Südafrika – Ende der Regenbogen-Nation?
Dr. Alexander von Paleske - Das Ende der Apartheid in Südafrika würde in einem Blutbad enden. Der Hass von Schwarz gegen Weiß als Folge von 40 Jahren brutalster Unterdrückung durch das Apartheidregime ließe keinen anderen Ausweg zu. Das war die Prognose, die Ende der 80er Jahre von vielen Kennern der Szene vertreten wurde.
Es kam bekanntermaßen alles anders. Nelson Mandelas Versöhnungswerk, als „Regenbogen-Nation“ gefeiert, brachte einen friedlichen Ausweg in einer scheinbar unlösbaren Situation. Mit seiner unangreifbaren moralischen Autorität setzte er einen „Friedensvertrag“ durch, der auch die Aufarbeitung der Vergangenheit durch die Wahrheitskommission umfasste.
Oder, anders ausgedrückt, er heilte den „Patienten“ Südafrika, entließ ihn direkt von der Intensivstation in die Rehabilitation.
Dieser Patient ist nunmehr in das Krankenhaus zurückgekehrt. Noch befindet er sich in der Ambulanz und es steht noch nicht fest, ob eine stationäre Einweisung erforderlich ist, aber eine Reihe von Krankheitssymptomen sind in den letzten Wochen aufgetreten bzw. deutlicher zutage getreten, die Besorgnis erregen.
Die Krankheitssymptome sind:
- Rassismus;
- Ausufernde Kriminalität, vor allem Gewaltkriminalität;
- Schamlose Bereicherung von ehemaligen Politikern;
- Drogenkonsum;
- Politiker mit Flecken auf der Weste, die an die Macht drängen.
Das hässliche Gesicht des Rassismus
Rassismus? Man möchte sich die Augen reiben, der Rassismus war doch gerade durch das Versöhnungswerk Nelson Mandelas beseitigt worden. Stimmt, der war oberflächlich beseitigt, aber der kommt jetzt wieder zum Vorschein, wobei allerdings noch nicht klar ist, ob die Vorfälle symptomatisch sind oder nicht.
Beginnen wir also mit dem Video, aufgenommen von Studenten der Universität des Free State in Bloemfontein, im Herzland der Buren. Dort gibt es in den Studentenwohnheimen Integration weitgehend nur auf dem Papier.
Das Rassisten-Hotel
Die schlimmsten weißen Rassisten unter den dortigen Studenten hatten es sich in dem „Reitz-Hostel“ gemütlich gemacht, dort wurde nicht nur Afrikaans gesprochen, dort ließ man nicht nur die weiße Vergangenheit hochleben, sondern die nähere Umgebung des Hotels wurde zu einer „No Go Zone“ für schwarze Kommilitonen erklärt, wer es als Schwarzer wagte, näher zu kommen, wurde mit übelsten rassistischen Schimpfworten bedacht.
Aber damit nicht genug, die „Reitz-Crew“ drehte ein Video, in dem unter anderem die schwarzen Bediensteten gezeigt werden, wie sie Essen einnehmen, auf das vorher einer der Studenten uriniert hatte. Und jede Menge von rassistischen Sprüchen und Szenen können dort bestaunt werden. Das Video landete zur besseren Verbreitung im Internet und der Skandal war perfekt.
Nun stellte sich heraus, dass die Universitätsverwaltung diesem rassistischen Treiben offenbar lange tatenlos zugeschaut hatte. Und dies alles wurde begangen von Studenten, die unter der Versöhnungspolitik von Nelson Mandela aufwuchsen.
Aber damit nicht genug. In den letzten Monaten machten Kriminalfälle Schlagzeilen. In einem Fall hatte ein weißer Farmer einen ehemaligen Arbeiter bewusstlos geprügelt, ihn dann in sein Löwengehege geworfen und den Löwen zum Fraß überlassen.
Ein anderer Farmer erschoss einen schwarzen Jugendlichen auf seiner Farm und behauptete später, er habe ihn mit einem Hund verwechselt.
Ein anderer Farmer hatte einen seiner Arbeiter gefesselt und dann an sein Auto gebunden und geschleift. Schließlich wurde letzte Woche wieder ein schwarzer Farmarbeiter von weißen Farmern geschlagen und dann mit dem Auto über seine Beine gefahren.
