Kaperung der Arctic Sea – die Indizienkette beginnt sich zu schliessen
Dr. Alexander von Paleske --- 17.10. 2009 --- Was anfangs aussah wie eine von vielen Verschwörungstheorien, dass nämlich Israel hinter der Kaperung gesteckt hat, wie wir hier von Anfang an aufgrund der bereits damals vorliegenden Indizien geschlossen hatten, das hat bisher sich Stück für Stück bestätigt.
Allerdings fehlt das letzte Glied der Indizienkette: Die wirkliche Ladung des Schiffs.
Die Kaperer und ihr Hintergrund
Eine der bisher unbeantworteten Fragen lautete: Was ist der soziale Hintergrund dieser Kaperer und wie wurden sie angeworben?
Auch da besteht jetzt erheblich mehr Klarheit. Bei diesen Leuten handelt es sich teilweise um Russen, die in den baltischen Ländern leben, eine Gruppe, die von der Staatsangehörigkeit her gesehen sich im sogenannten Niemandsland befindet.
Als Russen qualifizieren sie oftmals nicht für die strikten estnischen Staatsangehörigkeitbedingungen, obgleich sie mit ihren Famiien seit Jahrzehnten in den nunmehr unabhängigen baltischen Republiken Estland, Lettland und Litauen leben.
Sie sind also nach dem Zerfall der Sowjetunion dort zu Hause und gleichzeitig in der Fremde.
Ein idealer Nährboden für das Abgleiten in Alkohol und/ oder Kriminalität.
Die Arbeitslosenrate ist unter den Russen in den baltischen Republiken fast doppelt so hoch wie beispielsweise unter den Esten. Gleichzeitig eine ideale Zielgruppe für einen schmutzigen Job, wo wenig Fragen nach dem Hintergrund gestellt werden sollen.
Im Mai 2009 gab es in Tallinn/Estland einen Aushang enthaltend eine Stellenanzeige „Männer für Sicherheitsdienst in Spanien gesucht“.
Spanien ole
Spanien, das hörte sich gut an, und militärische Vorkenntnisse, anders als bei Söldnerfirmen, die im Irak, Afghanistan und anderswo operieren, waren offenbar auch nicht erforderlich.
Es war auch gleichzeitig vier Wochen, nachdem die Arctic Sea - nicht zum ersten Mal - unmittelbar hinter Gibraltar auf dem Weg ins Mittelmeer für 10 Tage das automatische Indentifikationssystem AIS ausgeschaltet hatte. Zielland damals - wie jetzt im Juli : Algerien.
Kein A-Team für einen anständigen Job
Es meldeten sich auf die „Stellenanzeige“ unter anderem und wurden prompt engagiert:
- Ein Mann, der gerade eine Gefängnisstrafe wegen Totschlags verbüsst hatte. Er hatte in einer Bar einen Gast totgeschlagen.
- Ein weiterer, der wegen Brandstiftung verurteilt worden war.
- Ein wegen Trunkenheitsdekikten Verurteilter.
Und alle dem Abschaum der Gesellschaft zuzuordnende Männer waren regelrechte Kraftprotze. Nicht gerade ein A-Team, aber die für diesen Job offenbar „ideale Crew“ war somit zusammen, die Vorbereitung der Kaperung konnte beginnen.
Wer der Anwerber war, Namen sind in diesem Geschäft ohnehin Schall und Rauch, darüber kann man spekulieren. Vermutlich war es eine Tarnfirma deren sich Geheimdienste zu bedienen pflegen.
Der aus Desperados zusammengewürfelte Haufen wurde dann offenbar systematisch auf das Kaperungsmanöver vorbereitet, und sicherlich gut bezahlt.
Am 15 Juli war es dann soweit. Ein Minibus sammelte die Leute ein. Danach verliert sich ihre Spur, bis sie am 15. August vor den Kapverdischen Inseln von russischem Militär festgenommen werden.
Man kann getrost davon ausgehen, dass sie nicht in ein Schlauchboot gesetzt wurden, um dann mehr als 200 km entfernt die Arctic Sea zu kapern. Sie wurden entweder nach Schweden befördert und von dort ging es dann per Schiff weiter bis in die Nähe der Arctic Sea, oder es ging gleich in Estland an Bord eines Schiffes.
Dass diese Mannschaft nicht imstande war, eine Kaperung in eigener Regie zur Erpressung von Lösegeld zu organisieren, ist offensichtlich.
Der Rest ist bekannt.
.
Mittlerweile haben auch hohe russische Beamte eingeräumt, dass sich "etwas mehr" als nur Holz an Bord befunden haben könne.
Eine weitere Aufklärung ist vorerst aber nicht zu erwarten. Der Mossad, davon kann man ausgehen, ist nie unmittelbar in Erscheinung getreten und die Entführer wussten vermutlich selbst gar nicht so genau, wer sie da in Wirklichkeit angeheuert hatte. Aber solange die Kasse stimmt, stellen solche vorbestraften Underdogs eben keine Fragen.
