Im Schatten von Covid 19: Terrorislamisten in Ostafrika auf dem Vormarsch
Dr. Alexander von Paleske —– 23.11.2020 ——-
In den letzten zwei Wochen kamen wieder einmal beunruhigende Nachrichten aus Ostafrika:
Nachricht 1: Angehörige der islamistischen Terrororganisation Islamischer Staat, IS, haben im Norden Mosambiks 50 Dorfbewohner öffentlich enthauptet, nachdem ihnen zuvor die Gliedmassen abgetrennt worden waren.
Nachricht 2: Tansanias Oppositionsführer Tundu Lissu hat sein Land verlassen. Nach einem stundenlangen Polizeiverhör am 2. November hatte er in der deutschen Botschaft um Schutz gebeten. Er verlasse sein Land allerdings nicht als Flüchtling, sagte Lissu.
Was haben beide Meldungen miteiander zu tun?
Schon mehrfach wurde hier über die Terroraktivitäten im Norden Mosambiks berichtet. Die dort aktive radikalislamistische Terrortruppe, die sich als Unterarm des Islamischen Staates ( IS) versteht, operiert in der nordmosambikanischen Provinz Delgado, hat ihren Rückzug- und Nachschubraum aber offenbar auch im Süden Tansanias, das an Mosambik grenzt.
Mosambik
Machtvakuum fördert Ausbreitung
Die Terrorislamisten konnten sich dort ungehindert ausbreiten, weil ein Machtvakuum von zwei Seiten besteht:
Der Norden Mosambiks mit der Provinz Cabo Delgado ist ein von der Zentralregierung vernachlässigtes Gebiet. Die dort geförderten Bodenschätze dienen nicht der Entwicklung der Region, ein Umstand, der auch in vielen anderen afrikanischen Staaten zu beobachten ist.
Bereits vor 18 Monaten wurde hier berichtet, dass 200 Dorfbewohner seit Oktober 2017 bei diesen Terrorangriffen wahllos ermordet wurden. Der vorletzte Angriff fand im Mai diesen Jahres statt: 13 Menschen wurden getötet, mehr als 120 Häuser zerstört..
Aufgerüstete Terroristen
Söldner wurden von Privatfirmen angeheuert, um die Minen und Explorationsarbeiten zu sichern, ohne dass damit die Terroraktivitäten unter Kontrolle gebracht werden konnten.
Mittlerweile haben die Terroristen aufgerüstet, tauchen mit geländegängigen Fahrzeugen und automatischen Waffen auf, tragen Uniformen, die denen der Armee Mosambiks ähneln, um Verwirrung zu stiften, und verüben die bekannten schrecklichen Terrorakte wie Enthaupten von Zivilisten und Polizisten.
Am 24.März 2020 überrannten sie sogar für kurze Zeit die strategische Hafenstadt von Mocimboa da Praia, zwei Tage später die strategisch wichtige Hafenstadt Quissanga.
Vermutlich streben die Terroristen ein ostafrikanisches Kalifat aus Mosambik, Tansania, Kenia an, und wollen offenbar Nord-Mosambik zu ihrer Ausgangsbasis machen.
IS dahinter
War es am Anfang unklar, welche Gruppierung hinter diesen Terroraktivitäten in Mosambik steht, so besteht mittlerweile Klarheit: der IS reklamiert diese Verbrechen für sich und veröffentlicht Videos von den dort begangenen Grausamkeiten.
Idealer Boden
Die Bevölkerung im Norden Mosambiks wird von der Zentralregierung in Maputo seit jeher vernachlässigt, ein idealer Boden für die Islamterroristen, die jungen moslemischen Männern blutig-lukrative Jobs anbieten, verbunden mit den immer wiederkehrenden Formeln: Allah uh Akba (Gott ist gross), und die Einführung der Scharia werde sich alles zum Besseren wenden.
