Obamas Finanzmarkt-Reformpläne - Aus für die Derivate?
Dr. Alexander von Paleske ---- 22.4. 2010 --- Mit einer Rede in New York hat US-Präsident Obama nach der Gesundheitsreform sein nächstes Projekt angepackt: Die Finanzmarktreform.
Er dürfte er es bei dieser Reform im Kongress und Senat einfacher haben, als mit der Gesundheitsreform, einen Konsens zu erzielen.
Hass auf Banker
Der Hass auf die Banken und Banker ist mittlerweile in den USA weit verbreitet. Immer noch verlieren viele Familien ihre Häuser an die Banken, häufiger, wie nie zuvor. Und offenbar gehen die Banken immer brutaler vor, dies berichtet die FTD.
Im November stehen Teilwahlen in den USA an. Mit einer offenen Unterstützung der Banken lassen sich zur Zeit kaum Stimmen gewinnen. Der Skandal um Goldman Sachs und seine CDO's tut ein übriges.
Obamas Plan ist es, die Riskogeschäfte mit Derivaten vom normalen Bankgeschäft abzukoppeln, wir berichteten darüber.
Die Banken sollen künftig ihre Investmentabteilungen - besser als Casinos zu bezeichnen - in rechtlich selbständigen Investmenthäusern unterbringen, und diese Investmenthäuser sollen eine ganze Reihe von Privilegien nicht geniessen, die normale Banken haben, wie z.B. Versicherung im Einlagefond und Zugang zu Krediten der Notenbank Fed.
Mit anderen Worten: Das Geld der Sparer und Kredite des Staates dürfen nicht mehr zum Zocken verwendet werden. Wer zockt muss das auf eigene Rechnung und auf eigenes Risiko tun. Das Risiko des Verlustes oder der Insolvenz kann nicht mehr auf die Sparer oder den Staat abgewälzt werden..
Auch Versicherungen wie die AIG würden dann unmittelbar von der Zockerei abgeschnitten. In diese Versicherung hatte die US-Regierung nach der Finanzkrise 2008 Milliardenbeträge gepumpt, um den Totalkollaps zu verhindern und damit die AIG in die Lage zu versetzen, ihren Verpflichtungen aus den Derivaten nachzukommen. Auch z.B gegenüber der Deutschen Bank, die so das Glück hatte, vor Verlusten dank US-Staatsgeld bewahrt zu werden.
Verständlich, dass die Banken gegen Obamas Reformpläne Sturm laufen. Ihre exorbitanten Profite, die weit über dem normalen Wirtschaftswachstum lagen, oftmals das 10-fache, rührten überwiegend aus der Zockerei mit diesen Derivaten, insbesondere den Credit Default Swaps (CDS), her, die jetzt auch die Kosten der Kredite für Griechenland in die Höhe treiben, wir berichteten darüber.
Unregulierter Spekulationsmarkt gigantischen Ausmasses
Der Derivate Markt hat mittlerweile ein Volumen von 600.000 Milliarden Dollar erreicht, von dem die CDS immerhin 8% stellen, also rund 50.000 Milliarden Dollar,
Die Konsequenzen sind allenthalben ablesbar.
Der Kreditmarkt wurde aufgeblasen, selbst die unsolidesten Schuldner bekamen Kredite (man war ja dank CDS’s versichert).
Diesen "Tanz um das goldene Derivate-Kalb" gibt es aber erst seit Anfang der 90er Jahre.
Gleichwohl sind die Folgen sehr beeindruckend: Während im Jahre 2002 erst 8% aller Kredite an nicht kreditwürdige Kunden gingen, waren es im Jahre 2007 bereits 40%, wie die Ratingagentur Fitch herausfand,.
Spät, aber nicht zu spät?
Obama will nun eingreifen, ohnehin reichlich spät, bedenkt man, dass die Weltfinanzkrise, vor der George Soros im Jahre 2008 korrekt gewarnt hatte, immerhin schon 20 Monate zurückliegt.
Es ist keine Ueberraschung, dass Soros sich jetzt erneut zu Wort meldet:.
Kreditderivate gäben Spekulanten Mittel in die Hand, Länder und Unternehmen zu attackieren.
Soros fordert, neben der Abtrennung des Investmentbankings, auch die Abwicklung des Derivatehandels über Clearinghäuser, die auch das Ausfallrisiko tragen müssten. Mit dieser Konstruktion würden die Spekulationsgewinne der Banken automatisch wegbrechen, weil diese Clearinghäuser selbst nun eine Ausfallversicherung verlangen würden bzw. abschliessen müssten.
Aber auf kurze Sicht werden selbst diese radikalen Pläne nicht weiterhelfen, weil sich bereits exorbitante Mengen von Swaps im Umlauf befinden.
