Olof Palmes Ermordung vor 25 Jahren: Die Spuren führen ins Apartheid-Südafrika
Dr. Alexander von Paleske --- 1.3. 2011 --- Die bisher unaufgeklärte Ermordung des schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme vor 25 Jahren, am 28. Februar 1986, ist in vielen Artikeln in den vergangenen drei Tagen auch in Deutschland thematisiert worden. Wenig ist allerdings über die wahrscheinlichen Mörder zu lesen. Vielmehr wird nebulös auf diverse Geheimdienste verwiesen, bzw. darauf, dass er angeblich auf den Todeslisten mehrerer Staaten gestanden habe.
Viele Feinde
Es ist unbestritten, dass Olof Palme viele politische Feinde gehabt hatte, sowohl international, aber auch im eigenen Land.
International, weil er vor und während seiner Zeit als Regierungschef mit einer Vehemenz ohnegleichen Frontstellung bezog gegen den Krieg der USA in Vietnam, gegen das Apartheidregime in Südafrika, gegen den Faschismus in Spanien, Portugal und Griechenland.
Im eigenen Land waren es die Rechtsradikalen, die ihn hassten, auch und gerade in der Polizei. Insbesondere eine Gruppe, die für außerordentliche Brutalität bekannt war: die Baseball League.
Und diese Gruppe kam immer wieder in den Genuss von Einladungen zu Südafrika-Besuchen durch das rassistische Apartheidregime.
Anders als all die anderen Geheimdienste, die mit dem Mord an Palme in Verbindung gebracht wurden und werden, hatte Südafrika einen Killer nach Stockholm geschickt, der sich genau zu dem Zeitpunkt der Ermordung Palmes dort aufhielt.
Eine Konferenz in Stockholm
Vom 21. bis zum 23. Februar 1986 fand in Stockholm ein Treffen besonderer Signifikanz statt: das Swedish People Parliament against Apartheid hatte zum Kongress eingeladen.
Dieses „Parliament“ war eine der größten Anti-Apartheidgruppen in der westlichen Welt.
Mehr noch: Die schwedische Regierung unter dem damaligen charismatischen Ministerpräsidenten Olof Palme unterstützte die Freiheitsbewegung Afrikanischer Nationalkongress (ANC), der auch Nelson Mandela angehörte, nach Kräften, nicht nur politisch, sondern auch finanziell, indem sie 50% zum Jahresbudget beisteuerte.
Teilnehmer der Konferenz in Stockholm waren Olof Palme, auch einer der Hauptredner, und alles was im ANC Rang und Namen hatte und im Exil lebte, angefangen mit ANC-Präsident Oliver Tambo.
Meines Feindes Freund ist mein Feind
Wer so den ANC, den erklärten Feind des Apartheid-Regimes unterstützte, der musste auch zum Feind, zum Hassobjekt des Apartheidregimes selbst werden.
Olof Palme befeuerte die Befreiungsbewegung mit seiner Ansprache in der er unter anderem sagte:
"We are all responsible for Apartheid, if the world wants to eradicate apartheid, it can do so tomorrow by simply withdrawing support for the apartheid regime“
Schweden hatte bereits im Jahre 1970 Sanktionen gegen das Apartheidsystem eingeführt, und Palme machte nicht nur konkrete Vorschläge, wie diese Sanktionen verschärft werden könnten, sondern appellierte an die internationale Gemeinschaft, dem Apartheidregime den Garaus zu machen, was den Hass der Rassisten in Pretoria nur noch steigerte.
„We know, we have a responsibility because we know, the system is kept alive by internal mechanisms of oppression totalitarian police force and the damnable composition of legislation, that frames the apartheid state That is what allows them to keep the leaders of the opposition in prison goes without saying, that Nelson Mandela must be released".
Und im gleichen Jahr bezeichnete die damalige Premierministerin Großbritanniens , Margaret Thatcher, den ANC eine terroristische Organisation und lehnte Sanktionen gegen Südafrika rundweg ab.
Fünf Tage danach
Die Ansprache befeuerte nicht nur den ANC, sie machte Schlagzeilen weltweit.
Fünf Tage später wurde Olof Palme ermordet, nach einem Kinobesuch auf offener Strasse. Palme hatte, wie üblich, keine Bodyguards.
Der Mord wurde, wie gesagt, bis heute nicht aufgeklärt.
Die Polizei ermittelte in alle Richtungen, aber zunächst und für lange Zeit nicht in Richtung Südafrika, was ja von Anfang an nahe gelegen hätte.
