Hypo Alpe Adria Bank (Skandalpe) - die endlose Geschichte – Was bleibt?.
Dr. Alexander von Paleske -- Vor 6 Wochen stellten wir die Frage als Artikelüberschrift “Wieviel Gülle kommt noch hoch?”
Heute können wir deprimiert feststellen: Der Güllenachschub reisst nicht ab.
Das Hyp-Alpe Karussell
Starten wir mit einem Komplex, den wir bereits im Jahre 2008 erwähnt hatten, die „Kapitalerhöhung im Karussell“.
Normalerweise findet eine Kapitalerhöhung durch Einwerben von mehr Kapital statt, im Gegenzug für die Ausgabe von Aktien.
Für die Kapitalerhöhung bei der unterkapitalisierten Hypo-Skandalpe – Gesamtwert der Erhöhung: 100 Millionen Euro - hatte man sich aber eine besondere Variante ausgedacht: Eine Scheinkapitalerhöhung, um pro forma den Bankenregulierungen bzw. den Anforderungen der Finanzmarktaufsicht in Oesterreich zu genügen, und das lief so:
Die Kapitalerhöhung wurde nicht bei der Hypo-Alpe-Skandalpe selbst, sondern bei einer ihrer Töchter durchgeführt, der HLH.
Aktionäre schossen offenbar kein eigenes Kapital ein, sondern erhielten zum Erwerb der Aktien Kredit von der Hypo-Alpe Tochter in Liechtenstein.
Nun stellt sich heraus, dass diese „Aktionäre auf Pump“ offenbar zum engen Bekanntenkreis der ehemaligen, und mittlerweile wegen Bilanzfälschung verurteilten, Hypo-Alpe Vorstände Kulterer und Striedinger gehörten.
Die österreichische Finanzmarktaufsicht kam aber hinter diesen abenteuerlichen Karussellbetrieb, und nun musste umgeschuldet werden. Die Kredite zum Aktienkauf wurden in Call Options umgewandelt und konnten, wie wasserdicht vereinbart, im Jahre 2009, als die Hypo Alpe noch unter der Regie des hervorragenden Ex- Kommkunalkredit-Aufsichtsrats Franz Pinkl stand, geltend gemacht werden.Und wie durch Zauberhand wurden aus 100 Millionen Euro nun 200 Millionen, Verdoppelung in 6 Jahren, also pro jahr 18%. Nicht schlecht , jedenfalls für ein simples Finanzkarussell ohne Risiko.
Wechselgeld vom Rennfahrer oder: Pässe für spendable Russen
Weiter gehts mit dem mittlerweile verstorbenen austrischen Rechtsaussen Jörg Haider. Der soll von seinem Protokollchef Franz Koloini mal eben etwas Geld, schlappe 190.000 Euro, zugesteckt bekommen haben, das von der „Hilfe“ zum Formel 1-Einstieg eines Rennfahrer namens Patrick Friesacher im Jahre 2005 „übrig geblieben" sei
.
Das Formel-1-Einstiegs- Geld war von der Hypo-Skandalpe nur vorgestreckt worden. Zwei russische Geschäftsleute, denen im Gegenzug die austrische Staatsbürgerschaft überreicht wurde, traten als Wohltäter in Erscheinung. Sehr anständig.
Schön, als Russe mit EU-Pässen im EU-Raum Geschäften nachgehen zu können, und nicht immer wieder für Visas anstehen zu müssen. Stichwort: Hilfst Du mir, so helf ich Dir.
Wo das Rennfahrer- „Wechselgeld“ letztlich landete, ob in Haiders Tasche, oder der seiner Partei, ist bis heute nicht geklärt.
Fürstliche Entlohnung oder: Eine Million pro Seite
Und wer für die Hypo-Alpe sich richtig anstrengte, an der richtigen Stelle versteht sich, der durfte auf fürstliche Entlohnung hoffen.
So erhielt der Villacher Steuerberater Dietrich Birnbacher schlappe sechs MillionenEuro für eine sechsseitige, angeblich nicht sehr tiefschürfende, Expertise zum Verkauf der Hypo-Alpe an die BayernLB. Eine Million pro Seite. Das war bereits ein discounteter Preis, ursprünglich sollten es 12 Millionen Euro sein.
Die ehemaligen Skandalpe-Manager, Franz Pinkl und Tilo Berlin, erhielten einen millionenschweren "goldenen Handschlag" zum Abschied für die harte und erfolgreiche Bankarbeit, wir hatten darüber berichtet..
Auch der ehemalige Skandalpe-Vorstand Josef Kircher sollte nicht der Armut anheimfallen. Im Februar 2008, als er ausschied, gab es für ihn einen millionenschweren "Beratervertrag" 32.000 Euro pro Monat und 5,14 Millionen für seine Beraterfirma, wie das Nachrichtenmagazin News zu berichten wusste.