Wie schwierig es ist, aus den Swaps wieder auszusteigen, zeigte sich bei dem Versicherer GenRe, den der Finanzinvestor Warren Buffett aufgekauft hatte, und der mit Credit Default Swaps gut eingedeckt war.
Buffett, der die Swaps bereits im Jahre 2002 öffentlich als finanzielle Massenvernichtungswaffen bezeichnet hatte, ordnete die Aufllösung der Swap-Verträge bereits im Jahre 2001 an. Aber dies bedeutete, dass jeder einzelne Vertrag aufgelöst werden musste. Fünf Jahre später waren von 20.000 Kontrakten immer noch 3000 übrig.
Kommentar Buffett:
Mit den Derivaten ist es wie mit der Hölle, man kommt leicht hinein, aber schwer wieder heraus.
Das Beispiel Griechenland
Wie sehr die Credit Default Swaps die Krise auf die Spitze treiben, das zeigt sich am Beispiel Griechenlands.
Griechenland braucht dringend Kredite, um sich über Wasser zu halten. Da die "Versicherungen" für diese Kredite, nämlich die Credit Default Swaps, immer teurer werden, steigen automatisch auch die geforderten Kreditzinsen.
Nun muss Griechenland den IWF anpumpen und die von der EU zugesicherten Kreditgarantien in Anspruch nehmen.
Der IMF wird versuchen, Griechenland die Daumenscharuben anzulegen (Lohnkürzungen im öffentlichen Dienst, Steuererhöhungen, Kürzung der Renten etc.), was die Proteste gegen die Regierung nur verschärfen wird.
Ungarn wehrt sich
Aber mittlerweile beginnen auch Staaten sich gegen diese Art der Spekulation zu wehren. So verhängte die ungarische Staatsbank PZAF eine Strafe von 340.000 Euro gegen die Deutsche Bank, weil die offenbar im Oktober 2008 gezielt gegen den ungarischen Forint spekuliert hatte und damit angeblich mitursächlich für den rasanten Fall des Forint gewesen sei, der Ungarn an den Rand der Zahlungsunfähigkeit gebracht hatte.
Zwar ist der Betrag in der Terminologie der Deutschen Bank bestenfalls "Peanuts" aber gleichzeitig eine staatliche Ohrfeige.
Immerhin ein Anfang.
Zentraler Artikel zu CDS
Default Swaps oder: Die nächste Weltfinanzkrise rückt näher
Weitere Artikel
Credit Default Swaps - Banken verschärfen die Krise in Griechenland
Kämpft, kämpft, kämpft -- Gegen Obamas Bankenpläne
......Und aus der Satireabteilung
Deutschbanker Ackermann zu Griechenland-Investments
Deutschbanker Ackermann schreibt an CSU-Seehofer
Er dürfte er es bei dieser Reform im Kongress und Senat einfacher haben, als mit der Gesundheitsreform, einen Konsens zu erzielen.
Hass auf Banker
Der Hass auf die Banken und Banker ist mittlerweile in den USA weit verbreitet. Immer noch verlieren viele Familien ihre Häuser an die Banken, häufiger, wie nie zuvor. Und offenbar gehen die Banken immer brutaler vor, dies berichtet die FTD.
Im November stehen Teilwahlen in den USA an. Mit einer offenen Unterstützung der Banken lassen sich zur Zeit kaum Stimmen gewinnen. Der Skandal um Goldman Sachs und seine CDO's tut ein übriges.
Obamas Plan ist es, die Riskogeschäfte mit Derivaten vom normalen Bankgeschäft abzukoppeln, wir berichteten darüber.
Die Banken sollen künftig ihre Investmentabteilungen - besser als Casinos zu bezeichnen - in rechtlich selbständigen Investmenthäusern unterbringen, und diese Investmenthäuser sollen eine ganze Reihe von Privilegien nicht geniessen, die normale Banken haben, wie z.B. Versicherung im Einlagefond und Zugang zu Krediten der Notenbank Fed.
Mit anderen Worten: Das Geld der Sparer und Kredite des Staates dürfen nicht mehr zum Zocken verwendet werden. Wer zockt muss das auf eigene Rechnung und auf eigenes Risiko tun. Das Risiko des Verlustes oder der Insolvenz kann nicht mehr auf die Sparer oder den Staat abgewälzt werden..
Auch Versicherungen wie die AIG würden dann unmittelbar von der Zockerei abgeschnitten. In diese Versicherung hatte die US-Regierung nach der Finanzkrise 2008 Milliardenbeträge gepumpt, um den Totalkollaps zu verhindern und damit die AIG in die Lage zu versetzen, ihren Verpflichtungen aus den Derivaten nachzukommen. Auch z.B gegenüber der Deutschen Bank, die so das Glück hatte, vor Verlusten dank US-Staatsgeld bewahrt zu werden.
