BayernLB-Tochter Hypo Alpe, Privatdetektiv Guggenbichler und ein nachwirkender Skandal
Dr. Alexander von Paleske - 1.05. 2009 --- Ein Schweizer Privatdetektiv namens Dietmar Guggenbichler hat Anzeige gegen den Wahlkampfleiter der austrischen Partei BZÖ, Stefan Petzner erstattet.
Ueber diesen Guggenbichler hatten wir bereits in unserem umfangreichen Hypo-Alpe-(Skandalpe) Artikel berichtet.
Die Bank Hypo Alpe Adria zahlte im Jahre 2006 eine anständige Summe an den Privatdetektiv Guggenbichler, der von Gegnern Haiders aus seiner ehemaligen Partei, der FPÖ, im Jahre 2006 angeheuert worden war, um Haiders neue Partei, die BZÖ, zu bespitzeln.
Später sollte der Auftrag erweitert und ausgedehnt werden auch auf den intimen Bereich des Herrn Haider. Guggenbichler lehnte ab, wechselte die Seiten und berichtete haarklein dem mittlerweile verstorbenen Haider und seiner Mannschaft über seinen bisherigen Auftrag und Auftraggeber.
So etwas schreit doch geradezu nach einer Belohnung.
.Auf Anweisung Haiders wurde ihm offenbar ein „Kredit“ in Höhe von 150.000 Euro von der Hypo-Alpe gewährt. Der damalige Chef Kulterer, mittlerweile wegen Bilanzfälschung rechtskräftig verurteilt, nahm die Auszahlung angeblich persönlich vor.
Als „Sicherheitsleistung“ diente ein von Haider für Guggenbichler in Aussicht gestellter Job, nämlich als Sicherheitsbeauftragter für die Haider-Partei BZÖ.
Aber davon will die BZÖ heuer nichts mehr wissen, also klagt Guggenbichler nun.
Uns könnte die Geschichte völlig kalt lassen, abgehakt als einer der vielen kleineren und mittleren Skandale im Zusammenhang mit der Bayern-LB-Tochter Hypo-Alpe-Adria Bank.
Aber der Herr Guggenbichler hat eine interessante Vergangenheit, die uns noch einmal zurückführt in den Wiener Skandal-Sumpf der Kreisky-SPÖ, also in das Wien der 70er und 80er Jahre. Die uns weiter bekanntmacht mit einem Verbrecher namens Udo Proksch. Die uns in seinen halbseidenen Club in Wien, genannt Club 45, führt, wo Politiker vor allem der SPÖ rauschende Parties feierten, wo ebenfalls Agenten aller Herren Länder aber auch Mitglieder der Unterwelt gern willkommene Gäste waren. Dann zu einem Schiffsuntergang nach einer Explosion im Indischen Ozean, der MS Lucona, und einem versuchten Versicherungsbetrug von gigantischen Ausmassen, als „Lucona-Skandal“ in die Annalen der Geschichte eingegangen.
Dieser Skandal hat Auswirkungen auf die austrische Politikszene bis auf den heutigen Tag.
Das Hochkommen rechtsradikaler Persönlichkeiten wie des Bewunderers hitlerscher Arbeitsmarktspolitik, gemeint ist Jörg Haider, wäre ohne diesen Skandal wohl schwer denkbar gewesen. Daher ein Blick zurück quasi eine Art Zeitläufte. Und darin spielt der Herr Guggenbichler eine wichtige Rolle
Ein Schiff wird nicht mehr kommen
Im Januar 1977 befindet sich das Frachtschiff MS Lucona im Indischen Ozean auf dem Weg nach Hongkong. Das Schiff gehört einer holländischen Reederei und fährt unter panamesischer Flagge. An Bord befindet sich angeblich eine Uranerzaufbereitungsanlage und ein Ionenimplantationsgerät zur Herstellung von Halbleitern.
Gechartert worden war das Schiff von Udo Proksch und die Ladung ist versichert: Für 15,4 Millionen Euro. Im Jahre 1977 eine gewaltige Summe.
An Bord befindet sich aber auch eine Sprengladung mit einer Sprengkraft von 500 kg Dynamit.
Am 23.1.1977 nachmittags wird die Sprengladung gezündet, ob durch Zeitzünder oder über Funksignal ist bis heute nicht geklärt. Innerhalb von wenigen Minuten sinkt das Schiff, 150 Seemeilen von den Malediven entfernt.
6 Mitglieder der Besatzung sterben, 6 überleben, zum Teil schwerverletzt und werden von einem türkischen Tanker aus dem Meer gefischt.
.
