Medien-Rapallo auf der CEBIT
Dr. Alexander von Paleske -- Gestern fand eine kleine “Elefantenrunde” auf der CEBIT in Hannover statt, an der Mathias Döpfner vom Axel-Springer-Verlag (BILD, Welt, Hamburger Abendblatt etc), der SPIEGEL-Chefredakteur Mathias Müller-von Blumencron und Telekom-Chef Rene Obermann teilnahmen.
Verlierer gemeinsam stark?
Es lag ein Verlierergeruch über dieser Veranstaltung, so wie einstmals in Rapallo nach dem Ende des ersten Weltkriegs. Man könnte auch sagen, hier sind ein paar Dinosaurier auf dem Weg in die Kreidezeit (da war es bekanntlich mit den Dinosauriern vorbei).
Die Angst hatte sie zusammengeführt. Die Auflagen der Tageszeitungen und zunehmend auch der Wochenzeitungen sind im Sinkflug, die Rediten gehen in die Knie, die Aktionäre können nicht zufriedengestellt werden. Und die Verlage tun ein Uebriges um die Medien weniger attraktiv zu machen: Sie entlassen Redakteure und sind den verbliebenen Anzeigenkunden zu Diensten.
Immer weniger investigativer Journalismus selbst beim SPIEGEL. Die mangelnde Aufklärung des Hintergrunds der Entführung des Frachtschiffes Arctic Sea sei hier als eines von vielen Beispielen genannt.
Die Internetauftritte bringen bisher den Verlagen nicht die erwarteten (unrealistischen) Werbeeinnahmen und lohnen sich – bisher -finanziell deshalb nicht. Selbst SPIEGEL-Online bringt es nach zehn Jahren "nur" auf 20 Millionen Euro Umsatz. pro Jahr. Tendenz: stagnierend.
Somit stand für die Verlage ein Strategiewechsel an. Ein Rückzug aus dem Internet stand dabei auf gar keinen Fall zur Debatte. Vielmehr wurde krampfhaft darüber nachgedacht, wie den „Internetnomaden Geld abgenommen werden kann“ wie sich der ZEIT-Mitherausgeber Josef Joffe auszudrücken beliebte.
Telekom als Kiosk
Nun haben sich zwei Verlage mit der Telekom sich auf ein Modell geeinigt. Den T-Online-Nutzern wird kostenpflichtiger Zugang ermöglicht. Bezahlung aber nicht über Pay Pal, Kreditkarte etc, sondern über eine monatliche Rechnung mit der Telefonrechnung der Telekom, die sozusagen als Eintreiber des Geldes fungiert und das Geld dann an die Verlage weiterleitet.
Allerdings funktioniert das - vorerst - nur für T-Online- Kunden, nicht für andere Internet Service Provider. Denn diese können nur Festnetz-Telefonate über die Telekom abrechnen lassen, aber nicht ihre Internetauftritte.
Die Telekom verspricht sich davon mehr Kunden, wegen der bequemen Zahlweise und des sofortigen Zugangs zu begehrten Internetseiten.
Die Telekom wird den Verlagen für den Service wohl ebenfalls etwas abknöpfen. Aber insgesamt hoffen alle Beteiligten auf eine sogenannte Win-Win Situation.
Schnupperpreise als Kundenfänger
Der Print-SPIEGEL ist online bereits am Samstagabend für diesen Kundenkreis verfügbar und als „Schnupperpreis“ in der Anfangszeit schon für 1,90 Euro, also zum halben Preis, erhältlich.
Das Rabauken-Revolverblatt BILD aus dem Hause Springer kostet zum Einführungspreis nur schlappe 14 Cent.
Gleichzeitg bedauerten alle Teilnehmer der Dinosuarier/Elefantenrunde, dass sie bisher ihre Internetauftritte kostenfrei verfügbar gemacht haben. Das sei der falsche Weg gewesen.
Diese Meinung wird von der Internetgemeinde sicherlich nicht geteilt.
Optimistisch in die dunkle Zukunft
Alle Teilnehmer strahlten Zweckoptimismus aus. Den werden sie auch bitter nöig haben, denn es ist keineswegs ausgemacht, dass von diesem „Info-Kauf“ auch reichlich Gebrauch gemacht wird. Zwar werden sicherlich weitere Verlage folgen, weil ja keinerlei grössere Investitionen erforderlich sind, und anders als bei I-Tune, wo Apple eine 30% Anteil verlangt, wird ihnen von der Telekom sicherlich weit weniger in Rechnung gestellt.
Aber es werden voraussichtlich sich nicht alle Verlage daran beteiligen, und Nachrichten sind im Internet auch anderweitig erhältlich, z.B. über Internetportale, Nachrichtenagenturen und Nachrichtensammler, Blogs. Für Nachrichten gibt es keinen Urheberrechtsschutz, jedenfalls solange sie nicht wortwörtlich abgeschrieben sind.