Neuer exklusiver Journalistenverband
Schwarze Journalisten gründeten vor zwei Wochen eine Vereinigung, in der nur schwarze Journalisten Aufnahme finden können. Auch das ist ein klarer Akt von Rassismus. Wobei sich dann, wie zu Apartheidzeiten, die Frage stellt wer schwarz ist, kann ein „Coloured“ aufgenommen werden. Alles schon einmal dagewesen und als überkommen geglaubt.
Ausufernde Kriminalität
Die ausufernde Gewaltkriminalität, über die wir hier mehrfach berichtet haben, erzeugt ein gehöriges Maß von Unsicherheit und Zynismus gerade auch unter den Weißen, ein guter Nährboden für den aufflammenden weißen Rassismus. Dabei ist die schwarze Bevölkerungsmehrheit ungleich mehr Opfer dieser Gewaltkriminalität.
Und neben der schamlosen Bereicherung von ehemaligen Politikern, die sozusagen über Nacht Rand-Milliardäre werden, alles unter der Devise „die jahrzehntelange Benachteiligung auszugleichen“, auch der Versuch des neuen Vorsitzenden der Regierungspartei ANC, Jacob Zuma, mit allen Mitteln die Hinzuziehung von Belastungsmaterial zu verhindern, das ihn möglicherweise der Korruption im Zusammenhang mit Waffengeschäften überführen könnte. Zu diesem Zweck hat er nicht nur eine Klage beim Verfassungsgericht angestrengt, über die in der vergangenen Woche verhandelt wurde, sondern er reiste persönlich nach Mauritius, dort befindet sich in den Händen der dortigen Staatsanwaltschaft angeblich Belastungsmaterial gegen ihn, um eine Weiterleitung an die Staatsanwaltschaft in Südafrika zu verhindern. Und Zuma ist als nächster Staatspräsident Südafrikas vorgesehen.
Ach ja, in zwei Jahren soll dort die Fußballweltmeisterschaft stattfinden.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt sollte der Patient Südafrika das Krankenhaus verlassen haben. Hoffentlich!
Herz-OP ohne Strom - Südafrikas Reise in die Finsternis
Mbeki, Mugabe und die Wahlen in Simbabwe
Südafrika - Auf dem Weg in eine Bananenrepublik?
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Südafrika - Kampf Mbeki gegen Zuma geht in neue Runde
Zumas Ansprache -
Kampf gegen AIDS und Kriminalität
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Südafrika: Mbeki gegen Zuma - ANC vor der Zerreissprobe
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Südafrika: Tokyo Sexwale kandidiert
Tokyo Sexwale nächster Präsident Südafrikas?
Machtkampf am Kap
Bulelani Ngcuka and his Apartheid Soldiers
Es kam bekanntermaßen alles anders. Nelson Mandelas Versöhnungswerk, als „Regenbogen-Nation“ gefeiert, brachte einen friedlichen Ausweg in einer scheinbar unlösbaren Situation. Mit seiner unangreifbaren moralischen Autorität setzte er einen „Friedensvertrag“ durch, der auch die Aufarbeitung der Vergangenheit durch die Wahrheitskommission umfasste.
Oder, anders ausgedrückt, er heilte den „Patienten“ Südafrika, entließ ihn direkt von der Intensivstation in die Rehabilitation.
Dieser Patient ist nunmehr in das Krankenhaus zurückgekehrt. Noch befindet er sich in der Ambulanz und es steht noch nicht fest, ob eine stationäre Einweisung erforderlich ist, aber eine Reihe von Krankheitssymptomen sind in den letzten Wochen aufgetreten bzw. deutlicher zutage getreten, die Besorgnis erregen.
Die Krankheitssymptome sind:
- Rassismus;
- Ausufernde Kriminalität, vor allem Gewaltkriminalität;
- Schamlose Bereicherung von ehemaligen Politikern;
- Drogenkonsum;
- Politiker mit Flecken auf der Weste, die an die Macht drängen.
Das hässliche Gesicht des Rassismus
Rassismus? Man möchte sich die Augen reiben, der Rassismus war doch gerade durch das Versöhnungswerk Nelson Mandelas beseitigt worden. Stimmt, der war oberflächlich beseitigt, aber der kommt jetzt wieder zum Vorschein, wobei allerdings noch nicht klar ist, ob die Vorfälle symptomatisch sind oder nicht.
