Impfstoff gegen Malaria - wirklicher Fortschritt?
Dr. Alexander von Paleske --- 9.10. 2013 ---- Malaria ist und bleibt eine gefährliche Infektionskrankheit, mit pro Jahr mehr als 219 Millionen Infektionen weltweit, und rund 600.000 Toten (Weltgesundheitsorganisation, WHO 2010).
Die Statistiken der WHO liegen jedoch noch deutlich unter den jüngst von einer Forschergruppe an der Universität von Seattle /USA veröffentlichten Daten: Danach ist die Zahl der Infektionen noch höher, ebenfalls die Todesziffer mit über 1 Million.
Zwischen 60 und 70% der Patienten mit der der schweren Form der Erkrankung sterben daran..
Insbesondere im Afrika südlich der Sahara sind 16-24% der Todesfälle bei Kindern auf Malaria zurückzuführen.
Jede Minute stirbt ein Kind an Malaria
In mehr als 90 Ländern
Malariaerkrankungen sind in über 90 Ländern endemisch, fast ausnahmslos auf der Südhalbkugel, vor allem aber in Afrika südlich der Sahara.
Höchste Todesrate in Afrika
Malaria tropica
Auch der Erreger der gefährlichsten Form der Malaria, der Malaria tropica, die unbehandelt zum Tode führt, wird durch die Anopheles-Mücke übertragen.
Die Gründe für die hohen Todesraten lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Unzureichende Labordiagnostik, insbesondere in ländlichen Gebieten
- Bei Säuglingen und Kleinkindern vergleichsweise höherer Parasitenbefall
- Klinisch-diagnostische Probleme: Zu Beginn der Erkrankung, wenn die Therapie am erfolgreichsten, weil der Parasitenbefall noch gering ist, sind es unspezifische Krankheitssymptome wie Fieber - bei Kleinkindern ohnehin häufig.
Im weiteren Verlauf kommt es schliesslich zu wiederkehrenden hohen Fieberschüben mit Durchfall und Krämpfen, und als schwere Komplikation die zerebrale Malaria mit Koma und oftmals raschem Tod.
- Späte Behandlung (grosse Entfernung zur Klinik oder Krankenstation, fehlerhafte Diagnose etc)
- Unzureichende Medikamentenversorgung
- Medikamente ohne Wirkstoffe, oder unzureichenden Mengen an Wirkstoffen (Scheinmedikamente).
- zunehmende Resistenzentwicklung der Parasiten gegen die herkömmlichen Medikamente.
Letzte Station Artemisinin
Wegen der Resistenzentwicklung sind das Artemisinin und dessen Derivate die derzeit wirksamsten Medikamente und weltweit im Einsatz.
Der in der 60er und 70er Jahren in China entdeckte und weiterentwickelte Wirkstoff galt als die Wunderwaffe gegen die Malaria tropica, nachdem die zunehmende Resistenz der Parasiten zunächst gegen Chloroquin, dann schliesslich auch gegen Chinin und Mefloquin zu Behandlungsproblemen führte.
Die Resistenzentwicklung begann in Südostasien im thai-kambodschanischen Grenzgebiet, breitete sich dann schliesslich auch in Afrika aus.
Ende der Fahnenstange
Mittlerweile gibt es aber die ersten Resistenzen auch gegen Artemisinin und seine Derivate. Das Ende der Fahnenstange wäre erreicht, mit bösen Folgen: ein Ausweichmedikament steht bisher nicht zur Verfügung, und damit ist wohl auch in absehbarer Zeit auch nicht zu rechnen.
Glaxo und sein Impfstoff
Nun kommt eine scheinbar recht positive Nachreicht: Die Firma Glaxo Smith Kline hat erfolgreich einen Impfstoff gegen Malaria entwickelt. Bezeichnung "RTS,S".
Der Hintergrund ist die stattfindende Stimulierung des Immunsystems nach einer durchgemachten Malariainfektion, die einen - zeitlich begrenzten Schutz - gegen eine Neuinfektion ermöglicht: bei einer Reihe von Exponierten, jedoch längst nicht bei allen.
Dieses Phänomen ist seit langem bekannt und zeigt sich daran, dass immunkompetente Patienten, - deutlich weniger jedoch HIV-Infizierte - nach einer kürzlich durchgemachten Malariainfektion bei der erneuten Exposition nach weniger als zwei Jahren oftmals keine Neuinfektion erleiden, oder aber zumindest einen leichteren Verlauf bei einer Reinfektion haben.
