Papstwahl: Neuer Papst – wenig Neues
Dr. Alexander von Paleske --- 14.3. 2013 ----
Der weisse Rauch stieg auf, ein neuer Papst war gewählt .
Weisser Rauch - schwarze Zukunft? Screenshot: Dr. v. Paleske
Die Glückwünsche gerade auch von Staatsoberhäuptern, überschlugen sich förmlich. Der Jubel der Hunderttausend auf dem Petersplatz wollte schier kein Ende nehmen.
Keine Lobeshymne
Wir wollen hier jedoch keine Lobeshymnen anstimmen, sondern uns auf eine nüchterne Bestandsaufnahme konzentrieren.
Sicherlich, Jorge Mario Bergoglio ist der erste Papst, der nicht aus Europa kommt, der erste Jesuit in dieser Position, noch dazu aus Argentinien, mehr ein Land der Dritten Welt als ein Schwellenland.
Neuer Papst Franziskus I - Screenshot: Dr. v. Paleske
In der Dritten Welt hat die katholische Kirche die grösste Zahl an Gläubigen. Dort, wo auch der Einfluss der katholischen Kirche auf ihre Gläubigen in Sachen Abtreibung, Empfängnisverhütung (Familienplanung) und Scheidung weit stärker ist, als in der näheren und weiteren Umgebung des Petersdomes.
Kenntnis der Armut, bescheidener Lebenswandel
Der neue Papst kennt die bittere Armut, das Elend, die unzureichende Gesundheitsversorgung, das Drogenproblem und die Hoffnungslosigkeit in den Favelas, den Elendsgürteln um die Städte Argentiniens und Lateinamerikas bestens. Oft genug hat er sie besucht, auch die Krankenhäuser, und führte selbst offenbar ein bescheidenes Leben, benutzte öffentliche Transportmittel, nicht einen Dienstwagen. Und er wurde nicht müde, öffentlich die Armut anzuprangern, daneben auch die weitverbreitete Korruption.
„Die ungleiche Verteilung der Güter schafft eine Situation, sozialer Sünde, die zum Himmel schreit und so vielen Brüdern und Schwestern die Möglichkeit eines erfüllteren Lebens vorenthält"
sagte er 2007.
Keine Lösungsvorschläge
So weit so gut, das macht ihn schon einmal sympathisch.
Was aber schlägt er für die Lösung des Problems vor? - Barmherzigkeit, Spendenbereitschaft und christliche Nächstenliebe.
Derartige Vorschläge haben jedoch zu keiner Zeit soziale Gegensätze entschärft , geschweige denn gelöst.
Mit Aufrufen an die Barmherzigkeit wird bestenfalls ein wenig Balsam auf die Geschwüre der Gesellschaft gekippt, sie aber nicht geheilt.
Dunkle Seiten des Pontifex
Neben fehlenden Vorschlägen für die Beseitigung von Hunger und Armut gibt es angeblich noch eine dunkle Seite des Pontifex:
Obgleich ihm kritische Distanz zu den Regierungen Argentiniens nachgesagt wird, er die weitverbreitete Korruption unter den öffentlichen Bediensteten anprangert, fehlte offenbar seine protestierende Stimme, als in Argentinien die Generäle ein Terrorregime von 1976 bis 1983 errichtet hatten.
Tausende wurden verhaftet, gefoltert und oft genug anschliessend aus Flugzeugen - lebend - über dem Meer abgeworfen, oder in namenlosen Massengräbern verscharrt. Einige Pfarrer sollen den Todgeweihten vor dem Verladen in die Flugzeuge noch die "letzte Ölung" gegeben haben.
General Jorge Videla (r), Jorge Mario Bergoglio (l) ............Lachen mit dem Mörder
Ein argentinisches Strafgericht stellte in seinem Urteil gegen frühere Offiziere, die an Tötungen beteiligt waren, im Februar 2013 fest:
Die Kirche hat weggeschaut, als fortschrittliche Priester getötet wurden.
Im Jahre 2000 sah sich die katholische Bischofskonferenz Argentiniens gezwungen, eine öffentliche Entschuldigung für ihr Versagen während der Zeit des Militärterrors abzugeben.
Wörtlich:
We want to confess before God, everything we have done badly.
Dem Terror fielen auch mehrere Deutsche zum Opfer, darunter die Soziologin Elisabeth Käsemann , die schwer gefoltert, und dann durch einen Genickschuss ermordet worden war.
Anzeige gegen den Kardinal
Im Jahre 2005 erstattete ein Rechtsanwalt in Buenos Aires Strafanzeige gegen Bergoglio: er soll angeblich bei der Verhaftung von zwei Jesuiten durch das Terrorregime geholfen haben. Ausserdem habe er nichts bzw. nicht genug für die vom Terrorregime verhafteten Jesuiten – er war damals Jesuiten-Prinzipal - unternommen. Weitere Details siehe hier
Bergoglio hat die Vorwürfe bestritten. Unbestritten bleibt, dass er sich nicht öffentlich gegen den mörderischen Militärterror gewandt hatte.