Ein Mann namens Udo Proksch
Dieser Udo Proksch, im Jahre 1934 in Rostock geboren, Sohn von gestandenen Nazis, die ihn auch auf ein SS-Internat schickten, hatte es geschafft, in Wien in höchste austrische Politikerkreise vorzudringen und einen Club zu gründen, in welchem es nicht nur rauschende halbseidene Parties gab, sondern wo er es geschickt verstand die Abenteuerlust und den Geltungsdrang der SPÖ-Granden zu bedienen.
Der damalige Aussenminister Gratz nannte ihn „mein Freund“ und Verteidigungsminister von Luetgendorf lud Proksch und seine Freunde vom Club 45 zum Schiessen und Sprengen zum austrischen Bundesheer ein.
Gleichzeitig war Club 45 ein Tummelplatz für verschiedene Geheimdienste, von der DDR-Stasi über den KGB bis zur CIA.
Sicherlich hatte auch der BND seine Mannen vor Ort.
Angetrunkenen oder betrunkenen Politikern kann man eben schon so manches kleinere oder grössere Geheimnis entlocken
Wien war zur Zeit des kalten Kriegs sozusagen das Drehkreuz für Agenten aus Ost und West , ausserdem haben dort internationale Organisationen ihr Hauptquartier, wie die OPEC und die internationale Atomenergiebehörde IAEA.
Auch der von uns dargestellte Transport von Massenvernichtungswaffen in den Iran wurde über Wien abgewickelt.
Aber nicht nur zur Wiener SPÖ- Kamarilla hatte dieses Faktotum Proksch beste Kontakte, sondern auch zu dem von der RAF 1989 ermordeten Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen. Beide verband eine lange Freundschaft. Und als Proksch ein Waffengeschäft über zwei Kriegsschiffe mit einem asiatischen Staat einfädeln wollte, da stellte Alfred Herrhausen den Kontakt für Proksch zur Bremer Vulkan-Werft her.
Aber Proksch wollte nicht nur das, sondern auch richtig reich werden, durch einen Riesenbetrug, genauer: durch Versicherungsbetrug. Und damit sind wir wieder bei der Lucona angekommen.
Mord aus Raffgier im Indischen Ozean
Die Schiffsladung an Bord war natürlich nicht das, was sich in den Frachtpapieren fand. Vielmehr handelte es sich um Schrott.
Dieser Schrott war in Container verpackt in Chioggia/Italien aufgeladen worden. Aber auch einige Container einer DDR-Stasi- Firma wurden zugeladen. Inhalt: unbekannt.
Als Adressat für den Schrott war ein Strohmann in Hongkong angegeben.
Proksch hatte keine Zeit für buchhalterischen Kleinkram, wie Fälschung der Frachtpapiere etc. Dies besorgte der Spross einer berühmten Autobauerfamilie namens Hans-Peter Daimler, mit dem Proksch seit Jahren zusammenarbeitete, was immer man darunter verstehen mag.
Am 23. Januar 1977 trat der „Versicherungsfall“ mit den Untergang der Lucona ein.
Proksch rieb sich die Hände, jetzt konnte also das Geld fliessen, viel Geld . Von der Versicherung.
Aber die Versicherung, die österreichische Bundesländerversicherung, weigerte sich, auf Druck des britischen Rückversicherers, die Versicherungssumme auszuzahlen, weil sie den Wert der Ladung anzweifelte.
Also klagte Proksch gegen die Versicherung auf Auszahlung.
Die Versicherung engagierte daraufhin im Jahre 1983 nun den bereits erwähnten Privatdetektiv Guggenbichler, der in mühsamer Kleinarbeit herausfand, dass es sich hier in der Tat um einen gigantischen versuchten Versicherungsbetrug handelte.
Und mehr noch: Jetzt stellte sich heraus, dass es sich nicht nur um versuchten Versicherungsbetrug handelte, sondern um eiskalten Mord an 6 Mitgliedern der Besatzung der Lucona, dazu schwere Körperverletzung an den überlebenden Besatzungsmitgliedern und Herbeiführung einer Explosion.
Ein vielfacher Mord und seine Vertuschung
Unter normalen Umständen würde jetzt die Ermittlungsarbeit beginnen. Sammlung der Indizien, Vernehmung der Zeugen.
Nicht so in Wien. Dort herrschten damals keine normalen Verhältnisse. Wozu hat man denn seine Kontakte zu höchsten Politikerkreisen.
Also beginnt jetzt der nächste Teil des Dramas, der schliesslich das politische Leben in Wien vergiften und den Weg für Politiker a la Haider ebnen sollte. Die Rede ist von der Vertuschung, Falschaussagen, Behinderung der Justiz und einer Ehrenerklärung Bruno Kreiskys für den Gangster Proksch.
