Iran’s Luftwaffe (2) – Was bastelt der Iran?

Michael Schulze von Glaßer - Das ARD sprach in einem kurzen Bericht über die iranische Militärparade am 22.September 2007 von neuen Kampfflugzeugen die der Iran selbst gebaut haben will. Drei dieser neuen Kampfjets wurden bei der Parade vor den Augen des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad vorgeführt. Doch ist die iranische Industrie wirklich schon fähig einen ganz eigenen Kampfjet zu bauen?

Saeqeh-oder-Shafaq-bei-der-Militaerparade-des-Iran-2007
Ausschnitt aus dem Bericht des ARD dass die drei angeblichen „neuen“ und „selbst entwickelten“ Kampfflugzeuge des Iran bei der Militärparade am 22.September 2007 zeigen soll.

Medienberichte verwirren zudem. So spricht das ARD von „neuen, erstmals im Iran hergestellten Kampfjets“, andere Quellen wie beispielsweise GlobalSecurity.org sprechen von drei Typen von Kampfflugzeugen die der Iran selbst hergestellt haben will, wieder andere von zwei Flugzeugtypen. Drei Bezeichnungen tauchen immer wieder auf: Azarakhsh, Saeqeh und Shafaq. Oft tritt auch die Bezeichnung Tazarv auf, dies ist jedoch nur ein vom Iran entwickeltes Trainingsflugzeug für die Luftwaffe.

Azarakhsh („Blitz“)
Im April 1997 verkündete der iranische Brigadegeneral Arasteh den erfolgreichen Bau eines neuen – eines eigenen – Kampfjets. Die Maschine erinnert jedoch sehr stark an die US-amerikanische Northrop F-5 und einige Teile scheinen auch von der F-4 „Phantom“ abgekupfert zu sein. Nach iranischen Angaben soll die Azarakhsh jedoch rund 15 Prozent größer als die F-5 sein und natürlich kein Plagiat.

Azarakhsh-und-Northrop-F-51
Oben zusehen ist eine Azarakhsh mit Lufteinlässen unterhalb der Tragflächen (gelb eingekreist). Das untere Foto zeigt eine Northrop F-5 aus iranischen beständen mit Lufteinlässen oberhalb der Tragflächen. Außerdem wurden Veränderungen am Aufbau hinter dem Cockpit vorgenommen.

Das Radar sollen die Iraner selbst entwickelt haben – jedoch mit einiger Hilfe russischer Ingenieure. Im September 1997 verkündete Arasteh den Beginn der Massenproduktion des ersten im Iran entwickelten Kampfflugzeugs. Im Februar des Jahres 1999 verkündete Habibollah Baqaei, Brigadegeneral der iranischen Luftwaffe, stolz den technologischen Fortschritt den der Iran seit der islamischen Revolution vollzogen hat und dass der iranische Luftraum durch die neuen Flugzeuge gesichert sei. Die Produktion des iranischen Jets verschob sich jedoch um Jahre. Im Juni 1999 sollte die Linienfertigung endlich beginnen doch noch im Jahr 2000 gab es nur vier der Flugzeuge.

2001 tauchten sechs Maschinen im Inventar der iranischen Luftwaffe auf, mit dem Vermerk in den folgenden drei Jahren weitere 30 Maschinen fertig zustellen. Heute wird davon ausgegangen das der Iran rund 30 Azarakhsh einsatzfähig hat. Der Plagiatsvorwurf an die Iraner fruchtet beim vergleichenden Blick auf F-5 und Azarakhsh, die aerodynamische Form ist beinahe identisch, größter Unterschied ist die Anordnung der Flügel und Lufteinlässe für die Düsen die bei der F-5 oberhalb und beim iranischen Kampfjet unterhalb der Vorderflügel liegen. Beim genauen Blick zeigen sich kleinere Unterschiede wie beispielsweise der Aufbau hinter dem Cockpit. Die Behauptung der Iraner die Flugzeuge seien ganz neu und eigens entwickelt scheinen schlicht gelogen: es handelt sich lediglich um eine eigens aufgerüstete Version der US-amerikanischen Northrop F-5.

Saeqeh („Donnerschlag“)
1998 stellte der Iran überraschend ein neues Projekt namens „Saeqeh“ vor. Das Projekt wurde der Öffentlichkeit erst spät bekannt gegeben. Die ersten Flüge des Kampfjets fanden im Jahr 2001 statt, am 6.September 2006 zeigte das iranische Fernsehen erstmals ein Video des Jets.