Oder im umgekehrten Fall: wenn nach mehreren Trockenperioden, also Ausbleiben der Regenzeit, in der dann wieder einsetzenden Regenzeit es zu massenhaftem Auftreten von Malaria kommt, weil die Teilimmunität nicht mehr vorhanden ist.
Selbst erlebt
Das habe ich hier im Süden Simbabwes mehrfach erlebt, besonders schlimm war es 1987 - nach mehreren Jahren der Trockenheit.
Ein Impfstoff kann natürlich im besten Fall nicht mehr leisten bezüglich der Aktivierung des Immunsystems, wie eine durchgemachte Infektion. Einen vollwirksamen Schutz, wie bei Impfungen gegen Viruserkrankungen (Hepatitis B, Masern, Mumps etc.)) kann daher von einem Impfstoff gegen Malaria kaum erwartet werden.
Getestet und für wirksam befunden
Das Unternehmen Glaxo hatte den Impfstoff in einem grossangelegten Feldversuch an 15.000 Kindern in Afrika - auf elf Orte in sieben Länder verteilt - eingesetzt , mit folgenden Ergebnissen:
.
- der neue Impfstoff erzielte bei Babys im Alter zwischen fünf und 17 Monaten bereits nach dem ersten Einsatz in knapp der Hälfte der Fälle (46%) eine positive Wirkung
- bei Säuglingen im Alter zwischen sechs und zwölf Wochen zeigt sich ebenfalls ein Erfolg – hier lag die Wirksamkeit von "RTS,S" nach der ersten Impfung immerhin bei 27 Prozent.
Die Dauer des Impfschutzes, also der Wirksamkeit der Impfung - 18 Monate - war keine Überraschung. Praktisch bedeutet das: Nach Ablauf dieser Zeit stünde eine erneute Impfung an.
Fortschritt ja oder nein
Ist dieser neue Impfstoff trotzdem als Fortschritt anzusehen? Der Impfstoff, der offenbar bezogen auf das Immunsystem erstmals eine ähnliche Wirkung hat, wie eine durchgemachte Malariainfektion, ist derr erste nachgewiesenermassen wirksame - begrenzt wirksame. Das ist sicherlich ein - bescheidener - Fortschritt.
Angesichts des Zustands des Gesundheitswesens in den meisten Ländern Afrikas südlich der Sahara ist ein flächendeckender Einsatz jedoch zur Zeit recht unrealistisch.
Einsatzfähig, gerade auch wegen der vielen erforderlichen Nachimpfungen, ist er nur, wenn es sich um ein hochentwickeltes Gesundheitswesen handelt, das sich nicht nur den Impfstoff einmal leisten kann, sondern auch die Folgeimpfungen. Das träfe im südlichen Afrika zur Zeit nur auf Botswana zu.
Touristen und Geschäftsleute
Uns so werden wohl in Zukunft vor allem Touristen und Geschäftsreisende die Nutzniesser eines derartigen Impfstoffes sein, wenn sie in Malaria-Endemiegebiete reisen.
Das Hauptproblem - mit oder ohne Impfstoff - bleibt jedoch: wirksame neue Medikamente gegen die Malaria zu entwickeln, oder gegebenenfalls Substanzen, welche die Resistenzfaktoren gegen Medikamente wie das Chloroquin hemmen.
Dafür gibt es jedoch zur Zeit keinen Anhalt.
Und so dümpeln wir mit der zunehmender Resistenz, auch gegen die Artemisinine und deren Derivate, langsam einer Katastrophe entgegen – mit oder ohne Impfung.
Die Zukunft heisst Resistenz? – Antiinfektiva verlieren ihre Wirksamkeit
Im Profil: Chinesische Pharmazie-Forscherin Tu Youyou
Medikamente ohne Wirkstoffe – ein hochlukratives Geschäft mit tödlichen Folgen
Weltgesundheitsorganisation (WHO) – ein teurer, bisher zahnloser Tiger im Kampf gegen gefälschte Medikamente
Die Statistiken der WHO liegen jedoch noch deutlich unter den jüngst von einer Forschergruppe an der Universität von Seattle /USA veröffentlichten Daten: Danach ist die Zahl der Infektionen noch höher, ebenfalls die Todesziffer mit über 1 Million.
Zwischen 60 und 70% der Patienten mit der der schweren Form der Erkrankung sterben daran..
