Wochenzeitung DIE ZEIT: Liberale Meinungsführerschaft ade? - ein Einwurf

Dr. Alexander von Paleske --- 27.2. 2011 --- Nach einem Flug von 10 Stunden und 20 Minuten von Johannesburg nach Frankfurt war mein erster Gang an den Zeitungskiosk. Zwar bin ich seit 1987 Abonnent der ZEIT - zunehmend unzufriedener - aber in Simbabwe bekomme ich die Wochenzeitschrift immer mit fast zweiwöchiger Verspätung.

Die ZEIT und Guttenberg
Mein besonderes Interesse galt natürlich der Stellungnahme dieser Wochenzeitung zum Fall Guttenberg.
Die Wochenzeitung, welche über lange Zeit zu Recht liberale Meinungsführerschaft für sich reklamieren konnte, ist leider in letzter Zeit oft genug in Richtung Musikdampfer abgedriftet, was ich mehrfach hier bereits kritisiert habe.
Erinnert sei an die Artikel zum Fall Kachelmann, die Hurra-Artikel zum Afghanistankrieg etc.

In der neuesten Ausgabe findet sich auf der ersten Seite ein Artikel des Chefredakteurs Giovanni di Lorenzo. „Doktor ade“.

Resumee

Karl Theodor von und zu Guttenberg ist seinen Doktortitel los, das ist angemessen. Sein Amt soll er behalten. Und darin sich künftig allein an seiner Leistung messen lassen.

Nein, das kann doch nicht stimmen. Die ZEIT macht sich für ein Verbleiben Guttenbergs im Amt stark? Ein Mann, der dreisten Wissenschaftsbetrug betrieben hat, der die Wahrheit nur scheibchenweise zugegeben hat, ein Mann der die Presse verhöhnt hat, indem er nur ausgewählte Journalisten zu einem Briefing einlud?

1. Die Wegnahme des Doktortitels ist nicht eine angemessene Bestrafung, wie di Lorenzo glauben machen will, sondern eine Selbstverständlichkeit, eine logische Folge des Wissenschaftsbetruges.

2. Die abgekupferten Seiten haben ein solches Ausmaß, dass alle Indizien dafür sprechen: hier wurde vorsätzlich und nicht etwa fahrlässig gehandelt. .

3. Die Voraussetzungen der Verleihung von Doktortiteln ist der Mehrheit der Bevölkerung auch nicht „schnurzpiepegal“, wie di Lorenzo schreibt, sondern mit dem Doktortitel verbindet sich in der Öffentlichkeit ein gewisses Ansehen – auch heute noch – das zeigt, das der/die Betreffende nicht nur die Staatsexamina erfolgreich bestanden, sondern sich mit einem Thema wissenschaftlich beschäftigt hat.

4. In den Naturwissenschaften sind viele wissenschaftliche Erkenntnisse gerade auch das Resultat von Doktorarbeiten. Viele Professoren sind bei ihren Forschungen auf Doktoranden absolut angewiesen, die Verleihung des Doktortitels ist dann die entsprechende Würdigung.

Dass die Bild mit ihrer Fäkaliensprache „Scheiss auf den Doktortitel“ schreibt, kann kaum überraschen, verfasst noch dazu von einem „Qualitätskommentator“, der wie er selbst schreibt, die Universität nur von außen aber nicht von innen gesehen hat, und durchs Abitur geflogen ist, was ihn sicherlich besonders für anspruchslose Beiträge in der Bild-Zeitung qualifiziert.

5. Der Wissenschaftsbetrieb ist nicht nur ein öffentlicher Betrieb, selbst wenn in privater Rechtsform betrieben, sondern wichtiger Bestandteil der Innovationskraft eines Landes durch Ausbildung des Akademikernachwuchses und Forschung.

Guttenberg hat diesen Wissenschaftsbetrieb verhöhnt, ihn ad absurdum geführt, und daher mehr als nur ein miserables Beispiel gesetzt.

6. Die Beurteilung eine Politikers richtet sich nicht nach seinem Privatleben, diese Zeiten sind zum Glück vorbei.
Aber im Bereich des Öffentlichen muss ein Politiker für sein Handeln gerade stehen, die Verantwortung übernehmen, und - wenn nötig - die Konsequenzen ziehen.

