Tod in Damaskus – Vier Jahre Krieg in Syrien
Dr. Alexander von Paleske ---- 8.4. 2015 --- Der syrische Bürgerkrieg tobt mittlerweile auch in einem Vorort der Hauptstadt Damaskus, in Camp Jarmuk, einem Flüchtlingsviertel der Palästinenser, die seit ihrer Vertreibung aus Israel im Jahre 1948 sich hier eingerichtet hatten.
Camp Jarmuk - ein Trümmerhaufen
Das Viertel ist mittlerweile ein Trümmerhaufen.
Verwüstungen im Camp Jarmuk - Screenshot: Dr. v. Paleske
Die dort verbliebenen rund 20.OOO Einwohner - darunter auch viele Kinder - sind von der Versorgung abgeschnitten.
Das Kommando über das Lager hat mittlerweile die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) </i> übernommen, zusammen mit den Terroristen der al-Nusra, die al Qaida nahestehen.
Die vom Westen unterstützte Freie Syrische Armee spielt hier, wie auch in anderen Gebieten unter der Kontrolle von Aufständischen, keine nennenswerte Rolle mehr.
Wer dieses unbeschreibliche Elend sieht, der muss sich die Frage stellen, wie es dazu kommen konnte.
Ein Blick zurück
Vor vier Jahren, am 11.3. 2011 protestierten in der syrischen Stadt Deraa die sunnitischen Einwohner gegen die Regierung, nachdem eine Gruppe von Teenagern, die revolutionäre Parolen auf die Aussenwand einer Schule gesprüht hatten, anschliessend verhaftet und gefoltert worden war.
Die Polizei eröffnete das Feuer auf die Demonstranten , tötete mehrere von ihnen, worauf es zu weiteren Protestaktionen kam.
Die Proteste griffen auf andere Städte Syriens über, und kulminierten in der Forderung nach dem Rücktritt des Präsidenten Bashar al-Assad.
Zunehmende Gewalt - auf beiden Seiten
Im Laufe der folgenden Monate wurden sie zunehmend gewalttätiger, ebenso die Antwort des Assad Regimes.
Angeblich Arabischer Frühling
Westliche Länder beeilten sich, diese Protestbewegung als weiteren Teil des „arabischen Frühlings“ zu feiern und - ähnlich wie in Tunesien seinerzeit - das alsbaldige Ende der Herrschers Assad vorauszusagen.
Zügig erkannten Länder wie Frankreich die sich bildende Befreiungsbewegung FSA als legitime Vertretung des syrischen Volkes an, und schlossen ihre Botschaften in Damaskus.
Innerhalb von wenigen Wochen rechneten die westlichen Regierungen mit dem Sturz Assads. Doch statt wenigen Wochen tobt nun seit vier Jahren der Bürgerkrieg in Syrien, und Assad, von Russland und China unterstützt, ist weiterhin im Amt.
Statt Frühling eine Schreckensbilanz
Nach vier Jahren Bürgerkrieg sieht die traurige Bilanz des immer brutaleren Bürgerkriegs so aus:
- mehr als 200.000 Menschen wurden getötet, grösstenteils unbeteiligte Zivilisten
- mehr als 4 Millionen Menschen flüchteten in die Nachbarländer Türkei, Libanon,Jordanien und Irak
- Im Libanon machen die Flüchtlinge mittlerweile 25% der dort lebenden Bevölkerung aus, die Arbeitslosentrate ist in die Höhe geschosssen, die syrischen Schüler haben in den Schiulen die einheimischen Schüler an Zahl überrundet.
- Das ohnehin fragile Miteinander der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen(Christen, Moslems, Sunniten, Schiiten ) droht aus dem Gleichgewicht zu geraten, die Spannungen haben bereits deutlich zugenommen und zu Schiesserein geführt
- Das Land, das einen 15-jährigen Bürgerkrieg von 1975-1990 hinter sich hat, droht in den Strudel des Krieges im benachbarten Syrien mit hineingezogen zu werden. Die schiitische Hisbollah-Miliz des Libanon hat bereits in grösserem Umfang in die Kämpfe auf Seiten der Regierung Assad eingegriffen
- Das Gesundheitswesen in Syrien, einstmals hervorragend, ist weitgehend zusammengebrochen, Ausbrüche von Kinderlähmung, Masern, Tuberkuose, Krätze aber auch Leishmaniose sind die Folge. Operationen können oftmals nur unter primitivsten Bedingungen in Feldhospitalen durchgeführt werden, mit postoperativ hoher Todesrate.