.
Konservativ bis auf die Knochen
In den Fragen Abtreibung, Familienplanung und Homo-Ehe bzw. Homo-Adoptionsrecht hat sich der neue Papst klar als erzkonservativ positioniert. Da wird alles beim Alten bleiben.
Dabei ist die Familienplanung ein wichtiger Baustein, um aus der Armutsfalle herauszukommen. Von kirchlicher Barmherzigkeit lassen sich nicht viele hungrige Mäuler stopfen.
Und da wird sein Feldzug gegen die Armut geradezu heuchlerisch.
Was wird sich also substantiell ändern?
Vielleicht mistet er den Augiasstall Vatikanbank aus, aber sicher ist das noch nicht einmal.
Da war ein anderer Papst schon wesentlich weiter: der 33-Tage Papst Johannes Paul I im Jahr 1978.
Der hatte sich überhaupt nicht zur Wahl gestellt, und bemerkte nach seiner Wahl zu den Kardinälen:
„Möge Gott euch vergeben, was ihr mit mir getan habt“
Papst Johannes Paul I
Aber nachdem er gewählt war, zeigte er seine Krallen. Die Vatikanbank wollte er sofort ausmisten. Der Hauptverantwortliche, Bischof Paul Marcinkus, sollte sofort gehen. Den Vatikan verlassen sollten auch eine ganze Reihe von kirchlichen Würdenträgern, die Mitglieder der rechtsradikalen Geheimloge P2 waren .
Er wollte radikale Reformen durchsetzen, auch die Empfängnisverhütung war für ihn keine heilige Kuh, ganz im Gegenteil.
So sagte er in einem Gespräch im Vatikan:
„Was wissen wir Zölibaten denn schon von der sexuellen Begierde der Verheirateten“?
Und weiter:
„Wir haben jetzt eine Dreiviertelstunde lang über Empfängnisverhütung diskutiert…..In dieser Zeit sind 1000 Kinder unter 5 Jahren an Unterernährung gestorben. In der nächsten Dreiviertelstunde, während Sie und ich mich auf eine Mahlzeit freuen, werden wiederum 1000 Kinder an Unterernährung sterben. Morgen um diese Zeit werden weitere 3000 Kinder, die im Moment noch am Leben sind, tot sein- an Unterernährung gestorben. Nicht immer sorgt der Herr dafür, dass uns nichts mangelt.“
Nach dem Tode Papst Johannes Paul I blieb alles beim Alten, dafür sorgten der erzkonservative Nachfolger Johannes Paul II, und dessen Nachfolger Benedikt.
Johnnes Paul II liess Vatikanbank-Marcinkus im Amt, und die kirchlichen P2-Logenmitglieder blieben unbehelligt. Wie schön.
Nein, zum Jubel über die Wahl dieses neuen Papstes gibt es wahrlich wenig Grund, trotz seines bescheidenen Lebenswandels und seiner Anprangerung von Armut und Korruption in Argentinien. Er fällt vielmehr weit hinter das zurück, was Papst Johannes Paul I vor 34 Jahren im Begriff war, umzusetzen.
NACHTRAG 17.3. 2013
Die Anschuldigungen gegen den neuen Papst aus der Zeit der Terrorherrschaft der Generäle in Argentinien werden in zwei neuen Artikeln konkretisiert:
http://www.guardian.co.uk/world/2013/mar/15/pope-francis-argentina-military-era
http://www.dailymail.co.uk/news/article-2294580/Special-report-The-damning-documents-new-Pope-DID-betray-tortured-priests-junta.html
Bergoglio hat offenbar selbst nach dem Ende der Militärherrschaft sich geweigert, einem Pfarrer namens Christian von Wernich die Priesterrechte abzuerkennen, der im Jahre 2007 dann zu lebenslanger Haft wegen Beihilfe zu 7 Morden, 42 Entführungen und 34 Fällen von Folter verurteilt wurde.
Auch hat er sich im Jahre 2006 gegen die Wiederaufnahme der Strafverfahren gegen die Verantwortlichen für die Morde und Folterungen in Regierungsauftrag gewandt.
Zitat:
"We are happy to reject anger and endless conflict, because we don't believe in chaos and disorder … Wretched are those who are vindictive and spiteful,"
Dazu erübrigt sich in der Tat jeglicher weiterer Kommentar.
Neuer Skandal um die Vatikanbank – böse Erinnerungen werden wach
Der weisse Rauch stieg auf, ein neuer Papst war gewählt .
