Deutscher Tornado – Mal schnell über den Gletscher ziehen
Stephan Fuchs – Deutscher Tornado-Kampfbomber über Schweizer Gletscher abgestürzt. Da tauchen Fragen auf – auch an die Schweizer Behörden.
Um 15:05 Uhr zerschellte im Raum Äbnifluh (Ebnefluh) bei Stechelberg im hintersten Zipfel des imposanten Lauterbrunnentals ein deutscher Tornado-Kampfbomber. Dort sei er, wie Polizeisprecher mitteilten, in die Felswand geprallt. Wer das Tal kennt, weiß worum es geht: Eng, wild und teuflisch schön ist das Tal. Lauterbrunnen liegt auf rund 790 Meter. Der Bundeswehr-Jet überflog das Tal tief auf etwa 1.300 Metern, flog über Stechelberg und dann ab, auf 4000 Meter über Meer, da wo die Felswände der scharfkantige, verschneiten Bergriesen beinahe senkrecht emporsteigen. Dabei liegen links der "Eiger", der "Mönch" und die "Jungfrau" und geradeaus das "Breithorn" mit 3.700 Metern Höhe über Normal-Null des Meeresspiegels. Dazwischen die Gletscher und das "Mittagshorn", kurz davor die Nordwand der "Ebnefluh" – die Absturzstelle des Tornados. Wer fliegt, der weiß: ein Rausch wie kein anderer.
Teuflisch verlockend: Das Lauterbrunnental im Frühlingskleid, fotografiert von Harald Haack am 18. Mai 2004. In diesem Frühling ist die Vegetation vielenorts schon weiter als damals im Mai, als das Foto entstand.
Der Pilot wurde aus dem Trümmerfeld geborgen, das auf einem Gletscher unterhalb der Einschlagstelle auf rund 3.250 Metern liegt. Er hat den Absturz nicht überlebt. Der Andere konnte dank einer "Longline" vom Helikopter aus der Steilwand lebend geborgen werden.
Teil der Gipfelregion der betreffenden Steilwand, durch ein Fernglas fotografiert.
Inmitten der Steilwand, fotografiert durch ein Fernglas von Stechelberg aus.
Doch was suchte der Jet bzw. sein Pilot ohne Schweizer Begleitung in dem gefährlichen Tal?
In den ersten Meldungen der AP hieß es: „...die Maschine hat sich auf dem Rückflug aus Korsika befunden. Zuvor ist sie auf dem Schweizer Militärflugplatz Emmen zum Tanken zwischengelandet.“ Die Katonspolizei Bern publizierte auf ihrer Webseite: „Nach bisherigen Erkenntnissen ist der Tornado in Korsika gestartet und in Emmen zum Auftanken zwischen gelandet, bevor er im Lauterbrunnental abstürzte. Das Ziel des Fluges ist noch nicht bekannt.“
Stunden später kommt die Information, dass die Schweizer Luftwaffe bestätige, dass die Maschine auf dem Weg nach Deutschland zu einem bewilligten Navigationsflug gestartet sei. War das ein Freundschaftsjob unter Fliegerkollegen, weil man weiß, dass es neben einem „Navigationsflug“ bei strahlendem Sonnenschein entlang der Schweizer Götterberge und Gletscher nichts Fantastischeres gibt? Gut möglich.
Aber noch besser (oder seltsamer): Das Bundesamt für Zivilluftfahrt bestätigte diese Darstellung der Schweizer Luftwaffe, sagte aber, die Maschine sei im französischen Nimes gestartet. Ziel in Deutschland sei Lagerlechfeld in der Nähe von Augsburg gewesen! Kleine Schweiz mit weiten Informationswegen, oder einfach verschiedenene Ausgangsinformationen? Welche Stelle erzählt wem was?
Die verlockend schöne Felswand, an der das Tornado-Kampfflugzeug mutmaßlich zerschellt ist.
Wieso wird das Berner Polizeikommando nicht über die Flüge befreundeter Staaten orientiert, insbesondere wenn damit gerechnet werden kann, dass sich die Gäste bei den „Navigationsflügen“ über die Gletscher mit Tempo und Höhe verheddern könnten? Wieso fliegt da kein Schweizer Jet mit, der mit der höchst anspruchsvollen fliegerischen Region vertraut ist? Wer wusste überhaupt von dem „bewilligten Navigationsflug“? Wer hat die richtigen Informationen? Was wäre, wenn der Jet in ein Skigebiet gedonnert wäre? Und überhaupt: Wer erlaubt solche Tiefflüge, die Menschen und Tiere stressen und, je nach Geschwindigkeit, Schäden an Gebäuden verursachen können?
