Der Fall Amis - ein gigantischer europäischer Betrugsskandal
Dr. Alexander von Paleske - 22.3. 2008 --- 16.000 Geprellte, die Mehrheit in Österreich, aber auch schätzungsweise 4.000 in Deutschland, darunter viele, die ihre Lebensersparnisse verloren haben, das ist die traurige Bilanz eines weiteren Finanzskandals, der von Österreich seinen Ausgang nahm, aber sich bis nach Osteuropa ausbreitete. Schadenssumme: 165 Millionen Euro.
Der dritte große Finanzskandal in der Alpenrepublik also, aber zwischen dem Amis-Skandal, und den Skandalen um die BAWAG und die Hypo Group-Alpe-Adria, über die beiden letzteren hatte „Nachrichten Heute“ ausführlich berichtet, bestehen zahlreiche Querverbindungen.
Wie alles anfing
Im Jahr 1991 kam Dagmar Partik-Wordian, Gattin des damaligen BAWAG-Vorstands Gerhard Partik, auf die zündende Idee eine Vermögensberatungsgesellschaft namens Asset Management Investment Services GmbH (AMV) zu gründen. Und was lag da näher, erst einmal Geschäfte mit der BAWAG zu machen, sozusagen „innerhalb der Familie“, um sich warm zu laufen, bis 1997, dann nämlich wurden die flotten Flöttl-BAWAG-Karibik-Geschäfte zum ersten Mal in der Presse erwähnt.
Also wurde die BAWAG ausgeladen, stattdessen hievte Vorstandsgattin Dagmar die in der Finanzwelt völlig unbekannten Herren Dietmar Boehmer und Harald Loidl an Bord, welche nunmehr die Tätigkeit von Geschäftsführern der AMV ausübten. , Die mischten den Laden jetzt so richtig auf, bis sozusagen nichts mehr mit rechten Dingen zuging.
Im Jahr 1999 übernahmen sie dann den ganzen Laden von Frau Partik und jetzt gab es offenbar überhaupt kein Halten mehr.
Zwei Gesellschaften, ein Betrug
Die neuen Herren, versehen mit einem guten Kundenstamm, machten aus der alten Gesellschaft AMV zwei neue, nämlich einmal die AMIS Financial Consulting AG und weiter die AMIS Asset Management Investment Services AG.
Zielgruppe waren Bezieher mittlerer Einkommen; also Leute, die von den monatlichen Einkünften etwas zurücklegen konnten, für den Lebensabend, und um diese Ersparnisse sollten sie nun erleichtert werden. Der Trick war immer der gleiche, über Akquisiteure wurden den in finanziellen Dingen Unbedarften klargemacht, dass sie ihr Kapital entwerten ließen, die Rückflüsse lachhaft und die lachenden Dritten nur die Banken seien.
Dass der Betrug über fast sechs Jahre laufen konnte, denn erst im November 2005 wird über beide Betrugsfirmen das Konkursverfahren eröffnet, hängt mit dem ausgefeilten System der Betrüger zusammen: Wer aussteigen wollte, bekam seine Gewinne ausgezahlt, und das sprach sich herum. Also warum auszahlen lassen, wenn man doch scheinbar sicher Gewinne machen konnte.
Die Auszahlung der Gewinne wurde aus den Einnahmen der weiter zahlenden Kunden vorgenommen, ein Pyramidensystem also. Denn von einem soliden Investment konnte keine Rede sein.
Eine Bank in Luxemburg
Investiert wurde alles in sogenannte SICAV-Fonds und Vario-Investment-Fonds, welche wiederum von der AMIS verwaltet wurden. Von diesen Fonds wurde dann wiederum das Geld an Scheinfirmen in den Bahamas, Liechtenstein und Florida überwiesen.
„Deponiert wurden diese „Zertifikate“ bei zwei Banken in Luxemburg, der Investment Bank Luxembourg S.A. (IBL) und der Banque Colbert.
Die Banque Colbert ging pleite, aber deren Geschäftsführer, Sylvain Imperiale und Yves Bayle, hatten sich rechtzeitig samt allem Zugehörigen in die IBL abgesetzt. Die IBL wurde Ende 2004 in Sella Bank Luxemborg S.A. umbenannt. Damit wurde deutlich, wer hinter der Bank steht, nämlich die Banca Sella in Italien, eine der größten Privatbanken dort, mittlerweile global tätig.