7. Die Trennung zwischen öffentlicher Bereich Universität hie, und öffentlicher Bereich Ministerium da, von seinen Parteifreunden ins Spiel gebracht, ist geradezu lächerlich, als ob sich ein Politiker in verschiedene Politikbereiche bzw. Öffentlichkeitsbereiche auftrennen ließe.

8. Die jetzt einlaufenden Stellungnahmen aus den Hochschulen lassen an Deutlichkeit daher nichts zu wünschen übrig.

Fazit:
Guttenberg muss zurücktreten, und zwar sofort.
Und die Wochenzeitung Die ZEIT hat sich mit diesem Artikel di Lorenzos in die Nähe der BILD-Zeitung begeben. Dies hat nichts, aber auch gar nichts mehr, mit liberaler Meinungsführerschaft zu tun, sondern ist schlichtweg erbärmlich.


linkDie ZEIT – eine führende Wochenzeitung auf dem Weg zum „Musikdampfer“?
link Der Fall Kachelmann oder: Wenn Journalismus vor die Hunde geht“


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Zur Gutti-Plagiatsammlung hier:
http://de.guttenplag.wikia.com/wiki/GuttenPlag_Wiki
onlinedienst - 27. Feb, 10:49 Article 4880x read
5 Kommentare - Kommentar verfassen

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EuroTanic (Gast) - 27. Feb, 17:58

Sensation!

Gittenberg ist selber eine Kopie?
http://file1.npage.de/006690/51/bilder/kujau2.jpg
auf www.browse.npage.de

Testaburger (Gast) - 28. Feb, 23:57

Erstes Staatsexamen

Herr zu Guttenberg hat "die Staatsexamina" leider nicht "erfolgreich bestanden" (Punkt 3),
sondern nur das Erste!

Die Möglichkeit, unter diesen besonderen Umständen überhaupt eine Dissertation
anfertigen zu dürfen, beruhte auf der Ausnahmegenehmigung seitens eines
CSU-nahen Profs. an der Uni Bayreuth.

onlinedienst - 1. Mär, 07:45

Stimmt

Er hat tatsächlich nur das erste Staatsexamen und zwar ohne Prädikat mit befriedigend bestanden.
Gast (Gast) - 2. Mär, 20:06

hui

Huiuiui, die ZEIT in die Ecke der BILD zu stellen, ist schon sehr gewagt. Giovanni di Lorenzo mag Chefredakteur sein, steht jedoch nicht komplett für die ZEIT. Ich mochte an der ZEIT stets, und schätze dies immernoch, dass sie mehrere Meinungen, seien sie auch noch so absurd für den Einzelnen, gegenüber stellt.
Kann diesen Vergleich nicht ganz nachvollziehen.

onlinedienst - 2. Mär, 23:23

Gewogen und zu leicht befunden

Man erwartet von der ZEIT als führender liberaler Wochenzeitung Deutschlands „Meinungsführerschaft“ basierend auf tiefschürfenden substantiellen Analysen.
Die verstorbene Herausgeberin Marion Gräfin Dönhoff formulierte das einst so:

„Wir müssen die Emotionen rationalisieren, wir müssen gegenhalten, wenn die Leute sich zu viel aufregen, und wir müssen anfeuern, wenn sie stumpfsinnig dasitzen und immer noch nicht begriffen haben, dass etwas Unerhörtes vorgeht“

Entspricht di Lorenzo mit seinem Artikel diesen Vorgaben?

Entspricht Sabine Rückert mit ihrer Kachelmann-Berichterstattung diesen Vorgaben?

Hat die Kritzelseite "Zeit der Leser" irgend etwas mit liberaler Meinungsführerschaft zu tun"?

Di Lorenzo ist der Chefredakteur, der offenbar alles daransetzt, die ZEIT in seichtes Gewässer zu bringen, um die Auflage zu steigern.

Dr. v. Paleske
Empfehlung: Trafficking.ch / Menschenhandel in der Schweiz

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