Dank der Aktivitäten der Freunde Proksch kam es erst 1985 zum wirklichen Beginn der strafrechtlichen Aufarbeitung. Proksch und sein „Mitarbeiter“ Daimler wurden verhaftet, aber bereits nach 14 Tagen dank der guten Kontakte und auf Intervention des austrischen Innenministers Karl Blecha und des Aussenministers wieder freigelassen.
Rechnung ohne den Wirt
Aber Proksch hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Ein Journalist namens Hans Pretterebner machte sich auf die Fährte, trotz der massiven Drohungen, die er erhielt und brachte – da kein Verlag das Buch herausbringen wollte – im Selbstverlag 1987 sein Buch heraus „Der Fall Lucona“, in welchem er die ganzen Machenschaften aufdeckte. Dabei konnte er sich gerade auch auf die Recherchen des Journalisten und Wochenpresse - Inlandschefs Gerald Freihofner stützen.
Das Buch schlug wie eine Bombe ein. Der österreichische Nationalrat befasste sich mit dem Thema. 16 hochrangige Politiker und Spitzenbeamte mussten ihre Sessel räumen, wurden ausserdem angeklagt und verurteilt. Ein Dutzend kam unter ungeklärten Umständen ums Leben. Der Verteidigungsminister Luetgendorf erschoss sich.
Proksch ergriff die Flucht , unterzog sich einer Gesichtsoperation auf den Philippinen, um nicht erkannt zu werden und wurde dann doch im Oktober 1989 verhaftet und im Jahre 1991 in Wien vor Gericht gestellt.
Ein Schwurgerichtsprozess in Wien
Klar, dass so ein Mann nicht gesteht.
Er behauptete frech bzw. liess über seine Verteidiger vortragen, die Lucona sei gar nicht gesunken, selbst wenn sie gesunken sei, dann sei sie mit einem U-Boot zusammengestossen später behauptete er gar, eine Treibmine müsse die Explosion ausgelöst haben.
Dem Vorsitzenden Richter im Wiener Strafprozess, Hans-Christian Leiningen , platzte der Kragen, er machte sich auf zu den Malediven und beauftragte dann ein US- Spezialunternehmen, die Lucona zu finden.
Und was kaum jemand für möglich gehalten hatte, das Wrack der Lucona wurde in 4000 Meter Tiefe geortet, Spezialroboter machten etliche Aufnahmen, an Hand derer zweifelsfrei durch Experten nachgewiesen werden konnte, dass die Explosion nicht von aussen kam, sondern durch an Bord gebrachten Sprengstoff.
Das Aus für Proksch und sein Lügengebäude. Er wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt. Den Urteilsspruch quittierte er mit dem Ausruf „Heil Hitler "
.
Die Berufungsinstanz verschärfte das Urteil auf lebenslänglich, nachdem die Staatsanwaltschaft Rechtsmittel eingelegt hatte.
Im Jahre 2001 starb Proksch dann im Gefängnis, aber, anders als die Schiffsbesatzung der Lucona, eines natürlichen Todes.
Ein krimineller Spross einer berühmten Familie
Blieb die causa Daimler noch abzuhandeln.
Der hatte sich mittlerweile nach Deutschland abgesetzt und wurde im Jahre 1992 in Kiel vor Gericht gestellt. Das Verfahren dauerte sage und schreibe 5 Jahre und endete im Jahre 1997 nach 310 Sitzungstagen. Es wurde zum teuersten Strafprozess in der Geschichte des Bundeslandes Schleswig- Holstein.
Der Prozess endete, wie nicht anders zu erwarten war, mit einer Verurteilung des schwarzen Schafs aus der Autobauerfamilie wegen Behilfe zum mehrfachen Mord. 14 Jahre Haft gabs. Nach einer "Absprache" zwischen Gericht und Verteidigung.
Warum so lange? Nach dem Strafprozess in Wien und der Verurteilung Udo Prokschs war doch eigentlich alles klar.
Die Verteidigung mit dem Rechtsanwalt Goecke aus Kiel gab sich alle Mühe die Anklage zu erschüttern – vergeblich.
Punkt für Punkt wies das Gericht die Fälschungen der Frachtdokumente nach, Aktenvermerk nach Aktenvermerk, Schreiben nach Schreiben.
Auch das Vorbringen der Verteidigung, Geheimdienste sollen massgeblich an der Vorbereitung und Ausführung des Anschlags beteiligt gewesen sein, wischte das Gericht nach einer Negativanfrage beim BND vom Tisch. Möglicherweise zu Unrecht.
Beteiligt ja, aber Proksch und Daimler seien nur Werkzeuge der Geheimdienste gewesen, so die Verteidigung..
