Es war einmal eine Arbeiterbank in Wien
Dr. Alexander von Paleske ---- 29.6. 2007 --- Unser Ausflug in die Skandallandschaft der österreichischen Banken, der sich ausschließlich mit der Hypo-Alpe Adria beschäftigte, kann nicht abgeschlossen werden, ohne einen Blick auf den zweiten großen Skandal zu werfen, den mit der Bank für Arbeit und Wirtschaft. Das soll nicht heißen, dass die Alpen-Republik nicht noch weitere Skandale zu verdauen hat, aber dies es sind die größten und die meist diskutierten.
Wie alles anfing
Begeben wir uns also in die Seitzergasse in Wien, zum Hauptquartier dieser Bank, einstmals von dem ehemaligen Marxisten und späteren Staatskanzler und Sozialdemokraten Karl Renner im Jahr 1922 gegründet; dort sollten sich die Arbeiter günstige Kleinkredite beschaffen können und nicht von der Benutzung kapitalistischer Einrichtungen abhängig sein. Der Vorläufer war der Kreditverband der österreichischen Arbeitervereinigungen. Auch in der Bundesrepublik Deutschland gab es ähnliche Einrichtungen, genannt sei die Bank für Gemeinwirtschaft, eine Gewerkschaftsbank und einstmals viertgrößte Bank der Bundesrepublik, bevor sie Mitte der 80er Jahre durch Misswirtschaft in die roten Zahlen abrutschte und schließlich als selbständige Bank verschwand.
Nachdem die Nazis in Österreich die Arbeiterbank aufgelöst hatten, entstand sie nach dem 2. Weltkrieg erneut als Bank für Arbeit und Wirtschaft AG (BAWAG). Die BAWAG hatte, als “Bank der kleinen Leute” einen großen Kundenkreis und durch die Streikgelder der Gewerkschaften, die dort Mehrheitsaktionär waren, eine solide Grundlage. Das sollte sich jedoch grundlegend ändern, denn jetzt machte sich der Gierfaktor allenthalben breit, mit dem es zunächst hoch hinaus ging, bevor dann der geschickt verschleierte Absturz kam.
Die flotten Flöttls - oder: Wenn der Vater mit dem Sohne.
Walter Flöttls begann seine Karriere noch in den geruhsamen Zeiten der BAWAG. Stetig stieg er von 1950 an die Stufenleiter in der Bank herauf, bis er 1981 Vorstandsvorsitzender wurde. Diese Geruhsamkeit redete ihm offenbar sein Sohn Wolfgang aus. Der hatte nicht nur in Österreich das Recht studiert, sondern sich auch an der London School of Economics und an der Harvard Universität in den USA weitergebildet.
Und da die Kassen der Bank mit Arbeitergeldern gut gefüllt waren, sollte das Geld jetzt erst einmal richtig in Schwung gebracht werden; nicht läppische Kreditzinsen, sondern satte Spekulationsgewinne bei denen der Sohn als Vermittler natürlich auch ordentlich mitverdienen sollte. Also ab in die Karibik in das Paradies der Briefkastenfirmen! Zum Beispiel: Anguilla, wo hinter hochtrabenden Namen sich oftmals nicht einmal ein Büro befindet. Zwei Milliarden US Dollar erhielt der Sohn für das Handeln mit Swaps, etwas, was mehr mit dem Casino als mit solider Banktätigkeit zu tun hat. Und weil der Vater Flöttl offenbar den Sohn als Teil von sich ansah, wurde natürlich der Aufsichtsrat auch nicht informiert. Das Swapsen fing erstmals im Jahre 1987 an und ging bis 1994 gut - im Bermudadreieck verschwindet ja auch nicht jedes Schiff. Aber die Öffentlichkeit war empört, dass die Arbeiterbank sich an diesem Casinokapitalismus beteiligte, steuerfrei versteht sich.
Ein Sturmtief im Bermudadreieck
Der Vater zog 1995 in den Ruhestand, aber der Nachfolger Helmut Elsner, zur Zeit im Gefängnis zu erreichen, hatte offenbar Gefallen an dieser scheinbar unermüdlichen Gelddruckmaschine gefunden, und so ging es also wieder mit Wolfgang Flöttl und den Arbeiter- und Gewerkschaftsgeldern ins Bermudadreieck. Und dieses Mall erwartete das mit Geld beladene Schiff ein Sturmtief: Eine Milliarde Euro gingen über Bord bei riskanten Spekulationsgeschäften.
