Raub- und Leerfischerei – aus fremden Landen frisch auf den EU-Tisch
Dr. Alexander von Paleske --- 5.7. 2016 --- In den frühen 60er Jahren wurde beklagt, dass es zu viel Fischfang in Nord-und Ostsee gäbe, aber zu wenig Fischfang auf der Südhalbkugel. Von dort kamen damals ganze 2% es Gesamtfischfangs.
Das hat sich deutlich geändert: Mittlerweile kommen rund 25% allein aus westafrikanischen Gewässern.
Ein Inselstaat wehrt sich
Island wehrte sich damals gegen die Überfischung seiner Gewässer, und erklärte die erweiterte Hoheit über seine Küstengewässer – statt der lächerlichen 12 nun 50 Meilen.
Fischerboote die in diese Zone eindrangen mussten mit dem Kappen ihrer Netze rechnen.
Der Aufschrei war gross, was fällt den Isländern ein?
Schnee von gestern
Alles Geschichte, denn mittlerweile gibt es die 200 Meilen (370,4 km) ausschliessliche Wirtschaftszone der jeweiligen Küstenländer als internationales Recht.
Hinzu kam, angesichts der Überfischung in Nord´und Ostsee, dass die EU Fangquoten festlegte (an diese ist Grossbritannien nach einem EU-Austritt wohl nicht mehr gebunden).
(Nur) Der Hering ist sicher
Am 4.7. 2013 meldete die deutsche Wochenzeitung „Die Zeit“ frohlockend:
„Der Hering ist sicher – in den EU-Gewässern hat sich der Zustand der Fischbestände dramatisch verbessert. Das zeigt dass Ökonomie und Ökologie kein Widerspruch sein müssen.“
Allerdings trifft das (nur) für die EU-Gewässer zu, nicht hingegen für die weit grösseren Fischgründe rund um Afrika. Die sind mittlerweile zu einem Eldorado für Fabrikfangschiffe und Raubfischer geworden, wobei unter Raubfischern auch solche gefasst werden müssen, die mit Hilfe von Bestechung sich Fanglizenzen bei den betreffenden Regierungen ergaunert haben.
EU schaut weg
Die EU schaut weg, nein, sie fördert das sogar, wie ein Fischfangabkommen im Jahre 2014 mit dem Senegal überdeutlich zeigt. Strikte EU-Regeln, wie das Verbot des Beifangs spielen keine Rolle. Auch eine engmaschige Kontrolle findet nicht statt.
Dazu Willie Mac Kenzie von Greenpeace:
: "Europe has over-exploited its own waters, and now is exporting the problem to Africa. It is using EU taxpayers' money to subsidise powerful vessels to expand into the fishing grounds of some of the world's poorest countries and undermine the communities who rely on them for work and food. The EU has committed some €477m for agreements with Mauritania over the past 10 years, essentially paying for vessels like the Cornelis Vrolijk to be able to access these waters,"
Wertlos ohne Rechtdurchsetzung
Prinzipiell ist das Recht zur ausschliesslichen Nutzung der 200 Meilen Wirtschaftszone natürlich eine gute Sache.
Aber ein Recht ist nur etwas wert, wenn es sich auch notfalls durchsetzen lässt, sonst ist es wertlos. Das erfordert schlagkräftige Rechtdurchsetzungs-Instrumente, sprich Küstenschutz durch Schiffe und Flugzeuge, angesichts der Begehrlichkeiten.
Das ist in Europa alles vorhanden, China baut gegenwärtig aus. In Afrika ist der Küstenschutz so gut wie nicht existent.
Wo die -Durchsetzungsinstrumente fehlen, da breiten sich illegale Aktivitäten aus, dort ist der Überfischung durch Lizenzinhaber und der illegalen Piratenfischerei Tür und Tor geöffnet.
Das spielt sich in grossem Umfang vor Afrikas Küsten ab, insbesondere in den fischreichen Gewässern Westafrikas..
Selbst wirtschaftlich mehr entwickelte Länder wie die Republik Südafrika mit einer Kriegsmarine, sind unfähig, die 200 Meilen breite und über 2785 km lange Küste lückenlos zu überwachen. Zu Verfügung stehen gerade mal 4 neue Fregatten, und drei veraltete Patroullienboote. Die Fregatten sind dauernd im Einsatz, das nagt an deren Lebensdauer, und sind zum Aufbringen räubernde Fischerboote viel zu gerüstet.
