Westliche Kritik an China: Kultureller Genozid an den Uiguren?
Dr. Alexander von Paleske —– 29.11. 2019 ——
Im September besuchte ich für zwei Wochen die Volksrepublik China, darunter auch Besuche von Shanghai und Beijing.
Der Leiter unserer Reisegruppe, Hao, fuhr mit uns mehrfach mit der U-Bahn in Shanghai. Die Eingänge zu den U-Bahn-Stationen haben Sicherheitsschleusen, wie auf den Flughäfen. Auf meine erstaunte Frage antwortete Hao, es habe mehrfach Anschläge von Uiguren in der U-Bahn gegeben.
Um solche Sicherheitsschleusen in jeder U-Bahnhaltestelle einzuführen, muss es offenbar erhebliche Sicherheitsrisiken geben. Mit anderen Worten: Offenbar hatte es seine ganze Reihe von Anschlägen gegeben, über die aber nicht in den Medien berichtet wurde, um einerseits nicht den Eindruck zu erwecken, es herrsche eine prekäre Sicherheitslage. Aber auch, um diesen Anschlägen keine Publizität zu verschaffen, die wiederum ermutigend für potentielle Terroristen wirken könnte.
Die China Cables
Nun kommen neue Nachrichten, die von drastischen Massnahmen gegen die Volksgruppe der Uiguren berichten. Erkenntnissen der UN zufolge seien mindestens eine Million Uiguren und Angehörige anderer muslimischer Minderheiten in Lagern in Xinjiang interniert worden. Die chinesische Führung hat derartige Anschuldigungen stets zurückgewiesen, Uiguren systematisch zu unterdrücken. Es handele sich vielmehr um Einrichtungen zur Ausbildung und Erziehung zu guten Staatsbürgern.
Am vergangenen Wochenende waren als geheim klassifizierte Dokumente der chinesischen Regierung bekanntgeworden, in denen Anweisungen der Regierung für die Verwaltung derartiger Lager in Xinjiang gegeben wurden. Parallel dazu wurden Berichte ehemaliger Insassen publik gemacht. Veröffentlicht wurden die sogenannten „China Cables“ vom Internationalen Konsortium Investigativer Journalisten, darunter die Süddeutsche Zeitung, NDR und WDR, denen sie angeblich zugepielt worden waren.
Die chinesische Regierung behauptet, die cables seien gefälscht.
Was stimmt?
Uiguren in China
Die Uiguren sind eine rund 10 Millionen Menschen starke ethnische Minderheit in der Volksrepublik China, moslemischen Glaubens, in der Provinz Xinjiang beheimatet. Die Uiguren waren einst ein Stammeszusammenschluss verschiedener Steppenvölker, der sowohl Angehörige mongolischer sowie türkischer Herkunft in sich vereinte. Xinjiang wurde überwiegend von Turkvölkern bewohnt, von denen die größte Gruppe die Uiguren sind.
Xinjiang hat laut dem Gebietszensus 2015 rund 23,6 Millionen Einwohner. Seit 1953 hat sich die Zahl der Uiguren mehr als verdoppelt, die Bevölkerung der Region hatte sich aber vor allem durch Zuwanderung von Han-Chinesen bis 2000 insgesamt fast vervierfacht.
Der Anteil der Uiguren ist deshalb von 75 % im Jahr 1953 auf 45 % im Jahr 2000 gesunken, der Anteil der Han-Chinesen hingegen von 6 % auf 41 % gestiegen. . Der Hintergrund: Xinjiang ist das Kohlegebiet Chinas und reich an Gasvorkommen.
Für die Uiguren galt als ethnische Minderheit nicht die 1-Kind Politik..
Religiöse Verfolgung
Während der Kulturrevolution in den 60er Jahren wurden in China alle Religionsgemeinschaften verfolgt, also Buddhisten, Moslems und Christen. Tempel, Moscheen und Kirchen in allen Landesteilen fielen der Zerstörung durch die Rotgardisten anheim.
Nach 1990
Der mit dem Wirtschaftswachstum einhergehende relative Wohlstand verlief allerdings in Xinjiang nicht gleichmässig, sondern offenbar oft entlang ethnischer und kultureller Grenzen. Von der Entwicklung profitieren vorwiegend jene 2,5 Mio. Han-Chinesen, die einst zum „Bingtuan-Korps“ gehörten (etwa jeder siebte Einwohner der Region).
Dies führte zu Spannungen. Immer wieder kam es zu Unruhen und Zusammenstößen zwischen Uiguren und anderen Bevölkerungsgruppen, so in Baren 1990 oder in Gulja (Yining) 1997. Bei letzteren sollen die Aufständischen zahlreiche chinesische Polizisten und Zuwanderer erschlagen haben. Die Opfer unter den Uiguren wurden mit 200 Toten beziffert, 3000 Uiguren wurden angeblich verhaftet.