Video in den iranischen Nachrichten über das neue Flugzeug „Saeqeh“.

Wenn es um genaue Daten des Kampfflugzeuges geht übt sich der Iran noch heute in Zurückhaltung. Auffällig ist bei diesem Jet wieder die aerodynamische Nähe zur F-5 beziehungsweise der verbesserten Northrop F-5 „Tiger“ die der Iran ebenfalls besitzt. Die doppelten vertikalen Heckflügel der Saeqeh sollen die Maschine sehr wendig machen und einen Vorteil im Luftkampf verschaffen. Dies scheint eine eigene Erfindung des Iran zu sein. Vorbild für die Saeqeh scheint die amerikanische F-18 Hornet gewesen zu sein die ebenfalls zwei angewinkelte – V-Flügel genannte – vertikalen Heckflügel besitzt.

Saeqeh-und-F-18-Hornet
Die Stellung der Heckflügel bei beiden Maschinen – Seaeqeh (oben) und F-18 Hornet (unten) - ist beinahe identisch. Außerdem sieht die Flügelkonstruktion bei der iranischen Saeqeh wie „aufgesetzt“ aus, der Lack ist an den Verbindungen zwischen den vertikalen Heckflügeln und dem Flugzeugrumpf schwarz statt grau – wurde also einer normalen Northrop F-5 der Heckflügel abgenommen und eine Konstruktion mit doppelten vertikalen Heckflügeln draufgesetzt?

Die US-amerikanische F-18 ist aber um einiges größer als die Saeqh. Auch hier sollen russische Ingenieure beim Radar geholfen haben. Wie viele der Maschinen die iranische Luftwaffe besitzt ist unbekannt. Sehr hoch wird die Stückzahl bei dem relativ neuen Jet jedoch nicht sein da der iranischen Luftwaffenindustrie bekanntlich Kontingente fehlen.

Am 23.September 2007 berichtete die IRNA - Islmic Republic News Agency - dass der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad drei Modelle der Kampfflugzeuge Saeqeh, Azarakhsh und Tazarv besichtigt hat und sehr zufrieden mit der Arbeit der iranischen Entwickler ist.

Saeqeh
Es scheint die Saeqeh in zwei Varianten zu geben. Einmal mit eckigen Lufteinlässen (oben) und einmal in blauer Lackierung mit runden Lufteinlässen (unten). Ob dieser Unterschied nur äußerlich ist oder ob die Maschinen auch ein anderes Innenleben besitzen ist unbekannt. Die runden Lufteinlässe sollen jedoch automatisch verschließbar sein – ein Schutz vor dem staubigen iranischen Wüstensand?

Shafaq („Morgengraun“)
Das neueste Projekt des Iran heißt Shafaq. Die ersten Prototypen sollen erst im Jahr 2008 flugfähig sein, es ist jedoch nicht genau zu erkennen ob es sich auf den Bildern des ARD von der iranischen Militärparade 2007 um Saeqeh oder sogar Shafaq handelt. Die Shafaq ist das erste wirklich moderne Flugzeug des Iran, das zwar noch an die F-5 erinnert aber sich radikal von der alten Technik absetzt. Der Entwürfe für den Jet, der bedingte Stealth-Eigenschaften haben soll, kommt wahrscheinlich aus dem Haus des russischen Rüstungsherstellers Mikojan-Gurewitsch der bei dem Projekt auch mit anderen russichen Rüstungskonzernen zusammengearbeitet haben soll. Unverkennbar ist auch die Verwandtschaft beim vergleich zwischen der iranischen Shafaq und der russischen YAK-130.


Video über das neue Kampfflugzeug „Shafaq“ im iranischen Fernsehen.

Auch die Schleudersitze sollen aus Russland kommen. Inwieweit Russland sich an dem Projekt Shafaq beteiligt ist noch unbekannt – es gibt viele Spekulationen dass sich Russland mittlerweile ganz aus dem Projekt zurückgezogen hat. Die Shafaq soll rund 5 Tonnen wiegen, 14 Meter lang sein und eine Spannweite von 12 Metern besitzen. Die Maschine sollte einst von zwei Düsen angetrieben werden, neuste Fotos und Informationen sprechen jedoch nur von einer Düse die aus der F-4 Phantom stammen soll und somit überschallfähig ist.