Vorläufiger Abschluss
Im Prinzip kann man jetzt den Fall als vorläufig abgeschlossen betrachten. Weitere Geschichtchen aus Russland sind zwar zu erwarten, aber eben Münchhausen-Geschichten, fernab von dem, was sich in Wirklichkeit zugetragen hat.
Wer nach Archangelsk reist, dort ist die Crew der Arctic Sea zu Hause , um mit ihnen selbst oder deren Familien zu sprechen,der bekommt unmissverständliche Warnungen zu hören, sich da rauszuhalten. Dem schwedischen Fernsehen berichtete ein Matrose nur, dass die Piraten ausserst brutal gewesen seinen und es sogar zu Scheinhinrichtungen gekommen sei, weitere Angaben wollte er aber nicht machen, er sei zu traumatisiert.
Richtig dürfte wohl sein, dass er Angst hat, die näheren Umstände mitzuteilen.
Bei der Kaperung der Scheersberg mit 200 Tonnen Uranoxid (Yellow Cake) an Bord durch den Mossad im Jahre 1968 hat es immerhin fast 10 Jahre gedauert, bis zwar nicht den Geheimdiensten, die wussten das längst , aber der breiten Oeffentlichkeit klar war, was sich da in Wirklichkeit abgespielt hatte.
Und noch etwas erinnert im vorliegenden Fall an diese Mossad Kaperung: Nach der Kaperung Scheersberg wurde der Name überpinselt, aus Scheersberg wurde Kerkyra.
Auch der Name Arctic Sea wurde nach der Kaperung auf Verlangen der Kaperer von der Crew überpinselt: Aus der Arctic Sea wurde das nordkoreanische Schiff Jon Jin 2.
Vor 10 Tagen trafen sich in aller Heimlichkeit Ermittler aus Russland, Malta, Finnland und Schweden, um Ermittlungsergebnisse auszutauschen und das weitere Vorgehen zu koordinieren. Amtliche Verlautbarungen gab es nach diesem Treffen, das vom 7.-9. Oktober stattfand, selbstverständlich nicht.
Die Oeffentlichkeit wird also weiter entweder nicht informiert oder hinters Licht geführt.
Kaperung der Arctic Sea - Mehrfacher Waffenschmuggel?
Arctic Sea: Die Öffentlichkeit wird getäuscht
Die Kaperung der Arctic Sea – oder: Windiges aus der russischen Seefahrt
Die Kaperung der Arctic Sea: Fakten, Indizien, Spekulationen
Arctic Sea"- Kaperung: Indizien deuten auf Geheimdienstaktion - vermutlich Mossad - und nicht Piraten
Arctic Sea – Die Besatzung ist frei, die Fragen bleiben
Geheimdienste in das Verschwinden der "Arctic Sea" verwickelt?
Und als Satire:
Die "Arctic Sea", ihre Fracht und Radio Eriwan
Allerdings fehlt das letzte Glied der Indizienkette: Die wirkliche Ladung des Schiffs.
Die Kaperer und ihr Hintergrund
Eine der bisher unbeantworteten Fragen lautete: Was ist der soziale Hintergrund dieser Kaperer und wie wurden sie angeworben?
Auch da besteht jetzt erheblich mehr Klarheit. Bei diesen Leuten handelt es sich teilweise um Russen, die in den baltischen Ländern leben, eine Gruppe, die von der Staatsangehörigkeit her gesehen sich im sogenannten Niemandsland befindet.
Als Russen qualifizieren sie oftmals nicht für die strikten estnischen Staatsangehörigkeitbedingungen, obgleich sie mit ihren Famiien seit Jahrzehnten in den nunmehr unabhängigen baltischen Republiken Estland, Lettland und Litauen leben.
Sie sind also nach dem Zerfall der Sowjetunion dort zu Hause und gleichzeitig in der Fremde.
Ein idealer Nährboden für das Abgleiten in Alkohol und/ oder Kriminalität.
Die Arbeitslosenrate ist unter den Russen in den baltischen Republiken fast doppelt so hoch wie beispielsweise unter den Esten. Gleichzeitig eine ideale Zielgruppe für einen schmutzigen Job, wo wenig Fragen nach dem Hintergrund gestellt werden sollen.
Im Mai 2009 gab es in Tallinn/Estland einen Aushang enthaltend eine Stellenanzeige „Männer für Sicherheitsdienst in Spanien gesucht“.
Spanien ole
Spanien, das hörte sich gut an, und militärische Vorkenntnisse, anders als bei Söldnerfirmen, die im Irak, Afghanistan und anderswo operieren, waren offenbar auch nicht erforderlich.
Es war auch gleichzeitig vier Wochen, nachdem die Arctic Sea - nicht zum ersten Mal - unmittelbar hinter Gibraltar auf dem Weg ins Mittelmeer für 10 Tage das automatische Indentifikationssystem AIS ausgeschaltet hatte. Zielland damals - wie jetzt im Juli : Algerien.
