Die Grossbanken und der Staatsanwalt
Dr. Alexander von Paleske - ---. 24.8. 2008 --- Vorgestern lief eine interessante Meldung über den Nachrichten-Ticker; Die Deutsche Bank, Deutschlands größter Finanzdienstleister sei noch einmal mit einem "blauen Auge" davongekommen. "Nur" 15 Millionen US Dollar Strafe habe man zahlen müssen und Anleihen - so genannte "Auction Rate Securities" (ARS) - im Werte von "nur" einer Milliarde US Dollar müssen von der Bank zurück gekauft werden.
Und schon gab es jede Menge von Artikeln in der deutschen Presse, die sich mit diesem Ereignis beschäftigten. Allerdings: Für in Finanzfragen kaum Eingeweihte schaffen diese Artikel kaum Klarheit, um was es hier geht.
Doch wenn Strafzahlungen in Höhe von fünfzehn Millionen US Dollar – Peanuts in der Sprache der Deutschen Bank – gezahlt wurden, muss es sich offenbar doch wieder um kriminelle Bankgeschäfte gehandelt haben.
Chefankläger Cuomo auf dem Plan
Dieser Vorwurf brachte jedenfalls die New Yorker Staatsanwaltschaft mit ihrem Chefankläger Andrew Cuomo auf den Plan und der ermittelte auch unverzüglich und unerbittlich wegen Betrugs. Allerdings nicht nur gegen die Deutsche Bank, sondern auch gegen die feine aber krisengeschüttelte UBS Bank aus dem Schweizer Ländle, sowie gegen eine Reihe von US Großbanken wie Merill Lynch, Goldman Sachs, Morgan Stanley, die Citibank - die Bank die angeblich nie schläft - und andere. Am Ende zahlten alle die mit der Staatsanwaltschaft ausgehandelten Geldbußen.
UBS war beispielsweise mit 150 Millionen US Dollar dabei und die Citigroup mit satten 100 Millionen Dollar. Gleichzeitig verpflichteten die Banken sich, die in Frage stehenden Papiere, die sie mit dem Versprechen von absoluter Sicherheit und hoher Zinsrendite verhökert hatten, wieder aufzukaufen. Etwas, was die Banken zuvor strikt abgelehnt hatten. UBS muss beispielsweise nun für 19.4 Milliarden US Dollar zurückkaufen. Auch in der Sprache der Deutschen Bank sind das nun keine „Peanuts“ mehr.
Was war geschehen?
Um diese Vorgänge zu verstehen, müssen wir uns zunächst erinnern, wie es in den guten alten Tagen des Finanzmarktes, etwa bis in die 60er und 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts aussah, und was sich seitdem getan hat. Damals gab es übersichtliche Anlagemöglichkeiten auf den Finanzmärkten, in erster Linie Aktien und festverzinsliche Wertpapiere. Letztere werden auf Englisch auch Bonds genannt.
Wenn also der Staat oder Unternehmen Geld brauchten, dann gab es neben einer Kapitalerhöhung bei Unternehmen im Wesentlichen zwei Möglichkeiten der Geldbeschaffung: Einmal die direkte Kreditaufnahme bei einer Bank mit dem Nachteil einer hohen Verzinsung oder aber die Emission einer Anleihe mit einem festen Zinssatz und einer Laufzeit über mehrere Jahre.
Gerade Letzteres wurde gerne von Staat und Gemeinden weltweit als Instrument der Kreditbeschaffung eingesetzt. Es hatte allerdings den Nachteil der umständlichen Emisson über mehrere Bankhäuser, die diese Anleihen – zumeist gegen Discount erwarben und dann auf dem Anleihemarkt platzierten.
Der Wert dieser Anleihen schwankte in gewissen Grenzen, immerhin konnte aber der Wert werktäglich auf dem Bond-Markt ermittelt werden. Zu diesem Wert konnte man also seine festverzinslichen Wertpapiere auch wieder verkaufen. Diese festverzinslichen Papiere hatten allerdings für den Käufer den Nachteil, dass in Zeiten hoher Kreditmarktzinsen diese Bonds an Wert verloren und in Zeiten niedriger Zinsen die Emittenten der Bonds einen vergleichsweise hohen Zins zahlen mussten.