Die Regierung Mosambiks hat bisher eher hilflos reagiert, und terrorisiert als Antwort die Muslime dort. Hinzu kommt: die mosambikanische Armee ist nach Jahrzehnten den Bügerkrieges, der erst mit dem dem Tod des Renamo-Führers Alfonso Dhlakama 2018 zu Ende ging, ausgelaugt
Nachbarland Tansania und eine fragwürdige Präsidentenwahl
Der Süden Tansanias ist ebenfalls ein von der Regierung vernachlässigtes Gebiet mit überwiegend moslemischer Bevölkerung in den Küstenregionen. Dort können sich die Terroristen offenbar frei bewegen, und von dort Nachschub organisieren.
Die Regierung Tansanias ist jedoch vor allem damit beschäftigt die Proteste der grössten Oppositionspartei, Chadema, deren Chef der Rechtsanwalt Tundu Lissu ist, nach der Präsidentschaftswahl im Oktober zu unterdrücken. Nach Ansicht aller Beobachter handelte es sich dabei um eine Wahlfälschung. Nur an 10.000 von 80.000 Abstimmungsorten hätten die Delegierten der Oppositionspartei Chadema bis zur Auszählung der Stimmen bleiben dürfen.
Präsident John Magufuli, der das Land seit 5 Jahren regiert, und gegen den Tundu Lissu in der Präsidenschaftswahl antrat, hat im Volksmund den Namen “Bulldozer” . Er gewann die Wahl mit 84% der Stimmen, wie es sich für einen Autokraten gehört, Tundu Lissu erhielt 13%.
John Magufuli
Lissu, über den wir berreits im Zusammenhang mit der Goldmine Mine Buljanhulu vor Jahren berichteten, ist langjähriger Parlamentsabgeordneter, auf den – offenbar im Auftrag der Regierung – im September 2017 ein Mordanschlag verübt wurde, die Täter jedoch nie gefasst.
Lissu überlebte knapp – 16 Kugeln steckten in seinem Körper – und musste sich mehr als 20 Operationen unterziehen, zunächst in Kenia, und dann in Leuven/Belgien. Kurz vor den Wahlen kehrte er zurück und kandidierte.
Bereits im Vorfeld der Wahl war es zu Unruhen und Ausschreitungen gekommen. Nach Angaben der beiden größten Oppositionsparteien wurden vor Öffnung der Wahllokale mindestens elf Menschen erschossen. Kritiker und Menschenrechtsaktivistinnen kritisieren Magufulis zunehmende Beschränkungen der Presse- und Meinungsfreiheit sowie seinen Umgang mit der Coronavirus-Krise. Das Land mit rund 58 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern hat seit Mai offiziell keine Corona-Fälle mehr bekannt gegeben.
Nachdem es in Tansania – nach der offenbar manipulierten Wahl – zu massiven Protesten kam, startete die Regierung eine “Säuberungskampgne” gegen die Opposuition: mehr als 40 führende Oppositionsmitglieder wurden verhaftet, insgesamt wohl mehr als 150.
Lissu erhielt mehrfach Morddrohungen und verliess deshalb das Land.
Grosse Pläne
Präsident Mangufuli hat grosse Pläne: massive Infrastrukturprojekte sollen umgesetzt werden, die das Land noch tiefer in die Schuldenkrise treiben dürften. Die Aktivitäten der Radikalislamisten ignoriert er. Dabei hätte es nahegelegen, in einer gemeinsamen tansanisch-mosmbikanischen Aktion gegen die IS-Terroristen vorzugehen.
Mittlerweile zieht sich ein Terrorgürtel von West- über Zentral- nach Ostafrika. IS – und zum geringeren Teil AlQaida – gewinnen weiter an Einfluss. Im Westen wird dieser neue Terror-Gefahrenherd weitgehend ignoriert. Die Grausamkeiten dieser “Abgesandten des Satans” schaffen es oft nicht einmal in die westlichen Medien.
Wie hiess es doch noch vor zwei Jahren nach der Tütung des IS-Anführers Al Bagdadi? Richtig: der IS sei besiegt. Die Ereignisse in West-Zentral- und Ostafrika, aber mittlerweile auch in Afghanistan, wo der IS als blutiger Konkurrent der Taliban und als Schiitenkiller auftritt, sprechen eine ganz andere Sprache.
Vernachlässigung von Regionen, Korruption, Autokratie und innere Unruhen – ein verhängnisvoller Cocktail, sehr dienlich allerdings der Ausbreitung der Terroristen.
