Türkischer Präsident Erdoğan schreibt an Angela Merkel: "Das sind meine wirklichen politischen Ziele"
Dr. Alexander von Paleske --- 1.8. 2015 ---- folgende Mail landete heute in meiner Mailbox:
Recep Tayyip Erdoğan
Präsidentenpalais
Ankara
Türkei
An
Angela Merkel
Bundeskanzlerin
Im Regierungsviertel 1
Berlin
Deutschland
Guten Tag sehr verehrte Frau Bundeskanzlerin Merkel,
ganz, ganz herzlichen Dank für die verbal-moralische Unterstützung Ihrer Regierung auf der von mir beantragten NATO-Sondersitzung in Brüssel in dieser Woche für die Wiederaufnahme des Kampfes gegen die Kurden und ihre Arbeiterpartei (PKK) innerhalb und ausserhalb der Türkei.
Die minimale Bombardierung von Stellungen der IS habe ich nur angeordnet, um damit meine wahren Ziele zu verschleiern, und keinerlei Proteste von westlichen Regierungen mir einzuhandeln.
Verlorene Wahlen als Grund
Hintergrund der Wiederaufnahme des Bürgerkriegs in der Türkei und der Bombardierung von Kurden-Stützpunkten ausserhalb der Türkei sind die verlorenen Parlamentswahlen im Juni..
Ich hatte gehofft, eine satte Mehrheit zu gewinnen, und dann mich mittels einer Verfassungsänderung zum unumschränkten Herrscher aller Türken aufschwingen zu können. Der neue Mustafa Kemal Atatürk in moderner Aufmachung, und natürlich streng islamisch.
Aus dieser Position heraus hatte ich mir vorgestellt, zum Sprecher aller Sunniten im Nahen Osten zu werden, also ein wenig an das ehemalige Osmanische Reich erinnernd, dem wir Türken noch heute nachtrauern.
Dazu massive Investitionen in die Infrastruktur, und Bau von Einkaufszentren ohne Rücksicht auf ökologische und sonstige Bedenken seitens der Bevölkerung.
Der Flughafen Istanbul soll gleichzeitig zum grössten Drehkreuz im Nahen Osten werden.
In die Suppe gespuckt
Da hat mir diese neue kurdische Partei HDP in die Suppe gespuckt, die eine Friede-Freundschaft-Eierkuchenpolitik in der Türkei populär machte.
Die Wähler sind leider auf diesen Friedens-Rattenfänger Selahattin Demirtas hereingefallen und haben dessen Partei aus dem Stand über die 10% gebracht. Dazu noch durch nichtkurdische Wähler, damit meinen fest eingeplanten Wahlsieg verhindert, und mich gezwungen haben, nach Koalitionspartnern Ausschau zu halten.
Interview mit dem politischen "Rattenfänger" Demirtas in der ZEIT vom 25.6. 2015 - .....nix mit Freundschaft
Halte an Zielen fest
Das kommt aber überhaupt nicht in Frage. Ich halte an meinen Zielen fest und strebe Neuwahlen an, die ich gewinnen werde.
Zur Vorbereitung eines Wahlsieges musste ich erst einmal eine Knüppel-aus-dem Sack Politik inszenieren. Die Kurden mussten per innerstaatlicher Feinderklärung wieder zu unserem Hauptgegner werden. Das Friedensabkommen mit der PKK haben wir deshalb in den Mülleimer befördert.
Nach der Wiederaufnahme des Bürgerkriegs gibt es nur die Alternative: Bist du für Erdoğan oder für die Terror-Banditen der PKK.
Jeder Türke, der für die HDP oder andere kurdische Parteien stimmt, ist prinzipiell ein Vaterlandsverräter.
Verfolgung der HDP
Parallel dazu werden wir die HDP mit allen rechtswidrigen Mitteln verfolgen. Der Haftbefehl gegen dessen Vorsitzenden Demirtas liegt bereits in der Schublade der mir ergebenen Strafverfolger.
Die Schwächung der Kurden innerhalb und ausserhalb der Türkei, ganz gleich ob es sich um die PKK, die Peschmerga, die YPG etc handelt: der Kampf gegen die Kurden muss zu einer Übelebensfrage für die Türkei hochgejubelt werden.
Kurden sind Kurden und die träumen - so behaupten wir - nach wie vor von einem kurdischen Grossreich. Ein angeblicher Alptraum für uns, den wir mit militärischen Mitteln unnachgiebig bekämpfen müssen.