Goldman Sachs und die Turbo-Anleihe
Im Jahre 1988 verfiel die Goldman Sachs Bank in den USA daher auf die zündende Idee, eine Turbo-Anleihe zu entwickeln, die angeblich so sicher sei wie Bargeld mit dem Vorteil hoher Zinsen - immer schön über dem gerade von der Zentralbank festgelegten Kapitalmarktzins - dabei gleichzeitig aber angeblich so sicher wie Fort Knox: Die Auction Rate Securitries (ARS).
Gesagt getan und alle Großbanken auf dem US-Markt folgten diesem Prozedere. Für die Emittenten, also die Gemeinden und Unternehmen, hatten diese ARS den Vorteil einer sehr sehr langen Laufzeit, also Rückzahlung in weiter weiter Ferne. Auch in Deutschland wurden diese Papiere an den/die Mann/Frau gebracht und zwar auch dann noch,als das schlimme Ende angeblich schon absehbar war.
Die Papiere wurden nicht täglich gehandelt, es fand also kein täglicher Handel wie etwa an der Börse statt, sondern zu festgesetzten Zeitpunkten und zwar im Wege einer Auktion. Bei dieser Auktion wurde dann auch der jeweils neue Zins festgesetzt, der sich wiederum aus Angebot und Nachfrage ergab.
Wir wollen es uns hier ersparen, im einzelnen aufzuzeigen, wie das Festsetzen der Zinsen und die Auktionen im einzelnen vonstatten gehen, Details dazu finden sich hier.
Mittlerweile flossen in in diesen Auktionsmarkt jedenfalls rund 300 Milliarden US Dollar. Die Banken konnten sich die Hände reiben.Aber anders als auf dem Bond-Markt wusste niemand , was diese Papiere wirklich wert waren.
Zum Ersten...zum Zweiten...und zum...Dritten
Das ganze System funktionierte nur, wenn Auktionen auch stattfinden konnten, was selbstverständlich Bieter voraussetzt.
Als Bieter traten neben den Bankkunden die Banken selbst in Erscheinung, vornehmlich um den Kurs der Zinsen hochzutreiben. Wer allerdings bei Auktionen nur zum Zwecke des Hochtreibens mitbietet, der kann auch das Pech haben, den Zuschlag tatsächlich zu erhalten.
Das wiederum war so lange kein Problem, wie die Banken liquide und die Bankkunden gutgläubig waren. Präziser gesagt: Genau zwanzig Jahre lang funktionierte das System bis zum bitteren Ende im vergangenen Februar. Denn seitdem sind die Banken aufgrund der Hypothekenkrise in den USA nicht mehr liqide. Sie wollen daher auch nicht mehr bei den Auktionen mitbieten und dann auf den Papieren sitzenbleiben. Denn es gibt nun auch bei den Bankkunden keine Nachfrage mehr nach diesen Papieren Die Folge: Der Markt für diese „schönen“ Anlageformen kollabierte. Es fanden keine Auktionen mehr statt. Wer im Besitz solcher Papiere ist, bleibt auf ihnen sitzen. Wo kein Käufer da kein Verkauf. Quintessenz: Einlagerung.
Besser duch Einlagerung?
Doch bekanntlich werden nur Holzäpfel und gute Weine durch Lagerung besser. Da diese Papiere meistens Laufzeiten zwischen zehn und zwanzig Jahren haben und dann erst eingelöst werden können, sofern die Firma dann überhaupt noch existiert, erinnerte man sich daran, dass die Banken die Papiere ja als "so gut wie Bargeld" angeboten hatten. Die logische Folge waren Strafanzeigen bei der Staatsanwaltschaft wegen Prospektbetrugs. Und die Staatsanwaltschaft reagierte auch sofort. Cuomo, Cuomo ick hör dir trapsen. So müssen die Banken nun neben den Peanut-Strafzahlungen auch die Auktionen wieder durch das Mitbieten beleben, und werden natürlich als alleinige Bieter prompt auf den Papieren sitzenbleiben.
Lediglich Intermezzo
Doch das ist nur ein Intermezzo. Denn im im Hintergrund wartet schon das nächste Finanz-Debakel: Die Swap Krise. Ohne diese Krise beim Namen zu nennen, meldet die Rating-Agentur STANDARD AND POOR, die US Banken würden in den nächsten drei Jahren Verluste bis zu 250 Milliarden US Dollar erleiden. Das ist wohl eher zu tief gegriffen.
