Brasilien bricht Patent für AIDS-Medikament
Dr. Alexander von Paleske - Brasiliens Regierungspräsident und Staatsoberhaupt Luiz Inácio Lula da Silva gab bekannt, von nun an werde das Medikament Efavirenz - ein AIDS-Medikament zusammen mit der Medikamentenkombination Combivir, das Mittel der ersten Wahl in der Behandlung der HIV-Krankheit - in Brasilien hergestellt. Das Medikament hat noch Patentschutz, der aber nun von Brasilien ignoriert wird - zum Wohle der Patienten. Konflikte mit den USA sind damit vorprogrammiert.
Zwar sind die AIDS-Medikamente im Zeitraum von 2003 bis 2006 zwischen 37 und 53 Prozent im Preis gefallen, wie die Medizinzeitung THE LANCET im April berichtete, das aber immer noch zu viel für arme Länder ist, wo die Mehrzahl der Bevölkerung von weniger als einem US Dollar pro Tag lebt und selbst diese erniedrigten Preise unerschwinglich sind.
Rund zwei Million Menschen werden derzeit mit antiretroviralen Medikamenten behandelt, 5 Millionen Behandlungsbedürftige erhalten bisher keine. Ein Zustand, der dringend geändert werden muss.
Hinzu kommt, dass die Zahl Behandlungsbedürftiger in den nächsten Jahren steil ansteigen wird. Außerdem bilden sich Resistenzen unter der Behandlung nach einiger Zeit, die einen Wechsel auf eine Behandlungskombination der zweiten Wahl erforderlich machen. Eines der dabei eingesetzten Medikamente, Tenofovir, kostet 3 US-Dollar - pro Tag- und ist damit außerhalb der Reichweite für arme Länder aber auch für Schwellenländer wie Südafrika.
Und ein Faktor wird gerne vergessen, zwischen 10 und 40 Prozent der Patienten werden im Lauf ihres HIV-Leidens zu Krebspatienten und bedürfen dann außerdem einer teuren Behandlung mit Krebsmedikamenten. Nicht zu vergessen damit auch die Infektionskrankheiten wie Tuberkulose, die epidemieartige Ausmaße in den Ländern angenommen haben, die von der HIV-Krankheit heimgesucht werden.
Der G8-Gipfel in Heiligendamm hat nicht etwa die Lösung für diese Probleme auf der Agenda, sondern den verstärkten Patentschutz.
Es hilft allerdings auch wenig, wenn, wie heute in der TAZ, eine brasilianische "Gesundheitsexpertin", Eloan Pinheiro, zum Rundumschlag ausholen darf und behauptet, seit 1940 seien keine Medikamente gegen Tuberkulose mehr entwickelt wurden. Ein ärgerlicher Unsinn, denn das erste Medikament gegen Tuberkulose - Streptomycin - kam Anfang der 50er Jahre zum Einsatz, die anderen wie INH, Ethambutol, Pyrazinamid etc. später.
Ein gutes Beispiel hat Novartis gegeben, mit seinem Krebsmittel Imatinib–Gleevec, das zur Zeit beste Medikament gegen chronisch myeloische Leukämie, das 2.000 Euro pro Monat kostet und lebenslang eingenommen werden muss. Wer es sich nicht leisten kann, bekommt es kostenlos, über eine Stiftung, die Max Foundation, in Südafrika sind es mittlerweile mehr als 500 Patienten. Wir werden es demnächst in Botswana bekommen.
Zwar sind die AIDS-Medikamente im Zeitraum von 2003 bis 2006 zwischen 37 und 53 Prozent im Preis gefallen, wie die Medizinzeitung THE LANCET im April berichtete, das aber immer noch zu viel für arme Länder ist, wo die Mehrzahl der Bevölkerung von weniger als einem US Dollar pro Tag lebt und selbst diese erniedrigten Preise unerschwinglich sind.
Rund zwei Million Menschen werden derzeit mit antiretroviralen Medikamenten behandelt, 5 Millionen Behandlungsbedürftige erhalten bisher keine. Ein Zustand, der dringend geändert werden muss.
Hinzu kommt, dass die Zahl Behandlungsbedürftiger in den nächsten Jahren steil ansteigen wird. Außerdem bilden sich Resistenzen unter der Behandlung nach einiger Zeit, die einen Wechsel auf eine Behandlungskombination der zweiten Wahl erforderlich machen. Eines der dabei eingesetzten Medikamente, Tenofovir, kostet 3 US-Dollar - pro Tag- und ist damit außerhalb der Reichweite für arme Länder aber auch für Schwellenländer wie Südafrika.
Und ein Faktor wird gerne vergessen, zwischen 10 und 40 Prozent der Patienten werden im Lauf ihres HIV-Leidens zu Krebspatienten und bedürfen dann außerdem einer teuren Behandlung mit Krebsmedikamenten. Nicht zu vergessen damit auch die Infektionskrankheiten wie Tuberkulose, die epidemieartige Ausmaße in den Ländern angenommen haben, die von der HIV-Krankheit heimgesucht werden.
Der G8-Gipfel in Heiligendamm hat nicht etwa die Lösung für diese Probleme auf der Agenda, sondern den verstärkten Patentschutz.
Es hilft allerdings auch wenig, wenn, wie heute in der TAZ, eine brasilianische "Gesundheitsexpertin", Eloan Pinheiro, zum Rundumschlag ausholen darf und behauptet, seit 1940 seien keine Medikamente gegen Tuberkulose mehr entwickelt wurden. Ein ärgerlicher Unsinn, denn das erste Medikament gegen Tuberkulose - Streptomycin - kam Anfang der 50er Jahre zum Einsatz, die anderen wie INH, Ethambutol, Pyrazinamid etc. später.
Ein gutes Beispiel hat Novartis gegeben, mit seinem Krebsmittel Imatinib–Gleevec, das zur Zeit beste Medikament gegen chronisch myeloische Leukämie, das 2.000 Euro pro Monat kostet und lebenslang eingenommen werden muss. Wer es sich nicht leisten kann, bekommt es kostenlos, über eine Stiftung, die Max Foundation, in Südafrika sind es mittlerweile mehr als 500 Patienten. Wir werden es demnächst in Botswana bekommen.
onlineredaktion - 9. Mai, 14:19 Article 3549x read
Kleiner Zusatz
Dies ist schon das zweite Mal, dass Brasilien hochoffiziell ein Patent eines der Präparate vom AIDS-Cocktail bricht. Das erste Mal ist schon ein paar Jahre her und bezog sich auf eines der Präparate des damaligen Cocktails, der heute nicht mehr verwendet wird. Damals hatte eine staatliche brasilianische Firma die Produktion des Stoffes übernommen.
Es gab praktisch keine Reaktion damals seitens der USA, denn man wollte den schlechten Ruf vermeiden, den es einem einbringt, wenn man Kinder sterben lässt, um mehr Profit zu haben.
Diesmal übrigens hat in Brasilien bisher noch niemand die Produktion des Mittels auf die Reihe gekriegt. Es wird stattdessen aus Indien importiert und dabei werden 33 Millionen Reais (etwa 10 Millionen Dollar) jährlich gespart. Eigentlich wird also in Indien das Patent gebrochen.
Ab nächstem Jahr soll es in Brasilien produziert und noch mehr gespart werden.
Brasilien ist eines der wenigen Länder auf der Erde, das kostenfrei allen HIV-Patienten den Cocktail zur Verfügung stellt. Die Einsparungen gehen also in die Staatskasse.