Kobane schreckte
Was mich besonders alarmiert hatte: Wie erfolgreich die Kurden gegen die IS gekämpft haben. Kobane sah ich längst in der Hand der IS, als es den Kurden gelang, sie aus der Stadt zu vertreiben.
Auch in Syrien setzen die Kurden den sunnitischen Kämpfern von IS und al-Nusra-Front hat zu. Das darf auf gar keinen Fall so weitergehen. Also zwingen wir denen jetzt einen Zwei-Fronten Krieg auf, was auch der IS dort etwas Luft verschaffen wird.
Die Kurden sind auch prompt darauf reingefallen, und beantworten unsere Angriffe mit Gegenattentaten, aber wenden sich nicht an das türkische Volk, und rufen zu Massendemos aller friedliebenden Türken gegen mich auf. Sehr erfreulich.
IS kein wirklicher Gegner
Der IS ist eigentlich gar nicht unser Gegner, denn das sind ja unsere sunnitischen Glaubensbrüder. Denen haben wir bisher freie Hand gelassen, ihre Kämpfer aus ganz Europa über unser Staatsgebiet nach Syrien einreisen zu lassen. Dort sitzt unser Hauptgeger: der Alawit (Schiit) Baschar al Assad. Den wollen wir weghaben.
Um den westlichen Ländern die Unterstützung unserer Politik zu erleichtern, dürfen die USA jetzt ein paar Angriffe von einem unserer Militärflughäfen aus gegen die IS fliegen. Diese Luftangriffe dürften kaum Schaden bei unseren sunnitischen IS-Glaubensgenossen verursachen, aber gleichzeitig deren Mütchen kühlen, ein Riesen-Kalifat in den Grenzen des ehemaligen osmanischen Reiches zu errichten.
Liebe Frau Merkel, noch einmal herzlichen Dank für die Unterstützung meiner aggressiven Politik nach innen und nach aussen.
Ihr
Recep Tayyip Erdoğan
Präsident der Türkei
Aussenpolitik Deutschlands und westlicher Länder: Bis alles in Scherben fällt
Zu IS
Tod in Damaskus – Vier Jahre Krieg in Syrien
Schlachthaus Syrien – Chaospolitik des Westens
Syrien, der Krieg und ein Jahrestag
Die Salafisten wollen an die Macht - oder: hat der Herbst des arabischen Frühlings schon begonnen, oder gar der Winter?
Malediven: Wird das Touristenparadies zur Terroristenhochburg?
Islamischer Staat (IS), die Kriegskoalition, und die Rückkehr des Terrors im Westen
Recep Tayyip Erdoğan
Präsidentenpalais
Ankara
Türkei
An
Angela Merkel
Bundeskanzlerin
Im Regierungsviertel 1
Berlin
Deutschland
Guten Tag sehr verehrte Frau Bundeskanzlerin Merkel,
ganz, ganz herzlichen Dank für die verbal-moralische Unterstützung Ihrer Regierung auf der von mir beantragten NATO-Sondersitzung in Brüssel in dieser Woche für die Wiederaufnahme des Kampfes gegen die Kurden und ihre Arbeiterpartei (PKK) innerhalb und ausserhalb der Türkei.
Die minimale Bombardierung von Stellungen der IS habe ich nur angeordnet, um damit meine wahren Ziele zu verschleiern, und keinerlei Proteste von westlichen Regierungen mir einzuhandeln.
Verlorene Wahlen als Grund
Hintergrund der Wiederaufnahme des Bürgerkriegs in der Türkei und der Bombardierung von Kurden-Stützpunkten ausserhalb der Türkei sind die verlorenen Parlamentswahlen im Juni..
Ich hatte gehofft, eine satte Mehrheit zu gewinnen, und dann mich mittels einer Verfassungsänderung zum unumschränkten Herrscher aller Türken aufschwingen zu können. Der neue Mustafa Kemal Atatürk in moderner Aufmachung, und natürlich streng islamisch.
Aus dieser Position heraus hatte ich mir vorgestellt, zum Sprecher aller Sunniten im Nahen Osten zu werden, also ein wenig an das ehemalige Osmanische Reich erinnernd, dem wir Türken noch heute nachtrauern.
Dazu massive Investitionen in die Infrastruktur, und Bau von Einkaufszentren ohne Rücksicht auf ökologische und sonstige Bedenken seitens der Bevölkerung.
Der Flughafen Istanbul soll gleichzeitig zum grössten Drehkreuz im Nahen Osten werden.
In die Suppe gespuckt
Da hat mir diese neue kurdische Partei HDP in die Suppe gespuckt, die eine Friede-Freundschaft-Eierkuchenpolitik in der Türkei populär machte.
