Russischer Staatspräsident Putin im Interview zu Fragen der Zeit
Dr. Alexander von Paleske —– 19.12. 2019 ——
Folgendes Interview landete heute in meiner Mailbox:
Interviewer
Dobroje utro gospodin President
Wladimir Putin
Zdravstvuite
Herr Präsident, Sie haben heute Ihre grosse Aufführung gehabt:
Journalisten fragen, Genosse Präsident Putin antwortet.
Anwesend waren mehr als 1000 Journalisten aus aller Welt. Weil aber die Zahl der Fragen bzw. Fragesteller begrenzt war, und Sie nicht viel Zeit für die Antworten hatten, um möglichst viele Fragesteller zu Wort kommen zu lassen, bin ich besonders dankbar, dass Sie sich nun auch noch für ein längeres Einzelinterview zur Verfügung gestellt haben, mit besonderem Fokus auf die deutsch-russischen Beziehungen und die Akltivitäten der russischen Geheimdienste im Ausland
Sehr gerne
Herr Präsident, im August diesen Jahres tötete der russische Agent Vadim Krasikov den Georgier Zelimkhan Khangoshvili mit Schüssen in den Kopf im Berliner Tiergarten. Krasikov hatte zuvor schon den Geschäftsmann Albert Nazranov in Moskau aus dem Wege geräumt. Sie haben nun Deutschland vorgeworfen, einen „Verbrecher“ und „Mörder“ nicht ausgeliefert zu haben. Heute sagten Sie aber, Russland hätte kein Auslieferungsersuchen gestellt. Was stimmt den nun?
Wir haben beim Deutschen Bundesnachrichtendienst angefragt, welche Chancen bestehen würden für ein erfolgreiches Auslieferungsersuchen. Der Deutsche Geheimdienst teilte uns mit, dass die Chancen sehr schlecht stünden, weil Kangoshvili in Deutschland nicht als islamistischer Gefährder eingestuft, und die Teilnahme im Islamterror-Tschetschenienkrieg gegen uns nicht als hinderlich für ein erfolgreichens Asylgesuch eingestuft sei.. Wir haben deshalb den Entschluss gefasst, diesen Herrn seiner gerechten (Todes-)strafe zuzuführen.
Sehen Sie jetzt eine Belastung der ohnehin nicht guten deutsch- russischen Beziehungen?
Deutschland hat zwei unserer Geheimdienstleute ausgewiesen, wir umgekehrt als Antwort darauf zwei deutsche Diplomaten. Damit ist für uns die Sache erledigt. Krasikov werden wir irgendwann austauschen.
Worauf stützten Sie sich juristisch denn bei derartigen Bestrafungen im Ausland?
Unser Parlament, die Duma, hat 2006 ein Gesetz verabschiedet, das die Bestrafung von Staatsfeinden im Ausland ausdrücklich erlaubt, wenn es als aussichtslos erscheint, diese Schwerkriminellen nach Russland zu verbringen, und dort vor Gericht zu stellen.
Hatten Sie vorher schlechte Erfahrungen gemacht, die ein derartiges Gesetz erforderlich machten?
Wir haben, insbesondere mit Grossbritannien, denkbar schlechte Erfahrungen gemacht. So verweigerte 2003 Grossbritannien die Auslieferung des Klepto-Oligarchen Boris Beresovski nach Russland. Beresovski hatte immer wieder gegen mich gehetzt und meine Absetzung gefordert, also Anstiftung zum Hochverrat. Totz dieser offenbar kriminellen Handlungen verweigerte ein Gericht in Grossbritannien die Auslieferung, stattdessen erhielt er von dem damaligen Innenminister David Blunkett politisches Asyl.
Der Richter Timothy Workman, der auch über die Auslieferung des Tschetschenen-Terroristen Akhmed Zakayev zu entscheiden hatte, warf unsere Auslieferungsgesuche einfach raus.
Nach dieser Auslieferungs-Verweigerung habe ich entschieden, auf weitere Auslieferungsverfahren wegen Aussichtslosigkeit zu verzichten, stattdessen diese Verräter auf fremden Boden ihrer gerechten Strafe zuzuführen.
Und so beseitigte unser Geheimdienst dann eine ganze Reihe von Staatsfeinden auf britischen Boden, z.B. wurde der leitende ehemalige Geheimdienmitarbeiter Alexander Litvinenko durch einen radioaktiven Trunk aus dem Wege geräumt. Aber die Liste ist natürlich länger.