Fass ohne Boden
Und heute wurde die Bank ihrem Spitznamen „Fass ohne Boden Bank“ wieder einmal gerecht: Weitere 450 Millionen Euro müssen staatsseitig in die Bank gestopft werden.
Wenigstens ein paar Yachten, der Hypo Alpe Leasinggesellschaft gehörend, zwischenzeitlich verschwunden, sind wieder aufgetaucht. Aber die müssen nun zu Schleuderpreisen verramscht werden, denn es mangelt an betuchten Käufern, auf deren Einkaufsliste derartiges Mobiliar steht.
Das Schweigen
Der Titel des Films aus dem Jahre 1962 von Ingmar Bergman könnte die Ueberschrift für das sein, was sich in den mit der Skandalpe befassten Untersuchungssauschüssen in Oesterreich und Bayern abspielt.
Die damals Involvierten wollen nämlich vom Recht der Auskunftsverweigerung Gebrauch machen, da die deutschen und österreichischen Staatsanwaltschaftschaften mittlerweile Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Untreue, Betrug pp. eingeleitet haben.
Das Recht steht ihnen zu, allerdings dürfen sie nur die Auskunft auf bestimmte Fragen verweigern und nicht grundsätzlich die Aussage.
Investor und Ex Skandalpe-Vorstand Tilo Berlin will angeblich gar nicht erscheinen, offenbar ist ihm noch nicht einmal der Unterschied zwischen Zeugnisverweigerungsrecht und Auskunftsverweigerungsrecht geläufig.
Mittlerweile erhob der Wirtschaftsprüfer Walter Groier schwere Vorwürfe gegen ehemalige und jetzige Mitarbeiter der Hypo-Alpe. Insgesamt 40 bis 50 Mitarbeiter hätten seinerzeit von den Bilanzmanipulationen nach den Swap-Verlusten im Jahre 2004 gewusst
Schwerwiegende Auswirkungen
Die Auswirkungen dieses Skandals dürften weit über die Milliardenverluste hinausreichen.Die politischen Nachbeben werden wohl den finanziellen kaum nachstehen.
Die in den österreichischen Presserorganen wie dem Standard veröffentlichten Leserkommentare schwanken zwischen Hohn und Zynismus. Der massive Vertrauensverlust in den demokratischen Rechtsstaat ist allenthalben zu spüren, nicht weniger als nach dem Lucona-Skandal, und dem damit verbundenen Heraufkommen von Rechts-Radikal-Figuren wie Jörg Haider als angeblicher„Saubermacher“.
Da wird es sicherlich schwierig sein, für alsbald anstehende drastische Sparmassnahmen im Sozialbereich auf Verständnis der Bevölkerung zu hoffen.
Links zum Hypo-Alpe Skandal
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Normalerweise findet eine Kapitalerhöhung durch Einwerben von mehr Kapital statt, im Gegenzug für die Ausgabe von Aktien.
Für die Kapitalerhöhung bei der unterkapitalisierten Hypo-Skandalpe – Gesamtwert der Erhöhung: 100 Millionen Euro - hatte man sich aber eine besondere Variante ausgedacht: Eine Scheinkapitalerhöhung, um pro forma den Bankenregulierungen bzw. den Anforderungen der Finanzmarktaufsicht in Oesterreich zu genügen, und das lief so:
Die Kapitalerhöhung wurde nicht bei der Hypo-Alpe-Skandalpe selbst, sondern bei einer ihrer Töchter durchgeführt, der HLH.
Aktionäre schossen offenbar kein eigenes Kapital ein, sondern erhielten zum Erwerb der Aktien Kredit von der Hypo-Alpe Tochter in Liechtenstein.
Nun stellt sich heraus, dass diese „Aktionäre auf Pump“ offenbar zum engen Bekanntenkreis der ehemaligen, und mittlerweile wegen Bilanzfälschung verurteilten, Hypo-Alpe Vorstände Kulterer und Striedinger gehörten.
Die österreichische Finanzmarktaufsicht kam aber hinter diesen abenteuerlichen Karussellbetrieb, und nun musste umgeschuldet werden. Die Kredite zum Aktienkauf wurden in Call Options umgewandelt und konnten, wie wasserdicht vereinbart, im Jahre 2009, als die Hypo Alpe noch unter der Regie des hervorragenden Ex- Kommkunalkredit-Aufsichtsrats Franz Pinkl stand, geltend gemacht werden.Und wie durch Zauberhand wurden aus 100 Millionen Euro nun 200 Millionen, Verdoppelung in 6 Jahren, also pro jahr 18%. Nicht schlecht , jedenfalls für ein simples Finanzkarussell ohne Risiko.