Die Finanzaufsicht in Luxemburg schlägt zu
Wegen Ungereimtheiten bei der Bewertung der Fonds durch die IBL setzte die Luxemburger Finanzaufsicht am 4.3. 2004 mit sofortiger Wirkung den Handel mit den Amis-Dubiosa aus. Und sie benachrichtigte die Finanzaufsicht in Österreich (FMA), die sich offenbar für nicht zuständig hielt, das sei wohl ein luxemburgisches Problem. Erst acht Monate später reiste man dorthin, um sich zu informieren und erst elf Monate danach schlug die FMA endlich zu. Bis dahin konnten die Gaunereien munter weitergehen, auch in Deutschland.
Raoul Berthaumieu und die IBL
Die Querverbindungen zur BAWAG hatten wir schon erwähnt, aber auch zur Hypo-Alpe-Skandalbank gab es interessante Berührungspunkte.
Raoul Berthaumieu, alias Raoul Berthamieu alias Lee Sanders ist bei der IBL durchaus bekannt. Er war im Jahr 1992 in den USA wegen Scheckbetrugs zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden und tauchte mit einer teils vorbestraften Crack Crew, die auch Adnan Khashoggi, Rakesh Saxena, Sherman Mazur und Regis Possino umfasste, im Jahr 2000 bei der „General Commerce Bank“ in Wien auf, und verwandelte sie in ein Zentrum des internationalen Aktienbetrugs – „Nachrichten Heute“ berichtete darüber. Diesem Berthaumieu gab die Hypo-Alpe gerne und reichlich Kredit und der damalige Vorstand der Hypo-Alpe, Dr. Wolfgang Kulterer, bezeichnete den einschlägig vorbestraften Berthaumieu als seriös; das habe er sich von der Polizei bestätigen lassen.
Offenbar machte Berthaumieu in dieser Zeit auch Geschäfte zusammen mit der IBL später Sella Bank, denn in einem Zivilprozess, den Saxena gegen einen weiteren vorbestraften Gauner namens Tariq Ahmad in den USA anstrengte, trug er vor, von Berthaumieu, seiner damaligen Frau Sylvie Sainlez ( einer belgischen Anwältin) und der IBL hereingelegt worden zu sein. Gleiches behauptete auch wiederum Tariq Ahmed in einem Prozess, den er in Nevada gegen die IBL, Berthaumieu und Sylvie Sainlez anstrengte.
Russenmafia bei der IBL?
Aber auch sonst brauchte sich die IBL/Sella Bank über mangelnde Aufmerksamkeit in der Presse nicht zu beklagen. Die Bank, deren Firmengeschichte sich bis in das 16 Jahrhundert zurückverfolgen lässt, gestattete russischen „Geschäftsleuten“, unter ihnen der Milliardär Arcady Gaydamak, ein wenig Geld auf der Sella Bank in Luxemburg zu deponieren. Geld, dessen Herkunft angeblich nicht ganz hasenrein war. Dies veranlasste die luxemburgische Bankenaufsicht dortige Konten einzufrieren.
Der Milliardär Gaydamak wird in Frankreich steckbrieflich gesucht und hält sich vorwiegend in Angola und Israel auf. Angola hatte er 1993 illegal Waffen im Werte von 800 Millionen US Dollar unter Verletzung eines UN Waffenembargos verkauft. Dieser Skandal, das sogenannte Angolagate, in den auch der Sohn des ehemaligen französischen Staatspräsidenten Mitterand angeblich verwickelt ist, soll noch dieses Jahr vor Gericht gehen.
Was wurde aus den Betrügern?
Die Betrüger setzten sich nach Venezuela auf die Ferieninsel Margarita ab, wurden jedoch aufgestöbert, ausgeliefert und vor Gericht gestellt. Boehmer und Loidl erhielten jeder 5 1/2 Jahre Haft ohne Bewährung.
Was wird aus den Geschädigten?
Diese klagen nun in verschiedene Richtungen, gegen die Finanzaufsicht in Österreich wegen Amtspflichtverletzung und gegen die Sella Bank, wegen Verletzung der Pflichten einer Depot-Bank. Wenn diese Prozesse durch alle Instanzen gegangen sind, dann dürften einige der Geschädigten bereits verstorben sein.