Kein A-Team für einen anständigen Job
Es meldeten sich auf die „Stellenanzeige“ unter anderem und wurden prompt engagiert:
- Ein Mann, der gerade eine Gefängnisstrafe wegen Totschlags verbüsst hatte. Er hatte in einer Bar einen Gast totgeschlagen.
- Ein weiterer, der wegen Brandstiftung verurteilt worden war.
- Ein wegen Trunkenheitsdekikten Verurteilter.
Und alle dem Abschaum der Gesellschaft zuzuordnende Männer waren regelrechte Kraftprotze. Nicht gerade ein A-Team, aber die für diesen Job offenbar „ideale Crew“ war somit zusammen, die Vorbereitung der Kaperung konnte beginnen.
Wer der Anwerber war, Namen sind in diesem Geschäft ohnehin Schall und Rauch, darüber kann man spekulieren. Vermutlich war es eine Tarnfirma deren sich Geheimdienste zu bedienen pflegen.
Der aus Desperados zusammengewürfelte Haufen wurde dann offenbar systematisch auf das Kaperungsmanöver vorbereitet, und sicherlich gut bezahlt.
Am 15 Juli war es dann soweit. Ein Minibus sammelte die Leute ein. Danach verliert sich ihre Spur, bis sie am 15. August vor den Kapverdischen Inseln von russischem Militär festgenommen werden.
Man kann getrost davon ausgehen, dass sie nicht in ein Schlauchboot gesetzt wurden, um dann mehr als 200 km entfernt die Arctic Sea zu kapern. Sie wurden entweder nach Schweden befördert und von dort ging es dann per Schiff weiter bis in die Nähe der Arctic Sea, oder es ging gleich in Estland an Bord eines Schiffes.
Dass diese Mannschaft nicht imstande war, eine Kaperung in eigener Regie zur Erpressung von Lösegeld zu organisieren, ist offensichtlich.
Der Rest ist bekannt.
.
Mittlerweile haben auch hohe russische Beamte eingeräumt, dass sich "etwas mehr" als nur Holz an Bord befunden haben könne.
Eine weitere Aufklärung ist vorerst aber nicht zu erwarten. Der Mossad, davon kann man ausgehen, ist nie unmittelbar in Erscheinung getreten und die Entführer wussten vermutlich selbst gar nicht so genau, wer sie da in Wirklichkeit angeheuert hatte. Aber solange die Kasse stimmt, stellen solche vorbestraften Underdogs eben keine Fragen.
Vorläufiger Abschluss
Im Prinzip kann man jetzt den Fall als vorläufig abgeschlossen betrachten. Weitere Geschichtchen aus Russland sind zwar zu erwarten, aber eben Münchhausen-Geschichten, fernab von dem, was sich in Wirklichkeit zugetragen hat.
Wer nach Archangelsk reist, dort ist die Crew der Arctic Sea zu Hause , um mit ihnen selbst oder deren Familien zu sprechen,der bekommt unmissverständliche Warnungen zu hören, sich da rauszuhalten. Dem schwedischen Fernsehen berichtete ein Matrose nur, dass die Piraten ausserst brutal gewesen seinen und es sogar zu Scheinhinrichtungen gekommen sei, weitere Angaben wollte er aber nicht machen, er sei zu traumatisiert.
Richtig dürfte wohl sein, dass er Angst hat, die näheren Umstände mitzuteilen.
Bei der Kaperung der Scheersberg mit 200 Tonnen Uranoxid (Yellow Cake) an Bord durch den Mossad im Jahre 1968 hat es immerhin fast 10 Jahre gedauert, bis zwar nicht den Geheimdiensten, die wussten das längst , aber der breiten Oeffentlichkeit klar war, was sich da in Wirklichkeit abgespielt hatte.
Und noch etwas erinnert im vorliegenden Fall an diese Mossad Kaperung: Nach der Kaperung Scheersberg wurde der Name überpinselt, aus Scheersberg wurde Kerkyra.
Auch der Name Arctic Sea wurde nach der Kaperung auf Verlangen der Kaperer von der Crew überpinselt: Aus der Arctic Sea wurde das nordkoreanische Schiff Jon Jin 2.
Vor 10 Tagen trafen sich in aller Heimlichkeit Ermittler aus Russland, Malta, Finnland und Schweden, um Ermittlungsergebnisse auszutauschen und das weitere Vorgehen zu koordinieren. Amtliche Verlautbarungen gab es nach diesem Treffen, das vom 7.-9. Oktober stattfand, selbstverständlich nicht.
Die Oeffentlichkeit wird also weiter entweder nicht informiert oder hinters Licht geführt.
Kaperung der Arctic Sea - Mehrfacher Waffenschmuggel?
Arctic Sea: Die Öffentlichkeit wird getäuscht
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Und als Satire:
Die "Arctic Sea", ihre Fracht und Radio Eriwan
onlinedienst - 17. Okt, 22:15 Article 6647x read