Aus 14 Tagen wurden 4 Jahre
Nur 14 Tage, so prophezeiten die Fachleute in den westlichen Aussenministerien im März 2011, würde sich die Regierung Assad noch halten können, so wie zuvor die verhasste Regierung Ben Ali in Tunesien.
Aus 14 Tagen sind mittlerweile 4 Jahre geworden:
- Assad sitzt noch fest im Sattel
,
- die Freie syrische Armee (FSA) ist bedeutungslos geworden, trotz massiver finanzieller Unterstützung und Waffenhilfe aus dem Westen
- das Sagen haben jetzt die Brutalos von der IS, zu deren Handwerk tägliche Exekutionen gehören, oftmals durch Köpfen oder Steinigung
Nahost Experte Peter Scholl-Latour schreibt zu der Vorgeschichte des Krieges in Syrien in seinem letzten Buch „Der Fluch der bösen Tat“ 2014, Seite 275:
Die USA im Verbund mit Israel und Saudi-Arabien hatten nicht die ersten Demonstrationen von Deraa gegen die Diktatur Bashar el-Assads und seiner alawitisch dominierten Baath Partei abgewartet, um die Grundlagen des Staates zu unterwühlen. Schon lange vorher hatte eine hemmungslose Kampagne, eine systematische Hetze in den amerikanischen und europäischen Medien eingesetzt gegen diese Arabische Republik, die bei aller Brutalität, die sie auch zu praktizieren pflegt, das einzig säkulare Staatswesen im gesamten arabischen Staat darstellt. Verglichen mit den Vorzugsverbündeten des Westens, seien es nun Saudi -Arabien, Qatar, die Vereinigten Arabischen Emirate oder Kuwait bot die Hauptstadt Damaskus ein Bild religiöser Toleranz, fast eines westlichen Lebensstils.
Peter Scholl-Latour .........systematische Hetze in amerikanischen und europäischen Medien.
Meines Feindes Feinde ……
Überraschend vordergründig, dass Israel, Saudi Arabien und die USA sich unisono nicht nur gegen die Syrische Regierung aussprachen, sondern die Rebellen unterstützten.
Israels Feind Nr. 1 ist die schiitische Hisbollah im Libanon, die Israel im vorläufig letzten Libanon-Krieg 2006 schmerzliche Verluste beigebracht hat . Syrien unterstützt die Hisbollah und dient als Transitland für Waffenlieferungen vom Iran , dem Hauptverbündeten der Hisbollah.
Saudi Arabien wiederum sieht die Schiiten grundsätzlich als moslemische Gotteslästerer an, die somit die Todesstrafe verdienen - noch schlimmer als Christen, die „nur“ einer anderen Religion angehören,
Den USA wiederum stand Assad einer „Neuordnung des Nahen Ostens“ im Wege, wurde als Teil der „Achse des Bösen“ bereits unter Obamas Vorgänger Bush angesehen – also weg mit ihm.
Statt Neuordnung Chaos und Tod
Von einer „Neuordnung des Nahen Ostens“ kann überhaupt keine Rede mehr sein, statt Neuordnung das blanke Chaos, nicht nur in Syrien, sondern auch in Libyen. In Ägypten hingegen statt Demokratie die Militärdiktatur.
Vom arabischen Frühling redet ohnehin kaum noch jemand.
Es hätte nur einen Ausweg aus dem eskalierenden Syrienkonflikt gegeben: Die Diplomatie unter Einschluss Russlands.
Verhältnisse zwingen zum Gespräch
Nun zwingt der Vormarsch der IS-Terroristen die USA, sich wieder in irgendeiner Weise mit Assad ins Benehmen zu setzen. Die Alternative wäre der Sieg der IS in Syrien, keine besonders prickelnde Aussicht. Da erscheint in den Augen der westlichen Länder mittlerweile Assad als das „kleinere Übel“.
Den Preis für diese wahnwitzige Politik des Westens müssen die Zivilisten in Syrien bezahlen. Mit ihrem Leben oder ihrer Vertreibung.
Die Europäer hingegen lediglich mit einem nicht abreissenden Flüchtlingsstrom .
Schlachthaus Syrien – Chaospolitik des Westens
Syrien, der Krieg und ein Jahrestag
Die Salafisten wollen an die Macht - oder: hat der Herbst des arabischen Frühlings schon begonnen, oder gar der Winter?
Islamischer Staat (IS), die Kriegskoalition, und die Rückkehr des Terrors im Westen
ISIS-Salafi-Terror-Chef Abu Bakr al-Baghdadi (alias Ibrahim Awwad Ibrahim): "So ein Tag, so wunderschön wie heute"
Irak, der Bürgerkrieg und seine Sponsoren
Bombenanschläge im Irak – was sind die Ziele der Terror-Salafisten?