Verständlich, dass die Banken gegen Obamas Reformpläne Sturm laufen. Ihre exorbitanten Profite, die weit über dem normalen Wirtschaftswachstum lagen, oftmals das 10-fache, rührten überwiegend aus der Zockerei mit diesen Derivaten, insbesondere den Credit Default Swaps (CDS), her, die jetzt auch die Kosten der Kredite für Griechenland in die Höhe treiben, wir berichteten darüber.
Unregulierter Spekulationsmarkt gigantischen Ausmasses
Der Derivate Markt hat mittlerweile ein Volumen von 600.000 Milliarden Dollar erreicht, von dem die CDS immerhin 8% stellen, also rund 50.000 Milliarden Dollar,
Die Konsequenzen sind allenthalben ablesbar.
Der Kreditmarkt wurde aufgeblasen, selbst die unsolidesten Schuldner bekamen Kredite (man war ja dank CDS’s versichert).
Diesen "Tanz um das goldene Derivate-Kalb" gibt es aber erst seit Anfang der 90er Jahre.
Gleichwohl sind die Folgen sehr beeindruckend: Während im Jahre 2002 erst 8% aller Kredite an nicht kreditwürdige Kunden gingen, waren es im Jahre 2007 bereits 40%, wie die Ratingagentur Fitch herausfand,.
Spät, aber nicht zu spät?
Obama will nun eingreifen, ohnehin reichlich spät, bedenkt man, dass die Weltfinanzkrise, vor der George Soros im Jahre 2008 korrekt gewarnt hatte, immerhin schon 20 Monate zurückliegt.
Es ist keine Ueberraschung, dass Soros sich jetzt erneut zu Wort meldet:.
Kreditderivate gäben Spekulanten Mittel in die Hand, Länder und Unternehmen zu attackieren.
Soros fordert, neben der Abtrennung des Investmentbankings, auch die Abwicklung des Derivatehandels über Clearinghäuser, die auch das Ausfallrisiko tragen müssten. Mit dieser Konstruktion würden die Spekulationsgewinne der Banken automatisch wegbrechen, weil diese Clearinghäuser selbst nun eine Ausfallversicherung verlangen würden bzw. abschliessen müssten.
Aber auf kurze Sicht werden selbst diese radikalen Pläne nicht weiterhelfen, weil sich bereits exorbitante Mengen von Swaps im Umlauf befinden.
Wie schwierig es ist, aus den Swaps wieder auszusteigen, zeigte sich bei dem Versicherer GenRe, den der Finanzinvestor Warren Buffett aufgekauft hatte, und der mit Credit Default Swaps gut eingedeckt war.
Buffett, der die Swaps bereits im Jahre 2002 öffentlich als finanzielle Massenvernichtungswaffen bezeichnet hatte, ordnete die Aufllösung der Swap-Verträge bereits im Jahre 2001 an. Aber dies bedeutete, dass jeder einzelne Vertrag aufgelöst werden musste. Fünf Jahre später waren von 20.000 Kontrakten immer noch 3000 übrig.
Kommentar Buffett:
Mit den Derivaten ist es wie mit der Hölle, man kommt leicht hinein, aber schwer wieder heraus.
Das Beispiel Griechenland
Wie sehr die Credit Default Swaps die Krise auf die Spitze treiben, das zeigt sich am Beispiel Griechenlands.
Griechenland braucht dringend Kredite, um sich über Wasser zu halten. Da die "Versicherungen" für diese Kredite, nämlich die Credit Default Swaps, immer teurer werden, steigen automatisch auch die geforderten Kreditzinsen.
Nun muss Griechenland den IWF anpumpen und die von der EU zugesicherten Kreditgarantien in Anspruch nehmen.
Der IMF wird versuchen, Griechenland die Daumenscharuben anzulegen (Lohnkürzungen im öffentlichen Dienst, Steuererhöhungen, Kürzung der Renten etc.), was die Proteste gegen die Regierung nur verschärfen wird.
Ungarn wehrt sich
Aber mittlerweile beginnen auch Staaten sich gegen diese Art der Spekulation zu wehren. So verhängte die ungarische Staatsbank PZAF eine Strafe von 340.000 Euro gegen die Deutsche Bank, weil die offenbar im Oktober 2008 gezielt gegen den ungarischen Forint spekuliert hatte und damit angeblich mitursächlich für den rasanten Fall des Forint gewesen sei, der Ungarn an den Rand der Zahlungsunfähigkeit gebracht hatte.
Zwar ist der Betrag in der Terminologie der Deutschen Bank bestenfalls "Peanuts" aber gleichzeitig eine staatliche Ohrfeige.
Immerhin ein Anfang.
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onlinedienst - 23. Apr, 16:36 Article 2787x read