Insbesondere im Afrika südlich der Sahara sind 16-24% der Todesfälle bei Kindern auf Malaria zurückzuführen.
Jede Minute stirbt ein Kind an Malaria
In mehr als 90 Ländern
Malariaerkrankungen sind in über 90 Ländern endemisch, fast ausnahmslos auf der Südhalbkugel, vor allem aber in Afrika südlich der Sahara.
Höchste Todesrate in Afrika
Malaria tropica
Auch der Erreger der gefährlichsten Form der Malaria, der Malaria tropica, die unbehandelt zum Tode führt, wird durch die Anopheles-Mücke übertragen.
Die Gründe für die hohen Todesraten lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Unzureichende Labordiagnostik, insbesondere in ländlichen Gebieten
- Bei Säuglingen und Kleinkindern vergleichsweise höherer Parasitenbefall
- Klinisch-diagnostische Probleme: Zu Beginn der Erkrankung, wenn die Therapie am erfolgreichsten, weil der Parasitenbefall noch gering ist, sind es unspezifische Krankheitssymptome wie Fieber - bei Kleinkindern ohnehin häufig.
Im weiteren Verlauf kommt es schliesslich zu wiederkehrenden hohen Fieberschüben mit Durchfall und Krämpfen, und als schwere Komplikation die zerebrale Malaria mit Koma und oftmals raschem Tod.
- Späte Behandlung (grosse Entfernung zur Klinik oder Krankenstation, fehlerhafte Diagnose etc)
- Unzureichende Medikamentenversorgung
- Medikamente ohne Wirkstoffe, oder unzureichenden Mengen an Wirkstoffen (Scheinmedikamente).
- zunehmende Resistenzentwicklung der Parasiten gegen die herkömmlichen Medikamente.
Letzte Station Artemisinin
Wegen der Resistenzentwicklung sind das Artemisinin und dessen Derivate die derzeit wirksamsten Medikamente und weltweit im Einsatz.
Der in der 60er und 70er Jahren in China entdeckte und weiterentwickelte Wirkstoff galt als die Wunderwaffe gegen die Malaria tropica, nachdem die zunehmende Resistenz der Parasiten zunächst gegen Chloroquin, dann schliesslich auch gegen Chinin und Mefloquin zu Behandlungsproblemen führte.
Die Resistenzentwicklung begann in Südostasien im thai-kambodschanischen Grenzgebiet, breitete sich dann schliesslich auch in Afrika aus.
Ende der Fahnenstange
Mittlerweile gibt es aber die ersten Resistenzen auch gegen Artemisinin und seine Derivate. Das Ende der Fahnenstange wäre erreicht, mit bösen Folgen: ein Ausweichmedikament steht bisher nicht zur Verfügung, und damit ist wohl auch in absehbarer Zeit auch nicht zu rechnen.
Glaxo und sein Impfstoff
Nun kommt eine scheinbar recht positive Nachreicht: Die Firma Glaxo Smith Kline hat erfolgreich einen Impfstoff gegen Malaria entwickelt. Bezeichnung "RTS,S".
Der Hintergrund ist die stattfindende Stimulierung des Immunsystems nach einer durchgemachten Malariainfektion, die einen - zeitlich begrenzten Schutz - gegen eine Neuinfektion ermöglicht: bei einer Reihe von Exponierten, jedoch längst nicht bei allen.
Dieses Phänomen ist seit langem bekannt und zeigt sich daran, dass immunkompetente Patienten, - deutlich weniger jedoch HIV-Infizierte - nach einer kürzlich durchgemachten Malariainfektion bei der erneuten Exposition nach weniger als zwei Jahren oftmals keine Neuinfektion erleiden, oder aber zumindest einen leichteren Verlauf bei einer Reinfektion haben.
Oder im umgekehrten Fall: wenn nach mehreren Trockenperioden, also Ausbleiben der Regenzeit, in der dann wieder einsetzenden Regenzeit es zu massenhaftem Auftreten von Malaria kommt, weil die Teilimmunität nicht mehr vorhanden ist.
Selbst erlebt
Das habe ich hier im Süden Simbabwes mehrfach erlebt, besonders schlimm war es 1987 - nach mehreren Jahren der Trockenheit.
Ein Impfstoff kann natürlich im besten Fall nicht mehr leisten bezüglich der Aktivierung des Immunsystems, wie eine durchgemachte Infektion. Einen vollwirksamen Schutz, wie bei Impfungen gegen Viruserkrankungen (Hepatitis B, Masern, Mumps etc.)) kann daher von einem Impfstoff gegen Malaria kaum erwartet werden.