Letzteres erscheint so gut wie ausgeschlossen. Mitbeteiligung und Mitwisserschaft der Geheimdienste: Durchaus möglich . Dann wäre aber immer noch Mittäterschaft Udo Prokschs anzunehmen, sie hätte insoweit an der Täterschaft Prokschs und der Beihilfe Daimlers nichts geändert.
Warum die Geheimdienste?
Geheimdienste lieben es, Menschen unter Druck zu setzen und damit an Infos heranzukommen. Und was ist da schöner, wenn man über eine Straftat Bescheid weiss, und damit drohen kann, diese Info gegebenenfalls an die Öffentlichkeit zu bringen.
Von daher nur allzu verständlich, wenn sie die Gelegenheit ergriffen hätten, ein Erpressungsmittel in der Hand zu haben, mit dem sie Proksch schön unter Druck setzen könnten, dieses Faktotum das mit Hinz und Kunz in der SPÖ auf Du und Du war. Und man kann ja durch Veröffentlichung des Skandals "bei Bedarf" auch ein Land in eine politische Krise stürzen.
Hilfestellung war also sicherlich möglich bei der Auslösung der Explosion, denn auf einen einzigen Zeitzünder kann man sich bei einer solchen Sache ja wohl kaum verlassen. Also darf man vermuten, dass die Stasi mit ihren Containern noch für ein Back-up gesorgt hat, möglicherweise auch für eine Fernzündung über Kurzwelle. Handys und Satellitentelefone gab es damals noch nicht.
Ein alleiniges interesse der Geheimdienste an der Operation hätte man wohl nur dann vermuten können, wenn der geplante Empfänger der Uranerzaufbereitungsanlage zum Beispiel das Atomschmuggel-Netzwerk des Abdul Quadeer Khan aus Pakistan gewesen wäre, das bereits damals beobachtet wurde, wir berichteten darüber. Von einer Lieferung an dieses Netzwerk konnte aber zu keinem Zeitpunkt die Rede sein.
Also, die Geheimdienste als Mitwisser und Trittbrettfahrer, dafür gibt es einige Anhaltspunkte, an der Schuld der verurteilten Daimler und Proksch hätte das aber, wie gesagt absolut nichts geändert.
Epilog
Es gibt wenige Skandale, die eine Republik so in ihren Grundfesten erschüttern wie dieser.
Eine ganze Gruppe von Politikern hatte, unter Missachtung von Recht und Gesetz, zwei Verbrecher gedeckt, vor der Strafverfolgung geschützt und damit das Vertrauen in die Politiker insbesondere der SPÖ und den Rechtsstaat zutiefst erschüttert.
Das Hochkommen von Radikalpolitikern, die mit dem Versprechen antraten „aufzuräumen“, wie der populistische Rechtsaussen Haider , ist nur die bedauerliche Konsequenz.
Von Milliardengrab zu Milliardengrab: BayernLB-Tochter Hypo- Alpe Adria hat neuen Vorstand
BayernLB-Tochter Hypo Group Alpe Adria - Reicht mir die Hand, meine Skandale
Neues von der Hypo-Alpe und aus der Meinl-Welt"
Wolfgang Kulterer - vom "erfolgreichsten Bankmanager" zum bestraften Bilanzfälscher
Investmentbank Luxembourg (IBL) und der Air-Holland-Skandal
Neues von den Finanzskandalen, BayernLB, Hypo Alpe, Meinl
Der Fall Hypo-Alpe-Adria- Bank (Skandalpe) - Ein österreichisch-deutsches Schmierenstück.
Jörg Haiders Hypo-Alpe (Skandalpe) auf dem Balkan
Kroat-Rechts-Rocker Marko Perkovic und die Hypo-Alpe-Adria Bank
Ein kroatischer Rechtsrocker und die "Junge Freiheit" in Deutschland
Kroatiens Rechts-Rocker Marko Perkovic – im Ausland unerwünscht
BayernLB – Verlustbank, Problembank, Skandalbank, Albtraumbank
BayernLB – Vom stolzen Adler zum "gerupften Suppenhuhn"
BayernLB-Tochter Hypo-Alpe, Bilanzfälschung und eine Frau mit Zivilcourage
Republik Oesterreich - Finanzskandale ohne Ende
BayernLB, Hypo Group Alpe Adria und kein Mangel an Skandalen
Finanzkrise, Bankenkrisen, Kleinanlegerbetrug – Hat die Finanzaufsicht BaFin versagt?
