Die neue Gruner und Jahr Story oder: Von Gruner und Jahr zu Anzeigen und Spar
Dr. Alexander von Paleske ---- 22.6. 2009 --- In den letzten Wochen kamen drei Meldungen über den Ticker, die für den Qualitätsjournalismus und die Beschäftigten des traditionsreichen Verlagshauses Gruner und Jahr in Hamburg offenbar wenig Gutes erwarten lassen.
Gruner und Jahr ist nicht irgendein Verlag, sondern gibt allein in Deutschland 40 Zeitschriften heraus, darunter GEO, STERN, BRIGITTE und ART.
Am SPIEGEL hält das Verlagshaus einen Anteil von 25%.
Meldung 1: Gruner und Jahr- Vorstandsvorsitzender Bernd
Buchholz kündigt einen radikalen Umbau
angesichts der Medienkrise an, der in drei Stufen
erfolgen soll.
Meldung 2 : Gruner und Jahr startet ein Gesundheitsheft mit
Millionenauflage
Meldung 3 : Schlussredaktionen der Gruner und Jahr Medien
sollen angeblich an andere Dienstleister
ausgelagert werden
Diese Meldungen haben auf den ersten Blick gar nichts miteinander zu tun, bei näherem Hinsehen aber doch.
Dichtmachen, Verkaufen und Sparen
Gruner und Jahr-Vorstand Buchholz plant offenbar Zeitungen und Zeitschriften, die nicht den vom Verlag gesetzten Rentabilitätsansprüchen entsprechen, dichtzumachen oder zu verkaufen.
Solchen, denen eine profitable Ueberlebenschance zugetraut wird, werden offenbar einem radikalen Sparkurs unterworfen, das haben die Financial Times Deutschland und andere bereits zu spüren bekommen. Darunter fällt wohl auch das Auslagern von bestimmten Redaktionstätigkeiten, wie zum Beispiel die Schlussredaktion.
Eine Expansion in die Abhängigkeit oder: ein Verlagshaus auf Abwegen?
Das Gruner und Jahr Verlagshaus plant gleichzeitig eine Expansion.
Das ist ja sehr erfreulich, könnte man denken. Für neue redaktionelle Ideen sollte man immer aufgeschlossen sein, zum Beispiel den investigativen Journalismus auszudehnen, angesichts des Aufdeckungsbedarfs an so vielen Skandalen und Skandälchen, von der Finanzkrise über Mitarbeiterüberwachung bis zur Politikerbestechlichkeit.
Weit gefehlt, die Offensive geht in eine ganz andere Richtung: Die Redaktionen sollen Firmenzeitungen entwerfen und Auftritte von Firmen auf Messen vorbereiten.
Ein Verlagshaus als Firmen-Dienstleister, oder sollte man besser sagen: auf Abwegen?
Denn damit sind Konflikte mit dem Rest des investigativen Journalismus sozusagen vorprogrammiert.
Rücksichtnahmen auf Kunden, die dort ihre Firmenzeitungen herstellen lassen und es natürlich überhaupt nicht gerne sehen, wenn sie von einer anderen Postille des Verlagshauses in die Zange genommen werden.
Es kommt noch schlimmer
Um die Sache offenbar auf die Spitze zu treiben, soll ein Gesundheitsmagazin den Printmedien wie STERN, GEO, BRIGITTE und anderen beigelegt werden.
Gegen gute Gesundheitsinfo ist ja nichts einzuwenden, aber dieses Blättchen Pardon: Magazin soll sich aus Pharmawerbung finanzieren, möglicherweise damit auch anderen Journalen mit seinen Gewinnen in harten Zeiten unter die Arme greifen.
Man möchte nur den Kopf schütteln. Der STERN hat oft genug die Pharmaindustrie zu Recht attackiert.
Dass in dem Gesundheitsmagazin wenig Pharma-Kritisches zu finden sein dürfte, damit darf man rechnen. Dass das Geschrei der Magazinjournalisten über geplante Reportagen des STERN gegen die Pharmaindustrie gross sein dürfte, versteht sich von selbst.
Und bei dieser von Vorstand Buchholz angesagten Verlagspolitik kann man sich unschwer vorstellen, wie diese Auseinanderstzungen dann entschieden werden dürften.
Es drängt sich der Eindruck eines erbärmlichen Abschieds von einer einst durch Richard Gruner, Gerd Bucerius und John Jahr sen. geprägten Verlagspolitik auf.
Insbesondere, aber nicht nur, Gerd Bucerius ein „Ueberzeugungstäter“ für den der Journalismus an erster und der Gewinn an zweiter Stelle standen.
Jahrelang hatte er die verlustbringende ZEIT zunächst aus seiner Privatschatulle und dann aus den Einnahmen des STERN finanziert.