Patronenhülsen und eines der angeblichen Geschosse wurden nach Tagen von Passanten gefunden. Es wurde schlampigst ermittelt. Schliesslich wurde ein Drogenabhängiger als Täter ausfindig gemacht, der aber, nach der erstinstanzlichen Verurteilung, in zweiter Instanz freigesprochen wurde. Zu dürftig war die Beweislage.
Zwei Männer packen aus
Jahrelang kamen keine neuen Erkenntnisse, bis zwei Männer in Südafrika zum Ende der Apartheidzeit Anfang der 90er Jahre auspackten: Eugene de Kock, ein Mann, der Dutzende von Apartheidregime-Auftragsmorden von dessen Gegnern auf dem Gewissen hatte, und Dirk Coetzee, Befehlshaber von Vlakplaas, einer Folter- und Mördereinheit der Apartheid-Sicherheitspolizei, benannt nach einer Farm in der Nähe von Pretoria, wo Apartheidgegner gefoltert, getötet dann verbrannt wurden. In der Folgezeit - durch die Geständnisse weiterer Mitglieder des Sicherheitsapparates vor der südafrikanischen Wahrheitskommission - stellten sich die erschreckenden Berichte als absolut zutreffend heraus.
Beide erklärten, der Mord an Palme gehe auf das Konto des südafrikanischen Sicherheitsapparates. Dies hätten sie von verlässlichen Quellen erfahren. Und sie nannten Namen. Allerdings stritten die Genannten alles ab – kaum verwunderlich.
Ein schwedischer Geschäftsmann und seine Privataktion Deep Search
Nachdem die schwedische Polizei sich völlig unfähig, oder sogar unwillig, gezeigt hatte, den Mord aufzuklären, sammelte der schwedische Geschäftsmann Kent Ajland Geld für eine private Untersuchung des Mordfalls , und beauftragte zwei ehemalige südafrikanische Offiziere mit Geheimdienstverbindungen nun den Fall aufzuklären. Dies wird im Detail von dem investigativen Journalisten De Wet Potgieter in seinem Buch "Total Onslaught", erschienen 2007, nachgewiesen.
Es handelte sich um Tai Minnaar und Ponnie van Vuuren. Beide starben später unter ungeklärten Umständen.
Sie gingen bei ihrer Aktion, genannt Deep Search systematisch vor, fragten nach dem Motiv , suchten gezielt Unterlagen, die eine derartige Aktion dokumentierten, und suchten dann nach der Person, die das hätte ausführen können.
Und sie wurden fündig, obgleich die Apartheidleute zum Ende der Apartheidzeit alle verfügbaren Unterlagen über derartige Geheimoperationen zerstört hatten.
Ein Attentat wird vorbereitet
Der militärische Intelligenzapparat hatte im Januar, April und September 1985 Berichte erstellt, mit der Schlussfolgerung, Olof Palme könnte eine wichtige Rolle gegen Südafrika spielen. Das war korrekt, denn Palmes Regierung bereitete Vorschläge für ein totales Ölembargo gegen Südafrika vor.
Der Bericht führt weiter aus, Maßnahmen, die gegen Palme in Erwägung gezogen worden seien, sollten nun beschlossen werden.
So geschah es.
Am 20 November hatte der südafrikanische State Security Council (SSC), das oberste Entscheidungsgremium für derartige Mordaktionen außerhalb Südafrikas, die Mörderschwadron Longreach mit dem Major Craig Williamson- der schon einige Morde von Apartheidgegnern außerhalb Südafrikas auf dem Gewissen hatte, beauftragt, die Aktion auszuführen.
Killer und Attentatsplaner Craig Williamson
Craig Williamsson, schickte Roy Daryl Allen nach Stockholm. .
Eine Reise nach Stockholm
Die Reise Allens nach Stockholm lässt sich an Hand der Spesenabrechnungen, die aufgetrieben werden konnten nachverfolgen. Und dies, obgleich die Apartheidregierung ihm ein Alibi für die fragliche Zeit in Namibia besorgt hatte, ein falsches Alibi, auf das Allen sich bei späteren Befragungen immer wieder berief..
Spesenabrechnung widerlegt Alibi
Roy Daryl Allen lebt heute in Australien, unbehelligt, und streitet natürlich alles ab einschließlich der Reise nach Schweden zum Zeitpunkt der Ermordung Palmes.
Allen war offenbar ein Killer im Auftrag der Apartheidregierung, der wohl auch den südafrikanischen Volkswirt und IMF- Mitarbeiter Dr. Robert Smit und dessen Frau 1977 umgebracht hatte. Smit war versteckten Gelder aus südafrikanischen Goldverkäufen auf die Spur gekommen, die den seinerzeitigen Finanzminister Nico Diederichs belasteten
Die Ermordung Olof Palmes ist offenbar keineswegs so mysteriös, wie manche Publikationen Glauben machen wollen. Die Nichtaufklärung bleibt ein Skandal.