Südafrikanische Marine - wenig Schiffe für lange Küste
Statt dieser aus Europa gelieferten Kriegsflotte für imaginäre Seegefechte, wären wendige Schnellboote wesentlich geeigneter. Zumal das Radar dieser Kriegsschiffe auch nur 200 km weit sehen kann, zur Überwachung müssen daher zusätzlich Flugzeuge eingesetzt werden.
Zwar können die räubernden Fischerboote theoretisch auch anhand des „ Position Tracking Radio Beacon“ aufgespürt werden, aber das schalten die räubernden Schiffe ab, wenn sie in die Exklusiv-Wirtschaftszonen eindringen.
In anderen Ländern wie Mozambique mit seinen 2470 km Küstenlinie, gibt es so gut wie überhaupt keinen Küstenschutz, was könnte für die Fischräuber schöner sein.
Nicht nur dass illegal gefischt wird, sondern die Netze sind so engmaschig, dass alles darin hängenbleibt.
250 Tonnen pro Tag
Ein grosses Fabrikfangschiff, oftmals mit EU-Geldern unterstützt, kann 250 Tonnen Fisch pro Tag verarbeiten.
34 gigantische Fabrikfangschiffe der North Atlantic Fishing Company NAFC „besuchen“ regelmässig die westafrikanische Küste, wie die britische Zeitung Guardian berichtete.
Neun europäische Schiffseigner haben sich zu der Pelagic Freezer Associationzusammengeschlossen, und machen beste Lobbyarbeit.
235.000 Tonnen Fisch werden so pro Jahr in den westafrikanischen Gewässern gefangen, jenseits der Erholungsmarke für die Fischbestände.
Die Folge: Die lokalen Fischer, von denen 60 Boote in einem Jahr so viel fangen können, wie ein Fabrikfangschiff an einem Tag, kommen mit immer weniger Fischen zurück.
Die Ozeane werden von den Fabrikfangschiffen und Raubfischern, von denen viele aus China, Russland, Südkorea und Indien kommen, leergefischt
Aufgebrachte chinesische Fischerboote
Die Folgen für die lokalen Fischer sind katastrophal: die Fänge sinken: 75% in den Jahren 2002 bis 2012 in Senegal, und so sinken dann die Einkommen. Preiswerte proteinreiche Nahrung verschwindet vom Speisezettel der lokalen Bevölkerung. Unterernährung kann sich insbesondere in Staaten mit ohnehin prekärer Ernährungslage ausbreiten.
Am Ende könnte es, wie in Somalia, einen Berufswechsel der Fischer geben: Zur Piraterie.
Nach dem Aufbringen diplomatischer Druck
Wenn derartige Raubfang-Schiffe doch aufgebracht werden, dann geht der diplomatische Zirkus los.
Im Falle von EU-Schiffen, die vor der Küste Namibias aufgebracht wurden, drohten die betroffenen Länder mit der Kürzung der Entwicklungshilfe.
Wie bei Nashörnern und Elefanten
So bleibt es genau wie bei der Wilderei von Nashörnern und Elefanten, sowie der Jagd nach Haifischen der Flossen wegen, die in Asien als Delikatesse gelten: Letztlich kann nur durch das strikte Verbot der Einfuhr, sei es über die kanarischen Inseln nach Europa oder in asiatische Häfen, verbunden mit effektiven Kontrollen und strenger Bestrafung gerade auch in deren Heimatländern, weiterhelfen. Aber dazu fehlt es bisher am Willen und / oder Einsicht der jeweiligen Regierungen. Und so könnte die Überfischung und Raubfischerei weitergehen, bis alles leergefischt ist.
Guten Appetit
Folgt Westafrika dem Beispiel Somalias? Oder: Fabrikmässige Überfischung in den Küstengewässern treibt lokale Fischer in die Armut
Haie jetzt weltweit besser geschützt – Wirklich?
Guten Appetit Europa – Fischfangsklaverei und Umweltzerstörung
Kampf gegen somalische Piraten – nun mit Söldnern
Söldner auf deutsche Handelsschiffe am Horn von Afrika?