Getestet und für wirksam befunden
Das Unternehmen Glaxo hatte den Impfstoff in einem grossangelegten Feldversuch an 15.000 Kindern in Afrika - auf elf Orte in sieben Länder verteilt - eingesetzt , mit folgenden Ergebnissen:
.
- der neue Impfstoff erzielte bei Babys im Alter zwischen fünf und 17 Monaten bereits nach dem ersten Einsatz in knapp der Hälfte der Fälle (46%) eine positive Wirkung
- bei Säuglingen im Alter zwischen sechs und zwölf Wochen zeigt sich ebenfalls ein Erfolg – hier lag die Wirksamkeit von "RTS,S" nach der ersten Impfung immerhin bei 27 Prozent.
Die Dauer des Impfschutzes, also der Wirksamkeit der Impfung - 18 Monate - war keine Überraschung. Praktisch bedeutet das: Nach Ablauf dieser Zeit stünde eine erneute Impfung an.
Fortschritt ja oder nein
Ist dieser neue Impfstoff trotzdem als Fortschritt anzusehen? Der Impfstoff, der offenbar bezogen auf das Immunsystem erstmals eine ähnliche Wirkung hat, wie eine durchgemachte Malariainfektion, ist derr erste nachgewiesenermassen wirksame - begrenzt wirksame. Das ist sicherlich ein - bescheidener - Fortschritt.
Angesichts des Zustands des Gesundheitswesens in den meisten Ländern Afrikas südlich der Sahara ist ein flächendeckender Einsatz jedoch zur Zeit recht unrealistisch.
Einsatzfähig, gerade auch wegen der vielen erforderlichen Nachimpfungen, ist er nur, wenn es sich um ein hochentwickeltes Gesundheitswesen handelt, das sich nicht nur den Impfstoff einmal leisten kann, sondern auch die Folgeimpfungen. Das träfe im südlichen Afrika zur Zeit nur auf Botswana zu.
Touristen und Geschäftsleute
Uns so werden wohl in Zukunft vor allem Touristen und Geschäftsreisende die Nutzniesser eines derartigen Impfstoffes sein, wenn sie in Malaria-Endemiegebiete reisen.
Das Hauptproblem - mit oder ohne Impfstoff - bleibt jedoch: wirksame neue Medikamente gegen die Malaria zu entwickeln, oder gegebenenfalls Substanzen, welche die Resistenzfaktoren gegen Medikamente wie das Chloroquin hemmen.
Dafür gibt es jedoch zur Zeit keinen Anhalt.
Und so dümpeln wir mit der zunehmender Resistenz, auch gegen die Artemisinine und deren Derivate, langsam einer Katastrophe entgegen – mit oder ohne Impfung.
Die Zukunft heisst Resistenz? – Antiinfektiva verlieren ihre Wirksamkeit
Im Profil: Chinesische Pharmazie-Forscherin Tu Youyou
Medikamente ohne Wirkstoffe – ein hochlukratives Geschäft mit tödlichen Folgen
Weltgesundheitsorganisation (WHO) – ein teurer, bisher zahnloser Tiger im Kampf gegen gefälschte Medikamente
onlinedienst - 9. Okt, 21:43 Article 4749x read
Malaria
haben Sie eigentlich schon einmal etwas von MMS und der Rot-Kreusz-Studie gehört?
http://www.gesundheitlicheaufklaerung.de/mms-studie-rotes-kreuz-uganda-malaria-nach-48h-komplett-geheilt
Quacksalberei
Warum machen Sie keinen Selbstversuch? Ich lade Sie ein, hierherzu kommen, und sich ordentlich von der Anopheles Mücke stechen zu lassen. Alsdann nehmen sie Ihr Wundergetränk und vergessen Sie nicht zu beten. Bitte auch daran denken, falls Sie Familie haben, eine Lebensversicherung abzuschliessen.
Meine Familienmitglieder und ich haben mehrfach Malaria gehabt. Dank wirksamer Medikamente und rechtzeitiger Behandlung haben wir das überlebt.
Ich habe allerdings viele Patienten behandelt, die zunächst "Naturmedizin" eingenommen hatten, und schliesslich in einem desolaten Zustand ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Viele starben.
MfG
Dr. v. Paleske