Wirtschaftsbetrug in der Dritten Welt - ein persönlicher Erfahrungsbericht
Dr. Alexander von Paleske --27.6. 2010 ---- In den 23 Jahren meiner Arbeit als Krebsarzt in der Dritten Welt habe ich mit einem Krebsgeschwür besonderer Art Bekanntschaft gemacht, unfreiwillg und mehr zufällig : Mit drei verschiedenen Formen des Wirtschaftsbetrugs in grossem Stil:
1. Verkauf von Dienstleistungen oder Waren an die Regierung bzw. Regierungseinrichtungen zu absoluten Phantasiepreisen
2. Erschwindelung von Staatsgeld durch Scheinfirmen
3. Aktienbetrug (Verkauf wertloser Aktien) in grossem Stil aus einem Land der Dritten Welt ohne professionelle Finanzmarkt-Ueberwachung. Die Opfer sassen meistens in Europa, Nordamerika, oder Australien, und waren oftmals Pensionäre oder Mitglieder der Mittelschicht, die etwas Geld zurücklegen konnten.
Die Auswirkungen der Gaunereien in den beiden erstgenannten Fallgruppen sind deshalb so gravierend, weil es in diesen Ländern an allen Ecken und Enden an Mitteln gerade im Sozialbereich fehlt.
Die Betrügereien in Fallgruppe 3) können die Reputation des Landes beschädigen, was sich wiederum negativ auf Investments aber auch auf den Tourismus auswirken kann.
In den beiden erstgenannten Fallgruppen wird entweder die Ahnunglosigkeit ausgenutzt , oder direkt kriminell mt Insidern zusammengearbeitet, oder beides.
In der dritten Fallgruppe wird die mangelnde Finanzaufsicht in Dritte Welt Ländern ausgenutzt. Das soll allerdings nicht heissen, dass eine Finanzaufsicht, wie die BaFin in Deutschland, eine Garantie gegen derartige Machenschaften ist. Ganz im Gegenteil: Unter der Nase der BaFin konnten sich in Deutschland Anlagebetrüger im grösstem Stil breitmachen und Milliardenschäden verursachen, wir berichteten ausführlich darüber.
Ein Grossbetrug in Namibia
Starten wir mit der zweiten Fallgruppe:
In Namibia gibt es eine halbstaatliche Offshore Development Company ( ODC), die vom Staat pro Jahr einen bestimmten Betrag zur Erfüllung ihrer Aufgaben zugewiesen bekommt.
Aufgabe der ODC: Administration und Verwaltung der „Export Processing Zones (EPZ)“
Diese ODC hatte auf ihrem Bankkonto bei der FNB-Bank einen Betrag von 100 Millionen Rand, rund 10 Millionen Euro.
Der damalige Direktor der ODC namens Abdool Sattar Aboobakar wurde von einem lokalen Finanzinvestor in Windhuk namens Pieter Albertus Boonzaaier angesprochen: Er, Boonzaaier, hätte da bessere Möglichkeiten und würde ihn gerne mit „erfahrenen Finanzinvestoren“ zusammenbringen, die eine wesentlich bessere Rendite erwirtschaften könnten als diese lächerlichen Bankzinsen.
Auf Vermittlung von Boonzaaier tauchte eine Crew von Finanzartisten auf, und stellten sich bei der ODC als seriöse Investorengruppe vor. Angeführt wurde diese Truppe von einer Person, die sich „Professor“ Fourie“ nannte.
Diese Crew wollte nun die Offshore Development Company um ihr gebanktes Geld zu erleichtern. Zu diesem Zweck hatten sie eine Firma in Botswana gekauft, die nicht mehr aktiv war und den vielversprechenden Namen „Great Triangle Investments“ führte. Vorstand der Firma: ein bostwanischer Politiker im Ruhestand mit Doktortitel, Dr. Knight Maripe. Weiterer Vorstand: „Professor“ Philip Fourie.
Das verlockende Angebot lautete: 20% Zinsen, statt der lächerlichen 5% banküblichen.
