Wikileaks mischt Zimbabwe auf
Dr. Alexander von Paleske --- 13.9. 2011 --
Vor einer Woche veröffentlichten wir hier einen Artikel, der sich kritisch mit der unredigierten Veröffentlichung von Botschafts-Cables auseinandersetzt.
Wir wiesen vor allem darauf hin, dass – wie im Falle Weißrusslands geschehen – Personen der Mitgliedschaft bzw. Kollaboration mit der Opposition beschuldigt würden und damit der Gefahr der Verhaftung, schlimmstenfalls der Tötung, ausgesetzt sind.
Wikileaks erreicht Simbabwe
Mittlerweile haben die Wikileaks-Enthüllungen auch die innenpolitische Auseinandersetzung in Simbabwe verschärft, und sorgen die Diplomatic-Cables für reichlich Stoff in der regierungsabhängigen und der regierungsunabhängigen Presse in Simbabwe.
Starten wir der regierungsunabhängigen Presse:
Demnach hat eine ganze Reihe von Ministern, die namentlich genannt werden, offenbar Gespräche mit US-Botschaftsangehörigen gehabt.
Die USA werden von Simbabwes Präsident Robert Mugabe als Feind abgesehen. Gespräche mit dem „Feind“ daher als Verrat betrachtet, unabhängig davon, was im Einzelnen besprochen wurde.
In der News Day vom Montag 12.9. 2011 heißt es :
Wikileaks diplomatic cables have exposed a long list of senior ZANU / PF government officials, among them Vice President Joice Mujuru, Defence Minister Emmerson Mnangagwa, Transport Minister Nicholas Goche, and Youth and Indigenisations-Minister Saviour Kasukuwere having shared confidential information with American envoys.
Former ZANU / PF Ministers Jonathan Moyo, Sikhanyiso Ndlovu und Damiso Dabengwa reportedly did the same, discussing sensitive issues around the political and security situation in the country.
Auch Armeeoffiziere sollen Gespräche geführt haben
Da es aber keine Protokolle dieser Diskussionen gibt, vermittelt der Botschafter in seinen Cables letztlich nur Eindrücke. Ob die zutreffend sind, kann jedoch nicht geklärt werden, da die Betroffenen alles abstreiten.
Mugabe, der zunächst sprachlos war, hat für morgen eine Sitzung des Politbüros einberufen. Seine harsche Antwort wird nicht lange auf sich warten lassen. .
Zimbabwe Independent vom 9.9. 2011
Kriegvseteranen kündigen Rachefeldzug an
Der Chef der sogenannten War Veterans, Jabulani Sibanda, dessen Gefolgsleute nicht gerade durch Harmlosigkeiten in der Vergangenheit auffielen, hat bereits "geeignete Maßnahmen“ gegen diese „Verräter“ angekündigt.
News Day 12.9.2011
Umgekehrt glaubt die Regierungspresse - dank Wikileaks - einen Journalisten als Doppelagenten entlarvt zu haben, der bei seiner Rückkehr nach Simbabwe – er arbeitet zur Zeit in Südafrika – mit seiner Verhaftung rechnen muss.
Regierungssprachrohr Sunday News l vom 11.9. 2011
Bereits vergangene Woche hatte die südafrikanische Wochenzeitung Mail and Guardian berichtet, wie die ZANU / PF versuchte, sich von Politikern zu trennen, die verhandlungsbreit sind, und im Falle des Todes Mugabes – der 87 jährige leidet offenbar an metastasiertem Prostatakarzinom- eine Verhandlungslösung und keinen Coup anstreben.
Mail & Guardian 9.9. 2011
Die Hardliner in Mugabes Partei haben nun dank Wikileaks das Futter, um diese Politiker kaltzustellen, und können die Cables gleichzeitig benutzen, um Journalisten der Spionage zu beschuldigen.
Wikileaks sei gedankt
Wikileaks hat also - dank der fehlenden redaktionellen Bearbeitung der Cables - Steine unter die Politiker und unter das Volk geworfen, mit der Folge, dass jetzt aufeinander losgegangen wird, ggf. mit Hilfe der Schläger-Veteranen, und der immer gewaltbereiten Jugendliga. Deren Truppen hatten bereits in der vergangenen Woche wieder einmal bei der Parlamentseröffnung durch Rowdytum und Schlägereien auf sich aufmerksam gemacht, und einen Tag später die Händler auf einem Flohmarkt in Harare verprügelt, mit der durch nichts belegten Behauptung, sie würden die Partei MDC statt ZANU / PF unterstützen.
So kann sich dann Wikilekas zugutehalten, gewaltsame Auseinandersetzungen unwillentlich gefördert zu haben.
Bezweifeln darf man , dass Wikileaks-Boss Julian Assange auch nur ansatzweise Kenntnisse über die innenpolitische Lage in Simbabwe besitzt, in die er mit der unredigierten Veröffentlichung substantiell eingegriffen hat. Das gilt nicht nur für Journalisten, Politiker der ZANU / PF sondern ebenfalls für Angehörige der in Opposition zur ZANU /PF stehenden MDC, denn auch deren Mitglieder werden in den Cables gebührend "gewürdigt".
Mit anderen Worten: Die Auswirkungen der Veröffentlichungen sind Assange offenbar schnurz-piep-egal.
Solch eine Person sollte niemals Zugang zu derartigen Infos erlangen können, geschweige denn entscheiden, was, wann, und wie veröffentlicht wird.
Wikileaks am Ende? Die Idee wird überleben
Zu Simbabwe
Simbabwe: Beerdigung von Solomon Mujuru – auch Beerdigung der politischen Gewalt?
Simbabwe: Tod des ehemaligen Armeechefs Solomon Mujuru
Wahlen in Simbabwe noch 2011?