Finanzgauner, ihre Opfer und die BaFin
Gasmasken, Giftgas und Milliardenbetrug - auf den Spuren des Moshe Regev
Keine Freilassung des Waffenhändlers Nahum Manbar zu erwarten
Israels tödlicher Export – Waffen in den Iran
Israel has a long history of supplying Iran with weapons
Massenvernichtungswaffen in den Iran - Schmierige Geschäfte internationaler Kriegstreiber
Prozess in Suedafrika und Banditen im Nuklearbereich
Der Wonga Coup
Ueber diesen Guggenbichler hatten wir bereits in unserem umfangreichen Hypo-Alpe-(Skandalpe) Artikel berichtet.
Die Bank Hypo Alpe Adria zahlte im Jahre 2006 eine anständige Summe an den Privatdetektiv Guggenbichler, der von Gegnern Haiders aus seiner ehemaligen Partei, der FPÖ, im Jahre 2006 angeheuert worden war, um Haiders neue Partei, die BZÖ, zu bespitzeln.
Später sollte der Auftrag erweitert und ausgedehnt werden auch auf den intimen Bereich des Herrn Haider. Guggenbichler lehnte ab, wechselte die Seiten und berichtete haarklein dem mittlerweile verstorbenen Haider und seiner Mannschaft über seinen bisherigen Auftrag und Auftraggeber.
So etwas schreit doch geradezu nach einer Belohnung.
.Auf Anweisung Haiders wurde ihm offenbar ein „Kredit“ in Höhe von 150.000 Euro von der Hypo-Alpe gewährt. Der damalige Chef Kulterer, mittlerweile wegen Bilanzfälschung rechtskräftig verurteilt, nahm die Auszahlung angeblich persönlich vor.
Als „Sicherheitsleistung“ diente ein von Haider für Guggenbichler in Aussicht gestellter Job, nämlich als Sicherheitsbeauftragter für die Haider-Partei BZÖ.
Aber davon will die BZÖ heuer nichts mehr wissen, also klagt Guggenbichler nun.
Uns könnte die Geschichte völlig kalt lassen, abgehakt als einer der vielen kleineren und mittleren Skandale im Zusammenhang mit der Bayern-LB-Tochter Hypo-Alpe-Adria Bank.
Aber der Herr Guggenbichler hat eine interessante Vergangenheit, die uns noch einmal zurückführt in den Wiener Skandal-Sumpf der Kreisky-SPÖ, also in das Wien der 70er und 80er Jahre. Die uns weiter bekanntmacht mit einem Verbrecher namens Udo Proksch. Die uns in seinen halbseidenen Club in Wien, genannt Club 45, führt, wo Politiker vor allem der SPÖ rauschende Parties feierten, wo ebenfalls Agenten aller Herren Länder aber auch Mitglieder der Unterwelt gern willkommene Gäste waren. Dann zu einem Schiffsuntergang nach einer Explosion im Indischen Ozean, der MS Lucona, und einem versuchten Versicherungsbetrug von gigantischen Ausmassen, als „Lucona-Skandal“ in die Annalen der Geschichte eingegangen.
Dieser Skandal hat Auswirkungen auf die austrische Politikszene bis auf den heutigen Tag.
Das Hochkommen rechtsradikaler Persönlichkeiten wie des Bewunderers hitlerscher Arbeitsmarktspolitik, gemeint ist Jörg Haider, wäre ohne diesen Skandal wohl schwer denkbar gewesen. Daher ein Blick zurück quasi eine Art Zeitläufte. Und darin spielt der Herr Guggenbichler eine wichtige Rolle
Ein Schiff wird nicht mehr kommen
Im Januar 1977 befindet sich das Frachtschiff MS Lucona im Indischen Ozean auf dem Weg nach Hongkong. Das Schiff gehört einer holländischen Reederei und fährt unter panamesischer Flagge. An Bord befindet sich angeblich eine Uranerzaufbereitungsanlage und ein Ionenimplantationsgerät zur Herstellung von Halbleitern.
Gechartert worden war das Schiff von Udo Proksch und die Ladung ist versichert: Für 15,4 Millionen Euro. Im Jahre 1977 eine gewaltige Summe.
An Bord befindet sich aber auch eine Sprengladung mit einer Sprengkraft von 500 kg Dynamit.
Am 23.1.1977 nachmittags wird die Sprengladung gezündet, ob durch Zeitzünder oder über Funksignal ist bis heute nicht geklärt. Innerhalb von wenigen Minuten sinkt das Schiff, 150 Seemeilen von den Malediven entfernt.
6 Mitglieder der Besatzung sterben, 6 überleben, zum Teil schwerverletzt und werden von einem türkischen Tanker aus dem Meer gefischt.
.