Gab es denn keine diplomatischen Verwicklungen mit Grossbritannien?
Nein, nicht bis zur Skripal Affäre, da es sich letztlich fast ausschlieslich um Exilrussen handelte, war es denen letztlich egal. Da viele der Liquidierungen als Selbstmorde oder Unfälle getarnt waren, beliessen es die Briten dabei, und verzichteten auf genaue forensische Untersuchungen durch versierte Gerichtsmediziner. Wie ich vorhergesehen hatte, waren denen die geschäftlichen Interessen und Wirtschaftsbeziehungen mit uns weit wichtiger.
Ueber die Umstände der Tötung des Verräters Litvinenko fand auch erst dann eine gerichtliche Untersuchung statt, als wir – nach dem Maidan-Putsch 2014 in der Ukraine – die Krim heim nach Russland holten, der Westen Sanktionen gegen uns verhängte, und natürlich nach dem missglückten Anschlag auf diesen Verräter Skripal.
Sind also die in dem Buch
From Russia with Blood
erhobenen Anschuldigungen über insgesamt 14 Tötungen von Exilrussen durch unsere Geheimdienste zutreffend?
Teilweise, aber ich denke nicht daran, Ihnen Details zu nennen. Die Botschaft war klar: Wer das Terrorismus- Propaganda- oder Verräter-Schwert gegen uns erhebt, wird durch das Schwert umkommen.
Kommen wir noch einmal auf den Abschuss der MH17 über der Ukraine 2014 zurück.
Gerne
Wer trägt den die Verantwortung für den Abschuss?
In dem Gebiet war Krieg, auch Angriffe durch Flugzeuge.. Es war völlig verantwortungslos, kommerzielle Flüge über dem Kampfgebiet zuzulassen, wie es die ukrainische Regierung getan hat. Gleiches gilt für die Fluglinien selbst. Wo heute konventioneller Krieg ist, muss mit Raketen – auch mit Boden Luft Raketen – gerechnet werden. Dieses Gebiet hätte für Ueberflüge gesperrt werden müssen – seitens der Ukraine. Ebenfalls handelten die Airlines verantwortungslos. Wie man in Deutschland sagt: Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Das gilt natürlich ganz besonders im Falle kriegerischer Auseinandersetzungen.
Spassibo, herzlichen Dank für dieses aufschlussreiche Interview
Folgendes Interview landete heute in meiner Mailbox:
Interviewer
Dobroje utro gospodin President
Wladimir Putin
Zdravstvuite
Herr Präsident, Sie haben heute Ihre grosse Aufführung gehabt:
Journalisten fragen, Genosse Präsident Putin antwortet.
Anwesend waren mehr als 1000 Journalisten aus aller Welt. Weil aber die Zahl der Fragen bzw. Fragesteller begrenzt war, und Sie nicht viel Zeit für die Antworten hatten, um möglichst viele Fragesteller zu Wort kommen zu lassen, bin ich besonders dankbar, dass Sie sich nun auch noch für ein längeres Einzelinterview zur Verfügung gestellt haben, mit besonderem Fokus auf die deutsch-russischen Beziehungen und die Akltivitäten der russischen Geheimdienste im Ausland
Sehr gerne
Herr Präsident, im August diesen Jahres tötete der russische Agent Vadim Krasikov den Georgier Zelimkhan Khangoshvili mit Schüssen in den Kopf im Berliner Tiergarten. Krasikov hatte zuvor schon den Geschäftsmann Albert Nazranov in Moskau aus dem Wege geräumt. Sie haben nun Deutschland vorgeworfen, einen „Verbrecher“ und „Mörder“ nicht ausgeliefert zu haben. Heute sagten Sie aber, Russland hätte kein Auslieferungsersuchen gestellt. Was stimmt den nun?
Wir haben beim Deutschen Bundesnachrichtendienst angefragt, welche Chancen bestehen würden für ein erfolgreiches Auslieferungsersuchen. Der Deutsche Geheimdienst teilte uns mit, dass die Chancen sehr schlecht stünden, weil Kangoshvili in Deutschland nicht als islamistischer Gefährder eingestuft, und die Teilnahme im Islamterror-Tschetschenienkrieg gegen uns nicht als hinderlich für ein erfolgreichens Asylgesuch eingestuft sei.. Wir haben deshalb den Entschluss gefasst, diesen Herrn seiner gerechten (Todes-)strafe zuzuführen.
Sehen Sie jetzt eine Belastung der ohnehin nicht guten deutsch- russischen Beziehungen?
