Der Fall Susanne Klatten - eine Nachlese
Dr. Alexander von Paleske ---- 6.11. 2008 --- Der Fall Susanne Klatten kommt etwas aus den Schlagzeilen, Grund genug, eine Nachlese vorzunehmen. Erwartungsgemäss lag die Tendenz der Artikel in der deutschen Presse die einen mehr, die anderen weniger auf der Mitleidswelle: Arme reiche Frau.
Wirtschaftsgefährdende Schadenfreude
Die Financial Times Deutschland warnte darüberhinaus eindringlich vor Häme. Unter dem Titel „Gefährliche Schadenfreude“ wird von der FTD das Gespenst des Rückzugs der Quandt-Klatten Familie und der Ueberdenkung ihrer Investments an die Wand gemalt. Es könne doch niemand ein Interesse daran haben, dass sie ihr Geld einem Dax Unternehmen entziehen, gerade jetzt in der Krise. Also, man muss vorsichtig mit diesen Menschen umgehen. Aber das reichte natürlich nur für einen, bestenfalls zwei Artikel.
Psychologen und Verhaltensforscher an die Front
Also musste jetzt tiefschürfend nachgefragt werden: Wie kommt eine solche Frau dazu, auf einen solchen Mann reinzufallen... Dazu wurden gleich mehrere Hirnforscher, Verhaltensforscher und Psychologen bemüht.
ZEIT-online/Tagesspiegel zitierte die US-amerikanische Neurologin Antonia Damasio und befragte die Psychologin von der Humboldt- Universität, Annakathrin Schacht sowie den Psychologen Philipp Kanske vom Institut für Kognitions-und Neurowissenschaften. Auch der Psychologieprofessor Peter Walschburger von der Freien Universität in Berlin durfte sich erklärend bei diesem schwerwiegenden Thema zu Wort melden. Der Hirnbotenstoff Dopamin, bzw. dessen Fehlen soll bei Gigolo-Affären eine Rolle spielen.
Da will BILD sich nicht lumpen lassen, auch bei ihr kommt Walschburger zu Wort. Nunmehr als Biopsychologe bezeichnet. Und natürlich FOCUS aus dem Hause Burda, auch hier wieder der Bioprofessor Walschburger. Von einem sinnengewollten Chaos im Gehirn ist die Rede. Dieses hat offenbar etwas mit der Arterhaltung Mensch zu tun.
Auch die Anthropologin und Liebesexpertin Helen Fisher aus den USA wird zitiert. Der schweizerische Tagesanzeiger interviewt die Psychologin Onken. Also war Frau Klatten offenbar das Opfer atavistischen Dopaminmangels zielgerichtet im Nachvollzug atavistischer Menschheitserhaltungstriebe, vereinfacht aMET. Tja, da war sie also zweimal Opfer, einmal der Erpressung und dann der aMET.
In dieser Lage wäre es geradezu schändlich, sie auch noch zu einem Opfer der Presse zu machen.
Toller Mut?
Tollen Mut habe sie gezeigt, meinen viele Zeitungen. Trotz der zweifachen Opferrolle sei sie zur Polizei gegangen, und habe sich damit dem Risiko einer über sie herfallenden Presse ausgesetzt. Hut ab.
Mut soll ihr hier keineswegs abgesprochen werden. Zum Thema Mut fällt mir im Zusammenhang mit den Quandt Firmen aber eher die Gruppe der dänischen Widerstandskämpfer ein, die 1944 im KZ Stoecken auf dem Gelände der zum, Quandt-Konzern gehörenden AFA-Werke, später Varta für ihren Kampf gegen den Hitler Faschismus büssen mussten. Sie wurden in der AFA-Fabrik giftigen Bleidämpfen ausgesetzt, einige kamen um. Nur wenige sind heute noch am Leben,einer davon ist Carl-Adolf Soerensen, der auch in dem Fernsehfilm "Das Schweigen der Quandts" zu Wort kam.
Quandt, Springer und die Dänen
Dem Herrn Soerensen, mittlerweile 82 Jahre alt, wurde seinerzeit eine Entschädigung seitens der Quandt-Firma verweigert und zwar mit einer Begründung, die einer Demütigung gleichkommt:"Es habe dort kein KZ gegeben". Und wo kein KZ, da keine KZ Häftlinge
.
Selbst an einer kleinen Geste hat es bis heute gegenüber diesem Überlebenden, der noch immer an seinem KZ-Trauma leidet, offenbar gefehlt. Auch als die dänischen Widerstandskämpfer, die, wie Ruediger Jungbluth in seinem Buch „Die Quandts“ schreibt, nach dem Kriege Kontakt hielten im Jahre 1972 bei der VARTA um einen finanziellen Zuschuss zu einem geplanten Erholungsheim für ehemalige KZ Häftlinge baten, da wurden sie brüsk abgewiesen.
Die gleiche Erfahrung machte übrigens auch Jan Reemtsma, der Geld sammelte für eine Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen KZ Neuengamme, dessen Aussenstelle das KZ Stoecken auf dem Grundstück der Quandt-Firma AFA war, und woher Quandt seine Arbeitskräfte bekam.
Schlappe DM 5000 spendete die Quandt-Firma, und das erst auf Nachbohren von Reemtsma, gegen Spendenquittung zwecks Steuerabzug versteht sich.