Das ganze Projekt steht unter der Aufsicht der iranischen Revolutionsgarde – einer Art Eliteeinheit - und wird an der Malek Ashtar University of Technology am Flughafen Mehrabad entwickelt. Die Shafaq gehört zu einer Gruppe von kleinen Bodenangriffsflugzeugen die zurzeit von vielen Nationen entwickelt werden. Die internationalen Gegenstücke zur Shafaq sind neben der russichen YAK-130, die polnische PZL-230 „Skorpion“ und die „Mako“ vom europäischen Rüstungskonzern EADS.

Shafaq-Mako-YAK-130-PZL-230-Skorpion
1 – Das neue iranische Flugzeug „Shafaq“ auf einem iranischen Flugplatz.
2 – Die „Mako“ des europäischen Rüstungsgiganten EADS.
3 – Die russische „YAK-130“ vom Hersteller Yakovlev und dem italienischen Rüstungskonzern Aermacchi.
4 – „PZL-230 Skorpion“ ist die Bezeichnung des polnischen Trainings- und leichten Kampfflugzeuges.


Trotzdem stellt sich die Frage ob der Iran in der Lage ist ein Flugzeug mit Stealth-Eigenschaften zu bauen. Russische Ingenieure müssen bei der Entwicklung ordentlich mitgeholfen haben. Doch warum hat sich der russische Rüstungshersteller Mikojan-Gurewitsch aus dem Projekt zurückgezogen? Konnte die iranische Rüstungsindustrie den Jet überhaupt ohne russische Hilfe zu Ende bauen? Bisher gibt es keine Beweise für die Flugfähigkeit der neuen Shafaq. Auf den Bildern des ARD ist nicht genau zu erkennen ob es sich um Saeqeh oder Shafaq handelt, ob die Lufteinlässe wie bei der neuen Shafaq unterhalb der Tragflächen oder wie bei der Saeqeh oberhalb der Tragflächen liegen.

Was bastelt der Iran?

Auch wenn die iranische Luftwaffe nicht sehr schlagfertig sein mag und gegen einen US-amerikanische Angriff nicht lange standhalten würde ist in dem Land am persischen Golf mittlerweile eine fast eigenständige kleine Luftwaffenindustrie entstanden. Das neue Kampfflugzeug Shafaq ist – wenn es funktioniert – ein ernstzunehmender Feind für gegnerische Bodentruppen. Da die Zahl der neu entwickelten iranischen Flugzeuge wohl nur sehr gering ist wird es wohl noch Jahrzehnte dauern bis der Iran seine Luftwaffe vollkommen modernisiert hat. Je länger die USA und ihre Verbündeten also mit einem Einmarsch warten desto höher wird die Gefahr hoher Verluste in den eigenen Reihen.

Saeqeh-oder-Shafaq-bei-der-Militaerparade-des-Iran-2007-2
Eine Saeqeh oder gar schon eine moderne Shafaq? Die Bilder des ARD lassen nur Vermutungen zu. Ist der Iran überhaupt in der Lage die Shafaq in die Luft zu bekommen?

Ein Militärischer Angriff gegen den Iran wäre jedoch Schwachsinn, da das Land – wie schon der Irak – nicht unter Kontrolle gebracht werden kann. Zudem ist es viel größer und geografisch unzugänglich – ideal für einen Zermürbungskrieg. Zudem kommt noch die Schlagkraft der iranischen Armee die viel größer als die der Iraker vor dem Sturz Saddam Husseins ist.

linkIran’s Luftwaffe (1) – Eine Gefahr?
link
Iran’s Luftwaffe (2) – Was bastelt der Iran?
linkIran’s Luftwaffe (3) – Unschlagbare Luftabwehr?
sfux - 1. Okt, 08:01 Article 23066x read
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tempovision - 3. Okt, 14:55

"Ein Militärischer Angriff gegen den Iran wäre jedoch Schwachsinn..."

Genau das ist der Punkt bei diesem Artikel, denn die Leistungsfähigkeit der Luftwaffe des Iran ist irrelevant. Sollten die Russen geholfen haben, werden sie sich zum Iran eine technologische Distanz vorbehalten haben. Ohne Russen: darüber hinaus verfügen selbst Regionalmächte wie China, Brasilien, Italien oder Schweden mit einer gewissen Flugzeugbautradition über keine marktfähigen Eigenentwicklungen im Hochleistungsbereich. Wobei das Flugzeug erst das Trägersystem wäre und die Fragen nach einem leistungsfähigen Waffen(leit)system und der elektronischer Aufklärung nebst Niederhaltung noch nicht beantwortet sind. Auch kann der Iran Verluste bei den angesprochenen Stückzahlen (ca. 30) innerhalb der Auseinandersetzung nicht ausgleichen. Fakt ist: der Erstschlag seitens der USA wird mit unbemannten Flugkörpern erfolgen, der Zweitschlag mit überlegenen Stückahlen. Ich erachte es für müßig, dem Iran theoretisch einzelne Luftkampferfolge auszurechnen.