Deutschland hat zwei unserer Geheimdienstleute ausgewiesen, wir umgekehrt als Antwort darauf zwei deutsche Diplomaten. Damit ist für uns die Sache erledigt. Krasikov werden wir irgendwann austauschen.
Worauf stützten Sie sich juristisch denn bei derartigen Bestrafungen im Ausland?
Unser Parlament, die Duma, hat 2006 ein Gesetz verabschiedet, das die Bestrafung von Staatsfeinden im Ausland ausdrücklich erlaubt, wenn es als aussichtslos erscheint, diese Schwerkriminellen nach Russland zu verbringen, und dort vor Gericht zu stellen.
Hatten Sie vorher schlechte Erfahrungen gemacht, die ein derartiges Gesetz erforderlich machten?
Wir haben, insbesondere mit Grossbritannien, denkbar schlechte Erfahrungen gemacht. So verweigerte 2003 Grossbritannien die Auslieferung des Klepto-Oligarchen Boris Beresovski nach Russland. Beresovski hatte immer wieder gegen mich gehetzt und meine Absetzung gefordert, also Anstiftung zum Hochverrat. Totz dieser offenbar kriminellen Handlungen verweigerte ein Gericht in Grossbritannien die Auslieferung, stattdessen erhielt er von dem damaligen Innenminister David Blunkett politisches Asyl.
Der Richter Timothy Workman, der auch über die Auslieferung des Tschetschenen-Terroristen Akhmed Zakayev zu entscheiden hatte, warf unsere Auslieferungsgesuche einfach raus.
Nach dieser Auslieferungs-Verweigerung habe ich entschieden, auf weitere Auslieferungsverfahren wegen Aussichtslosigkeit zu verzichten, stattdessen diese Verräter auf fremden Boden ihrer gerechten Strafe zuzuführen.
Und so beseitigte unser Geheimdienst dann eine ganze Reihe von Staatsfeinden auf britischen Boden, z.B. wurde der leitende ehemalige Geheimdienmitarbeiter Alexander Litvinenko durch einen radioaktiven Trunk aus dem Wege geräumt. Aber die Liste ist natürlich länger.
Gab es denn keine diplomatischen Verwicklungen mit Grossbritannien?
Nein, nicht bis zur Skripal Affäre, da es sich letztlich fast ausschlieslich um Exilrussen handelte, war es denen letztlich egal. Da viele der Liquidierungen als Selbstmorde oder Unfälle getarnt waren, beliessen es die Briten dabei, und verzichteten auf genaue forensische Untersuchungen durch versierte Gerichtsmediziner. Wie ich vorhergesehen hatte, waren denen die geschäftlichen Interessen und Wirtschaftsbeziehungen mit uns weit wichtiger.
Ueber die Umstände der Tötung des Verräters Litvinenko fand auch erst dann eine gerichtliche Untersuchung statt, als wir – nach dem Maidan-Putsch 2014 in der Ukraine – die Krim heim nach Russland holten, der Westen Sanktionen gegen uns verhängte, und natürlich nach dem missglückten Anschlag auf diesen Verräter Skripal.
Sind also die in dem Buch
From Russia with Blood
erhobenen Anschuldigungen über insgesamt 14 Tötungen von Exilrussen durch unsere Geheimdienste zutreffend?
Teilweise, aber ich denke nicht daran, Ihnen Details zu nennen. Die Botschaft war klar: Wer das Terrorismus- Propaganda- oder Verräter-Schwert gegen uns erhebt, wird durch das Schwert umkommen.
Kommen wir noch einmal auf den Abschuss der MH17 über der Ukraine 2014 zurück.
Gerne
Wer trägt den die Verantwortung für den Abschuss?
In dem Gebiet war Krieg, auch Angriffe durch Flugzeuge.. Es war völlig verantwortungslos, kommerzielle Flüge über dem Kampfgebiet zuzulassen, wie es die ukrainische Regierung getan hat. Gleiches gilt für die Fluglinien selbst. Wo heute konventioneller Krieg ist, muss mit Raketen – auch mit Boden Luft Raketen – gerechnet werden. Dieses Gebiet hätte für Ueberflüge gesperrt werden müssen – seitens der Ukraine. Ebenfalls handelten die Airlines verantwortungslos. Wie man in Deutschland sagt: Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Das gilt natürlich ganz besonders im Falle kriegerischer Auseinandersetzungen.
Spassibo, herzlichen Dank für dieses aufschlussreiche Interview
onlinedienst - 20. Dez, 16:16 Article 456x read