© Copyright für alle Fotos: 18. Mai 2004 by Harald Haack, Hamburg
Kein Witz - Bundeswehr-Tornado bei Lauterbrunnen abgestürzt
Um 15:05 Uhr zerschellte im Raum Äbnifluh (Ebnefluh) bei Stechelberg im hintersten Zipfel des imposanten Lauterbrunnentals ein deutscher Tornado-Kampfbomber. Dort sei er, wie Polizeisprecher mitteilten, in die Felswand geprallt. Wer das Tal kennt, weiß worum es geht: Eng, wild und teuflisch schön ist das Tal. Lauterbrunnen liegt auf rund 790 Meter. Der Bundeswehr-Jet überflog das Tal tief auf etwa 1.300 Metern, flog über Stechelberg und dann ab, auf 4000 Meter über Meer, da wo die Felswände der scharfkantige, verschneiten Bergriesen beinahe senkrecht emporsteigen. Dabei liegen links der "Eiger", der "Mönch" und die "Jungfrau" und geradeaus das "Breithorn" mit 3.700 Metern Höhe über Normal-Null des Meeresspiegels. Dazwischen die Gletscher und das "Mittagshorn", kurz davor die Nordwand der "Ebnefluh" – die Absturzstelle des Tornados. Wer fliegt, der weiß: ein Rausch wie kein anderer.
Teuflisch verlockend: Das Lauterbrunnental im Frühlingskleid, fotografiert von Harald Haack am 18. Mai 2004. In diesem Frühling ist die Vegetation vielenorts schon weiter als damals im Mai, als das Foto entstand.
Der Pilot wurde aus dem Trümmerfeld geborgen, das auf einem Gletscher unterhalb der Einschlagstelle auf rund 3.250 Metern liegt. Er hat den Absturz nicht überlebt. Der Andere konnte dank einer "Longline" vom Helikopter aus der Steilwand lebend geborgen werden.
Teil der Gipfelregion der betreffenden Steilwand, durch ein Fernglas fotografiert.
Inmitten der Steilwand, fotografiert durch ein Fernglas von Stechelberg aus.
Doch was suchte der Jet bzw. sein Pilot ohne Schweizer Begleitung in dem gefährlichen Tal?
In den ersten Meldungen der AP hieß es: „...die Maschine hat sich auf dem Rückflug aus Korsika befunden. Zuvor ist sie auf dem Schweizer Militärflugplatz Emmen zum Tanken zwischengelandet.“ Die Katonspolizei Bern publizierte auf ihrer Webseite: „Nach bisherigen Erkenntnissen ist der Tornado in Korsika gestartet und in Emmen zum Auftanken zwischen gelandet, bevor er im Lauterbrunnental abstürzte. Das Ziel des Fluges ist noch nicht bekannt.“
Stunden später kommt die Information, dass die Schweizer Luftwaffe bestätige, dass die Maschine auf dem Weg nach Deutschland zu einem bewilligten Navigationsflug gestartet sei. War das ein Freundschaftsjob unter Fliegerkollegen, weil man weiß, dass es neben einem „Navigationsflug“ bei strahlendem Sonnenschein entlang der Schweizer Götterberge und Gletscher nichts Fantastischeres gibt? Gut möglich.
Aber noch besser (oder seltsamer): Das Bundesamt für Zivilluftfahrt bestätigte diese Darstellung der Schweizer Luftwaffe, sagte aber, die Maschine sei im französischen Nimes gestartet. Ziel in Deutschland sei Lagerlechfeld in der Nähe von Augsburg gewesen! Kleine Schweiz mit weiten Informationswegen, oder einfach verschiedenene Ausgangsinformationen? Welche Stelle erzählt wem was?
Die verlockend schöne Felswand, an der das Tornado-Kampfflugzeug mutmaßlich zerschellt ist.
Wieso wird das Berner Polizeikommando nicht über die Flüge befreundeter Staaten orientiert, insbesondere wenn damit gerechnet werden kann, dass sich die Gäste bei den „Navigationsflügen“ über die Gletscher mit Tempo und Höhe verheddern könnten? Wieso fliegt da kein Schweizer Jet mit, der mit der höchst anspruchsvollen fliegerischen Region vertraut ist? Wer wusste überhaupt von dem „bewilligten Navigationsflug“? Wer hat die richtigen Informationen? Was wäre, wenn der Jet in ein Skigebiet gedonnert wäre? Und überhaupt: Wer erlaubt solche Tiefflüge, die Menschen und Tiere stressen und, je nach Geschwindigkeit, Schäden an Gebäuden verursachen können?
© Copyright für alle Fotos: 18. Mai 2004 by Harald Haack, Hamburg
Kein Witz - Bundeswehr-Tornado bei Lauterbrunnen abgestürzt
sfux - 12. Apr, 23:08 Article 6019x read