Uwe Barschel, Olof Palme und die Apartheid-Südafrika-Mörder-Schiene
Dr. Alexander von Paleske ---27.11. 2010 -- Der Tod Olof Palmes, zweimaliger Ministerpräsident Schwedens von 1969-1976 und von 1982 bis zu seiner Ermordung am 28.2. 1986, und der Tod Uwe Barschels, Ministerpräsident Schleswig-Holsteins von 1982-1987, gestorben unter ungeklärten Umständen in Genf am 10.10.1987 haben nicht nur gemeinsam, zu den grossen unaufgeklärten Politiker-Todes bzw. Mordfällen der vergangenen dreißig Jahre zu gehören.
In beiden Fällen führten angebliche Spuren auch in das Apartheid-Südafrika.
Und so nimmt es dann nicht Wunder, dass mit der neu aufgeflammten Diskussion um die Hintergründe des Barschel-Todes, auch die Südafrika Schiene wieder aufgewärmt wurde. Allerdings eine sehr wenig wahrscheinliche, Mord an Barschel unterstellt, während in Falle Palmes eher das Gegenteil der Fall sein dürfte.
Mörderregime Apartheidstaat
Die südafrikanische Apartheidregierung hatte in großer Zahl politische Gegner ermorden lassen, und zwar sowohl innerhalb, wie auch außerhalb Südafrikas.
Der mörderische Arm der Apartheidregierung reichte bis nach Europa.
Aber bei den Mord- bzw. Anschlagsopfern handelte es sich um aktive Apartheidgegner, wozu Barschel nun ganz gewiss nicht gehörte.
Zum Zwecke der Liquidierung seiner politischen Feinde im In- und Ausland wurde eigens eine Todesschwadron namens Civil Cooperation Bureau (CCB) gegründet, die aus dem „Project Barnacle“ hervorging, deren Akteure, wie Eeben Barlow, aus Südafrikas Terror und Mördereinheiten, also den Reconnaissance Commandos (Recce), Koeveot und dem Buffalo Battalion, rekrutiert worden waren.
CCB-Todesschwadron Mitglied Eeben Barlow (rechts) auf Einsatztour in Europa (hier mit dem nichtsahnenden Botschafter der PLO in Portugal (Bildmitte)
Ein ganzer Schwung Mitglieder rhodesischer Terroreinheiten, wie den Selous Scouts, kam nach der Unabhängigkeit Zimbabwes 1980 über den Limpopo, um ihre zweifelhaften Kenntnisse dem Apartheidstaat Südafrika anzudienen.
Mordanschläge gab es z.B. in:
- Simbabwe 1981 und 1988 (Joe Nqabi ermordet, Jeremy Brickhill schwer verletzt)
- Swaziland 1982 (Cassius Make, ermordet)
- Frankreich 1988 (Dulcie September, ermordet)
- Belgien 1988 (Godfrey Motsepe, versuchter Mord)
- Mozambique 1988 und 1982 (Albie Sachs, schwer verletzt, Ruth First, ermordet)
- Botswana 1985 (Cecil George Phale, Lindiwe Phale, Dick Mtsweni, Duke Mashobane, Mike Hamlyn, Thami Mnyele, Basie Zondie, Peter Mafoka, Sadi Pule und Lucy Mashile, alle ermordet)
Michael Dingake, Ex- Robben Island Häftling am Grab der Opfer in Gaborone/Botswana. Foto: Dr. v. Paleske
Platz 1 der Apartheid-Hassliste: Schwedens Premier Palme
Ganz oben auf der Hassliste aber stand Olof Palme.
Palme, Freund und tatkräftiger Unterstützer afrikanischer Befreiungsbewegungen, steuerte rund 50% zum Budget der damaligen Befreiungsbewegung und jetzigen Regierungspartei Südafrikas, ANC, bei.
Südafrika hatte seinerzeit einen Meisterspion und Mordgesellen namens Craig Williamson, der es geschafft hatte, den ANC zu infiltrieren und Kontaktperson zur schwedischen Regierung zu werden und zwar über ein durch Schweden gesponsertes Förderprogramm, IUEF, das afrikanischen Studenten ein Studium ermöglichen sollte-.
Spion und Mörder: Craig Williamson
Da er Zugang zu Geldern des Programms hatte, benutzte er diese auch, um Terroraktivitäten der südafrikanischen Regierung zu sponsern, die unter dem Codenamen „Longreach“ liefen.
Williamson kam auch in Kontakt mit dem schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme, der ihn wiederum mit seinen Mitarbeitern bekannt machte.