Neues Problem: Islamismus und Terror-Islamismus
Der aggressiven Politik der westlichen Länder im Nahen und mittleren Osten ist zu verdanken, dass sich der Terrorislamismus, ideologisch unterfüttert vom Saudi-Arabischen sunnitischen Wahabismus, ausbreiten konnte: Im Irak, und in Syrien, aber auch weltweit.
Die USA mit ihren Verbündeten, ausgenommen Frankreich und Deutschland, haben 2003 mit ihrem Einmarsch in den Irak diesen Flächenbrand entfacht, und so den Geburtshelfer für die Terrorislamisten vom Schlage des Islamischen Staates (IS) gespielt.
Auch unter den Uiguren fand der Radikalislamismus vom Schlage Al Qaidas und dann IS einen guten Nährboden. Forderungen nach Einführung der Scharia und nach einem eigenen (Gottes-)Staat wurden laut, und Gewalttätigkeiten in Folge:
- Im Juli 2009 kam es zu schweren Unruhen in Urumtschi (Ürümqi), der Provinzhauptstadt. Der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge, wurden mindestens 156 Menschen getötet, hauptsächlich Han-Chinesen, mehr als tausend Menschen verletzt. 1434 Personen wurden anschliessend verhaftet, sowohl Uiguren als auch Han-Chinesen.
- auch in Beijing und anderswo kam es zu Anschlägen
Ende Juni 2013 kam es wiederum zu mehreren gewalttätigen Auseinandersetzungen mit 35 Toten.
- Im April 2014 (am Bahnhof Urumtschi ) und im Mai (Marktplatz in Urumtschi (Ürümqi)) Attentate die zusammen 34 Tote und 173 Verletzte forderten.
Aber auch im Ausland, im Rahmen des internationalistischen Islamterrorismus, waren uigurische Terror-Islamisten mit dabei. So ist es keine Ueberraschung, dass im Gefangenenlager von Guantanamo sich 22 des Terrorismus verdächtige Uiguren befanden, die wiederum kein Staat aufnehmen wollte, als sie zur Entlassung anstanden, Barmherzigkeit hat eben auch für westliche Länder seine Grenzen.
Uiguren kämpf(t)en auch in Syrien und in Afghanistan für den IS.
Der vollstaendige Artikel hier:
https://politicacomment.wordpress.com/2019/11/29/westliche-kritik-an-china-kultureller-genozid-an-den-uiguren/
Im September besuchte ich für zwei Wochen die Volksrepublik China, darunter auch Besuche von Shanghai und Beijing.
Der Leiter unserer Reisegruppe, Hao, fuhr mit uns mehrfach mit der U-Bahn in Shanghai. Die Eingänge zu den U-Bahn-Stationen haben Sicherheitsschleusen, wie auf den Flughäfen. Auf meine erstaunte Frage antwortete Hao, es habe mehrfach Anschläge von Uiguren in der U-Bahn gegeben.
Um solche Sicherheitsschleusen in jeder U-Bahnhaltestelle einzuführen, muss es offenbar erhebliche Sicherheitsrisiken geben. Mit anderen Worten: Offenbar hatte es seine ganze Reihe von Anschlägen gegeben, über die aber nicht in den Medien berichtet wurde, um einerseits nicht den Eindruck zu erwecken, es herrsche eine prekäre Sicherheitslage. Aber auch, um diesen Anschlägen keine Publizität zu verschaffen, die wiederum ermutigend für potentielle Terroristen wirken könnte.
Die China Cables
Nun kommen neue Nachrichten, die von drastischen Massnahmen gegen die Volksgruppe der Uiguren berichten. Erkenntnissen der UN zufolge seien mindestens eine Million Uiguren und Angehörige anderer muslimischer Minderheiten in Lagern in Xinjiang interniert worden. Die chinesische Führung hat derartige Anschuldigungen stets zurückgewiesen, Uiguren systematisch zu unterdrücken. Es handele sich vielmehr um Einrichtungen zur Ausbildung und Erziehung zu guten Staatsbürgern.
Am vergangenen Wochenende waren als geheim klassifizierte Dokumente der chinesischen Regierung bekanntgeworden, in denen Anweisungen der Regierung für die Verwaltung derartiger Lager in Xinjiang gegeben wurden. Parallel dazu wurden Berichte ehemaliger Insassen publik gemacht. Veröffentlicht wurden die sogenannten „China Cables“ vom Internationalen Konsortium Investigativer Journalisten, darunter die Süddeutsche Zeitung, NDR und WDR, denen sie angeblich zugepielt worden waren.
Die chinesische Regierung behauptet, die cables seien gefälscht.
Was stimmt?