Auf (Nimmer) Wiedersehen, Du schönes Geld
Auf dem Briefkopf der Triangle-Firma fand sich allerdings, merkwürdigerweise, eine südafrikanische Telefonnummer und keine in Botswana, wo die Firma ja angeblich ihren Sitz hatte.
Aber das interessierte Abboobaker und sein Team von der ODC alles herzlich wenig, genau so wenig, wie ein Background-Check dieser Investoren vor Vertragsabschluss durchgeführt wurde. Der hätte allerdings Erstaunliches zutage gefördert.
Nun ging stattdessen die Post ab, jedenfalls für Fourie und Co. Die ODC schnappte den Köder, allen voran Direktor Sattar Abdool Aboobakar und die Direktoren Williams Nkuruh, Philip Namundjebo und Mabos Ortmann, ohne dass ein ordentlicher schriftlicher Vertrag, der diesen Namen verdiente, ausgearbeitet worden wäre.
100 Millionen Rand landeten auf Great Triangles Bankkonten in Botswana,. Das Geld ruhte aber nicht lange in Botswana, sondern verschwand nach etlichen Transaktionen im Offshore-Finanz-Nirwana, in einem der Briefkastenfirmen-Paradiese .
Als die vereinbarten Zinszahlungen nicht auf den Konten der ODC eintrafen, begannen die Nachforschungen. Anrufe bei der Telefonnummer von Great Triangle in Südafrika endeten im Nichts, der Anschluss war abgemeldet..
Nun ging die Suche nach dem „Professor“ Fourie los, seitens der genarrten ODC, aber auch die namibische Presse beteiligte sich daran, allen voran die Tageszeitung The Namibian.
Die Suche verlief ergebnislos, auch im Internet fand sich nur ein Professor Fourie in Australien, ein Radiologe, der wohl kaum in Frage kam.
Die botswanische Zeitung Sunday Standard, die gerade einen Artikel über meine Aktivitäten im Zusammenhang mit der der Rolle, die ich bei der Aufklärung der Hintergründe des fehlgeschlagenen Putsches in Aequatorial-Guinea (Wonga Coup)spielte, gebracht hatte, kontaktierte mich.
Das Interesse der Zeitung war geweckt worden, nachdem ein Artikel über den ODC-Skandal in der südafrikanischen Zeitung Mail and Guardian, vergleichbar dem Spiegel in Deutschland, erschienen war, und die Gangster offenbar von Bostwana aus operierten.

Der Chefredakteur des Sunday Standard, Outsa Mokone, klapperte alle verfügbaren Quellen in Botswana ab, um näheres über diese Firma "Great Triangle" zu erfahren .
Von dem Rechtsanwalt der ODC in Namibia, Theunissen, den ich kontaktierte, erhielt ich per Fax eine Kopie des Briefkopfs der Betrügerfirma mit der Telefonnummer in East London. Die Firma Great Triangle existierte an der angegebenen Adresse in Gaborone nicht mehr, wie Outsa Mokone feststellte.
Ich begab mich nach Feierabend auf die Internetsuche. Allerdings nicht nach „Professor“ Fourie, sondern nach Fourie und als weitere Suchbegriffe Fraud, defrauded, Crook, Crime .
Solche Betrüger wie dieser „Professor“ Fourie kommen eben oftmals nicht aus dem Nichts , sondern sind zuvor bereits kriminell in Erscheinung getreten, haben also oftmals mehr auf dem Kerbholz.
Ein Skandal aus dem Jahre 2000
Die Internetsuche unter Weglassung des Professorentitels, erbrachte mehrere Artikel der führenden südafrikanischen Tageszeitung in East London, Dispatch, aus dem Jahre 2000. Ein gewisser Philip Fourie seinerzeit Chef der Wasserbehörde in East London, namens Amatola Water Board, hatte im Jahre 2000 versucht, einen Bankkredit in Höhe von 1,5 Milliarden Rand (150 Millionen Euro) klarzumachen, den er aber für private Zwecke verwenden wollte.
Als Sicherheiten bot er Pfandbriefe der Wasserbehörde in gleichem Umfang an. Ein ausgekochter Betrugsversuch, der allerdings fehlschlug und selbst im Parlament in Kapstadt seinerzeit Erwähnung fand.