Die Blutspur Craig Williamsons in den 80ern
- Einbruch in das Büro des Pan Africanist Congress in London. Die Einbrecher gaben an, von Williamson rekrutiert worden zu sein.
- 1982 Beteiligung an dem Bombenanschlag auf das ANC-Büro in London.
- 1982 Anordnung der Ermordung von Ruth First .
- 1984 Paketbombe an den Anti-Apartheidaktivisten Marius Schoon in Angola, die aber stattdessen seine Frau Jeanette und deren Tochter Katryn tötete
- 1986 Bombenanschlag auf das ANC Büro in Stockholm, der ebenfalls Williamson zugerechnet wird.
Am 21. Februar 1986 attackierte Olof Palme in einer Regierungserklärung das Apartheidregime in Südafrika.
Eine Woche später wurde er ermordet.
Craig Williamson befand sich zu diesem Zeitpunkt in Schweden.
Die schwedische Polizei ermittelte in alle Richtungen, nur nicht in Richtung Südafrika.
Nach drei Jahren wurde schließlich ein Verdächtiger präsentiert: Christer Pettersson, der aber dann vom Mordvorwurf durch ein schwedisches Gericht schließlich freigesprochen wurde.
Im Jahre 2007 veröffentlichte der südafrikanische investigative Journalist De Wet Potgieter sein Buch „Total Onslaught, Exposing Apartheid‘s Dirty Tricks“ in welchem er aufgrund von Indizien als Mörder den Südafrikaner Roy Daryl Allen ausmacht, der mittlerweile in Australien lebt, und der natürlich abstreitet.
Roy Allen war im Projekt Longreach involviert, und befand sich zum damaligen Zeitpunkt in Schweden. Nach seiner Rückkehr verschafften die Apartheid-Dienste für den fraglichen Zeitraum ihm ein gefälschtes Alibi in Namibia.
Seine Reisekostenabrechnung, die er einreichte, wies aber den Aufenthalt in Schweden nach.
Der Chef der Kriminalpolizei Schwedens zum Zeitpunkt der Ermordung Palmes erklärte in einer TV-Sendung des schwedischen Fernsehens vor zwei Monaten, am 8.9. 2010, dass der Hauptverdächtige der Ermordung Palmes die Apartheidregierung Südafrikas sei.
Barschel kein Thema
In das Schema der Ermordungen und Mordversuche im Auftrag Apartheid-Südafrikas passt nun der Fall Barschel ganz und gar nicht hinein, selbst wenn Südafrika durch den fehlgeschlagenen U-Boot-Bau (Schmier-)Gelder verloren hatte, die vermutlich zu Wahlkampfzwecken verwendet worden waren.
Und so bleibt der Verdacht nach wie vor am Mossad hängen.
Hat Victor Ostrovsky also recht? Ein wichtiger Punkt bleibt die Zuführung des Schlafmittels Noludar.
Sollte dies eine neue Erkenntnis Professor Brandenbergers sein, dass nämlich dieses Mittel rektal zugeführt wurde, dann könnte Ostrovsky nicht aus dem Gutachten abgeschrieben haben.
Chancen gleich Null
Gleichwohl ist die Wahrscheinlichkeit, dass es jemals zu einer Aufklärung kommt - sowohl im Fall des Todes von Barschel, wie auch im Fall der Ermordung Palmes - nahe oder gleich Null, es sei denn, Insider packen aus, mit allen Risiken, die damit verbunden sind.
In beiden Fällen hat die Polizei - aus welchen Gründen sei dahingestellt - extrem schlampig gearbeitet, Spuren nicht gesichert, ist Hinweisen nicht nachgegangen, und hat damit die Aufklärung de facto verhindert.
Und die Presse, wenn man sieht, wie sie selbst den wesentlich einfacheren Fall der Kaperung des Frachters Arctic Sea im Juli 2009 nicht aufklären wollte und / oder konnte, war auch nicht hilfreich..
Zum Fall Barschel
Der Fall Barschel, der Mossad und die Waffenlieferungen in den Iran
Kaperung des Frachters Arctic Sea im Juli 2009 durch den Mossad
Pressebericht bestätigt Mossad-Beteiligung an der Arctic- Sea Kaperung
Kaperung der Arctic Sea – die Indizienkette beginnt sich zu schliessen
Kaperung der Arctic Sea - Mehrfacher Waffenschmuggel?