Uwe Barschel, Olof Palme und die Apartheid-Südafrika-Mörder-Schiene
Viele Feinde
Es ist unbestritten, dass Olof Palme viele politische Feinde gehabt hatte, sowohl international, aber auch im eigenen Land.
International, weil er vor und während seiner Zeit als Regierungschef mit einer Vehemenz ohnegleichen Frontstellung bezog gegen den Krieg der USA in Vietnam, gegen das Apartheidregime in Südafrika, gegen den Faschismus in Spanien, Portugal und Griechenland.
Im eigenen Land waren es die Rechtsradikalen, die ihn hassten, auch und gerade in der Polizei. Insbesondere eine Gruppe, die für außerordentliche Brutalität bekannt war: die Baseball League.
Und diese Gruppe kam immer wieder in den Genuss von Einladungen zu Südafrika-Besuchen durch das rassistische Apartheidregime.
Anders als all die anderen Geheimdienste, die mit dem Mord an Palme in Verbindung gebracht wurden und werden, hatte Südafrika einen Killer nach Stockholm geschickt, der sich genau zu dem Zeitpunkt der Ermordung Palmes dort aufhielt.
Eine Konferenz in Stockholm
Vom 21. bis zum 23. Februar 1986 fand in Stockholm ein Treffen besonderer Signifikanz statt: das Swedish People Parliament against Apartheid hatte zum Kongress eingeladen.
Dieses „Parliament“ war eine der größten Anti-Apartheidgruppen in der westlichen Welt.
Mehr noch: Die schwedische Regierung unter dem damaligen charismatischen Ministerpräsidenten Olof Palme unterstützte die Freiheitsbewegung Afrikanischer Nationalkongress (ANC), der auch Nelson Mandela angehörte, nach Kräften, nicht nur politisch, sondern auch finanziell, indem sie 50% zum Jahresbudget beisteuerte.
Teilnehmer der Konferenz in Stockholm waren Olof Palme, auch einer der Hauptredner, und alles was im ANC Rang und Namen hatte und im Exil lebte, angefangen mit ANC-Präsident Oliver Tambo.
Meines Feindes Freund ist mein Feind
Wer so den ANC, den erklärten Feind des Apartheid-Regimes unterstützte, der musste auch zum Feind, zum Hassobjekt des Apartheidregimes selbst werden.
Olof Palme befeuerte die Befreiungsbewegung mit seiner Ansprache in der er unter anderem sagte:
"We are all responsible for Apartheid, if the world wants to eradicate apartheid, it can do so tomorrow by simply withdrawing support for the apartheid regime“
Schweden hatte bereits im Jahre 1970 Sanktionen gegen das Apartheidsystem eingeführt, und Palme machte nicht nur konkrete Vorschläge, wie diese Sanktionen verschärft werden könnten, sondern appellierte an die internationale Gemeinschaft, dem Apartheidregime den Garaus zu machen, was den Hass der Rassisten in Pretoria nur noch steigerte.
„We know, we have a responsibility because we know, the system is kept alive by internal mechanisms of oppression totalitarian police force and the damnable composition of legislation, that frames the apartheid state That is what allows them to keep the leaders of the opposition in prison goes without saying, that Nelson Mandela must be released".
Und im gleichen Jahr bezeichnete die damalige Premierministerin Großbritanniens , Margaret Thatcher, den ANC eine terroristische Organisation und lehnte Sanktionen gegen Südafrika rundweg ab.
Fünf Tage danach
Die Ansprache befeuerte nicht nur den ANC, sie machte Schlagzeilen weltweit.
Fünf Tage später wurde Olof Palme ermordet, nach einem Kinobesuch auf offener Strasse. Palme hatte, wie üblich, keine Bodyguards.
Der Mord wurde, wie gesagt, bis heute nicht aufgeklärt.
Die Polizei ermittelte in alle Richtungen, aber zunächst und für lange Zeit nicht in Richtung Südafrika, was ja von Anfang an nahe gelegen hätte.
Patronenhülsen und eines der angeblichen Geschosse wurden nach Tagen von Passanten gefunden. Es wurde schlampigst ermittelt. Schliesslich wurde ein Drogenabhängiger als Täter ausfindig gemacht, der aber, nach der erstinstanzlichen Verurteilung, in zweiter Instanz freigesprochen wurde. Zu dürftig war die Beweislage.
