Militärische Invasion gestoppt - Südafrikas Präsident Thabo Mbeki und die Komoren

Dr. Alexander von Paleske - Gestern meldete die größte südafrikanische Zeitung “Sunday Times”, der Staatspräsident Thabo Mbeki habe eine Invasion von Truppen der Afrikanischen Union (AU) auf der zu den Komoren gehörenden Insel Anjouan verhindert. Teilnehmen an der Invasion sollten Truppen aus Libyen, dem Sudan, Senegal und Tansania. Der Einsatz stand unmittelbar bevor, und die Truppen hatten sich bereits auf der Nachbarinsel Moheli versammelt, die Franzosen hatten den Transport mit Kriegsschiffen zugesagt. In letzter Minute schaffte es der Staatspräsident, wohl unter Zuhilfenahme erheblichen Drucks, den Präsidenten Tansanias, Jakaya Kikwete, der auch gegenwärtiger Präsident der AU ist, von diesem Plan abzubringen.

Was bewegt die AU, erstmalig in ihrer Geschichte eine Eingreiftruppe aufzustellen, um in einem ihrer Mitgliedsländer militärisch zu intervenieren?

Ein Blick zurück
Um dies zu verstehen, müssen wir einen Blick zurück auf die Geschichte dieser ehemaligen französischen Kolonie werfen, die erst 1975 unabhängig wurde. In der Folgezeit fanden auf diesem Inselarchipel, nordöstlich von Mozambique im Indischen Ozean gelegen, insgesamt 19 Putsche und Putschversuche statt, in denen, bis zur Amtsübernahme Mitterands in Frankreich im Jahre 1981 immer wieder der Name eines der schlimmsten Söldner Afrikas auftaucht: Bob Denard. Die gaullistischen Regierungen benutzten ihn und seinen weißen Söldnerhaufen als Frontmänner, um ihre Interessen dort durchzusetzen. Erst mit dem Amtsantritt Mitterands verlor Denard seine Unterstützung, aber erst 1991 verschwand er nach seiner Verhaftung und Auslieferung nach Frankreich von der Inselrepublik, auf der er mit seiner Söldnerbande zuvor die Fäden gezogen hatte.

Im Jahr 1997 erklärten sich die Inseln Anjouan und Moheli für unabhängig und versuchten unter die Fittiche der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich zu gelangen, was diese jedoch ablehnte. Auf Druck der AU unter Führung der südafrikanischen Regierung kam es dann zu einem föderalen Staat, dessen Implementierung jedoch von dem Herrscher auf der Insel Anjouan, Mohamed Bacar, sabotiert wurde. Nach langwierigen Verhandlungen mit der Regierung der Komoren, Bacar und der AU, hatte jetzt die AU genug und sah in der militärischen Intervention den einzigen Ausweg, um die territoriale Integrität des Inselstaates wiederherzustellen.

Es wäre das erste Mal, dass die Afrikanische Union hier eine Intervention vornimmt, um einen Diktator und Sezessionisten davon zu jagen. Bereits vorher hatte im Jahr 1978 Tansania in Uganda interveniert und den Diktator Idi Amin davongejagt. Südafrika und Botswana intervenierten militärisch 1998 in Lesotho, um dem Chaos dort ein Ende zu bereiten. Aber das waren keine Interventionen der AU bzw. der Vorgängerin OAU. Tansania handelte auf eigene Faust und Südafrika und Botswana im Rahmen der Staatengemeinschaft des südlichen Afrika.

Mbeki und die stille Diplomatie
Was veranlasst Thabo Mbeki nun, mit dem Sezessionisten Bacar, der gerade zuvor von dem tansanischen Außenminister Bernard Membe als Lügner bezeichnet wurde, weiter zu verhandeln?

Die Antwort liegt in der merkwürdigen Ideenwelt Thabo Mbekis, der bereits seinerzeit den nigerianischen Diktator Sunny Abacha, einen der schlimmsten Tyrannen Afrikas, als “komplexe Persönlichkeit” bezeichnet hatte, als dieser den Dichter Ken Saro Wiwa 1995 hinrichten ließ. Der damalige Staatspräsident Nelson Mandela, der sich gerade zu einem Staatsbesuch in Neuseeland aufhielt, griff Sunny Abacha im Gegensatz zu seinem Stellvertreter Mbeki in unverhüllter Form an. So kam auch Robert Mugabe davon, mit seinem mehrmaligen Wahlbetrug und dem Terror, den er in Simbabwe, dem Nachbarland Südafrikas, veranstaltete. Sieben Jahre übte sich Mbeki in “stiller Diplomatie”, aber völlig erfolglos.

“Schwarz kämpft nicht gegen Schwarz”, könnte man diese Einstellung nennen. Eine fatale Haltung, und eine Ermutigung für jeden schwarzen Diktator, die gerade auch für die am 29. März anstehenden Wahlen in Simbabwe nichts Gutes erwarten lässt. Dort bereitet Mugabe bereits den Wahlbetrug vor, indem er die Wahlurnen und Stimmlokale in den Hochburgen der Opposition verknappt. In den beiden großen Städten, Bulawayo und Harare, stehen jedem Wahlberechtigten statistisch genau 9 Sekunden zur Verfügung, um die drei Stimmzettel für die Wahl des Präsidenten, des Abgeordneten und des Senators auszufüllen.


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onlineredaktion - 17. Mär, 15:29 Article 2828x read
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