Ist der Kampf um Aleppo der Beginn eines grossen Krieges?
Dr. Alexander von Paleske ------ 1.10. 2016 ---- Das Waffenstillstandsabkommen für Syrien, am 9. September 2016 abgeschlossen zwischen dem US- Aussenminister Kerry und dem russischen Aussenminister Lawrov, hatte eine sehr kurze Lebensdauer. Nach dem Angriff der US Luftwaffe und ihrer Verbündeten auf Stellungen der syrischen Armee, und der darauf folgenden Wiederaufnahme der Luftangriffe auf Aleppo war es nichts mehr als ein Fetzen Papier. Dabei hatte es zunächst ganz vielversprechend ausgesehen.
Widerstand gegen Waffenstillstand
Allerdings gab es von Beginn an massiven Widerstand gegen die Umsetzung gleich von mehreren Seiten:
Von der radikalisalmistischen Al Nusra Front, die ein sunnitisch salafistisches Terrorregime samt Einführung der Scharia in Syrien errichten will, bis zur US-Armee-Führung, die nach wie vor auf die sogenannte gemässigte Opposition setzt, obgleich diese längst zusammen mit der Al Nusra engste Waffenbrüderschaft pflegt, und dabei Al Nusra auch noch der dominierende Part ist.
Und natürlich Saudi-Arabien, Heimat und Exportnation sunnitischer radikalislamistischer (salafistischer) Ideologie und Verbündeter des Westens.
Trennung kaum möglich
Die Forderung Russlands, beide zu trennen, und gegen al Nusra zusammen vorzugehen, erschien schon aus praktischen Gründen eher undurchführbar. Stattdessen hätten beide Seiten Evakuierungspläne erörtern müssen: wie die Zivilbevölkerung aus dem Kampf- und Bombardierungsgebiet Aleppos evakuiert werden kann, die gemässigten Oppositionstruppen sich ebenfalls zurückziehen, und nur Al Nusra, die Aleppo zur Festung des sunnitischen Widerstands, und als vorübergehende Hauptstadt eines „befreiten“ Syriens nutzen will, dort verbleibt und bekämpft werden kann.
Das ist aber das Gegenteil von dem, was Al Nusra und Co anstreben. Sie halten die Zivilbevölkerung fest, um die öffentliche Meinung in der Welt mit den Verlusten unter der Zivilbevölkerung durch Bombardierung und Kampfhandlungen gegen die Regierung Assad zu mobilisieren.
Für Syriens Präsident Assad geht es ebenfalls um eine Überlebensfrage: Siegt Al Nusra und die mit ihr verbündeten Oppositionsgruppen, dann hat die letzte Stunde der Alawiten (Schiiten) und anderer Religionsgruppen geschlagen.
Und so kämpft jede Seite mit allen Mitteln, um dem Gegner eine Niederlage zu bereiten, ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung. Mit dem Unterschied, dass unter dem Assad Regime es vermutlich später nicht zu einem Vernichtungsfeldzug gegen die Sunniten kommen würde.
Bastion Aleppo
Aleppo ist die grosse Bastion der Opposition in der zweitgrössten Stadt des Landes. Die Regierung Syriens will die angekündigte Offensive erst starten, wenn der von der Opposition kontrollierte Teil Aleppos in Schutt und Asche liegt, um so einen verlustreichen Häuserkampf zu vermeiden.
Die Bombenopfer in Aleppo sind schrecklich, aber die Hauptverantwortlichen für diesen ausser Kontrolle geratenen Bürgerkrieg, für das Ausbreiten der Massenproteste 2011 in einen Bürgerkrieg, sitzen im Westen.
Das Kippen von Öl in das Feuer der Massenproteste hat den Konflikt erst zu dem gemacht, was er jetzt ist: Ein Bürgerkrieg der von beiden Seiten mit grösster Brutalität geführt wird.
Yemen: Kein Problem
Die USA und westliche Länder, die sich über diese Brutalität empören, haben jedoch umgekehrt keine Bedenken, den Krieg der Saudis gegen den Yemen zu billigen. Nicht nur zu billigen, sondern mit Waffenlieferungen zu stützen. Ein Krieg, der Tausenden von Zivilisten das Leben gekostet hat, und eines er ärmsten Länder der Welt in die Hungerkastastrophe treibt. Krankenhäuser, Schulen, nichts ist vor den Bombenangriffen der Saudis sicher.
Die Weltöffentlichkeit schaut weg.
Und so bleibt es dabei: Russland und Assad werden Ost-Aleppo weiter bombardieren, sturmreif bombardieren, die Radikalislamisten werden die Zivilbevölkerung weiter an der Flucht aus er Stadt hindern, der Westen wird nichts tun, um eine Evakuierung durchzusetzen, und schliesslich wird die Bodenoffensive starten: ein Kampf Haus um Haus.
Nur durch Verhandlungen
Der Krieg kann nur durch Verhandlungen beendet werden, das weiss Kerry, und das weiss auch Lawrov.
Mit einem denkbaren direkten Aufeinandertreffen der Atommächte USA und Russland in Syrien, wächst jedoch umgekehrt auch die Gefahr einer grösseren direkten Auseinandersetzung zwischen Russland und den USA.
Jedoch: Selbst ohne direkte Zusammenstösse wird erst eine noch weit höhere Zahl von Todesopfern, und die Erschöpfung der Bürgerkriegsparteien, zu einem effektiven Waffenstillstand führen, und möglicherweise mit der Aufteilung Syriens entlang der Religionszugehörigkeit enden.
Nichts gelernt
Was wäre, wenn Lawrov und Kerry bereits im Jahre 2011, oder spätestens 2012 verhandelt hätten? - Aber: Hätte und wäre gilt in der Geschichte nicht.