Camp Jarmuk - ein Trümmerhaufen
Das Viertel ist mittlerweile ein Trümmerhaufen.
Verwüstungen im Camp Jarmuk - Screenshot: Dr. v. Paleske
Die dort verbliebenen rund 20.OOO Einwohner - darunter auch viele Kinder - sind von der Versorgung abgeschnitten.
Das Kommando über das Lager hat mittlerweile die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) </i> übernommen, zusammen mit den Terroristen der al-Nusra, die al Qaida nahestehen.
Die vom Westen unterstützte Freie Syrische Armee spielt hier, wie auch in anderen Gebieten unter der Kontrolle von Aufständischen, keine nennenswerte Rolle mehr.
Wer dieses unbeschreibliche Elend sieht, der muss sich die Frage stellen, wie es dazu kommen konnte.
Ein Blick zurück
Vor vier Jahren, am 11.3. 2011 protestierten in der syrischen Stadt Deraa die sunnitischen Einwohner gegen die Regierung, nachdem eine Gruppe von Teenagern, die revolutionäre Parolen auf die Aussenwand einer Schule gesprüht hatten, anschliessend verhaftet und gefoltert worden war.
Die Polizei eröffnete das Feuer auf die Demonstranten , tötete mehrere von ihnen, worauf es zu weiteren Protestaktionen kam.
Die Proteste griffen auf andere Städte Syriens über, und kulminierten in der Forderung nach dem Rücktritt des Präsidenten Bashar al-Assad.
Zunehmende Gewalt - auf beiden Seiten
Im Laufe der folgenden Monate wurden sie zunehmend gewalttätiger, ebenso die Antwort des Assad Regimes.
Angeblich Arabischer Frühling
Westliche Länder beeilten sich, diese Protestbewegung als weiteren Teil des „arabischen Frühlings“ zu feiern und - ähnlich wie in Tunesien seinerzeit - das alsbaldige Ende der Herrschers Assad vorauszusagen.
Zügig erkannten Länder wie Frankreich die sich bildende Befreiungsbewegung FSA als legitime Vertretung des syrischen Volkes an, und schlossen ihre Botschaften in Damaskus.
Innerhalb von wenigen Wochen rechneten die westlichen Regierungen mit dem Sturz Assads. Doch statt wenigen Wochen tobt nun seit vier Jahren der Bürgerkrieg in Syrien, und Assad, von Russland und China unterstützt, ist weiterhin im Amt.
Statt Frühling eine Schreckensbilanz
Nach vier Jahren Bürgerkrieg sieht die traurige Bilanz des immer brutaleren Bürgerkriegs so aus:
- mehr als 200.000 Menschen wurden getötet, grösstenteils unbeteiligte Zivilisten
- mehr als 4 Millionen Menschen flüchteten in die Nachbarländer Türkei, Libanon,Jordanien und Irak
- Im Libanon machen die Flüchtlinge mittlerweile 25% der dort lebenden Bevölkerung aus, die Arbeitslosentrate ist in die Höhe geschosssen, die syrischen Schüler haben in den Schiulen die einheimischen Schüler an Zahl überrundet.
- Das ohnehin fragile Miteinander der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen(Christen, Moslems, Sunniten, Schiiten ) droht aus dem Gleichgewicht zu geraten, die Spannungen haben bereits deutlich zugenommen und zu Schiesserein geführt
- Das Land, das einen 15-jährigen Bürgerkrieg von 1975-1990 hinter sich hat, droht in den Strudel des Krieges im benachbarten Syrien mit hineingezogen zu werden. Die schiitische Hisbollah-Miliz des Libanon hat bereits in grösserem Umfang in die Kämpfe auf Seiten der Regierung Assad eingegriffen
- Das Gesundheitswesen in Syrien, einstmals hervorragend, ist weitgehend zusammengebrochen, Ausbrüche von Kinderlähmung, Masern, Tuberkuose, Krätze aber auch Leishmaniose sind die Folge. Operationen können oftmals nur unter primitivsten Bedingungen in Feldhospitalen durchgeführt werden, mit postoperativ hoher Todesrate.
Aus 14 Tagen wurden 4 Jahre
Nur 14 Tage, so prophezeiten die Fachleute in den westlichen Aussenministerien im März 2011, würde sich die Regierung Assad noch halten können, so wie zuvor die verhasste Regierung Ben Ali in Tunesien.