Söldnerchef Spicer sucht neues Geschäftsfeld: Piratenbekämpfung vor Somalia?
Das hat sich deutlich geändert: Mittlerweile kommen rund 25% allein aus westafrikanischen Gewässern.
Ein Inselstaat wehrt sich
Island wehrte sich damals gegen die Überfischung seiner Gewässer, und erklärte die erweiterte Hoheit über seine Küstengewässer – statt der lächerlichen 12 nun 50 Meilen.
Fischerboote die in diese Zone eindrangen mussten mit dem Kappen ihrer Netze rechnen.
Der Aufschrei war gross, was fällt den Isländern ein?
Schnee von gestern
Alles Geschichte, denn mittlerweile gibt es die 200 Meilen (370,4 km) ausschliessliche Wirtschaftszone der jeweiligen Küstenländer als internationales Recht.
Hinzu kam, angesichts der Überfischung in Nord´und Ostsee, dass die EU Fangquoten festlegte (an diese ist Grossbritannien nach einem EU-Austritt wohl nicht mehr gebunden).
(Nur) Der Hering ist sicher
Am 4.7. 2013 meldete die deutsche Wochenzeitung „Die Zeit“ frohlockend:
„Der Hering ist sicher – in den EU-Gewässern hat sich der Zustand der Fischbestände dramatisch verbessert. Das zeigt dass Ökonomie und Ökologie kein Widerspruch sein müssen.“
Allerdings trifft das (nur) für die EU-Gewässer zu, nicht hingegen für die weit grösseren Fischgründe rund um Afrika. Die sind mittlerweile zu einem Eldorado für Fabrikfangschiffe und Raubfischer geworden, wobei unter Raubfischern auch solche gefasst werden müssen, die mit Hilfe von Bestechung sich Fanglizenzen bei den betreffenden Regierungen ergaunert haben.
EU schaut weg
Die EU schaut weg, nein, sie fördert das sogar, wie ein Fischfangabkommen im Jahre 2014 mit dem Senegal überdeutlich zeigt. Strikte EU-Regeln, wie das Verbot des Beifangs spielen keine Rolle. Auch eine engmaschige Kontrolle findet nicht statt.
Dazu Willie Mac Kenzie von Greenpeace:
: "Europe has over-exploited its own waters, and now is exporting the problem to Africa. It is using EU taxpayers' money to subsidise powerful vessels to expand into the fishing grounds of some of the world's poorest countries and undermine the communities who rely on them for work and food. The EU has committed some €477m for agreements with Mauritania over the past 10 years, essentially paying for vessels like the Cornelis Vrolijk to be able to access these waters,"
Wertlos ohne Rechtdurchsetzung
Prinzipiell ist das Recht zur ausschliesslichen Nutzung der 200 Meilen Wirtschaftszone natürlich eine gute Sache.
Aber ein Recht ist nur etwas wert, wenn es sich auch notfalls durchsetzen lässt, sonst ist es wertlos. Das erfordert schlagkräftige Rechtdurchsetzungs-Instrumente, sprich Küstenschutz durch Schiffe und Flugzeuge, angesichts der Begehrlichkeiten.
Das ist in Europa alles vorhanden, China baut gegenwärtig aus. In Afrika ist der Küstenschutz so gut wie nicht existent.
Wo die -Durchsetzungsinstrumente fehlen, da breiten sich illegale Aktivitäten aus, dort ist der Überfischung durch Lizenzinhaber und der illegalen Piratenfischerei Tür und Tor geöffnet.
Das spielt sich in grossem Umfang vor Afrikas Küsten ab, insbesondere in den fischreichen Gewässern Westafrikas..
Selbst wirtschaftlich mehr entwickelte Länder wie die Republik Südafrika mit einer Kriegsmarine, sind unfähig, die 200 Meilen breite und über 2785 km lange Küste lückenlos zu überwachen. Zu Verfügung stehen gerade mal 4 neue Fregatten, und drei veraltete Patroullienboote. Die Fregatten sind dauernd im Einsatz, das nagt an deren Lebensdauer, und sind zum Aufbringen räubernde Fischerboote viel zu gerüstet.