Fourie musste abdanken.
Ein Betrüger wird aufgestöbert
Bei diesem Fourie könnte es sich um die gleiche Person handeln, die als Professor Fourie in Namibia aufkreuzte.
Ich kontaktierte die Zeitung Dispatch in East London, setzte den Chefredakteur über den Skandal in Namibia in Kenntnis, und bat ihn, die Wasserbehörde Amatola zu kontaktieren und zu prüfen, ob diese auf dem Briefkopf erwähnte Telefonnummer des Professors Fourie - nun ausser Betrieb - die seinerzeitige Telefonnummer des Chefs von Amatola war.
Das stellte sich als zutreffend heraus. Damit war klar, dass es sich um ein- und dieselbe Person handelte.
Der Zeitung gelang es auch, Fouries neuen Aufenthaltsort herauszufinden: George, eine Stadt an der Garden-Route.
Fourie, vom Dispatch kontaktiert, behauptete nun frech, er habe das Geld inmvestiert, und zwar bei einer Firma Triple M (Water Tech International) in Boston.
Der CEO der Firma, Tony Pasciuto, den ich daraufhin kontaktierte, brach am Telefon in lautes Lachen aus, als ich den Namen Fourie erwähnte. Fourie hatte sich im Zusammenhang mit seinem versuchten Amatola-Betrug im Jahre 2000 dort gemeldet, und wollte 50 Millionen US Dollar für eine Wasseraufbereitungsanlage auf der Sinai-Halbinsel investieren. Das Geld traf nie in Boston bei Triple M ein, konnte es ja auch nicht, angesichts des fehlgeschlagenen Betrugsversuchs.
Und weitere Namen tauchten nun auf: ein Robert Gibson, der in Südafrika mit seiner Investmentfirma Mortgage Bond Financial Services (MBFS) etliche Südafrikaner um ihr Geld gebracht hatte. und ein Tertius Theart, ebenfalls zuvor wegen Verdacht des Versicherungsbetrugs in Erscheinung getreten.
Ein Strafverfahren, das bis dato nicht stattfand
Nachdem der Betrugsfall damit aufgeklärt war, würde man wohl erwarten dürfen, dass es nun alsbald zu Verhaftungen und Strafprozessen kommen würde.
Davon kann allerdings bis heute keine Rede sein.
Ortswechsel: Im Juli letzten Jahres kam ich per Zufall mit einem Herrn auf dem Flughafen in Gaborone/Botswana ins Gespräch. Es stellte sich heraus, dass es sich um den stellvertretenden Generalstaatsanwalt von Namibia handelte.
Ich sprach ihn natürlich sofort auf den ODC / Great Triangle Fall (Skandal) an und wollte hören, was aus der Sache geworden ist, wer und zu wieviel Jahren Gefängnis verurteilt worden sei.Er teilte mir mit, dass die „Ermittlungen weit fortgeschritten“ seien – nach 4 Jahren – auch nach namibischen Verhältnissen eine lange Zeit.
Die gleiche Formulierung hatte die namibische Generalstaatsanwältin Imwala bereits im Jahre 2007 benutzt, um damit bohrende Fragen von Journalisten abzuwimmeln.
Auf meine Frage, was ihn als stellvertretenden Generalstaatsanwalt nach Botswana gebracht habe, antwortete er „Business“, er suche nach Verträgen für seine Catering-Firma, eine Firma, die Essen für Fluggäste zubereitet.
Dieses sogenannte „zweite Standbein“ ist eine "Seuche", die hier nicht auszurotten ist. Fast jeder höher im öffentlichen Dienst Beschäftigte sucht nach weiteren Einkommensquellen, um eines Tages den öffentlichen Dienst als „Geschäftsmann“ oder „Farmer“ zu verlassen und bis dahin sein Einkommen aufzubessern.
Dass darunter die Arbeit für seinen ersten Job leidet, versteht sich von selbst. Von Interessenkonflikten ganz zu schweigen.