Wie Hohn für die Zukunft klingen die Worte des Vorstands Buchholz in seinem letzten Jahresbericht:
"Gruner und Jahr ist ein Medienhaus mit einer langen Tradition, hohen verlegerischen Ansprüchen und Qualitätsbewusstsein."
Das war einmal, möchte man fast meinen.
Darfs ein bisschen weniger sein? Oder: Neues zum Niedergang des Qualitätsjournalismus
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erfolgen soll.
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Millionenauflage
Meldung 3 : Schlussredaktionen der Gruner und Jahr Medien
sollen angeblich an andere Dienstleister
ausgelagert werden
Diese Meldungen haben auf den ersten Blick gar nichts miteinander zu tun, bei näherem Hinsehen aber doch.
Dichtmachen, Verkaufen und Sparen
Gruner und Jahr-Vorstand Buchholz plant offenbar Zeitungen und Zeitschriften, die nicht den vom Verlag gesetzten Rentabilitätsansprüchen entsprechen, dichtzumachen oder zu verkaufen.
Solchen, denen eine profitable Ueberlebenschance zugetraut wird, werden offenbar einem radikalen Sparkurs unterworfen, das haben die Financial Times Deutschland und andere bereits zu spüren bekommen. Darunter fällt wohl auch das Auslagern von bestimmten Redaktionstätigkeiten, wie zum Beispiel die Schlussredaktion.
Eine Expansion in die Abhängigkeit oder: ein Verlagshaus auf Abwegen?
Das Gruner und Jahr Verlagshaus plant gleichzeitig eine Expansion.
Das ist ja sehr erfreulich, könnte man denken. Für neue redaktionelle Ideen sollte man immer aufgeschlossen sein, zum Beispiel den investigativen Journalismus auszudehnen, angesichts des Aufdeckungsbedarfs an so vielen Skandalen und Skandälchen, von der Finanzkrise über Mitarbeiterüberwachung bis zur Politikerbestechlichkeit.
Weit gefehlt, die Offensive geht in eine ganz andere Richtung: Die Redaktionen sollen Firmenzeitungen entwerfen und Auftritte von Firmen auf Messen vorbereiten.
Ein Verlagshaus als Firmen-Dienstleister, oder sollte man besser sagen: auf Abwegen?
Denn damit sind Konflikte mit dem Rest des investigativen Journalismus sozusagen vorprogrammiert.
Rücksichtnahmen auf Kunden, die dort ihre Firmenzeitungen herstellen lassen und es natürlich überhaupt nicht gerne sehen, wenn sie von einer anderen Postille des Verlagshauses in die Zange genommen werden.
Es kommt noch schlimmer
Um die Sache offenbar auf die Spitze zu treiben, soll ein Gesundheitsmagazin den Printmedien wie STERN, GEO, BRIGITTE und anderen beigelegt werden.
Gegen gute Gesundheitsinfo ist ja nichts einzuwenden, aber dieses Blättchen Pardon: Magazin soll sich aus Pharmawerbung finanzieren, möglicherweise damit auch anderen Journalen mit seinen Gewinnen in harten Zeiten unter die Arme greifen.
Man möchte nur den Kopf schütteln. Der STERN hat oft genug die Pharmaindustrie zu Recht attackiert.
Dass in dem Gesundheitsmagazin wenig Pharma-Kritisches zu finden sein dürfte, damit darf man rechnen. Dass das Geschrei der Magazinjournalisten über geplante Reportagen des STERN gegen die Pharmaindustrie gross sein dürfte, versteht sich von selbst.
Und bei dieser von Vorstand Buchholz angesagten Verlagspolitik kann man sich unschwer vorstellen, wie diese Auseinanderstzungen dann entschieden werden dürften.
Es drängt sich der Eindruck eines erbärmlichen Abschieds von einer einst durch Richard Gruner, Gerd Bucerius und John Jahr sen. geprägten Verlagspolitik auf.
Insbesondere, aber nicht nur, Gerd Bucerius ein „Ueberzeugungstäter“ für den der Journalismus an erster und der Gewinn an zweiter Stelle standen.
Jahrelang hatte er die verlustbringende ZEIT zunächst aus seiner Privatschatulle und dann aus den Einnahmen des STERN finanziert.
Wie Hohn für die Zukunft klingen die Worte des Vorstands Buchholz in seinem letzten Jahresbericht:
"Gruner und Jahr ist ein Medienhaus mit einer langen Tradition, hohen verlegerischen Ansprüchen und Qualitätsbewusstsein."
Das war einmal, möchte man fast meinen.
Darfs ein bisschen weniger sein? Oder: Neues zum Niedergang des Qualitätsjournalismus
Untergang des Qualitätsjournalismus? - oder: Josef Joffe und seine Albträume
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