Arctic Sea: Die Öffentlichkeit wird getäuscht
Die Kaperung der Arctic Sea – oder: Windiges aus der russischen Seefahrt
Die Kaperung der Arctic Sea: Fakten, Indizien, Spekulationen
Arctic Sea"- Kaperung: Indizien deuten auf Geheimdienstaktion - vermutlich Mossad - und nicht Piraten
Arctic Sea – Die Besatzung ist frei, die Fragen bleiben
Geheimdienste in das Verschwinden der "Arctic Sea" verwickelt?
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In beiden Fällen führten angebliche Spuren auch in das Apartheid-Südafrika.
Und so nimmt es dann nicht Wunder, dass mit der neu aufgeflammten Diskussion um die Hintergründe des Barschel-Todes, auch die Südafrika Schiene wieder aufgewärmt wurde. Allerdings eine sehr wenig wahrscheinliche, Mord an Barschel unterstellt, während in Falle Palmes eher das Gegenteil der Fall sein dürfte.
Mörderregime Apartheidstaat
Die südafrikanische Apartheidregierung hatte in großer Zahl politische Gegner ermorden lassen, und zwar sowohl innerhalb, wie auch außerhalb Südafrikas.
Der mörderische Arm der Apartheidregierung reichte bis nach Europa.
Aber bei den Mord- bzw. Anschlagsopfern handelte es sich um aktive Apartheidgegner, wozu Barschel nun ganz gewiss nicht gehörte.
Zum Zwecke der Liquidierung seiner politischen Feinde im In- und Ausland wurde eigens eine Todesschwadron namens Civil Cooperation Bureau (CCB) gegründet, die aus dem „Project Barnacle“ hervorging, deren Akteure, wie Eeben Barlow, aus Südafrikas Terror und Mördereinheiten, also den Reconnaissance Commandos (Recce), Koeveot und dem Buffalo Battalion, rekrutiert worden waren.
CCB-Todesschwadron Mitglied Eeben Barlow (rechts) auf Einsatztour in Europa (hier mit dem nichtsahnenden Botschafter der PLO in Portugal (Bildmitte)
Ein ganzer Schwung Mitglieder rhodesischer Terroreinheiten, wie den Selous Scouts, kam nach der Unabhängigkeit Zimbabwes 1980 über den Limpopo, um ihre zweifelhaften Kenntnisse dem Apartheidstaat Südafrika anzudienen.
Mordanschläge gab es z.B. in:
- Simbabwe 1981 und 1988 (Joe Nqabi ermordet, Jeremy Brickhill schwer verletzt)
- Swaziland 1982 (Cassius Make, ermordet)
- Frankreich 1988 (Dulcie September, ermordet)
- Belgien 1988 (Godfrey Motsepe, versuchter Mord)
- Mozambique 1988 und 1982 (Albie Sachs, schwer verletzt, Ruth First, ermordet)
- Botswana 1985 (Cecil George Phale, Lindiwe Phale, Dick Mtsweni, Duke Mashobane, Mike Hamlyn, Thami Mnyele, Basie Zondie, Peter Mafoka, Sadi Pule und Lucy Mashile, alle ermordet)
Michael Dingake, Ex- Robben Island Häftling am Grab der Opfer in Gaborone/Botswana. Foto: Dr. v. Paleske
Platz 1 der Apartheid-Hassliste: Schwedens Premier Palme
Ganz oben auf der Hassliste aber stand Olof Palme.
Palme, Freund und tatkräftiger Unterstützer afrikanischer Befreiungsbewegungen, steuerte rund 50% zum Budget der damaligen Befreiungsbewegung und jetzigen Regierungspartei Südafrikas, ANC, bei.
Südafrika hatte seinerzeit einen Meisterspion und Mordgesellen namens Craig Williamson, der es geschafft hatte, den ANC zu infiltrieren und Kontaktperson zur schwedischen Regierung zu werden und zwar über ein durch Schweden gesponsertes Förderprogramm, IUEF, das afrikanischen Studenten ein Studium ermöglichen sollte-.
Spion und Mörder: Craig Williamson
Da er Zugang zu Geldern des Programms hatte, benutzte er diese auch, um Terroraktivitäten der südafrikanischen Regierung zu sponsern, die unter dem Codenamen „Longreach“ liefen.
Williamson kam auch in Kontakt mit dem schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme, der ihn wiederum mit seinen Mitarbeitern bekannt machte.
Die Blutspur Craig Williamsons in den 80ern
- Einbruch in das Büro des Pan Africanist Congress in London. Die Einbrecher gaben an, von Williamson rekrutiert worden zu sein.
- 1982 Beteiligung an dem Bombenanschlag auf das ANC-Büro in London.
- 1982 Anordnung der Ermordung von Ruth First .