Vor 6 Wochen fand sich ein Artikel in der namibischen Zeitung Namibian Sun unter dem Titel ‚The ODC’s missing Millions. Die Zeitung berichtete, dass bisher kein sichtbarer Fortschritt bei der Aufklärung des ODC-Skandals festzustellen sei. Weder gab es Verurteilungen noch einen Prozess, noch Verhaftungen. Das könnte damit zu tun haben, dass ein ehemaliger Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Andrew Ndishishi, offenbar zum Kreis der Verdächtigen gehört. Aber der wurde bis heute nicht vernommen.
In der nächsten Folge berichte ich über Betrug bei dem Verkauf von Arzneien an staatliche Krankenhäuser in Simbabwe.
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Die Auswirkungen der Gaunereien in den beiden erstgenannten Fallgruppen sind deshalb so gravierend, weil es in diesen Ländern an allen Ecken und Enden an Mitteln gerade im Sozialbereich fehlt.
Die Betrügereien in Fallgruppe 3) können die Reputation des Landes beschädigen, was sich wiederum negativ auf Investments aber auch auf den Tourismus auswirken kann.
In den beiden erstgenannten Fallgruppen wird entweder die Ahnunglosigkeit ausgenutzt , oder direkt kriminell mt Insidern zusammengearbeitet, oder beides.
In der dritten Fallgruppe wird die mangelnde Finanzaufsicht in Dritte Welt Ländern ausgenutzt. Das soll allerdings nicht heissen, dass eine Finanzaufsicht, wie die BaFin in Deutschland, eine Garantie gegen derartige Machenschaften ist. Ganz im Gegenteil: Unter der Nase der BaFin konnten sich in Deutschland Anlagebetrüger im grösstem Stil breitmachen und Milliardenschäden verursachen, wir berichteten ausführlich darüber.
Ein Grossbetrug in Namibia
Starten wir mit der zweiten Fallgruppe:
In Namibia gibt es eine halbstaatliche Offshore Development Company ( ODC), die vom Staat pro Jahr einen bestimmten Betrag zur Erfüllung ihrer Aufgaben zugewiesen bekommt.
Aufgabe der ODC: Administration und Verwaltung der „Export Processing Zones (EPZ)“
Diese ODC hatte auf ihrem Bankkonto bei der FNB-Bank einen Betrag von 100 Millionen Rand, rund 10 Millionen Euro.
Der damalige Direktor der ODC namens Abdool Sattar Aboobakar wurde von einem lokalen Finanzinvestor in Windhuk namens Pieter Albertus Boonzaaier angesprochen: Er, Boonzaaier, hätte da bessere Möglichkeiten und würde ihn gerne mit „erfahrenen Finanzinvestoren“ zusammenbringen, die eine wesentlich bessere Rendite erwirtschaften könnten als diese lächerlichen Bankzinsen.
Auf Vermittlung von Boonzaaier tauchte eine Crew von Finanzartisten auf, und stellten sich bei der ODC als seriöse Investorengruppe vor. Angeführt wurde diese Truppe von einer Person, die sich „Professor“ Fourie“ nannte.
Diese Crew wollte nun die Offshore Development Company um ihr gebanktes Geld zu erleichtern. Zu diesem Zweck hatten sie eine Firma in Botswana gekauft, die nicht mehr aktiv war und den vielversprechenden Namen „Great Triangle Investments“ führte. Vorstand der Firma: ein bostwanischer Politiker im Ruhestand mit Doktortitel, Dr. Knight Maripe. Weiterer Vorstand: „Professor“ Philip Fourie.
Das verlockende Angebot lautete: 20% Zinsen, statt der lächerlichen 5% banküblichen.
Auf (Nimmer) Wiedersehen, Du schönes Geld
Auf dem Briefkopf der Triangle-Firma fand sich allerdings, merkwürdigerweise, eine südafrikanische Telefonnummer und keine in Botswana, wo die Firma ja angeblich ihren Sitz hatte.
Aber das interessierte Abboobaker und sein Team von der ODC alles herzlich wenig, genau so wenig, wie ein Background-Check dieser Investoren vor Vertragsabschluss durchgeführt wurde. Der hätte allerdings Erstaunliches zutage gefördert.