Simbabwe - Der Wahlkampf hat schon begonnen
Wird Simbabwe den Weg Ägyptens gehen?
Wohin treibt Simbabwe?
30 Jahre Simbabwe, 30 Jahre Robert Mugabe
Simbabwe: Mugabes Umzug ins Paradies
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Wir wiesen vor allem darauf hin, dass – wie im Falle Weißrusslands geschehen – Personen der Mitgliedschaft bzw. Kollaboration mit der Opposition beschuldigt würden und damit der Gefahr der Verhaftung, schlimmstenfalls der Tötung, ausgesetzt sind.
Wikileaks erreicht Simbabwe
Mittlerweile haben die Wikileaks-Enthüllungen auch die innenpolitische Auseinandersetzung in Simbabwe verschärft, und sorgen die Diplomatic-Cables für reichlich Stoff in der regierungsabhängigen und der regierungsunabhängigen Presse in Simbabwe.
Starten wir der regierungsunabhängigen Presse:
Demnach hat eine ganze Reihe von Ministern, die namentlich genannt werden, offenbar Gespräche mit US-Botschaftsangehörigen gehabt.
Die USA werden von Simbabwes Präsident Robert Mugabe als Feind abgesehen. Gespräche mit dem „Feind“ daher als Verrat betrachtet, unabhängig davon, was im Einzelnen besprochen wurde.
In der News Day vom Montag 12.9. 2011 heißt es :
Wikileaks diplomatic cables have exposed a long list of senior ZANU / PF government officials, among them Vice President Joice Mujuru, Defence Minister Emmerson Mnangagwa, Transport Minister Nicholas Goche, and Youth and Indigenisations-Minister Saviour Kasukuwere having shared confidential information with American envoys.
Former ZANU / PF Ministers Jonathan Moyo, Sikhanyiso Ndlovu und Damiso Dabengwa reportedly did the same, discussing sensitive issues around the political and security situation in the country.
Auch Armeeoffiziere sollen Gespräche geführt haben
Da es aber keine Protokolle dieser Diskussionen gibt, vermittelt der Botschafter in seinen Cables letztlich nur Eindrücke. Ob die zutreffend sind, kann jedoch nicht geklärt werden, da die Betroffenen alles abstreiten.
Mugabe, der zunächst sprachlos war, hat für morgen eine Sitzung des Politbüros einberufen. Seine harsche Antwort wird nicht lange auf sich warten lassen. .
Zimbabwe Independent vom 9.9. 2011
Kriegvseteranen kündigen Rachefeldzug an
Der Chef der sogenannten War Veterans, Jabulani Sibanda, dessen Gefolgsleute nicht gerade durch Harmlosigkeiten in der Vergangenheit auffielen, hat bereits "geeignete Maßnahmen“ gegen diese „Verräter“ angekündigt.
News Day 12.9.2011
Umgekehrt glaubt die Regierungspresse - dank Wikileaks - einen Journalisten als Doppelagenten entlarvt zu haben, der bei seiner Rückkehr nach Simbabwe – er arbeitet zur Zeit in Südafrika – mit seiner Verhaftung rechnen muss.
Regierungssprachrohr Sunday News l vom 11.9. 2011
Bereits vergangene Woche hatte die südafrikanische Wochenzeitung Mail and Guardian berichtet, wie die ZANU / PF versuchte, sich von Politikern zu trennen, die verhandlungsbreit sind, und im Falle des Todes Mugabes – der 87 jährige leidet offenbar an metastasiertem Prostatakarzinom- eine Verhandlungslösung und keinen Coup anstreben.
Mail & Guardian 9.9. 2011
Die Hardliner in Mugabes Partei haben nun dank Wikileaks das Futter, um diese Politiker kaltzustellen, und können die Cables gleichzeitig benutzen, um Journalisten der Spionage zu beschuldigen.
Wikileaks sei gedankt
Wikileaks hat also - dank der fehlenden redaktionellen Bearbeitung der Cables - Steine unter die Politiker und unter das Volk geworfen, mit der Folge, dass jetzt aufeinander losgegangen wird, ggf. mit Hilfe der Schläger-Veteranen, und der immer gewaltbereiten Jugendliga. Deren Truppen hatten bereits in der vergangenen Woche wieder einmal bei der Parlamentseröffnung durch Rowdytum und Schlägereien auf sich aufmerksam gemacht, und einen Tag später die Händler auf einem Flohmarkt in Harare verprügelt, mit der durch nichts belegten Behauptung, sie würden die Partei MDC statt ZANU / PF unterstützen.
So kann sich dann Wikilekas zugutehalten, gewaltsame Auseinandersetzungen unwillentlich gefördert zu haben.
Bezweifeln darf man , dass Wikileaks-Boss Julian Assange auch nur ansatzweise Kenntnisse über die innenpolitische Lage in Simbabwe besitzt, in die er mit der unredigierten Veröffentlichung substantiell eingegriffen hat. Das gilt nicht nur für Journalisten, Politiker der ZANU / PF sondern ebenfalls für Angehörige der in Opposition zur ZANU /PF stehenden MDC, denn auch deren Mitglieder werden in den Cables gebührend "gewürdigt".
Mit anderen Worten: Die Auswirkungen der Veröffentlichungen sind Assange offenbar schnurz-piep-egal.
Solch eine Person sollte niemals Zugang zu derartigen Infos erlangen können, geschweige denn entscheiden, was, wann, und wie veröffentlicht wird.
Wikileaks am Ende? Die Idee wird überleben
Zu Simbabwe
Simbabwe: Beerdigung von Solomon Mujuru – auch Beerdigung der politischen Gewalt?
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onlinedienst - 13. Sep, 12:50 Article 2636x read