Wechselgeld vom Rennfahrer oder: Pässe für spendable Russen
Weiter gehts mit dem mittlerweile verstorbenen austrischen Rechtsaussen Jörg Haider. Der soll von seinem Protokollchef Franz Koloini mal eben etwas Geld, schlappe 190.000 Euro, zugesteckt bekommen haben, das von der „Hilfe“ zum Formel 1-Einstieg eines Rennfahrer namens Patrick Friesacher im Jahre 2005 „übrig geblieben" sei
.
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Schön, als Russe mit EU-Pässen im EU-Raum Geschäften nachgehen zu können, und nicht immer wieder für Visas anstehen zu müssen. Stichwort: Hilfst Du mir, so helf ich Dir.
Wo das Rennfahrer- „Wechselgeld“ letztlich landete, ob in Haiders Tasche, oder der seiner Partei, ist bis heute nicht geklärt.
Fürstliche Entlohnung oder: Eine Million pro Seite
Und wer für die Hypo-Alpe sich richtig anstrengte, an der richtigen Stelle versteht sich, der durfte auf fürstliche Entlohnung hoffen.
So erhielt der Villacher Steuerberater Dietrich Birnbacher schlappe sechs MillionenEuro für eine sechsseitige, angeblich nicht sehr tiefschürfende, Expertise zum Verkauf der Hypo-Alpe an die BayernLB. Eine Million pro Seite. Das war bereits ein discounteter Preis, ursprünglich sollten es 12 Millionen Euro sein.
Die ehemaligen Skandalpe-Manager, Franz Pinkl und Tilo Berlin, erhielten einen millionenschweren "goldenen Handschlag" zum Abschied für die harte und erfolgreiche Bankarbeit, wir hatten darüber berichtet..
Auch der ehemalige Skandalpe-Vorstand Josef Kircher sollte nicht der Armut anheimfallen. Im Februar 2008, als er ausschied, gab es für ihn einen millionenschweren "Beratervertrag" 32.000 Euro pro Monat und 5,14 Millionen für seine Beraterfirma, wie das Nachrichtenmagazin News zu berichten wusste.
Fass ohne Boden
Und heute wurde die Bank ihrem Spitznamen „Fass ohne Boden Bank“ wieder einmal gerecht: Weitere 450 Millionen Euro müssen staatsseitig in die Bank gestopft werden.
Wenigstens ein paar Yachten, der Hypo Alpe Leasinggesellschaft gehörend, zwischenzeitlich verschwunden, sind wieder aufgetaucht. Aber die müssen nun zu Schleuderpreisen verramscht werden, denn es mangelt an betuchten Käufern, auf deren Einkaufsliste derartiges Mobiliar steht.
Das Schweigen
Der Titel des Films aus dem Jahre 1962 von Ingmar Bergman könnte die Ueberschrift für das sein, was sich in den mit der Skandalpe befassten Untersuchungssauschüssen in Oesterreich und Bayern abspielt.
Die damals Involvierten wollen nämlich vom Recht der Auskunftsverweigerung Gebrauch machen, da die deutschen und österreichischen Staatsanwaltschaftschaften mittlerweile Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Untreue, Betrug pp. eingeleitet haben.
Das Recht steht ihnen zu, allerdings dürfen sie nur die Auskunft auf bestimmte Fragen verweigern und nicht grundsätzlich die Aussage.
Investor und Ex Skandalpe-Vorstand Tilo Berlin will angeblich gar nicht erscheinen, offenbar ist ihm noch nicht einmal der Unterschied zwischen Zeugnisverweigerungsrecht und Auskunftsverweigerungsrecht geläufig.
Mittlerweile erhob der Wirtschaftsprüfer Walter Groier schwere Vorwürfe gegen ehemalige und jetzige Mitarbeiter der Hypo-Alpe. Insgesamt 40 bis 50 Mitarbeiter hätten seinerzeit von den Bilanzmanipulationen nach den Swap-Verlusten im Jahre 2004 gewusst
Schwerwiegende Auswirkungen
Die Auswirkungen dieses Skandals dürften weit über die Milliardenverluste hinausreichen.Die politischen Nachbeben werden wohl den finanziellen kaum nachstehen.
Die in den österreichischen Presserorganen wie dem Standard veröffentlichten Leserkommentare schwanken zwischen Hohn und Zynismus. Der massive Vertrauensverlust in den demokratischen Rechtsstaat ist allenthalben zu spüren, nicht weniger als nach dem Lucona-Skandal, und dem damit verbundenen Heraufkommen von Rechts-Radikal-Figuren wie Jörg Haider als angeblicher„Saubermacher“.
Da wird es sicherlich schwierig sein, für alsbald anstehende drastische Sparmassnahmen im Sozialbereich auf Verständnis der Bevölkerung zu hoffen.
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onlinedienst - 22. Jun, 12:15 Article 5845x read