Für die Konflikte im Irak, Afghanistan, und insbesondere in Libyen gilt: der Westen hat nichts aus diesen Konflikten und damit seinen Fehlern gelernt, die alle den sunnitischen Terror-Islamisten Möglichkeiten boten, mit Waffengewalt sich auszubreiten. Zuletzt eben auch in Syrien.
An warnenden Stimmen hatte es jedenfalls nicht gefehlt.
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Von der radikalisalmistischen Al Nusra Front, die ein sunnitisch salafistisches Terrorregime samt Einführung der Scharia in Syrien errichten will, bis zur US-Armee-Führung, die nach wie vor auf die sogenannte gemässigte Opposition setzt, obgleich diese längst zusammen mit der Al Nusra engste Waffenbrüderschaft pflegt, und dabei Al Nusra auch noch der dominierende Part ist.
Und natürlich Saudi-Arabien, Heimat und Exportnation sunnitischer radikalislamistischer (salafistischer) Ideologie und Verbündeter des Westens.
Trennung kaum möglich
Die Forderung Russlands, beide zu trennen, und gegen al Nusra zusammen vorzugehen, erschien schon aus praktischen Gründen eher undurchführbar. Stattdessen hätten beide Seiten Evakuierungspläne erörtern müssen: wie die Zivilbevölkerung aus dem Kampf- und Bombardierungsgebiet Aleppos evakuiert werden kann, die gemässigten Oppositionstruppen sich ebenfalls zurückziehen, und nur Al Nusra, die Aleppo zur Festung des sunnitischen Widerstands, und als vorübergehende Hauptstadt eines „befreiten“ Syriens nutzen will, dort verbleibt und bekämpft werden kann.
Das ist aber das Gegenteil von dem, was Al Nusra und Co anstreben. Sie halten die Zivilbevölkerung fest, um die öffentliche Meinung in der Welt mit den Verlusten unter der Zivilbevölkerung durch Bombardierung und Kampfhandlungen gegen die Regierung Assad zu mobilisieren.
Für Syriens Präsident Assad geht es ebenfalls um eine Überlebensfrage: Siegt Al Nusra und die mit ihr verbündeten Oppositionsgruppen, dann hat die letzte Stunde der Alawiten (Schiiten) und anderer Religionsgruppen geschlagen.
Und so kämpft jede Seite mit allen Mitteln, um dem Gegner eine Niederlage zu bereiten, ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung. Mit dem Unterschied, dass unter dem Assad Regime es vermutlich später nicht zu einem Vernichtungsfeldzug gegen die Sunniten kommen würde.
Bastion Aleppo
Aleppo ist die grosse Bastion der Opposition in der zweitgrössten Stadt des Landes. Die Regierung Syriens will die angekündigte Offensive erst starten, wenn der von der Opposition kontrollierte Teil Aleppos in Schutt und Asche liegt, um so einen verlustreichen Häuserkampf zu vermeiden.
Die Bombenopfer in Aleppo sind schrecklich, aber die Hauptverantwortlichen für diesen ausser Kontrolle geratenen Bürgerkrieg, für das Ausbreiten der Massenproteste 2011 in einen Bürgerkrieg, sitzen im Westen.
Das Kippen von Öl in das Feuer der Massenproteste hat den Konflikt erst zu dem gemacht, was er jetzt ist: Ein Bürgerkrieg der von beiden Seiten mit grösster Brutalität geführt wird.
Yemen: Kein Problem
Die USA und westliche Länder, die sich über diese Brutalität empören, haben jedoch umgekehrt keine Bedenken, den Krieg der Saudis gegen den Yemen zu billigen. Nicht nur zu billigen, sondern mit Waffenlieferungen zu stützen. Ein Krieg, der Tausenden von Zivilisten das Leben gekostet hat, und eines er ärmsten Länder der Welt in die Hungerkastastrophe treibt. Krankenhäuser, Schulen, nichts ist vor den Bombenangriffen der Saudis sicher.
Die Weltöffentlichkeit schaut weg.
Und so bleibt es dabei: Russland und Assad werden Ost-Aleppo weiter bombardieren, sturmreif bombardieren, die Radikalislamisten werden die Zivilbevölkerung weiter an der Flucht aus er Stadt hindern, der Westen wird nichts tun, um eine Evakuierung durchzusetzen, und schliesslich wird die Bodenoffensive starten: ein Kampf Haus um Haus.
Nur durch Verhandlungen
Der Krieg kann nur durch Verhandlungen beendet werden, das weiss Kerry, und das weiss auch Lawrov.
Mit einem denkbaren direkten Aufeinandertreffen der Atommächte USA und Russland in Syrien, wächst jedoch umgekehrt auch die Gefahr einer grösseren direkten Auseinandersetzung zwischen Russland und den USA.
Jedoch: Selbst ohne direkte Zusammenstösse wird erst eine noch weit höhere Zahl von Todesopfern, und die Erschöpfung der Bürgerkriegsparteien, zu einem effektiven Waffenstillstand führen, und möglicherweise mit der Aufteilung Syriens entlang der Religionszugehörigkeit enden.
Nichts gelernt
Was wäre, wenn Lawrov und Kerry bereits im Jahre 2011, oder spätestens 2012 verhandelt hätten? - Aber: Hätte und wäre gilt in der Geschichte nicht.
Für die Konflikte im Irak, Afghanistan, und insbesondere in Libyen gilt: der Westen hat nichts aus diesen Konflikten und damit seinen Fehlern gelernt, die alle den sunnitischen Terror-Islamisten Möglichkeiten boten, mit Waffengewalt sich auszubreiten. Zuletzt eben auch in Syrien.
An warnenden Stimmen hatte es jedenfalls nicht gefehlt.
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onlinedienst - 1. Okt, 22:45 Article 3551x read