- 1984 Paketbombe an den Anti-Apartheidaktivisten Marius Schoon in Angola, die aber stattdessen seine Frau Jeanette und deren Tochter Katryn tötete
- 1986 Bombenanschlag auf das ANC Büro in Stockholm, der ebenfalls Williamson zugerechnet wird.
Am 21. Februar 1986 attackierte Olof Palme in einer Regierungserklärung das Apartheidregime in Südafrika.
Eine Woche später wurde er ermordet.
Craig Williamson befand sich zu diesem Zeitpunkt in Schweden.
Die schwedische Polizei ermittelte in alle Richtungen, nur nicht in Richtung Südafrika.
Nach drei Jahren wurde schließlich ein Verdächtiger präsentiert: Christer Pettersson, der aber dann vom Mordvorwurf durch ein schwedisches Gericht schließlich freigesprochen wurde.
Im Jahre 2007 veröffentlichte der südafrikanische investigative Journalist De Wet Potgieter sein Buch „Total Onslaught, Exposing Apartheid‘s Dirty Tricks“ in welchem er aufgrund von Indizien als Mörder den Südafrikaner Roy Daryl Allen ausmacht, der mittlerweile in Australien lebt, und der natürlich abstreitet.
Roy Allen war im Projekt Longreach involviert, und befand sich zum damaligen Zeitpunkt in Schweden. Nach seiner Rückkehr verschafften die Apartheid-Dienste für den fraglichen Zeitraum ihm ein gefälschtes Alibi in Namibia.
Seine Reisekostenabrechnung, die er einreichte, wies aber den Aufenthalt in Schweden nach.
Der Chef der Kriminalpolizei Schwedens zum Zeitpunkt der Ermordung Palmes erklärte in einer TV-Sendung des schwedischen Fernsehens vor zwei Monaten, am 8.9. 2010, dass der Hauptverdächtige der Ermordung Palmes die Apartheidregierung Südafrikas sei.
Barschel kein Thema
In das Schema der Ermordungen und Mordversuche im Auftrag Apartheid-Südafrikas passt nun der Fall Barschel ganz und gar nicht hinein, selbst wenn Südafrika durch den fehlgeschlagenen U-Boot-Bau (Schmier-)Gelder verloren hatte, die vermutlich zu Wahlkampfzwecken verwendet worden waren.
Und so bleibt der Verdacht nach wie vor am Mossad hängen.
Hat Victor Ostrovsky also recht? Ein wichtiger Punkt bleibt die Zuführung des Schlafmittels Noludar.
Sollte dies eine neue Erkenntnis Professor Brandenbergers sein, dass nämlich dieses Mittel rektal zugeführt wurde, dann könnte Ostrovsky nicht aus dem Gutachten abgeschrieben haben.
Chancen gleich Null
Gleichwohl ist die Wahrscheinlichkeit, dass es jemals zu einer Aufklärung kommt - sowohl im Fall des Todes von Barschel, wie auch im Fall der Ermordung Palmes - nahe oder gleich Null, es sei denn, Insider packen aus, mit allen Risiken, die damit verbunden sind.
In beiden Fällen hat die Polizei - aus welchen Gründen sei dahingestellt - extrem schlampig gearbeitet, Spuren nicht gesichert, ist Hinweisen nicht nachgegangen, und hat damit die Aufklärung de facto verhindert.
Und die Presse, wenn man sieht, wie sie selbst den wesentlich einfacheren Fall der Kaperung des Frachters Arctic Sea im Juli 2009 nicht aufklären wollte und / oder konnte, war auch nicht hilfreich..
Zum Fall Barschel
Der Fall Barschel, der Mossad und die Waffenlieferungen in den Iran
Kaperung des Frachters Arctic Sea im Juli 2009 durch den Mossad
Pressebericht bestätigt Mossad-Beteiligung an der Arctic- Sea Kaperung
Kaperung der Arctic Sea – die Indizienkette beginnt sich zu schliessen
Kaperung der Arctic Sea - Mehrfacher Waffenschmuggel?
Arctic Sea: Die Öffentlichkeit wird getäuscht
Die Kaperung der Arctic Sea – oder: Windiges aus der russischen Seefahrt
Die Kaperung der Arctic Sea: Fakten, Indizien, Spekulationen
Arctic Sea"- Kaperung: Indizien deuten auf Geheimdienstaktion - vermutlich Mossad - und nicht Piraten
Arctic Sea – Die Besatzung ist frei, die Fragen bleiben
Geheimdienste in das Verschwinden der "Arctic Sea" verwickelt?
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onlinedienst - 27. Nov, 13:12 Article 6682x read