Zwei Männer packen aus
Jahrelang kamen keine neuen Erkenntnisse, bis zwei Männer in Südafrika zum Ende der Apartheidzeit Anfang der 90er Jahre auspackten: Eugene de Kock, ein Mann, der Dutzende von Apartheidregime-Auftragsmorden von dessen Gegnern auf dem Gewissen hatte, und Dirk Coetzee, Befehlshaber von Vlakplaas, einer Folter- und Mördereinheit der Apartheid-Sicherheitspolizei, benannt nach einer Farm in der Nähe von Pretoria, wo Apartheidgegner gefoltert, getötet dann verbrannt wurden. In der Folgezeit - durch die Geständnisse weiterer Mitglieder des Sicherheitsapparates vor der südafrikanischen Wahrheitskommission - stellten sich die erschreckenden Berichte als absolut zutreffend heraus.
Beide erklärten, der Mord an Palme gehe auf das Konto des südafrikanischen Sicherheitsapparates. Dies hätten sie von verlässlichen Quellen erfahren. Und sie nannten Namen. Allerdings stritten die Genannten alles ab – kaum verwunderlich.
Ein schwedischer Geschäftsmann und seine Privataktion Deep Search
Nachdem die schwedische Polizei sich völlig unfähig, oder sogar unwillig, gezeigt hatte, den Mord aufzuklären, sammelte der schwedische Geschäftsmann Kent Ajland Geld für eine private Untersuchung des Mordfalls , und beauftragte zwei ehemalige südafrikanische Offiziere mit Geheimdienstverbindungen nun den Fall aufzuklären. Dies wird im Detail von dem investigativen Journalisten De Wet Potgieter in seinem Buch "Total Onslaught", erschienen 2007, nachgewiesen.
Es handelte sich um Tai Minnaar und Ponnie van Vuuren. Beide starben später unter ungeklärten Umständen.
Sie gingen bei ihrer Aktion, genannt Deep Search systematisch vor, fragten nach dem Motiv , suchten gezielt Unterlagen, die eine derartige Aktion dokumentierten, und suchten dann nach der Person, die das hätte ausführen können.
Und sie wurden fündig, obgleich die Apartheidleute zum Ende der Apartheidzeit alle verfügbaren Unterlagen über derartige Geheimoperationen zerstört hatten.
Ein Attentat wird vorbereitet
Der militärische Intelligenzapparat hatte im Januar, April und September 1985 Berichte erstellt, mit der Schlussfolgerung, Olof Palme könnte eine wichtige Rolle gegen Südafrika spielen. Das war korrekt, denn Palmes Regierung bereitete Vorschläge für ein totales Ölembargo gegen Südafrika vor.
Der Bericht führt weiter aus, Maßnahmen, die gegen Palme in Erwägung gezogen worden seien, sollten nun beschlossen werden.
So geschah es.
Am 20 November hatte der südafrikanische State Security Council (SSC), das oberste Entscheidungsgremium für derartige Mordaktionen außerhalb Südafrikas, die Mörderschwadron Longreach mit dem Major Craig Williamson- der schon einige Morde von Apartheidgegnern außerhalb Südafrikas auf dem Gewissen hatte, beauftragt, die Aktion auszuführen.
Killer und Attentatsplaner Craig Williamson
Craig Williamsson, schickte Roy Daryl Allen nach Stockholm. .
Eine Reise nach Stockholm
Die Reise Allens nach Stockholm lässt sich an Hand der Spesenabrechnungen, die aufgetrieben werden konnten nachverfolgen. Und dies, obgleich die Apartheidregierung ihm ein Alibi für die fragliche Zeit in Namibia besorgt hatte, ein falsches Alibi, auf das Allen sich bei späteren Befragungen immer wieder berief..
Spesenabrechnung widerlegt Alibi
Roy Daryl Allen lebt heute in Australien, unbehelligt, und streitet natürlich alles ab einschließlich der Reise nach Schweden zum Zeitpunkt der Ermordung Palmes.
Allen war offenbar ein Killer im Auftrag der Apartheidregierung, der wohl auch den südafrikanischen Volkswirt und IMF- Mitarbeiter Dr. Robert Smit und dessen Frau 1977 umgebracht hatte. Smit war versteckten Gelder aus südafrikanischen Goldverkäufen auf die Spur gekommen, die den seinerzeitigen Finanzminister Nico Diederichs belasteten
Die Ermordung Olof Palmes ist offenbar keineswegs so mysteriös, wie manche Publikationen Glauben machen wollen. Die Nichtaufklärung bleibt ein Skandal.
Uwe Barschel, Olof Palme und die Apartheid-Südafrika-Mörder-Schiene
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