Die Wähler sind leider auf diesen Friedens-Rattenfänger Selahattin Demirtas hereingefallen und haben dessen Partei aus dem Stand über die 10% gebracht. Dazu noch durch nichtkurdische Wähler, damit meinen fest eingeplanten Wahlsieg verhindert, und mich gezwungen haben, nach Koalitionspartnern Ausschau zu halten.
Interview mit dem politischen "Rattenfänger" Demirtas in der ZEIT vom 25.6. 2015 - .....nix mit Freundschaft
Halte an Zielen fest
Das kommt aber überhaupt nicht in Frage. Ich halte an meinen Zielen fest und strebe Neuwahlen an, die ich gewinnen werde.
Zur Vorbereitung eines Wahlsieges musste ich erst einmal eine Knüppel-aus-dem Sack Politik inszenieren. Die Kurden mussten per innerstaatlicher Feinderklärung wieder zu unserem Hauptgegner werden. Das Friedensabkommen mit der PKK haben wir deshalb in den Mülleimer befördert.
Nach der Wiederaufnahme des Bürgerkriegs gibt es nur die Alternative: Bist du für Erdoğan oder für die Terror-Banditen der PKK.
Jeder Türke, der für die HDP oder andere kurdische Parteien stimmt, ist prinzipiell ein Vaterlandsverräter.
Verfolgung der HDP
Parallel dazu werden wir die HDP mit allen rechtswidrigen Mitteln verfolgen. Der Haftbefehl gegen dessen Vorsitzenden Demirtas liegt bereits in der Schublade der mir ergebenen Strafverfolger.
Die Schwächung der Kurden innerhalb und ausserhalb der Türkei, ganz gleich ob es sich um die PKK, die Peschmerga, die YPG etc handelt: der Kampf gegen die Kurden muss zu einer Übelebensfrage für die Türkei hochgejubelt werden.
Kurden sind Kurden und die träumen - so behaupten wir - nach wie vor von einem kurdischen Grossreich. Ein angeblicher Alptraum für uns, den wir mit militärischen Mitteln unnachgiebig bekämpfen müssen.
Kobane schreckte
Was mich besonders alarmiert hatte: Wie erfolgreich die Kurden gegen die IS gekämpft haben. Kobane sah ich längst in der Hand der IS, als es den Kurden gelang, sie aus der Stadt zu vertreiben.
Auch in Syrien setzen die Kurden den sunnitischen Kämpfern von IS und al-Nusra-Front hat zu. Das darf auf gar keinen Fall so weitergehen. Also zwingen wir denen jetzt einen Zwei-Fronten Krieg auf, was auch der IS dort etwas Luft verschaffen wird.
Die Kurden sind auch prompt darauf reingefallen, und beantworten unsere Angriffe mit Gegenattentaten, aber wenden sich nicht an das türkische Volk, und rufen zu Massendemos aller friedliebenden Türken gegen mich auf. Sehr erfreulich.
IS kein wirklicher Gegner
Der IS ist eigentlich gar nicht unser Gegner, denn das sind ja unsere sunnitischen Glaubensbrüder. Denen haben wir bisher freie Hand gelassen, ihre Kämpfer aus ganz Europa über unser Staatsgebiet nach Syrien einreisen zu lassen. Dort sitzt unser Hauptgeger: der Alawit (Schiit) Baschar al Assad. Den wollen wir weghaben.
Um den westlichen Ländern die Unterstützung unserer Politik zu erleichtern, dürfen die USA jetzt ein paar Angriffe von einem unserer Militärflughäfen aus gegen die IS fliegen. Diese Luftangriffe dürften kaum Schaden bei unseren sunnitischen IS-Glaubensgenossen verursachen, aber gleichzeitig deren Mütchen kühlen, ein Riesen-Kalifat in den Grenzen des ehemaligen osmanischen Reiches zu errichten.
Liebe Frau Merkel, noch einmal herzlichen Dank für die Unterstützung meiner aggressiven Politik nach innen und nach aussen.
Ihr
Recep Tayyip Erdoğan
Präsident der Türkei
Aussenpolitik Deutschlands und westlicher Länder: Bis alles in Scherben fällt
Zu IS
Tod in Damaskus – Vier Jahre Krieg in Syrien
Schlachthaus Syrien – Chaospolitik des Westens
Syrien, der Krieg und ein Jahrestag
Die Salafisten wollen an die Macht - oder: hat der Herbst des arabischen Frühlings schon begonnen, oder gar der Winter?
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onlinedienst - 1. Aug, 09:18 Article 4953x read