Südafrikanische Marine - wenig Schiffe für lange Küste
Statt dieser aus Europa gelieferten Kriegsflotte für imaginäre Seegefechte, wären wendige Schnellboote wesentlich geeigneter. Zumal das Radar dieser Kriegsschiffe auch nur 200 km weit sehen kann, zur Überwachung müssen daher zusätzlich Flugzeuge eingesetzt werden.
Zwar können die räubernden Fischerboote theoretisch auch anhand des „ Position Tracking Radio Beacon“ aufgespürt werden, aber das schalten die räubernden Schiffe ab, wenn sie in die Exklusiv-Wirtschaftszonen eindringen.
In anderen Ländern wie Mozambique mit seinen 2470 km Küstenlinie, gibt es so gut wie überhaupt keinen Küstenschutz, was könnte für die Fischräuber schöner sein.
Nicht nur dass illegal gefischt wird, sondern die Netze sind so engmaschig, dass alles darin hängenbleibt.
250 Tonnen pro Tag
Ein grosses Fabrikfangschiff, oftmals mit EU-Geldern unterstützt, kann 250 Tonnen Fisch pro Tag verarbeiten.
34 gigantische Fabrikfangschiffe der North Atlantic Fishing Company NAFC „besuchen“ regelmässig die westafrikanische Küste, wie die britische Zeitung Guardian berichtete.
Neun europäische Schiffseigner haben sich zu der Pelagic Freezer Associationzusammengeschlossen, und machen beste Lobbyarbeit.
235.000 Tonnen Fisch werden so pro Jahr in den westafrikanischen Gewässern gefangen, jenseits der Erholungsmarke für die Fischbestände.
Die Folge: Die lokalen Fischer, von denen 60 Boote in einem Jahr so viel fangen können, wie ein Fabrikfangschiff an einem Tag, kommen mit immer weniger Fischen zurück.
Die Ozeane werden von den Fabrikfangschiffen und Raubfischern, von denen viele aus China, Russland, Südkorea und Indien kommen, leergefischt
Aufgebrachte chinesische Fischerboote
Die Folgen für die lokalen Fischer sind katastrophal: die Fänge sinken: 75% in den Jahren 2002 bis 2012 in Senegal, und so sinken dann die Einkommen. Preiswerte proteinreiche Nahrung verschwindet vom Speisezettel der lokalen Bevölkerung. Unterernährung kann sich insbesondere in Staaten mit ohnehin prekärer Ernährungslage ausbreiten.
Am Ende könnte es, wie in Somalia, einen Berufswechsel der Fischer geben: Zur Piraterie.
Nach dem Aufbringen diplomatischer Druck
Wenn derartige Raubfang-Schiffe doch aufgebracht werden, dann geht der diplomatische Zirkus los.
Im Falle von EU-Schiffen, die vor der Küste Namibias aufgebracht wurden, drohten die betroffenen Länder mit der Kürzung der Entwicklungshilfe.
Wie bei Nashörnern und Elefanten
So bleibt es genau wie bei der Wilderei von Nashörnern und Elefanten, sowie der Jagd nach Haifischen der Flossen wegen, die in Asien als Delikatesse gelten: Letztlich kann nur durch das strikte Verbot der Einfuhr, sei es über die kanarischen Inseln nach Europa oder in asiatische Häfen, verbunden mit effektiven Kontrollen und strenger Bestrafung gerade auch in deren Heimatländern, weiterhelfen. Aber dazu fehlt es bisher am Willen und / oder Einsicht der jeweiligen Regierungen. Und so könnte die Überfischung und Raubfischerei weitergehen, bis alles leergefischt ist.
Guten Appetit
Folgt Westafrika dem Beispiel Somalias? Oder: Fabrikmässige Überfischung in den Küstengewässern treibt lokale Fischer in die Armut
Haie jetzt weltweit besser geschützt – Wirklich?
Guten Appetit Europa – Fischfangsklaverei und Umweltzerstörung
Kampf gegen somalische Piraten – nun mit Söldnern
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Söldnerchef Spicer sucht neues Geschäftsfeld: Piratenbekämpfung vor Somalia?
onlinedienst - 5. Jul, 21:48 Article 4486x read