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Neues von den Finanzskandalen, BayernLB, Hypo Alpe, Meinl</a
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Prostituierte, Parties, Pferderennen, Penny Stocks, Deutsche Bank in Toronto und Khashoggi
Und schon gab es jede Menge von Artikeln in der deutschen Presse, die sich mit diesem Ereignis beschäftigten. Allerdings: Für in Finanzfragen kaum Eingeweihte schaffen diese Artikel kaum Klarheit, um was es hier geht.
Doch wenn Strafzahlungen in Höhe von fünfzehn Millionen US Dollar – Peanuts in der Sprache der Deutschen Bank – gezahlt wurden, muss es sich offenbar doch wieder um kriminelle Bankgeschäfte gehandelt haben.
Chefankläger Cuomo auf dem Plan
Dieser Vorwurf brachte jedenfalls die New Yorker Staatsanwaltschaft mit ihrem Chefankläger Andrew Cuomo auf den Plan und der ermittelte auch unverzüglich und unerbittlich wegen Betrugs. Allerdings nicht nur gegen die Deutsche Bank, sondern auch gegen die feine aber krisengeschüttelte UBS Bank aus dem Schweizer Ländle, sowie gegen eine Reihe von US Großbanken wie Merill Lynch, Goldman Sachs, Morgan Stanley, die Citibank - die Bank die angeblich nie schläft - und andere. Am Ende zahlten alle die mit der Staatsanwaltschaft ausgehandelten Geldbußen.
UBS war beispielsweise mit 150 Millionen US Dollar dabei und die Citigroup mit satten 100 Millionen Dollar. Gleichzeitig verpflichteten die Banken sich, die in Frage stehenden Papiere, die sie mit dem Versprechen von absoluter Sicherheit und hoher Zinsrendite verhökert hatten, wieder aufzukaufen. Etwas, was die Banken zuvor strikt abgelehnt hatten. UBS muss beispielsweise nun für 19.4 Milliarden US Dollar zurückkaufen. Auch in der Sprache der Deutschen Bank sind das nun keine „Peanuts“ mehr.
Was war geschehen?
Um diese Vorgänge zu verstehen, müssen wir uns zunächst erinnern, wie es in den guten alten Tagen des Finanzmarktes, etwa bis in die 60er und 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts aussah, und was sich seitdem getan hat. Damals gab es übersichtliche Anlagemöglichkeiten auf den Finanzmärkten, in erster Linie Aktien und festverzinsliche Wertpapiere. Letztere werden auf Englisch auch Bonds genannt.
Wenn also der Staat oder Unternehmen Geld brauchten, dann gab es neben einer Kapitalerhöhung bei Unternehmen im Wesentlichen zwei Möglichkeiten der Geldbeschaffung: Einmal die direkte Kreditaufnahme bei einer Bank mit dem Nachteil einer hohen Verzinsung oder aber die Emission einer Anleihe mit einem festen Zinssatz und einer Laufzeit über mehrere Jahre.
Gerade Letzteres wurde gerne von Staat und Gemeinden weltweit als Instrument der Kreditbeschaffung eingesetzt. Es hatte allerdings den Nachteil der umständlichen Emisson über mehrere Bankhäuser, die diese Anleihen – zumeist gegen Discount erwarben und dann auf dem Anleihemarkt platzierten.
Der Wert dieser Anleihen schwankte in gewissen Grenzen, immerhin konnte aber der Wert werktäglich auf dem Bond-Markt ermittelt werden. Zu diesem Wert konnte man also seine festverzinslichen Wertpapiere auch wieder verkaufen. Diese festverzinslichen Papiere hatten allerdings für den Käufer den Nachteil, dass in Zeiten hoher Kreditmarktzinsen diese Bonds an Wert verloren und in Zeiten niedriger Zinsen die Emittenten der Bonds einen vergleichsweise hohen Zins zahlen mussten.
