Islamistischer Terror in Afrika – welche Antwort seitens der Afrikanischen Union?
Dr. Alexander von Paleske ---- 6.7. 2014 -----
Heute wird erneut von islamistischen Terrorangriffen in Kenia berichtet. Mehr als 10 Menschen starben.
...nach dem gestrigen Anschlag nahe Lamu. Screenshot: Dr. v. Paleske
Die islamistische Terrortruppe in Somalia namens al-Shabaab , ein Al Qaida Ableger, hat die Verantwortung übernommen.
Antwort auf die Antwort
Die Angriffe in den beiden Küstenorten sollen die Antwort darauf sein, dass kenianische Truppen in Somalia gegen die al-Shabab Terrormilizen kämpfen, zusammen mit Truppen aus Burundi und Uganda im Rahmen der Afrikanischen Union, dem Zusammenschluss aller afrikanischen Länder mit Sitz in Addis Abeba.
In Somalia herrscht nach dem Sturz des Präsidenten Siad Barre im Jahre 1991 Bürgerkrieg.
Kenia hielt sich zunächst aus diesen Auseinandersetzungen, bei denen schliesslich die islamistischen Terrormilizen grosse Teile der Hauptstadt Mogadischu und des Landes unter ihre Kontrolle brachten, heraus, und nahm Hunderttausende von somalischen Flüchtlingen auf.
Die von der AU entsandten Truppen aus Burundi und Uganda gelang es schliesslich, al-Shabaab aus der Hauptstadt zu vertreiben, gleichwohl melden sich die Terroristen mit Bombenattentaten, wie zuletzt vor zwei Tagen, und Ermordungen von Politikern, immer wieder zurück.
Truppen gegen den Terrorverein
Als die Terrortruppe auch Angriffe auf Touristenresorts in Kenia mit Entführungen startete, entschloss sich die Regierung Kenias Ende 2011, Truppen nach Somalia zu entsenden, um al-Shabaab aus dem Süden einschliesslich der Hafenstadt Kismaayo zu vertreiben.
Bomben und Terror in Kenia als Antwort auf die Antwort
Die Antwort der al-Shabab waren Bombenanschläge in Kenia, wie in dem Einkaufszentrum Westgate in Nairobi, wo ausserdem wahllos auf unbeteiligte Kunden geschossen und Dutzende getötet wurden.
Im Norden Kenias griffen die Terroristen Kirchen an, und töteten Kirchgänger.
Die kenianische Regierung ihrerseits liess einen islamistischen Hassprediger, Scheich Ibrahim Ismael mit drei Begleitern, in Mombasa ermorden, der offen Propaganda für al-Shabab in seinen Predigten gemacht, und für den Jihad, den Religionskrieg geworben hatte.
Tourismus eingebrochen
Kenia hat eine starke muslimische Minderheit, vorwiegend in den Küstenregionen um Mombasa und Lamu, dort, wo auch die Touristenresorts liegen, eine ausserordentlich wichtige Einnahmequelle des Landes.
Der Tourismus ist mittlerweile durch die Terrorangriffe schwer beeinträchtigt, die Hotels stehen weitgehend leer.
Der Wegfall des Tourismus in Kenia dürfte die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Landes drastisch verschlimmern, den Hass auf die Somalis, die sich in Kenia aufhalten, steigern, was möglicherweise Progrome einerseits, und weitere Terrorattacken andererseits, nach sich ziehen dürfte.
Durchsichtiges Manöver
Der kenianische Präsident Uhuru Kenyatta macht für die letzten Angriffe jedoch lokale Politiker und den Mombasa Rural Council verantwortlich, und dies, obgleich al- Shabaab bereits die Verantwortung übernommen hat. Ein allzu durchsichtiges politisches Manöver eines mit allen Wassern gewaschenen Politikers.
Wie in Nigeria (Boko Haram) droht auch in Kenia der islamistische Terror das Land ins Chaos zu stürzen, ein erklärtes Ziel der Islam-Terroristen.
.
Allen islamistischen Terrorgruppen ist gemeinsam, sich die vorhandenen politischen und sozialen Probleme zunutze zu machen. Ganz besonders zeigt sich das in Nigerias bettelarmen und vernachlässigten Norden.