Ein Mann namens Udo Proksch
Dieser Udo Proksch, im Jahre 1934 in Rostock geboren, Sohn von gestandenen Nazis, die ihn auch auf ein SS-Internat schickten, hatte es geschafft, in Wien in höchste austrische Politikerkreise vorzudringen und einen Club zu gründen, in welchem es nicht nur rauschende halbseidene Parties gab, sondern wo er es geschickt verstand die Abenteuerlust und den Geltungsdrang der SPÖ-Granden zu bedienen.
Der damalige Aussenminister Gratz nannte ihn „mein Freund“ und Verteidigungsminister von Luetgendorf lud Proksch und seine Freunde vom Club 45 zum Schiessen und Sprengen zum austrischen Bundesheer ein.
Gleichzeitig war Club 45 ein Tummelplatz für verschiedene Geheimdienste, von der DDR-Stasi über den KGB bis zur CIA.
Sicherlich hatte auch der BND seine Mannen vor Ort.
Angetrunkenen oder betrunkenen Politikern kann man eben schon so manches kleinere oder grössere Geheimnis entlocken
Wien war zur Zeit des kalten Kriegs sozusagen das Drehkreuz für Agenten aus Ost und West , ausserdem haben dort internationale Organisationen ihr Hauptquartier, wie die OPEC und die internationale Atomenergiebehörde IAEA.
Auch der von uns dargestellte Transport von Massenvernichtungswaffen in den Iran wurde über Wien abgewickelt.
Aber nicht nur zur Wiener SPÖ- Kamarilla hatte dieses Faktotum Proksch beste Kontakte, sondern auch zu dem von der RAF 1989 ermordeten Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen. Beide verband eine lange Freundschaft. Und als Proksch ein Waffengeschäft über zwei Kriegsschiffe mit einem asiatischen Staat einfädeln wollte, da stellte Alfred Herrhausen den Kontakt für Proksch zur Bremer Vulkan-Werft her.
Aber Proksch wollte nicht nur das, sondern auch richtig reich werden, durch einen Riesenbetrug, genauer: durch Versicherungsbetrug. Und damit sind wir wieder bei der Lucona angekommen.
Mord aus Raffgier im Indischen Ozean
Die Schiffsladung an Bord war natürlich nicht das, was sich in den Frachtpapieren fand. Vielmehr handelte es sich um Schrott.
Dieser Schrott war in Container verpackt in Chioggia/Italien aufgeladen worden. Aber auch einige Container einer DDR-Stasi- Firma wurden zugeladen. Inhalt: unbekannt.
Als Adressat für den Schrott war ein Strohmann in Hongkong angegeben.
Proksch hatte keine Zeit für buchhalterischen Kleinkram, wie Fälschung der Frachtpapiere etc. Dies besorgte der Spross einer berühmten Autobauerfamilie namens Hans-Peter Daimler, mit dem Proksch seit Jahren zusammenarbeitete, was immer man darunter verstehen mag.
Am 23. Januar 1977 trat der „Versicherungsfall“ mit den Untergang der Lucona ein.
Proksch rieb sich die Hände, jetzt konnte also das Geld fliessen, viel Geld . Von der Versicherung.
Aber die Versicherung, die österreichische Bundesländerversicherung, weigerte sich, auf Druck des britischen Rückversicherers, die Versicherungssumme auszuzahlen, weil sie den Wert der Ladung anzweifelte.
Also klagte Proksch gegen die Versicherung auf Auszahlung.
Die Versicherung engagierte daraufhin im Jahre 1983 nun den bereits erwähnten Privatdetektiv Guggenbichler, der in mühsamer Kleinarbeit herausfand, dass es sich hier in der Tat um einen gigantischen versuchten Versicherungsbetrug handelte.
Und mehr noch: Jetzt stellte sich heraus, dass es sich nicht nur um versuchten Versicherungsbetrug handelte, sondern um eiskalten Mord an 6 Mitgliedern der Besatzung der Lucona, dazu schwere Körperverletzung an den überlebenden Besatzungsmitgliedern und Herbeiführung einer Explosion.
Ein vielfacher Mord und seine Vertuschung
Unter normalen Umständen würde jetzt die Ermittlungsarbeit beginnen. Sammlung der Indizien, Vernehmung der Zeugen.
Nicht so in Wien. Dort herrschten damals keine normalen Verhältnisse. Wozu hat man denn seine Kontakte zu höchsten Politikerkreisen.
Also beginnt jetzt der nächste Teil des Dramas, der schliesslich das politische Leben in Wien vergiften und den Weg für Politiker a la Haider ebnen sollte. Die Rede ist von der Vertuschung, Falschaussagen, Behinderung der Justiz und einer Ehrenerklärung Bruno Kreiskys für den Gangster Proksch.