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Wie alles anfing
Im Jahr 1991 kam Dagmar Partik-Wordian, Gattin des damaligen BAWAG-Vorstands Gerhard Partik, auf die zündende Idee eine Vermögensberatungsgesellschaft namens Asset Management Investment Services GmbH (AMV) zu gründen. Und was lag da näher, erst einmal Geschäfte mit der BAWAG zu machen, sozusagen „innerhalb der Familie“, um sich warm zu laufen, bis 1997, dann nämlich wurden die flotten Flöttl-BAWAG-Karibik-Geschäfte zum ersten Mal in der Presse erwähnt.
Also wurde die BAWAG ausgeladen, stattdessen hievte Vorstandsgattin Dagmar die in der Finanzwelt völlig unbekannten Herren Dietmar Boehmer und Harald Loidl an Bord, welche nunmehr die Tätigkeit von Geschäftsführern der AMV ausübten. , Die mischten den Laden jetzt so richtig auf, bis sozusagen nichts mehr mit rechten Dingen zuging.
Im Jahr 1999 übernahmen sie dann den ganzen Laden von Frau Partik und jetzt gab es offenbar überhaupt kein Halten mehr.
Zwei Gesellschaften, ein Betrug
Die neuen Herren, versehen mit einem guten Kundenstamm, machten aus der alten Gesellschaft AMV zwei neue, nämlich einmal die AMIS Financial Consulting AG und weiter die AMIS Asset Management Investment Services AG.
Zielgruppe waren Bezieher mittlerer Einkommen; also Leute, die von den monatlichen Einkünften etwas zurücklegen konnten, für den Lebensabend, und um diese Ersparnisse sollten sie nun erleichtert werden. Der Trick war immer der gleiche, über Akquisiteure wurden den in finanziellen Dingen Unbedarften klargemacht, dass sie ihr Kapital entwerten ließen, die Rückflüsse lachhaft und die lachenden Dritten nur die Banken seien.
Dass der Betrug über fast sechs Jahre laufen konnte, denn erst im November 2005 wird über beide Betrugsfirmen das Konkursverfahren eröffnet, hängt mit dem ausgefeilten System der Betrüger zusammen: Wer aussteigen wollte, bekam seine Gewinne ausgezahlt, und das sprach sich herum. Also warum auszahlen lassen, wenn man doch scheinbar sicher Gewinne machen konnte.
Die Auszahlung der Gewinne wurde aus den Einnahmen der weiter zahlenden Kunden vorgenommen, ein Pyramidensystem also. Denn von einem soliden Investment konnte keine Rede sein.
Eine Bank in Luxemburg
Investiert wurde alles in sogenannte SICAV-Fonds und Vario-Investment-Fonds, welche wiederum von der AMIS verwaltet wurden. Von diesen Fonds wurde dann wiederum das Geld an Scheinfirmen in den Bahamas, Liechtenstein und Florida überwiesen.
„Deponiert wurden diese „Zertifikate“ bei zwei Banken in Luxemburg, der Investment Bank Luxembourg S.A. (IBL) und der Banque Colbert.
Die Banque Colbert ging pleite, aber deren Geschäftsführer, Sylvain Imperiale und Yves Bayle, hatten sich rechtzeitig samt allem Zugehörigen in die IBL abgesetzt. Die IBL wurde Ende 2004 in Sella Bank Luxemborg S.A. umbenannt. Damit wurde deutlich, wer hinter der Bank steht, nämlich die Banca Sella in Italien, eine der größten Privatbanken dort, mittlerweile global tätig.
Die Finanzaufsicht in Luxemburg schlägt zu
Wegen Ungereimtheiten bei der Bewertung der Fonds durch die IBL setzte die Luxemburger Finanzaufsicht am 4.3. 2004 mit sofortiger Wirkung den Handel mit den Amis-Dubiosa aus. Und sie benachrichtigte die Finanzaufsicht in Österreich (FMA), die sich offenbar für nicht zuständig hielt, das sei wohl ein luxemburgisches Problem. Erst acht Monate später reiste man dorthin, um sich zu informieren und erst elf Monate danach schlug die FMA endlich zu. Bis dahin konnten die Gaunereien munter weitergehen, auch in Deutschland.