Nun folgte der zweite Teil des Schmierenstücks: Die Verheimlichung. Für diese Casinoverluste musste ja gerade gestanden werden, und das tat der österreichische Gewerkschaftsbund. Der opferte die Streikkasse. Rund 1 Milliarde Euro wanderten in Richtung Karibik schön versteckt hinter wohlklingenden Namen im Briefkastenformat und mit Hilfe einer Brokerfirma namens REFCO, geleitet von einem gewissen Herrn Philip Bennett. Im Jahr 2005 geriet dann der gute Freund REFCO bzw. Bennet in Schwierigkeiten.
Ein guter Freund
Das war nicht das Ende einer wunderbaren Freundschaft, sondern die Verlängerung. Denn jetzt gab die BAWAG dem Herrn Bennet bzw. seiner notleidenden Firma REFCO, die so schön bei der Verschleierung mitgemacht und mitverdient hatten, noch einen Kredit über 350 Millionen Euro, wenige Tage bevor REFCO zusammenbrach und erhielt dafür 34 Prozent der REFCO-Aktien als “Pfand”, wenige Tage später nichts mehr wert. Herr Bennett wanderte ins Gefängnis.
Aber damit nicht genug, denn jetzt rückten die anderen REFCO-Gläubiger der BAWAG auf die Pelle. Sie beschuldigten die BAWAG, bei REFCO mit im Buero bei dessen Betrugsmanövern gesessen und mitgemischt zu haben. Also, um das Problem loszuwerden: Nochmal zahlen, dieses Mal eine Milliarde Euro.
Die bayerische Landesbank, der jetzige Käufer der anderen Skandalbank, der Hypo Alpe, hatte sich offenbar rechtzeitig im Jahr 2004 von ihrem Aktienpaket getrennt.
„A Bank for Sale“
BAWAG war nun reif zum Verscherbeln. Und als Käufer trat eine Equity Firma namens Cerberus (zu Deutsch: Höllenhund) auf den Plan. Die Bank wurde sozusagen „verheuschreckt“. Die ganzen Details der chronique scandaleuse sollten nun im Untersuchungsausschuss des österreichischen Parlaments ans Tageslicht befördert werden. Dazu soll es aber nicht kommen. Denn das Ende der Ausschussberatungen wurde für den 2 Juli festgesetzt. Etliche Zeugen sind aber erst danach abkömmlich. Warum diese Eile?
Es bestehen vielleicht nicht grundlose Vermutungen, dass nicht alles Geld im Bermudadreieck über Bord gegangen ist, sondern ein Teil davon seinen Weg in die Alpenrepublik zurückgefunden hat, in diesem Fall in die Parteikasse der SPÖ. Und da die ÖVP sich mit einem ähnlichen Problem herumschlägt und Haider mit der Hypo-Alpe sowieso, sieht alles nach einer einverständlichen Skandalbeerdigung erster Klasse aus.
Wäre ja noch schöner, wenn man neuerdings auch noch die eigenen Skandale ausgraben muss! Nur die Grünen wollen weiter graben, aber haben nicht die Mehrheit, um das durchzusetzen.
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Nachdem die Nazis in Österreich die Arbeiterbank aufgelöst hatten, entstand sie nach dem 2. Weltkrieg erneut als Bank für Arbeit und Wirtschaft AG (BAWAG). Die BAWAG hatte, als “Bank der kleinen Leute” einen großen Kundenkreis und durch die Streikgelder der Gewerkschaften, die dort Mehrheitsaktionär waren, eine solide Grundlage. Das sollte sich jedoch grundlegend ändern, denn jetzt machte sich der Gierfaktor allenthalben breit, mit dem es zunächst hoch hinaus ging, bevor dann der geschickt verschleierte Absturz kam.
Die flotten Flöttls - oder: Wenn der Vater mit dem Sohne.
Walter Flöttls begann seine Karriere noch in den geruhsamen Zeiten der BAWAG. Stetig stieg er von 1950 an die Stufenleiter in der Bank herauf, bis er 1981 Vorstandsvorsitzender wurde. Diese Geruhsamkeit redete ihm offenbar sein Sohn Wolfgang aus. Der hatte nicht nur in Österreich das Recht studiert, sondern sich auch an der London School of Economics und an der Harvard Universität in den USA weitergebildet.