Der dortige Terror der Boko Haram hat mittlerweile ein unbeschreibliches Ausmass angenommen: mindestens 2000, zumeist unbeteiligte Zivilisten, wurden seit Beginn des Jahres 2014 getötet, verglichen mit insgesamt 3600 Toten in den vier Jahren zuvor.
Kurzfristig müssen diese Islamistischen Terrorgruppen militärisch besiegt werden, mittel- und langfristig müssen die wirtschaftlichen und sozialen Probleme, der Nährboden, auf dem der Terror gedeiht, angegangen werden.
Dazu sollte die Afrikanische Union (AU) eigentlich in der Lage sein, sollte man meinen.Das Gegenteil ist jedoch bisher der Fall.
Neuer Anlauf
Angesichts der prekären Lage in mehreren vom islamistischen Terror betroffenen Ländern, haben sich die Präsidenten der in der AU zusammengeschlossenen afrikanischen Länder auf ihrem Gipfeltreffen in der vorvergangenen Woche in Malabo, der Hauptstadt Äquatorial-Guineas, geeinigt, eine afrikanische Eingreiftruppe aufzustellen, die bereits im Oktober 2014 einsatzbereit sein soll:
African Capacity for Immediate Response to Crisis (ACIRE).
Süd-Afrika, Angola, Uganda, Tansania, Tschad, Liberia, Senegal und Sudan haben Truppen zugesagt.
Das wirtschaftlich stärkste Land Afrikas hat dafür den nicht gerade beindruckenden Betrag von 120.000 US Dollar bereitgestellt. Die Kosten für ein Bataillon in einem Kriegseinsatz belaufen sich aber bereits auf rund 3 Millionen US-Dollar, und steigen auf 100 Millionen für die drei vorgesehenen Bataillone in einem längerdauernden Einsatz.
Der AU stehen jedoch Gelder in auch nur in annähernd dieser Höhe nicht zur Verfügung. Also muss bei Geberländern angeklopft werden.
Besser als AFRICOM & Co
Trotzdem: Allemal besser als bei den alten Kolonialherren um Truppen nachzusuchen, wie zuletzt in Mali, oder um den Einsatz von US-AFRICOM zu bitten.
Obgleich die Idee prinzipiell richtig ist, gibt es selbst bei betroffenen Ländern wie Nigeria Widerstand, die befürchten, dass ihnen mit ACIR, einmal zum Einsatz gekommen, das Kommando aus der Hand genommen wird.
Langfristig hilft jedoch nur, den Nährboden für den Terrorismus trockenzulegen, also Angehen der wirtschaftlichen und politischen Probleme.
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Antwort auf die Antwort
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In Somalia herrscht nach dem Sturz des Präsidenten Siad Barre im Jahre 1991 Bürgerkrieg.
Kenia hielt sich zunächst aus diesen Auseinandersetzungen, bei denen schliesslich die islamistischen Terrormilizen grosse Teile der Hauptstadt Mogadischu und des Landes unter ihre Kontrolle brachten, heraus, und nahm Hunderttausende von somalischen Flüchtlingen auf.
Die von der AU entsandten Truppen aus Burundi und Uganda gelang es schliesslich, al-Shabaab aus der Hauptstadt zu vertreiben, gleichwohl melden sich die Terroristen mit Bombenattentaten, wie zuletzt vor zwei Tagen, und Ermordungen von Politikern, immer wieder zurück.
Truppen gegen den Terrorverein
Als die Terrortruppe auch Angriffe auf Touristenresorts in Kenia mit Entführungen startete, entschloss sich die Regierung Kenias Ende 2011, Truppen nach Somalia zu entsenden, um al-Shabaab aus dem Süden einschliesslich der Hafenstadt Kismaayo zu vertreiben.
Bomben und Terror in Kenia als Antwort auf die Antwort
Die Antwort der al-Shabab waren Bombenanschläge in Kenia, wie in dem Einkaufszentrum Westgate in Nairobi, wo ausserdem wahllos auf unbeteiligte Kunden geschossen und Dutzende getötet wurden.