Nun ging stattdessen die Post ab, jedenfalls für Fourie und Co. Die ODC schnappte den Köder, allen voran Direktor Sattar Abdool Aboobakar und die Direktoren Williams Nkuruh, Philip Namundjebo und Mabos Ortmann, ohne dass ein ordentlicher schriftlicher Vertrag, der diesen Namen verdiente, ausgearbeitet worden wäre.
100 Millionen Rand landeten auf Great Triangles Bankkonten in Botswana,. Das Geld ruhte aber nicht lange in Botswana, sondern verschwand nach etlichen Transaktionen im Offshore-Finanz-Nirwana, in einem der Briefkastenfirmen-Paradiese .
Als die vereinbarten Zinszahlungen nicht auf den Konten der ODC eintrafen, begannen die Nachforschungen. Anrufe bei der Telefonnummer von Great Triangle in Südafrika endeten im Nichts, der Anschluss war abgemeldet..
Nun ging die Suche nach dem „Professor“ Fourie los, seitens der genarrten ODC, aber auch die namibische Presse beteiligte sich daran, allen voran die Tageszeitung The Namibian.
Die Suche verlief ergebnislos, auch im Internet fand sich nur ein Professor Fourie in Australien, ein Radiologe, der wohl kaum in Frage kam.
Die botswanische Zeitung Sunday Standard, die gerade einen Artikel über meine Aktivitäten im Zusammenhang mit der der Rolle, die ich bei der Aufklärung der Hintergründe des fehlgeschlagenen Putsches in Aequatorial-Guinea (Wonga Coup)spielte, gebracht hatte, kontaktierte mich.
Das Interesse der Zeitung war geweckt worden, nachdem ein Artikel über den ODC-Skandal in der südafrikanischen Zeitung Mail and Guardian, vergleichbar dem Spiegel in Deutschland, erschienen war, und die Gangster offenbar von Bostwana aus operierten.

Der Chefredakteur des Sunday Standard, Outsa Mokone, klapperte alle verfügbaren Quellen in Botswana ab, um näheres über diese Firma "Great Triangle" zu erfahren .
Von dem Rechtsanwalt der ODC in Namibia, Theunissen, den ich kontaktierte, erhielt ich per Fax eine Kopie des Briefkopfs der Betrügerfirma mit der Telefonnummer in East London. Die Firma Great Triangle existierte an der angegebenen Adresse in Gaborone nicht mehr, wie Outsa Mokone feststellte.
Ich begab mich nach Feierabend auf die Internetsuche. Allerdings nicht nach „Professor“ Fourie, sondern nach Fourie und als weitere Suchbegriffe Fraud, defrauded, Crook, Crime .
Solche Betrüger wie dieser „Professor“ Fourie kommen eben oftmals nicht aus dem Nichts , sondern sind zuvor bereits kriminell in Erscheinung getreten, haben also oftmals mehr auf dem Kerbholz.
Ein Skandal aus dem Jahre 2000
Die Internetsuche unter Weglassung des Professorentitels, erbrachte mehrere Artikel der führenden südafrikanischen Tageszeitung in East London, Dispatch, aus dem Jahre 2000. Ein gewisser Philip Fourie seinerzeit Chef der Wasserbehörde in East London, namens Amatola Water Board, hatte im Jahre 2000 versucht, einen Bankkredit in Höhe von 1,5 Milliarden Rand (150 Millionen Euro) klarzumachen, den er aber für private Zwecke verwenden wollte.
Als Sicherheiten bot er Pfandbriefe der Wasserbehörde in gleichem Umfang an. Ein ausgekochter Betrugsversuch, der allerdings fehlschlug und selbst im Parlament in Kapstadt seinerzeit Erwähnung fand.
Fourie musste abdanken.
Ein Betrüger wird aufgestöbert
Bei diesem Fourie könnte es sich um die gleiche Person handeln, die als Professor Fourie in Namibia aufkreuzte.