Raoul Berthaumieu und die IBL
Die Querverbindungen zur BAWAG hatten wir schon erwähnt, aber auch zur Hypo-Alpe-Skandalbank gab es interessante Berührungspunkte.
Raoul Berthaumieu, alias Raoul Berthamieu alias Lee Sanders ist bei der IBL durchaus bekannt. Er war im Jahr 1992 in den USA wegen Scheckbetrugs zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden und tauchte mit einer teils vorbestraften Crack Crew, die auch Adnan Khashoggi, Rakesh Saxena, Sherman Mazur und Regis Possino umfasste, im Jahr 2000 bei der „General Commerce Bank“ in Wien auf, und verwandelte sie in ein Zentrum des internationalen Aktienbetrugs – „Nachrichten Heute“ berichtete darüber. Diesem Berthaumieu gab die Hypo-Alpe gerne und reichlich Kredit und der damalige Vorstand der Hypo-Alpe, Dr. Wolfgang Kulterer, bezeichnete den einschlägig vorbestraften Berthaumieu als seriös; das habe er sich von der Polizei bestätigen lassen.
Offenbar machte Berthaumieu in dieser Zeit auch Geschäfte zusammen mit der IBL später Sella Bank, denn in einem Zivilprozess, den Saxena gegen einen weiteren vorbestraften Gauner namens Tariq Ahmad in den USA anstrengte, trug er vor, von Berthaumieu, seiner damaligen Frau Sylvie Sainlez ( einer belgischen Anwältin) und der IBL hereingelegt worden zu sein. Gleiches behauptete auch wiederum Tariq Ahmed in einem Prozess, den er in Nevada gegen die IBL, Berthaumieu und Sylvie Sainlez anstrengte.
Russenmafia bei der IBL?
Aber auch sonst brauchte sich die IBL/Sella Bank über mangelnde Aufmerksamkeit in der Presse nicht zu beklagen. Die Bank, deren Firmengeschichte sich bis in das 16 Jahrhundert zurückverfolgen lässt, gestattete russischen „Geschäftsleuten“, unter ihnen der Milliardär Arcady Gaydamak, ein wenig Geld auf der Sella Bank in Luxemburg zu deponieren. Geld, dessen Herkunft angeblich nicht ganz hasenrein war. Dies veranlasste die luxemburgische Bankenaufsicht dortige Konten einzufrieren.
Der Milliardär Gaydamak wird in Frankreich steckbrieflich gesucht und hält sich vorwiegend in Angola und Israel auf. Angola hatte er 1993 illegal Waffen im Werte von 800 Millionen US Dollar unter Verletzung eines UN Waffenembargos verkauft. Dieser Skandal, das sogenannte Angolagate, in den auch der Sohn des ehemaligen französischen Staatspräsidenten Mitterand angeblich verwickelt ist, soll noch dieses Jahr vor Gericht gehen.
Was wurde aus den Betrügern?
Die Betrüger setzten sich nach Venezuela auf die Ferieninsel Margarita ab, wurden jedoch aufgestöbert, ausgeliefert und vor Gericht gestellt. Boehmer und Loidl erhielten jeder 5 1/2 Jahre Haft ohne Bewährung.
Was wird aus den Geschädigten?
Diese klagen nun in verschiedene Richtungen, gegen die Finanzaufsicht in Österreich wegen Amtspflichtverletzung und gegen die Sella Bank, wegen Verletzung der Pflichten einer Depot-Bank. Wenn diese Prozesse durch alle Instanzen gegangen sind, dann dürften einige der Geschädigten bereits verstorben sein.
Investmentbank Luxembourg (IBL) und der Air-Holland-Skandal
Angolagate in Frankreich – Geldgier, Geschütze und Granaten
<a
BAWAG-Es war einmal eine Arbeiterbank in Wien
BayernLB-Tochter Hypo Group Alpe Adria - Reicht mir die Hand, meine Skandale
Der Fall Hypo-Alpe-Adria- Bank (Skandalpe) - Ein österreichisch-deutsches Schmierenstück.
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onlineredaktion - 22. Mär, 00:58 Article 20592x read