Beginnen wir also mit dem Video, aufgenommen von Studenten der Universität des Free State in Bloemfontein, im Herzland der Buren. Dort gibt es in den Studentenwohnheimen Integration weitgehend nur auf dem Papier.
Das Rassisten-Hotel
Die schlimmsten weißen Rassisten unter den dortigen Studenten hatten es sich in dem „Reitz-Hostel“ gemütlich gemacht, dort wurde nicht nur Afrikaans gesprochen, dort ließ man nicht nur die weiße Vergangenheit hochleben, sondern die nähere Umgebung des Hotels wurde zu einer „No Go Zone“ für schwarze Kommilitonen erklärt, wer es als Schwarzer wagte, näher zu kommen, wurde mit übelsten rassistischen Schimpfworten bedacht.
Aber damit nicht genug, die „Reitz-Crew“ drehte ein Video, in dem unter anderem die schwarzen Bediensteten gezeigt werden, wie sie Essen einnehmen, auf das vorher einer der Studenten uriniert hatte. Und jede Menge von rassistischen Sprüchen und Szenen können dort bestaunt werden. Das Video landete zur besseren Verbreitung im Internet und der Skandal war perfekt.
Nun stellte sich heraus, dass die Universitätsverwaltung diesem rassistischen Treiben offenbar lange tatenlos zugeschaut hatte. Und dies alles wurde begangen von Studenten, die unter der Versöhnungspolitik von Nelson Mandela aufwuchsen.
Aber damit nicht genug. In den letzten Monaten machten Kriminalfälle Schlagzeilen. In einem Fall hatte ein weißer Farmer einen ehemaligen Arbeiter bewusstlos geprügelt, ihn dann in sein Löwengehege geworfen und den Löwen zum Fraß überlassen.
Ein anderer Farmer erschoss einen schwarzen Jugendlichen auf seiner Farm und behauptete später, er habe ihn mit einem Hund verwechselt.
Ein anderer Farmer hatte einen seiner Arbeiter gefesselt und dann an sein Auto gebunden und geschleift. Schließlich wurde letzte Woche wieder ein schwarzer Farmarbeiter von weißen Farmern geschlagen und dann mit dem Auto über seine Beine gefahren.
Neuer exklusiver Journalistenverband
Schwarze Journalisten gründeten vor zwei Wochen eine Vereinigung, in der nur schwarze Journalisten Aufnahme finden können. Auch das ist ein klarer Akt von Rassismus. Wobei sich dann, wie zu Apartheidzeiten, die Frage stellt wer schwarz ist, kann ein „Coloured“ aufgenommen werden. Alles schon einmal dagewesen und als überkommen geglaubt.
Ausufernde Kriminalität
Die ausufernde Gewaltkriminalität, über die wir hier mehrfach berichtet haben, erzeugt ein gehöriges Maß von Unsicherheit und Zynismus gerade auch unter den Weißen, ein guter Nährboden für den aufflammenden weißen Rassismus. Dabei ist die schwarze Bevölkerungsmehrheit ungleich mehr Opfer dieser Gewaltkriminalität.
Und neben der schamlosen Bereicherung von ehemaligen Politikern, die sozusagen über Nacht Rand-Milliardäre werden, alles unter der Devise „die jahrzehntelange Benachteiligung auszugleichen“, auch der Versuch des neuen Vorsitzenden der Regierungspartei ANC, Jacob Zuma, mit allen Mitteln die Hinzuziehung von Belastungsmaterial zu verhindern, das ihn möglicherweise der Korruption im Zusammenhang mit Waffengeschäften überführen könnte. Zu diesem Zweck hat er nicht nur eine Klage beim Verfassungsgericht angestrengt, über die in der vergangenen Woche verhandelt wurde, sondern er reiste persönlich nach Mauritius, dort befindet sich in den Händen der dortigen Staatsanwaltschaft angeblich Belastungsmaterial gegen ihn, um eine Weiterleitung an die Staatsanwaltschaft in Südafrika zu verhindern. Und Zuma ist als nächster Staatspräsident Südafrikas vorgesehen.
Ach ja, in zwei Jahren soll dort die Fußballweltmeisterschaft stattfinden.
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onlineredaktion - 16. Mär, 10:00 Article 3667x read