Weisser Rauch - schwarze Zukunft? Screenshot: Dr. v. Paleske
Die Glückwünsche gerade auch von Staatsoberhäuptern, überschlugen sich förmlich. Der Jubel der Hunderttausend auf dem Petersplatz wollte schier kein Ende nehmen.
Keine Lobeshymne
Wir wollen hier jedoch keine Lobeshymnen anstimmen, sondern uns auf eine nüchterne Bestandsaufnahme konzentrieren.
Sicherlich, Jorge Mario Bergoglio ist der erste Papst, der nicht aus Europa kommt, der erste Jesuit in dieser Position, noch dazu aus Argentinien, mehr ein Land der Dritten Welt als ein Schwellenland.
Neuer Papst Franziskus I - Screenshot: Dr. v. Paleske
In der Dritten Welt hat die katholische Kirche die grösste Zahl an Gläubigen. Dort, wo auch der Einfluss der katholischen Kirche auf ihre Gläubigen in Sachen Abtreibung, Empfängnisverhütung (Familienplanung) und Scheidung weit stärker ist, als in der näheren und weiteren Umgebung des Petersdomes.
Kenntnis der Armut, bescheidener Lebenswandel
Der neue Papst kennt die bittere Armut, das Elend, die unzureichende Gesundheitsversorgung, das Drogenproblem und die Hoffnungslosigkeit in den Favelas, den Elendsgürteln um die Städte Argentiniens und Lateinamerikas bestens. Oft genug hat er sie besucht, auch die Krankenhäuser, und führte selbst offenbar ein bescheidenes Leben, benutzte öffentliche Transportmittel, nicht einen Dienstwagen. Und er wurde nicht müde, öffentlich die Armut anzuprangern, daneben auch die weitverbreitete Korruption.
„Die ungleiche Verteilung der Güter schafft eine Situation, sozialer Sünde, die zum Himmel schreit und so vielen Brüdern und Schwestern die Möglichkeit eines erfüllteren Lebens vorenthält"
sagte er 2007.
Keine Lösungsvorschläge
So weit so gut, das macht ihn schon einmal sympathisch.
Was aber schlägt er für die Lösung des Problems vor? - Barmherzigkeit, Spendenbereitschaft und christliche Nächstenliebe.
Derartige Vorschläge haben jedoch zu keiner Zeit soziale Gegensätze entschärft , geschweige denn gelöst.
Mit Aufrufen an die Barmherzigkeit wird bestenfalls ein wenig Balsam auf die Geschwüre der Gesellschaft gekippt, sie aber nicht geheilt.
Dunkle Seiten des Pontifex
Neben fehlenden Vorschlägen für die Beseitigung von Hunger und Armut gibt es angeblich noch eine dunkle Seite des Pontifex:
Obgleich ihm kritische Distanz zu den Regierungen Argentiniens nachgesagt wird, er die weitverbreitete Korruption unter den öffentlichen Bediensteten anprangert, fehlte offenbar seine protestierende Stimme, als in Argentinien die Generäle ein Terrorregime von 1976 bis 1983 errichtet hatten.
Tausende wurden verhaftet, gefoltert und oft genug anschliessend aus Flugzeugen - lebend - über dem Meer abgeworfen, oder in namenlosen Massengräbern verscharrt. Einige Pfarrer sollen den Todgeweihten vor dem Verladen in die Flugzeuge noch die "letzte Ölung" gegeben haben.
General Jorge Videla (r), Jorge Mario Bergoglio (l) ............Lachen mit dem Mörder
Ein argentinisches Strafgericht stellte in seinem Urteil gegen frühere Offiziere, die an Tötungen beteiligt waren, im Februar 2013 fest:
Die Kirche hat weggeschaut, als fortschrittliche Priester getötet wurden.
Im Jahre 2000 sah sich die katholische Bischofskonferenz Argentiniens gezwungen, eine öffentliche Entschuldigung für ihr Versagen während der Zeit des Militärterrors abzugeben.
Wörtlich:
We want to confess before God, everything we have done badly.
Dem Terror fielen auch mehrere Deutsche zum Opfer, darunter die Soziologin Elisabeth Käsemann , die schwer gefoltert, und dann durch einen Genickschuss ermordet worden war.
Anzeige gegen den Kardinal
Im Jahre 2005 erstattete ein Rechtsanwalt in Buenos Aires Strafanzeige gegen Bergoglio: er soll angeblich bei der Verhaftung von zwei Jesuiten durch das Terrorregime geholfen haben. Ausserdem habe er nichts bzw. nicht genug für die vom Terrorregime verhafteten Jesuiten – er war damals Jesuiten-Prinzipal - unternommen. Weitere Details siehe hier
Bergoglio hat die Vorwürfe bestritten. Unbestritten bleibt, dass er sich nicht öffentlich gegen den mörderischen Militärterror gewandt hatte.