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Tourismus eingebrochen
Kenia hat eine starke muslimische Minderheit, vorwiegend in den Küstenregionen um Mombasa und Lamu, dort, wo auch die Touristenresorts liegen, eine ausserordentlich wichtige Einnahmequelle des Landes.
Der Tourismus ist mittlerweile durch die Terrorangriffe schwer beeinträchtigt, die Hotels stehen weitgehend leer.
Der Wegfall des Tourismus in Kenia dürfte die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Landes drastisch verschlimmern, den Hass auf die Somalis, die sich in Kenia aufhalten, steigern, was möglicherweise Progrome einerseits, und weitere Terrorattacken andererseits, nach sich ziehen dürfte.
Durchsichtiges Manöver
Der kenianische Präsident Uhuru Kenyatta macht für die letzten Angriffe jedoch lokale Politiker und den Mombasa Rural Council verantwortlich, und dies, obgleich al- Shabaab bereits die Verantwortung übernommen hat. Ein allzu durchsichtiges politisches Manöver eines mit allen Wassern gewaschenen Politikers.
Wie in Nigeria (Boko Haram) droht auch in Kenia der islamistische Terror das Land ins Chaos zu stürzen, ein erklärtes Ziel der Islam-Terroristen.
.
Allen islamistischen Terrorgruppen ist gemeinsam, sich die vorhandenen politischen und sozialen Probleme zunutze zu machen. Ganz besonders zeigt sich das in Nigerias bettelarmen und vernachlässigten Norden.
Der dortige Terror der Boko Haram hat mittlerweile ein unbeschreibliches Ausmass angenommen: mindestens 2000, zumeist unbeteiligte Zivilisten, wurden seit Beginn des Jahres 2014 getötet, verglichen mit insgesamt 3600 Toten in den vier Jahren zuvor.
Kurzfristig müssen diese Islamistischen Terrorgruppen militärisch besiegt werden, mittel- und langfristig müssen die wirtschaftlichen und sozialen Probleme, der Nährboden, auf dem der Terror gedeiht, angegangen werden.
Dazu sollte die Afrikanische Union (AU) eigentlich in der Lage sein, sollte man meinen.Das Gegenteil ist jedoch bisher der Fall.
Neuer Anlauf
Angesichts der prekären Lage in mehreren vom islamistischen Terror betroffenen Ländern, haben sich die Präsidenten der in der AU zusammengeschlossenen afrikanischen Länder auf ihrem Gipfeltreffen in der vorvergangenen Woche in Malabo, der Hauptstadt Äquatorial-Guineas, geeinigt, eine afrikanische Eingreiftruppe aufzustellen, die bereits im Oktober 2014 einsatzbereit sein soll:
African Capacity for Immediate Response to Crisis (ACIRE).
Süd-Afrika, Angola, Uganda, Tansania, Tschad, Liberia, Senegal und Sudan haben Truppen zugesagt.
Das wirtschaftlich stärkste Land Afrikas hat dafür den nicht gerade beindruckenden Betrag von 120.000 US Dollar bereitgestellt. Die Kosten für ein Bataillon in einem Kriegseinsatz belaufen sich aber bereits auf rund 3 Millionen US-Dollar, und steigen auf 100 Millionen für die drei vorgesehenen Bataillone in einem längerdauernden Einsatz.
Der AU stehen jedoch Gelder in auch nur in annähernd dieser Höhe nicht zur Verfügung. Also muss bei Geberländern angeklopft werden.
Besser als AFRICOM & Co
Trotzdem: Allemal besser als bei den alten Kolonialherren um Truppen nachzusuchen, wie zuletzt in Mali, oder um den Einsatz von US-AFRICOM zu bitten.
Obgleich die Idee prinzipiell richtig ist, gibt es selbst bei betroffenen Ländern wie Nigeria Widerstand, die befürchten, dass ihnen mit ACIR, einmal zum Einsatz gekommen, das Kommando aus der Hand genommen wird.
Langfristig hilft jedoch nur, den Nährboden für den Terrorismus trockenzulegen, also Angehen der wirtschaftlichen und politischen Probleme.
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onlinedienst - 6. Jul, 18:09 Article 2825x read