Dank der Aktivitäten der Freunde Proksch kam es erst 1985 zum wirklichen Beginn der strafrechtlichen Aufarbeitung. Proksch und sein „Mitarbeiter“ Daimler wurden verhaftet, aber bereits nach 14 Tagen dank der guten Kontakte und auf Intervention des austrischen Innenministers Karl Blecha und des Aussenministers wieder freigelassen.
Rechnung ohne den Wirt
Aber Proksch hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Ein Journalist namens Hans Pretterebner machte sich auf die Fährte, trotz der massiven Drohungen, die er erhielt und brachte – da kein Verlag das Buch herausbringen wollte – im Selbstverlag 1987 sein Buch heraus „Der Fall Lucona“, in welchem er die ganzen Machenschaften aufdeckte. Dabei konnte er sich gerade auch auf die Recherchen des Journalisten und Wochenpresse - Inlandschefs Gerald Freihofner stützen.
Das Buch schlug wie eine Bombe ein. Der österreichische Nationalrat befasste sich mit dem Thema. 16 hochrangige Politiker und Spitzenbeamte mussten ihre Sessel räumen, wurden ausserdem angeklagt und verurteilt. Ein Dutzend kam unter ungeklärten Umständen ums Leben. Der Verteidigungsminister Luetgendorf erschoss sich.
Proksch ergriff die Flucht , unterzog sich einer Gesichtsoperation auf den Philippinen, um nicht erkannt zu werden und wurde dann doch im Oktober 1989 verhaftet und im Jahre 1991 in Wien vor Gericht gestellt.
Ein Schwurgerichtsprozess in Wien
Klar, dass so ein Mann nicht gesteht.
Er behauptete frech bzw. liess über seine Verteidiger vortragen, die Lucona sei gar nicht gesunken, selbst wenn sie gesunken sei, dann sei sie mit einem U-Boot zusammengestossen später behauptete er gar, eine Treibmine müsse die Explosion ausgelöst haben.
Dem Vorsitzenden Richter im Wiener Strafprozess, Hans-Christian Leiningen , platzte der Kragen, er machte sich auf zu den Malediven und beauftragte dann ein US- Spezialunternehmen, die Lucona zu finden.
Und was kaum jemand für möglich gehalten hatte, das Wrack der Lucona wurde in 4000 Meter Tiefe geortet, Spezialroboter machten etliche Aufnahmen, an Hand derer zweifelsfrei durch Experten nachgewiesen werden konnte, dass die Explosion nicht von aussen kam, sondern durch an Bord gebrachten Sprengstoff.
Das Aus für Proksch und sein Lügengebäude. Er wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt. Den Urteilsspruch quittierte er mit dem Ausruf „Heil Hitler "
.
Die Berufungsinstanz verschärfte das Urteil auf lebenslänglich, nachdem die Staatsanwaltschaft Rechtsmittel eingelegt hatte.
Im Jahre 2001 starb Proksch dann im Gefängnis, aber, anders als die Schiffsbesatzung der Lucona, eines natürlichen Todes.
Ein krimineller Spross einer berühmten Familie
Blieb die causa Daimler noch abzuhandeln.
Der hatte sich mittlerweile nach Deutschland abgesetzt und wurde im Jahre 1992 in Kiel vor Gericht gestellt. Das Verfahren dauerte sage und schreibe 5 Jahre und endete im Jahre 1997 nach 310 Sitzungstagen. Es wurde zum teuersten Strafprozess in der Geschichte des Bundeslandes Schleswig- Holstein.
Der Prozess endete, wie nicht anders zu erwarten war, mit einer Verurteilung des schwarzen Schafs aus der Autobauerfamilie wegen Behilfe zum mehrfachen Mord. 14 Jahre Haft gabs. Nach einer "Absprache" zwischen Gericht und Verteidigung.
Warum so lange? Nach dem Strafprozess in Wien und der Verurteilung Udo Prokschs war doch eigentlich alles klar.
Die Verteidigung mit dem Rechtsanwalt Goecke aus Kiel gab sich alle Mühe die Anklage zu erschüttern – vergeblich.
Punkt für Punkt wies das Gericht die Fälschungen der Frachtdokumente nach, Aktenvermerk nach Aktenvermerk, Schreiben nach Schreiben.
Auch das Vorbringen der Verteidigung, Geheimdienste sollen massgeblich an der Vorbereitung und Ausführung des Anschlags beteiligt gewesen sein, wischte das Gericht nach einer Negativanfrage beim BND vom Tisch. Möglicherweise zu Unrecht.
Beteiligt ja, aber Proksch und Daimler seien nur Werkzeuge der Geheimdienste gewesen, so die Verteidigung..