Uiguren in China
Die Uiguren sind eine rund 10 Millionen Menschen starke ethnische Minderheit in der Volksrepublik China, moslemischen Glaubens, in der Provinz Xinjiang beheimatet. Die Uiguren waren einst ein Stammeszusammenschluss verschiedener Steppenvölker, der sowohl Angehörige mongolischer sowie türkischer Herkunft in sich vereinte. Xinjiang wurde überwiegend von Turkvölkern bewohnt, von denen die größte Gruppe die Uiguren sind.
Xinjiang hat laut dem Gebietszensus 2015 rund 23,6 Millionen Einwohner. Seit 1953 hat sich die Zahl der Uiguren mehr als verdoppelt, die Bevölkerung der Region hatte sich aber vor allem durch Zuwanderung von Han-Chinesen bis 2000 insgesamt fast vervierfacht.
Der Anteil der Uiguren ist deshalb von 75 % im Jahr 1953 auf 45 % im Jahr 2000 gesunken, der Anteil der Han-Chinesen hingegen von 6 % auf 41 % gestiegen. . Der Hintergrund: Xinjiang ist das Kohlegebiet Chinas und reich an Gasvorkommen.
Für die Uiguren galt als ethnische Minderheit nicht die 1-Kind Politik..
Religiöse Verfolgung
Während der Kulturrevolution in den 60er Jahren wurden in China alle Religionsgemeinschaften verfolgt, also Buddhisten, Moslems und Christen. Tempel, Moscheen und Kirchen in allen Landesteilen fielen der Zerstörung durch die Rotgardisten anheim.
Nach 1990
Der mit dem Wirtschaftswachstum einhergehende relative Wohlstand verlief allerdings in Xinjiang nicht gleichmässig, sondern offenbar oft entlang ethnischer und kultureller Grenzen. Von der Entwicklung profitieren vorwiegend jene 2,5 Mio. Han-Chinesen, die einst zum „Bingtuan-Korps“ gehörten (etwa jeder siebte Einwohner der Region).
Dies führte zu Spannungen. Immer wieder kam es zu Unruhen und Zusammenstößen zwischen Uiguren und anderen Bevölkerungsgruppen, so in Baren 1990 oder in Gulja (Yining) 1997. Bei letzteren sollen die Aufständischen zahlreiche chinesische Polizisten und Zuwanderer erschlagen haben. Die Opfer unter den Uiguren wurden mit 200 Toten beziffert, 3000 Uiguren wurden angeblich verhaftet.
Neues Problem: Islamismus und Terror-Islamismus
Der aggressiven Politik der westlichen Länder im Nahen und mittleren Osten ist zu verdanken, dass sich der Terrorislamismus, ideologisch unterfüttert vom Saudi-Arabischen sunnitischen Wahabismus, ausbreiten konnte: Im Irak, und in Syrien, aber auch weltweit.
Die USA mit ihren Verbündeten, ausgenommen Frankreich und Deutschland, haben 2003 mit ihrem Einmarsch in den Irak diesen Flächenbrand entfacht, und so den Geburtshelfer für die Terrorislamisten vom Schlage des Islamischen Staates (IS) gespielt.
Auch unter den Uiguren fand der Radikalislamismus vom Schlage Al Qaidas und dann IS einen guten Nährboden. Forderungen nach Einführung der Scharia und nach einem eigenen (Gottes-)Staat wurden laut, und Gewalttätigkeiten in Folge:
- Im Juli 2009 kam es zu schweren Unruhen in Urumtschi (Ürümqi), der Provinzhauptstadt. Der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge, wurden mindestens 156 Menschen getötet, hauptsächlich Han-Chinesen, mehr als tausend Menschen verletzt. 1434 Personen wurden anschliessend verhaftet, sowohl Uiguren als auch Han-Chinesen.
- auch in Beijing und anderswo kam es zu Anschlägen
Ende Juni 2013 kam es wiederum zu mehreren gewalttätigen Auseinandersetzungen mit 35 Toten.
- Im April 2014 (am Bahnhof Urumtschi ) und im Mai (Marktplatz in Urumtschi (Ürümqi)) Attentate die zusammen 34 Tote und 173 Verletzte forderten.
Aber auch im Ausland, im Rahmen des internationalistischen Islamterrorismus, waren uigurische Terror-Islamisten mit dabei. So ist es keine Ueberraschung, dass im Gefangenenlager von Guantanamo sich 22 des Terrorismus verdächtige Uiguren befanden, die wiederum kein Staat aufnehmen wollte, als sie zur Entlassung anstanden, Barmherzigkeit hat eben auch für westliche Länder seine Grenzen.
Uiguren kämpf(t)en auch in Syrien und in Afghanistan für den IS.
Der vollstaendige Artikel hier:
https://politicacomment.wordpress.com/2019/11/29/westliche-kritik-an-china-kultureller-genozid-an-den-uiguren/
onlinedienst - 30. Nov, 15:15 Article 1064x read