Die USA haben dort nichts zu suchen. Punkt. Und die USA können den zweifelsfreien rein militärischen Erfolg in der Luft auf dem Boden aus den verschiedensten Gründen niemals umsetzen.

gewitter - 4. Okt, 19:39

Erschütternd

Es ist erschütternd, wie selbstverständlich ein Angriff auf den Iran dargestellt wird. Wir wissen alle, daß in den Medien gelogen wird, daß sich die Balken biegen, nur um die öffentliche Meinung zu manipulieren. Schlußfolgernd daraus ist es ein Verbrechen überhaupt einen Angriffskrieg vorzubereiten, um wegen einer vermeintlichen Gefahr, die der Iran darstellen soll, die Region zu destabilisieren, um sich die Rohstoffe unter den Nagel zu reißen. Und es ist eine Schande ein solches Gebahren überhaupt hin zu nehmen. Diese Methode, gegen andere Länder zu hetzen, möglicherweise dazu irgendwelche False-Flag-Operationen durchzuführen, die man dann diesen Ländern in die Schuhe schieben kann, ist so alt, wie es die USA gibt. Ganz traurig ist es, daß die Bundesregierung sich daran beteiligt, müßten diese Herrschaften doch ganz genau wissen, wie es Ländern ergeht, die solchem Treiben ausgesetzt sind und die damit in den Strudel eines Krieges gerissen werden, den sie einfach nicht verhindern können, weil ihn die angeblich Guten unbedingt haben wollen.

chris (Gast) - 7. Jun, 03:24

sehr gut

ich sehe hier spricht jemand der ahnung hat ,und kein 0815 denken wie viele anderen. du hast den nagel mit allem was du schreibst auf dem kopf getroffen.bravo ;)
Lightwave (Gast) - 6. Sep, 18:04

Wenn es nur so einfach wäre

Wenn wir als Deutsche damit leben müßten, dass mit einer gewissen Reglmäßigkeit Selbstmordattentate und Raketenangriffe auf uns stattfinden. Wenn wir damit Leben müßten ,dass Spanien die, die das tun, mit Waffen und Geld unterstützen würden... Wenn wir als Deutsche damit leben müßten, dass unsere Nachbarländer England, Frankreich, Italien, Polen etc. ständig davon spechen würden, das Deutschland ausgelöscht gehört, jeder einzelne Deutsche getötet werden müsste und dann Spanien anfangen würde Atomwaffen zu entwickeln, was würdet ihr dann fordern? Ich weiß, was die Bildzeitung täglich fordern würde! Und jetzt erzähl mir, warum Israel in dieser Situation nicht genauso reagieren sollte? Ich hoffe das es nicht zu einem Krieg kommen wird, denn moderne Kriege kennen nur Verlierer. Noch heute noch Menschen von Bomben aus dem zweiten Weltkrieg getötet werden. Eigentlich ist die Frage heute nur, ob man nicht mehr verliert, wenn man auf ein miltärisches Eingreifen verzichtet. Im gegensatz zum Irak ist es beim Iran nicht strittig ob der Iran Atomwaffen und Trägersysteme entwickelt. Der Iran selbst prahlt damit. Und die Gefahr, die von einer Atomwaffe ausgeht, die der Iran ja selbst nach eigenen Angaben entwickelt, ist schon gewaltig. Übrigens auch für uns, da der Iran, ebenfalls nach eigenen Angaben, Mittelstreckenrakten (Sajjil-2 und Shahab-3a) besitzt, die sogar bis nach Südeutschland reichen. Und Ahmadinedschad ist auch kein Freund von Deutschland.
chris (Gast) - 7. Jun, 03:16

so ein schmarn

ja meint ihr den iran is dumm und ist nicht in der lage selbst moderne geräte herzustellen?? wie man den iran schon wieder hinstellt ,hat judistan gesagt ihr sollt euch hier beim verfassen eines internet artikels so ausdrücken oder was ?? die einzigen die hier dumm sind ,sind die verfasser dieses artikels,mal ganz geschweige denn über ard und zdf usw. wie die bildzeitung des macht wird der iran dargestellt,und von wem die bildzeitung is brauch ich ja wohl hier nicht mehr sagen ...

Empfehlung: Trafficking.ch / Menschenhandel in der Schweiz

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