Letzteres erscheint so gut wie ausgeschlossen. Mitbeteiligung und Mitwisserschaft der Geheimdienste: Durchaus möglich . Dann wäre aber immer noch Mittäterschaft Udo Prokschs anzunehmen, sie hätte insoweit an der Täterschaft Prokschs und der Beihilfe Daimlers nichts geändert.
Warum die Geheimdienste?
Geheimdienste lieben es, Menschen unter Druck zu setzen und damit an Infos heranzukommen. Und was ist da schöner, wenn man über eine Straftat Bescheid weiss, und damit drohen kann, diese Info gegebenenfalls an die Öffentlichkeit zu bringen.
Von daher nur allzu verständlich, wenn sie die Gelegenheit ergriffen hätten, ein Erpressungsmittel in der Hand zu haben, mit dem sie Proksch schön unter Druck setzen könnten, dieses Faktotum das mit Hinz und Kunz in der SPÖ auf Du und Du war. Und man kann ja durch Veröffentlichung des Skandals "bei Bedarf" auch ein Land in eine politische Krise stürzen.
Hilfestellung war also sicherlich möglich bei der Auslösung der Explosion, denn auf einen einzigen Zeitzünder kann man sich bei einer solchen Sache ja wohl kaum verlassen. Also darf man vermuten, dass die Stasi mit ihren Containern noch für ein Back-up gesorgt hat, möglicherweise auch für eine Fernzündung über Kurzwelle. Handys und Satellitentelefone gab es damals noch nicht.
Ein alleiniges interesse der Geheimdienste an der Operation hätte man wohl nur dann vermuten können, wenn der geplante Empfänger der Uranerzaufbereitungsanlage zum Beispiel das Atomschmuggel-Netzwerk des Abdul Quadeer Khan aus Pakistan gewesen wäre, das bereits damals beobachtet wurde, wir berichteten darüber. Von einer Lieferung an dieses Netzwerk konnte aber zu keinem Zeitpunkt die Rede sein.
Also, die Geheimdienste als Mitwisser und Trittbrettfahrer, dafür gibt es einige Anhaltspunkte, an der Schuld der verurteilten Daimler und Proksch hätte das aber, wie gesagt absolut nichts geändert.
Epilog
Es gibt wenige Skandale, die eine Republik so in ihren Grundfesten erschüttern wie dieser.
Eine ganze Gruppe von Politikern hatte, unter Missachtung von Recht und Gesetz, zwei Verbrecher gedeckt, vor der Strafverfolgung geschützt und damit das Vertrauen in die Politiker insbesondere der SPÖ und den Rechtsstaat zutiefst erschüttert.
Das Hochkommen von Radikalpolitikern, die mit dem Versprechen antraten „aufzuräumen“, wie der populistische Rechtsaussen Haider , ist nur die bedauerliche Konsequenz.
Von Milliardengrab zu Milliardengrab: BayernLB-Tochter Hypo- Alpe Adria hat neuen Vorstand
BayernLB-Tochter Hypo Group Alpe Adria - Reicht mir die Hand, meine Skandale
Neues von der Hypo-Alpe und aus der Meinl-Welt"
Wolfgang Kulterer - vom "erfolgreichsten Bankmanager" zum bestraften Bilanzfälscher
Investmentbank Luxembourg (IBL) und der Air-Holland-Skandal
Neues von den Finanzskandalen, BayernLB, Hypo Alpe, Meinl
Der Fall Hypo-Alpe-Adria- Bank (Skandalpe) - Ein österreichisch-deutsches Schmierenstück.
Jörg Haiders Hypo-Alpe (Skandalpe) auf dem Balkan
Kroat-Rechts-Rocker Marko Perkovic und die Hypo-Alpe-Adria Bank
Ein kroatischer Rechtsrocker und die "Junge Freiheit" in Deutschland
Kroatiens Rechts-Rocker Marko Perkovic – im Ausland unerwünscht
BayernLB – Verlustbank, Problembank, Skandalbank, Albtraumbank
BayernLB – Vom stolzen Adler zum "gerupften Suppenhuhn"
BayernLB-Tochter Hypo-Alpe, Bilanzfälschung und eine Frau mit Zivilcourage
Republik Oesterreich - Finanzskandale ohne Ende
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Finanzkrise, Bankenkrisen, Kleinanlegerbetrug – Hat die Finanzaufsicht BaFin versagt?
Finanzgauner, ihre Opfer und die BaFin
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Israel has a long history of supplying Iran with weapons
Massenvernichtungswaffen in den Iran - Schmierige Geschäfte internationaler Kriegstreiber
Prozess in Suedafrika und Banditen im Nuklearbereich
Der Wonga Coup
onlinedienst - 1. Mai, 17:30 Article 8371x read