In den letzten zwei Wochen kamen wieder einmal beunruhigende Nachrichten aus Ostafrika:
Nachricht 1: Angehörige der islamistischen Terrororganisation Islamischer Staat, IS, haben im Norden Mosambiks 50 Dorfbewohner öffentlich enthauptet, nachdem ihnen zuvor die Gliedmassen abgetrennt worden waren.
Nachricht 2: Tansanias Oppositionsführer Tundu Lissu hat sein Land verlassen. Nach einem stundenlangen Polizeiverhör am 2. November hatte er in der deutschen Botschaft um Schutz gebeten. Er verlasse sein Land allerdings nicht als Flüchtling, sagte Lissu.
Was haben beide Meldungen miteiander zu tun?
Schon mehrfach wurde hier über die Terroraktivitäten im Norden Mosambiks berichtet. Die dort aktive radikalislamistische Terrortruppe, die sich als Unterarm des Islamischen Staates ( IS) versteht, operiert in der nordmosambikanischen Provinz Delgado, hat ihren Rückzug- und Nachschubraum aber offenbar auch im Süden Tansanias, das an Mosambik grenzt.
Mosambik
Machtvakuum fördert Ausbreitung
Die Terrorislamisten konnten sich dort ungehindert ausbreiten, weil ein Machtvakuum von zwei Seiten besteht:
Der Norden Mosambiks mit der Provinz Cabo Delgado ist ein von der Zentralregierung vernachlässigtes Gebiet. Die dort geförderten Bodenschätze dienen nicht der Entwicklung der Region, ein Umstand, der auch in vielen anderen afrikanischen Staaten zu beobachten ist.
Bereits vor 18 Monaten wurde hier berichtet, dass 200 Dorfbewohner seit Oktober 2017 bei diesen Terrorangriffen wahllos ermordet wurden. Der vorletzte Angriff fand im Mai diesen Jahres statt: 13 Menschen wurden getötet, mehr als 120 Häuser zerstört..
Aufgerüstete Terroristen
Söldner wurden von Privatfirmen angeheuert, um die Minen und Explorationsarbeiten zu sichern, ohne dass damit die Terroraktivitäten unter Kontrolle gebracht werden konnten.
Mittlerweile haben die Terroristen aufgerüstet, tauchen mit geländegängigen Fahrzeugen und automatischen Waffen auf, tragen Uniformen, die denen der Armee Mosambiks ähneln, um Verwirrung zu stiften, und verüben die bekannten schrecklichen Terrorakte wie Enthaupten von Zivilisten und Polizisten.
Am 24.März 2020 überrannten sie sogar für kurze Zeit die strategische Hafenstadt von Mocimboa da Praia, zwei Tage später die strategisch wichtige Hafenstadt Quissanga.
Vermutlich streben die Terroristen ein ostafrikanisches Kalifat aus Mosambik, Tansania, Kenia an, und wollen offenbar Nord-Mosambik zu ihrer Ausgangsbasis machen.
IS dahinter
War es am Anfang unklar, welche Gruppierung hinter diesen Terroraktivitäten in Mosambik steht, so besteht mittlerweile Klarheit: der IS reklamiert diese Verbrechen für sich und veröffentlicht Videos von den dort begangenen Grausamkeiten.
Idealer Boden
Die Bevölkerung im Norden Mosambiks wird von der Zentralregierung in Maputo seit jeher vernachlässigt, ein idealer Boden für die Islamterroristen, die jungen moslemischen Männern blutig-lukrative Jobs anbieten, verbunden mit den immer wiederkehrenden Formeln: Allah uh Akba (Gott ist gross), und die Einführung der Scharia werde sich alles zum Besseren wenden.
Die Regierung Mosambiks hat bisher eher hilflos reagiert, und terrorisiert als Antwort die Muslime dort. Hinzu kommt: die mosambikanische Armee ist nach Jahrzehnten den Bügerkrieges, der erst mit dem dem Tod des Renamo-Führers Alfonso Dhlakama 2018 zu Ende ging, ausgelaugt
Nachbarland Tansania und eine fragwürdige Präsidentenwahl
Der Süden Tansanias ist ebenfalls ein von der Regierung vernachlässigtes Gebiet mit überwiegend moslemischer Bevölkerung in den Küstenregionen. Dort können sich die Terroristen offenbar frei bewegen, und von dort Nachschub organisieren.