Es kann davon ausgegangen werden, dass das ganze System nur dann den erwarteten Zuspruch finden wird, wenn alle Verlage plus der Nachrichtenagenturen sich daran beteiligen. Das wäre dem Zustand vor dem Beginn des Internets vergleichbar, als detaillierte Nachrichten und Hintergrundberichte, ausser über Rundfunk und Fernsehen, nur über Tageszeitungen verfügbar waren. Aber diese Zeiten sind vorbei und werden auch nicht wiederkehren.
Diejenigen Verlage und Zeitungen, deren Internetseiten nach wie vor frei erhältlich sind und Blogs werden wohl erst einmal mehr Zugriffe verzeichnen.
Insgesamt ist die Entwicklung keineswegs unerfreulich. Die Uebermacht und Meinungsmanipulation durch Printmedien ist gebrochen, etwas Neues wird an seine Stelle treten. Sicherlich nicht mehr Axel-Springer-Verlag, sondern weniger, und auch weniger Bild- Zeitung, so viel lässt sich heute schon sagen.
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Die Angst hatte sie zusammengeführt. Die Auflagen der Tageszeitungen und zunehmend auch der Wochenzeitungen sind im Sinkflug, die Rediten gehen in die Knie, die Aktionäre können nicht zufriedengestellt werden. Und die Verlage tun ein Uebriges um die Medien weniger attraktiv zu machen: Sie entlassen Redakteure und sind den verbliebenen Anzeigenkunden zu Diensten.
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Die Internetauftritte bringen bisher den Verlagen nicht die erwarteten (unrealistischen) Werbeeinnahmen und lohnen sich – bisher -finanziell deshalb nicht. Selbst SPIEGEL-Online bringt es nach zehn Jahren "nur" auf 20 Millionen Euro Umsatz. pro Jahr. Tendenz: stagnierend.
Somit stand für die Verlage ein Strategiewechsel an. Ein Rückzug aus dem Internet stand dabei auf gar keinen Fall zur Debatte. Vielmehr wurde krampfhaft darüber nachgedacht, wie den „Internetnomaden Geld abgenommen werden kann“ wie sich der ZEIT-Mitherausgeber Josef Joffe auszudrücken beliebte.
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Gleichzeitg bedauerten alle Teilnehmer der Dinosuarier/Elefantenrunde, dass sie bisher ihre Internetauftritte kostenfrei verfügbar gemacht haben. Das sei der falsche Weg gewesen.
Diese Meinung wird von der Internetgemeinde sicherlich nicht geteilt.
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Alle Teilnehmer strahlten Zweckoptimismus aus. Den werden sie auch bitter nöig haben, denn es ist keineswegs ausgemacht, dass von diesem „Info-Kauf“ auch reichlich Gebrauch gemacht wird. Zwar werden sicherlich weitere Verlage folgen, weil ja keinerlei grössere Investitionen erforderlich sind, und anders als bei I-Tune, wo Apple eine 30% Anteil verlangt, wird ihnen von der Telekom sicherlich weit weniger in Rechnung gestellt.
Aber es werden voraussichtlich sich nicht alle Verlage daran beteiligen, und Nachrichten sind im Internet auch anderweitig erhältlich, z.B. über Internetportale, Nachrichtenagenturen und Nachrichtensammler, Blogs. Für Nachrichten gibt es keinen Urheberrechtsschutz, jedenfalls solange sie nicht wortwörtlich abgeschrieben sind.
Es kann davon ausgegangen werden, dass das ganze System nur dann den erwarteten Zuspruch finden wird, wenn alle Verlage plus der Nachrichtenagenturen sich daran beteiligen. Das wäre dem Zustand vor dem Beginn des Internets vergleichbar, als detaillierte Nachrichten und Hintergrundberichte, ausser über Rundfunk und Fernsehen, nur über Tageszeitungen verfügbar waren. Aber diese Zeiten sind vorbei und werden auch nicht wiederkehren.
Diejenigen Verlage und Zeitungen, deren Internetseiten nach wie vor frei erhältlich sind und Blogs werden wohl erst einmal mehr Zugriffe verzeichnen.
Insgesamt ist die Entwicklung keineswegs unerfreulich. Die Uebermacht und Meinungsmanipulation durch Printmedien ist gebrochen, etwas Neues wird an seine Stelle treten. Sicherlich nicht mehr Axel-Springer-Verlag, sondern weniger, und auch weniger Bild- Zeitung, so viel lässt sich heute schon sagen.
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onlinedienst - 4. Mär, 16:00 Article 3192x read