Ich kontaktierte die Zeitung Dispatch in East London, setzte den Chefredakteur über den Skandal in Namibia in Kenntnis, und bat ihn, die Wasserbehörde Amatola zu kontaktieren und zu prüfen, ob diese auf dem Briefkopf erwähnte Telefonnummer des Professors Fourie - nun ausser Betrieb - die seinerzeitige Telefonnummer des Chefs von Amatola war.
Das stellte sich als zutreffend heraus. Damit war klar, dass es sich um ein- und dieselbe Person handelte.
Der Zeitung gelang es auch, Fouries neuen Aufenthaltsort herauszufinden: George, eine Stadt an der Garden-Route.
Fourie, vom Dispatch kontaktiert, behauptete nun frech, er habe das Geld inmvestiert, und zwar bei einer Firma Triple M (Water Tech International) in Boston.
Der CEO der Firma, Tony Pasciuto, den ich daraufhin kontaktierte, brach am Telefon in lautes Lachen aus, als ich den Namen Fourie erwähnte. Fourie hatte sich im Zusammenhang mit seinem versuchten Amatola-Betrug im Jahre 2000 dort gemeldet, und wollte 50 Millionen US Dollar für eine Wasseraufbereitungsanlage auf der Sinai-Halbinsel investieren. Das Geld traf nie in Boston bei Triple M ein, konnte es ja auch nicht, angesichts des fehlgeschlagenen Betrugsversuchs.
Und weitere Namen tauchten nun auf: ein Robert Gibson, der in Südafrika mit seiner Investmentfirma Mortgage Bond Financial Services (MBFS) etliche Südafrikaner um ihr Geld gebracht hatte. und ein Tertius Theart, ebenfalls zuvor wegen Verdacht des Versicherungsbetrugs in Erscheinung getreten.
Ein Strafverfahren, das bis dato nicht stattfand
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Ortswechsel: Im Juli letzten Jahres kam ich per Zufall mit einem Herrn auf dem Flughafen in Gaborone/Botswana ins Gespräch. Es stellte sich heraus, dass es sich um den stellvertretenden Generalstaatsanwalt von Namibia handelte.
Ich sprach ihn natürlich sofort auf den ODC / Great Triangle Fall (Skandal) an und wollte hören, was aus der Sache geworden ist, wer und zu wieviel Jahren Gefängnis verurteilt worden sei.Er teilte mir mit, dass die „Ermittlungen weit fortgeschritten“ seien – nach 4 Jahren – auch nach namibischen Verhältnissen eine lange Zeit.
Die gleiche Formulierung hatte die namibische Generalstaatsanwältin Imwala bereits im Jahre 2007 benutzt, um damit bohrende Fragen von Journalisten abzuwimmeln.
Auf meine Frage, was ihn als stellvertretenden Generalstaatsanwalt nach Botswana gebracht habe, antwortete er „Business“, er suche nach Verträgen für seine Catering-Firma, eine Firma, die Essen für Fluggäste zubereitet.
Dieses sogenannte „zweite Standbein“ ist eine "Seuche", die hier nicht auszurotten ist. Fast jeder höher im öffentlichen Dienst Beschäftigte sucht nach weiteren Einkommensquellen, um eines Tages den öffentlichen Dienst als „Geschäftsmann“ oder „Farmer“ zu verlassen und bis dahin sein Einkommen aufzubessern.
Dass darunter die Arbeit für seinen ersten Job leidet, versteht sich von selbst. Von Interessenkonflikten ganz zu schweigen.
Vor 6 Wochen fand sich ein Artikel in der namibischen Zeitung Namibian Sun unter dem Titel ‚The ODC’s missing Millions. Die Zeitung berichtete, dass bisher kein sichtbarer Fortschritt bei der Aufklärung des ODC-Skandals festzustellen sei. Weder gab es Verurteilungen noch einen Prozess, noch Verhaftungen. Das könnte damit zu tun haben, dass ein ehemaliger Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Andrew Ndishishi, offenbar zum Kreis der Verdächtigen gehört. Aber der wurde bis heute nicht vernommen.
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onlinedienst - 27. Jun, 10:55 Article 3022x read