Die Regierung Tansanias ist jedoch vor allem damit beschäftigt die Proteste der grössten Oppositionspartei, Chadema, deren Chef der Rechtsanwalt Tundu Lissu ist, nach der Präsidentschaftswahl im Oktober zu unterdrücken. Nach Ansicht aller Beobachter handelte es sich dabei um eine Wahlfälschung. Nur an 10.000 von 80.000 Abstimmungsorten hätten die Delegierten der Oppositionspartei Chadema bis zur Auszählung der Stimmen bleiben dürfen.
Präsident John Magufuli, der das Land seit 5 Jahren regiert, und gegen den Tundu Lissu in der Präsidenschaftswahl antrat, hat im Volksmund den Namen “Bulldozer” . Er gewann die Wahl mit 84% der Stimmen, wie es sich für einen Autokraten gehört, Tundu Lissu erhielt 13%.
John Magufuli
Lissu, über den wir berreits im Zusammenhang mit der Goldmine Mine Buljanhulu vor Jahren berichteten, ist langjähriger Parlamentsabgeordneter, auf den – offenbar im Auftrag der Regierung – im September 2017 ein Mordanschlag verübt wurde, die Täter jedoch nie gefasst.
Lissu überlebte knapp – 16 Kugeln steckten in seinem Körper – und musste sich mehr als 20 Operationen unterziehen, zunächst in Kenia, und dann in Leuven/Belgien. Kurz vor den Wahlen kehrte er zurück und kandidierte.
Bereits im Vorfeld der Wahl war es zu Unruhen und Ausschreitungen gekommen. Nach Angaben der beiden größten Oppositionsparteien wurden vor Öffnung der Wahllokale mindestens elf Menschen erschossen. Kritiker und Menschenrechtsaktivistinnen kritisieren Magufulis zunehmende Beschränkungen der Presse- und Meinungsfreiheit sowie seinen Umgang mit der Coronavirus-Krise. Das Land mit rund 58 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern hat seit Mai offiziell keine Corona-Fälle mehr bekannt gegeben.
Nachdem es in Tansania – nach der offenbar manipulierten Wahl – zu massiven Protesten kam, startete die Regierung eine “Säuberungskampgne” gegen die Opposuition: mehr als 40 führende Oppositionsmitglieder wurden verhaftet, insgesamt wohl mehr als 150.
Lissu erhielt mehrfach Morddrohungen und verliess deshalb das Land.
Grosse Pläne
Präsident Mangufuli hat grosse Pläne: massive Infrastrukturprojekte sollen umgesetzt werden, die das Land noch tiefer in die Schuldenkrise treiben dürften. Die Aktivitäten der Radikalislamisten ignoriert er. Dabei hätte es nahegelegen, in einer gemeinsamen tansanisch-mosmbikanischen Aktion gegen die IS-Terroristen vorzugehen.
Mittlerweile zieht sich ein Terrorgürtel von West- über Zentral- nach Ostafrika. IS – und zum geringeren Teil AlQaida – gewinnen weiter an Einfluss. Im Westen wird dieser neue Terror-Gefahrenherd weitgehend ignoriert. Die Grausamkeiten dieser “Abgesandten des Satans” schaffen es oft nicht einmal in die westlichen Medien.
Wie hiess es doch noch vor zwei Jahren nach der Tütung des IS-Anführers Al Bagdadi? Richtig: der IS sei besiegt. Die Ereignisse in West-Zentral- und Ostafrika, aber mittlerweile auch in Afghanistan, wo der IS als blutiger Konkurrent der Taliban und als Schiitenkiller auftritt, sprechen eine ganz andere Sprache.
Vernachlässigung von Regionen, Korruption, Autokratie und innere Unruhen – ein verhängnisvoller Cocktail, sehr dienlich allerdings der Ausbreitung der Terroristen.
onlinedienst - 25. Nov, 17:26 Article 760x read