Goldman Sachs und die Turbo-Anleihe
Im Jahre 1988 verfiel die Goldman Sachs Bank in den USA daher auf die zündende Idee, eine Turbo-Anleihe zu entwickeln, die angeblich so sicher sei wie Bargeld mit dem Vorteil hoher Zinsen - immer schön über dem gerade von der Zentralbank festgelegten Kapitalmarktzins - dabei gleichzeitig aber angeblich so sicher wie Fort Knox: Die Auction Rate Securitries (ARS).
Gesagt getan und alle Großbanken auf dem US-Markt folgten diesem Prozedere. Für die Emittenten, also die Gemeinden und Unternehmen, hatten diese ARS den Vorteil einer sehr sehr langen Laufzeit, also Rückzahlung in weiter weiter Ferne. Auch in Deutschland wurden diese Papiere an den/die Mann/Frau gebracht und zwar auch dann noch,als das schlimme Ende angeblich schon absehbar war.
Die Papiere wurden nicht täglich gehandelt, es fand also kein täglicher Handel wie etwa an der Börse statt, sondern zu festgesetzten Zeitpunkten und zwar im Wege einer Auktion. Bei dieser Auktion wurde dann auch der jeweils neue Zins festgesetzt, der sich wiederum aus Angebot und Nachfrage ergab.
Wir wollen es uns hier ersparen, im einzelnen aufzuzeigen, wie das Festsetzen der Zinsen und die Auktionen im einzelnen vonstatten gehen, Details dazu finden sich hier.
Mittlerweile flossen in in diesen Auktionsmarkt jedenfalls rund 300 Milliarden US Dollar. Die Banken konnten sich die Hände reiben.Aber anders als auf dem Bond-Markt wusste niemand , was diese Papiere wirklich wert waren.
Zum Ersten...zum Zweiten...und zum...Dritten
Das ganze System funktionierte nur, wenn Auktionen auch stattfinden konnten, was selbstverständlich Bieter voraussetzt.
Als Bieter traten neben den Bankkunden die Banken selbst in Erscheinung, vornehmlich um den Kurs der Zinsen hochzutreiben. Wer allerdings bei Auktionen nur zum Zwecke des Hochtreibens mitbietet, der kann auch das Pech haben, den Zuschlag tatsächlich zu erhalten.
Das wiederum war so lange kein Problem, wie die Banken liquide und die Bankkunden gutgläubig waren. Präziser gesagt: Genau zwanzig Jahre lang funktionierte das System bis zum bitteren Ende im vergangenen Februar. Denn seitdem sind die Banken aufgrund der Hypothekenkrise in den USA nicht mehr liqide. Sie wollen daher auch nicht mehr bei den Auktionen mitbieten und dann auf den Papieren sitzenbleiben. Denn es gibt nun auch bei den Bankkunden keine Nachfrage mehr nach diesen Papieren Die Folge: Der Markt für diese „schönen“ Anlageformen kollabierte. Es fanden keine Auktionen mehr statt. Wer im Besitz solcher Papiere ist, bleibt auf ihnen sitzen. Wo kein Käufer da kein Verkauf. Quintessenz: Einlagerung.
Besser duch Einlagerung?
Doch bekanntlich werden nur Holzäpfel und gute Weine durch Lagerung besser. Da diese Papiere meistens Laufzeiten zwischen zehn und zwanzig Jahren haben und dann erst eingelöst werden können, sofern die Firma dann überhaupt noch existiert, erinnerte man sich daran, dass die Banken die Papiere ja als "so gut wie Bargeld" angeboten hatten. Die logische Folge waren Strafanzeigen bei der Staatsanwaltschaft wegen Prospektbetrugs. Und die Staatsanwaltschaft reagierte auch sofort. Cuomo, Cuomo ick hör dir trapsen. So müssen die Banken nun neben den Peanut-Strafzahlungen auch die Auktionen wieder durch das Mitbieten beleben, und werden natürlich als alleinige Bieter prompt auf den Papieren sitzenbleiben.
Lediglich Intermezzo
Doch das ist nur ein Intermezzo. Denn im im Hintergrund wartet schon das nächste Finanz-Debakel: Die Swap Krise. Ohne diese Krise beim Namen zu nennen, meldet die Rating-Agentur STANDARD AND POOR, die US Banken würden in den nächsten drei Jahren Verluste bis zu 250 Milliarden US Dollar erleiden. Das ist wohl eher zu tief gegriffen.
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onlinedienst - 24. Aug, 09:50 Article 7912x read