Und da die Kassen der Bank mit Arbeitergeldern gut gefüllt waren, sollte das Geld jetzt erst einmal richtig in Schwung gebracht werden; nicht läppische Kreditzinsen, sondern satte Spekulationsgewinne bei denen der Sohn als Vermittler natürlich auch ordentlich mitverdienen sollte. Also ab in die Karibik in das Paradies der Briefkastenfirmen! Zum Beispiel: Anguilla, wo hinter hochtrabenden Namen sich oftmals nicht einmal ein Büro befindet. Zwei Milliarden US Dollar erhielt der Sohn für das Handeln mit Swaps, etwas, was mehr mit dem Casino als mit solider Banktätigkeit zu tun hat. Und weil der Vater Flöttl offenbar den Sohn als Teil von sich ansah, wurde natürlich der Aufsichtsrat auch nicht informiert. Das Swapsen fing erstmals im Jahre 1987 an und ging bis 1994 gut - im Bermudadreieck verschwindet ja auch nicht jedes Schiff. Aber die Öffentlichkeit war empört, dass die Arbeiterbank sich an diesem Casinokapitalismus beteiligte, steuerfrei versteht sich.
Ein Sturmtief im Bermudadreieck
Der Vater zog 1995 in den Ruhestand, aber der Nachfolger Helmut Elsner, zur Zeit im Gefängnis zu erreichen, hatte offenbar Gefallen an dieser scheinbar unermüdlichen Gelddruckmaschine gefunden, und so ging es also wieder mit Wolfgang Flöttl und den Arbeiter- und Gewerkschaftsgeldern ins Bermudadreieck. Und dieses Mall erwartete das mit Geld beladene Schiff ein Sturmtief: Eine Milliarde Euro gingen über Bord bei riskanten Spekulationsgeschäften.
Nun folgte der zweite Teil des Schmierenstücks: Die Verheimlichung. Für diese Casinoverluste musste ja gerade gestanden werden, und das tat der österreichische Gewerkschaftsbund. Der opferte die Streikkasse. Rund 1 Milliarde Euro wanderten in Richtung Karibik schön versteckt hinter wohlklingenden Namen im Briefkastenformat und mit Hilfe einer Brokerfirma namens REFCO, geleitet von einem gewissen Herrn Philip Bennett. Im Jahr 2005 geriet dann der gute Freund REFCO bzw. Bennet in Schwierigkeiten.
Ein guter Freund
Das war nicht das Ende einer wunderbaren Freundschaft, sondern die Verlängerung. Denn jetzt gab die BAWAG dem Herrn Bennet bzw. seiner notleidenden Firma REFCO, die so schön bei der Verschleierung mitgemacht und mitverdient hatten, noch einen Kredit über 350 Millionen Euro, wenige Tage bevor REFCO zusammenbrach und erhielt dafür 34 Prozent der REFCO-Aktien als “Pfand”, wenige Tage später nichts mehr wert. Herr Bennett wanderte ins Gefängnis.
Aber damit nicht genug, denn jetzt rückten die anderen REFCO-Gläubiger der BAWAG auf die Pelle. Sie beschuldigten die BAWAG, bei REFCO mit im Buero bei dessen Betrugsmanövern gesessen und mitgemischt zu haben. Also, um das Problem loszuwerden: Nochmal zahlen, dieses Mal eine Milliarde Euro.
Die bayerische Landesbank, der jetzige Käufer der anderen Skandalbank, der Hypo Alpe, hatte sich offenbar rechtzeitig im Jahr 2004 von ihrem Aktienpaket getrennt.
„A Bank for Sale“
BAWAG war nun reif zum Verscherbeln. Und als Käufer trat eine Equity Firma namens Cerberus (zu Deutsch: Höllenhund) auf den Plan. Die Bank wurde sozusagen „verheuschreckt“. Die ganzen Details der chronique scandaleuse sollten nun im Untersuchungsausschuss des österreichischen Parlaments ans Tageslicht befördert werden. Dazu soll es aber nicht kommen. Denn das Ende der Ausschussberatungen wurde für den 2 Juli festgesetzt. Etliche Zeugen sind aber erst danach abkömmlich. Warum diese Eile?
Es bestehen vielleicht nicht grundlose Vermutungen, dass nicht alles Geld im Bermudadreieck über Bord gegangen ist, sondern ein Teil davon seinen Weg in die Alpenrepublik zurückgefunden hat, in diesem Fall in die Parteikasse der SPÖ. Und da die ÖVP sich mit einem ähnlichen Problem herumschlägt und Haider mit der Hypo-Alpe sowieso, sieht alles nach einer einverständlichen Skandalbeerdigung erster Klasse aus.
Wäre ja noch schöner, wenn man neuerdings auch noch die eigenen Skandale ausgraben muss! Nur die Grünen wollen weiter graben, aber haben nicht die Mehrheit, um das durchzusetzen.
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onlineredaktion - 29. Jun, 12:29 Article 15010x read