.
Konservativ bis auf die Knochen
In den Fragen Abtreibung, Familienplanung und Homo-Ehe bzw. Homo-Adoptionsrecht hat sich der neue Papst klar als erzkonservativ positioniert. Da wird alles beim Alten bleiben.
Dabei ist die Familienplanung ein wichtiger Baustein, um aus der Armutsfalle herauszukommen. Von kirchlicher Barmherzigkeit lassen sich nicht viele hungrige Mäuler stopfen.
Und da wird sein Feldzug gegen die Armut geradezu heuchlerisch.
Was wird sich also substantiell ändern?
Vielleicht mistet er den Augiasstall Vatikanbank aus, aber sicher ist das noch nicht einmal.
Da war ein anderer Papst schon wesentlich weiter: der 33-Tage Papst Johannes Paul I im Jahr 1978.
Der hatte sich überhaupt nicht zur Wahl gestellt, und bemerkte nach seiner Wahl zu den Kardinälen:
„Möge Gott euch vergeben, was ihr mit mir getan habt“
Papst Johannes Paul I
Aber nachdem er gewählt war, zeigte er seine Krallen. Die Vatikanbank wollte er sofort ausmisten. Der Hauptverantwortliche, Bischof Paul Marcinkus, sollte sofort gehen. Den Vatikan verlassen sollten auch eine ganze Reihe von kirchlichen Würdenträgern, die Mitglieder der rechtsradikalen Geheimloge P2 waren .
Er wollte radikale Reformen durchsetzen, auch die Empfängnisverhütung war für ihn keine heilige Kuh, ganz im Gegenteil.
So sagte er in einem Gespräch im Vatikan:
„Was wissen wir Zölibaten denn schon von der sexuellen Begierde der Verheirateten“?
Und weiter:
„Wir haben jetzt eine Dreiviertelstunde lang über Empfängnisverhütung diskutiert…..In dieser Zeit sind 1000 Kinder unter 5 Jahren an Unterernährung gestorben. In der nächsten Dreiviertelstunde, während Sie und ich mich auf eine Mahlzeit freuen, werden wiederum 1000 Kinder an Unterernährung sterben. Morgen um diese Zeit werden weitere 3000 Kinder, die im Moment noch am Leben sind, tot sein- an Unterernährung gestorben. Nicht immer sorgt der Herr dafür, dass uns nichts mangelt.“
Nach dem Tode Papst Johannes Paul I blieb alles beim Alten, dafür sorgten der erzkonservative Nachfolger Johannes Paul II, und dessen Nachfolger Benedikt.
Johnnes Paul II liess Vatikanbank-Marcinkus im Amt, und die kirchlichen P2-Logenmitglieder blieben unbehelligt. Wie schön.
Nein, zum Jubel über die Wahl dieses neuen Papstes gibt es wahrlich wenig Grund, trotz seines bescheidenen Lebenswandels und seiner Anprangerung von Armut und Korruption in Argentinien. Er fällt vielmehr weit hinter das zurück, was Papst Johannes Paul I vor 34 Jahren im Begriff war, umzusetzen.
NACHTRAG 17.3. 2013
Die Anschuldigungen gegen den neuen Papst aus der Zeit der Terrorherrschaft der Generäle in Argentinien werden in zwei neuen Artikeln konkretisiert:
http://www.guardian.co.uk/world/2013/mar/15/pope-francis-argentina-military-era
http://www.dailymail.co.uk/news/article-2294580/Special-report-The-damning-documents-new-Pope-DID-betray-tortured-priests-junta.html
Bergoglio hat offenbar selbst nach dem Ende der Militärherrschaft sich geweigert, einem Pfarrer namens Christian von Wernich die Priesterrechte abzuerkennen, der im Jahre 2007 dann zu lebenslanger Haft wegen Beihilfe zu 7 Morden, 42 Entführungen und 34 Fällen von Folter verurteilt wurde.
Auch hat er sich im Jahre 2006 gegen die Wiederaufnahme der Strafverfahren gegen die Verantwortlichen für die Morde und Folterungen in Regierungsauftrag gewandt.
Zitat:
"We are happy to reject anger and endless conflict, because we don't believe in chaos and disorder … Wretched are those who are vindictive and spiteful,"
Dazu erübrigt sich in der Tat jeglicher weiterer Kommentar.
Neuer Skandal um die Vatikanbank – böse Erinnerungen werden wach
onlinedienst - 14. Mär, 19:18 Article 3695x read
Schade, das man wohl nie erfahren wird, woran Johannes Paul I gestorben ist, bin nämlich manchmal Fan von Verschwörungstheorien, und sein Tod nach 33 Tagen Papstsein schreit ja förmlich danach. ;)
..abwarten
gruß sarah