Aus 14 Tagen sind mittlerweile 4 Jahre geworden:
- Assad sitzt noch fest im Sattel
,
- die Freie syrische Armee (FSA) ist bedeutungslos geworden, trotz massiver finanzieller Unterstützung und Waffenhilfe aus dem Westen
- das Sagen haben jetzt die Brutalos von der IS, zu deren Handwerk tägliche Exekutionen gehören, oftmals durch Köpfen oder Steinigung
Nahost Experte Peter Scholl-Latour schreibt zu der Vorgeschichte des Krieges in Syrien in seinem letzten Buch „Der Fluch der bösen Tat“ 2014, Seite 275:
Die USA im Verbund mit Israel und Saudi-Arabien hatten nicht die ersten Demonstrationen von Deraa gegen die Diktatur Bashar el-Assads und seiner alawitisch dominierten Baath Partei abgewartet, um die Grundlagen des Staates zu unterwühlen. Schon lange vorher hatte eine hemmungslose Kampagne, eine systematische Hetze in den amerikanischen und europäischen Medien eingesetzt gegen diese Arabische Republik, die bei aller Brutalität, die sie auch zu praktizieren pflegt, das einzig säkulare Staatswesen im gesamten arabischen Staat darstellt. Verglichen mit den Vorzugsverbündeten des Westens, seien es nun Saudi -Arabien, Qatar, die Vereinigten Arabischen Emirate oder Kuwait bot die Hauptstadt Damaskus ein Bild religiöser Toleranz, fast eines westlichen Lebensstils.
Peter Scholl-Latour .........systematische Hetze in amerikanischen und europäischen Medien.
Meines Feindes Feinde ……
Überraschend vordergründig, dass Israel, Saudi Arabien und die USA sich unisono nicht nur gegen die Syrische Regierung aussprachen, sondern die Rebellen unterstützten.
Israels Feind Nr. 1 ist die schiitische Hisbollah im Libanon, die Israel im vorläufig letzten Libanon-Krieg 2006 schmerzliche Verluste beigebracht hat . Syrien unterstützt die Hisbollah und dient als Transitland für Waffenlieferungen vom Iran , dem Hauptverbündeten der Hisbollah.
Saudi Arabien wiederum sieht die Schiiten grundsätzlich als moslemische Gotteslästerer an, die somit die Todesstrafe verdienen - noch schlimmer als Christen, die „nur“ einer anderen Religion angehören,
Den USA wiederum stand Assad einer „Neuordnung des Nahen Ostens“ im Wege, wurde als Teil der „Achse des Bösen“ bereits unter Obamas Vorgänger Bush angesehen – also weg mit ihm.
Statt Neuordnung Chaos und Tod
Von einer „Neuordnung des Nahen Ostens“ kann überhaupt keine Rede mehr sein, statt Neuordnung das blanke Chaos, nicht nur in Syrien, sondern auch in Libyen. In Ägypten hingegen statt Demokratie die Militärdiktatur.
Vom arabischen Frühling redet ohnehin kaum noch jemand.
Es hätte nur einen Ausweg aus dem eskalierenden Syrienkonflikt gegeben: Die Diplomatie unter Einschluss Russlands.
Verhältnisse zwingen zum Gespräch
Nun zwingt der Vormarsch der IS-Terroristen die USA, sich wieder in irgendeiner Weise mit Assad ins Benehmen zu setzen. Die Alternative wäre der Sieg der IS in Syrien, keine besonders prickelnde Aussicht. Da erscheint in den Augen der westlichen Länder mittlerweile Assad als das „kleinere Übel“.
Den Preis für diese wahnwitzige Politik des Westens müssen die Zivilisten in Syrien bezahlen. Mit ihrem Leben oder ihrer Vertreibung.
Die Europäer hingegen lediglich mit einem nicht abreissenden Flüchtlingsstrom .
Schlachthaus Syrien – Chaospolitik des Westens
Syrien, der Krieg und ein Jahrestag
Die Salafisten wollen an die Macht - oder: hat der Herbst des arabischen Frühlings schon begonnen, oder gar der Winter?
Islamischer Staat (IS), die Kriegskoalition, und die Rückkehr des Terrors im Westen
ISIS-Salafi-Terror-Chef Abu Bakr al-Baghdadi (alias Ibrahim Awwad Ibrahim): "So ein Tag, so wunderschön wie heute"
Irak, der Bürgerkrieg und seine Sponsoren
Bombenanschläge im Irak – was sind die Ziele der Terror-Salafisten?
onlinedienst - 8. Apr, 15:54 Article 5222x read
http://de.sputniknews.com/militar/20150413/301899344.html