine mechanistische Vorstellung, dass man einfach hingeht , schneidet jemanden auf, nimmt ein Stück Niere oder Leber heraus und macht ihn wieder zu und das wars dann.
Die tödliche Komplikationsrate beträgt 1 Spender-Todesfall bei 1000 Operationen.
Daten zur Person Prof. Broelsch
Am 14.9 1944 in Hanau/M geboren, in der Hansestadt Bremen aufgewachsen, in Berlin Abitur, danach Studium der Medizin und Zahnmedizin in Köln und Erlangen , klinische Semester an der Universität Düsseldorf. Staatsexamen 1969, promoviert in Gebiet der Neurologie, 5 Jahre theoretische Forschung Pathologie, Physiologie, dann 2 Jahre Forschungsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Universität von South California in San Diego. Erstmals Kontakt mit Leberforschung, zurück nach Düsseldorf 1974 für 10 Jahre Arzt und Oberarzt bei Prof Pichlmayr in Hannover, dem Pionier der Transplantation in Deutschland. 1979 Habilitation, apl. Professor in Hannover, 1984 Ruf an die Universität von Chicago Lehrstuhl für hepatobiliäre Transplantation. 1991 Ruf an das Universitätskrankenhaus Eppendorf, dort 7 Jahre Chef der Abdominal- und Transplantationschirurgie, 1998 Ruf nach Essen.
Professor Christoph Broelsch – Die lange Reise eines Starchirurgen auf die Anklagebank
Das Interview erschien zuerst in redaktioneller Ueberarbeitung bei Spreerauschen
onlinedienst - 11. Dez, 16:18 Article 4605x read