Eher kommt man offenbar als Gigolo zu 7,2 Millionen mit einer frei erfundenen Geschichte, denn als ehemaliger KZ -Insasse und Zwangsarbeiter mit seiner wahren Lebensgeschichte an einen Bruchteil davon.
Nun soll erst einmal ein Historiker tätig werden aber viel Zeit bleibt den Quandts nicht mehr für eine kleine Geste gegenüber Soerensen,soweit sie das überhaupt jemals vorgehabt hätten.
Da war selbst der Pressezar Axel Springer, der nie etwas mit den Nazis am Hut hatte, einfach besser. Der vermachte ein von ihm gekauftes sehr wertvolles dänisches Gemälde an das Museum in Skagen mit der Begründung: Die Dänen waren (unter Hitler) ein so tapferes Volk, haben so viele Menschen vor den Nazis gerettet (M. Juergs "Der Fall Axel Springer" S. 114f).
Quandt, Flick und die Zwangsarbeiterentschädigung
Immerhin haben die Quandt- Firmen sich nicht vor der Einzahlung in den Entschädigungsfond für Zwangsarbeiter gedrückt, das sollte hier nicht unerwähnt bleiben, anders als die Flick-Erben. Dem mittlerweile verstorbenen Milliardenerben Friedrich Karl Flick war ausserdem selbst die Erbschaftssteuer in Deutschland noch zu hoch, also wanderte er mit (Geld)Sack und Pack in das Erbschaftssteuerparadies Oesterreich aus.
Dort darf nun ein Banker namens Wolfgang Kulterer, zur Zeit vor Gericht stehend wegen angeblicher Bilanzfälschung, sich um den Flick- Nachlass kümmern. Kulterer war auch ein Freund des jüngst verstorbenen Joerg Haider, österreichischer Rechtsaussen und Bewunderer faschistischer Arbeitsmarktpolitik. So schliesst sich der Kreis.
.
Ende gut, alles gut
In Sachen Klatten-Gigolo steht noch der Strafprozess in diesem Jahr an, bei dem auch intime Details zur Sprache kommen sollen, aber da wird das Gericht dann wohl die Oeffentlichkeit ausschliessen.
Ist doch alles gar nicht so schlecht gelaufen, Frau Klatten. Hätte doch alles viel schlimmer kommen können. Die Ehe ist auch nicht in Gefahr, und, wie ich gestern las, gibt Ihre Familie Ihnen Kraft, also alles letztlich paletti.
Und schön, dass Sie jetzt mit Interviews in den italienischen Zeitungen REPUBLICA und CORRIERE DELLA SERRA in die Offensive gehen, Schlagzeile „Sgarbi (der Gigolo) war faszinierend“.
Richtig gefreut hat mich, dass Sie die 7,5 Millionen Euro nach Rückzahlung nicht etwa wieder in die eigene Tasche stecken wollten, Pardon in den Koffer, der so schwer war, dass Sie ihn kaum tragen konnten, wie sie berichten, sondern vielmehr vorhatten, zu spenden. Das zeigt doch eigentlich, wie grossherzig Sie in Wirklichkeit sind. Schade dass es nicht geklappt hat, sonst hätte vielleicht auch Herr Soerensen noch was abbekommen. Vielleicht beim nächsten Mal...
E-Mail: avpaleske@botsnet.bw
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Psychologen und Verhaltensforscher an die Front
Also musste jetzt tiefschürfend nachgefragt werden: Wie kommt eine solche Frau dazu, auf einen solchen Mann reinzufallen... Dazu wurden gleich mehrere Hirnforscher, Verhaltensforscher und Psychologen bemüht.
ZEIT-online/Tagesspiegel zitierte die US-amerikanische Neurologin Antonia Damasio und befragte die Psychologin von der Humboldt- Universität, Annakathrin Schacht sowie den Psychologen Philipp Kanske vom Institut für Kognitions-und Neurowissenschaften. Auch der Psychologieprofessor Peter Walschburger von der Freien Universität in Berlin durfte sich erklärend bei diesem schwerwiegenden Thema zu Wort melden. Der Hirnbotenstoff Dopamin, bzw. dessen Fehlen soll bei Gigolo-Affären eine Rolle spielen.
Da will BILD sich nicht lumpen lassen, auch bei ihr kommt Walschburger zu Wort. Nunmehr als Biopsychologe bezeichnet. Und natürlich FOCUS aus dem Hause Burda, auch hier wieder der Bioprofessor Walschburger. Von einem sinnengewollten Chaos im Gehirn ist die Rede. Dieses hat offenbar etwas mit der Arterhaltung Mensch zu tun.
Auch die Anthropologin und Liebesexpertin Helen Fisher aus den USA wird zitiert. Der schweizerische Tagesanzeiger interviewt die Psychologin Onken. Also war Frau Klatten offenbar das Opfer atavistischen Dopaminmangels zielgerichtet im Nachvollzug atavistischer Menschheitserhaltungstriebe, vereinfacht aMET. Tja, da war sie also zweimal Opfer, einmal der Erpressung und dann der aMET.
In dieser Lage wäre es geradezu schändlich, sie auch noch zu einem Opfer der Presse zu machen.
Toller Mut?
Tollen Mut habe sie gezeigt, meinen viele Zeitungen. Trotz der zweifachen Opferrolle sei sie zur Polizei gegangen, und habe sich damit dem Risiko einer über sie herfallenden Presse ausgesetzt. Hut ab.
Mut soll ihr hier keineswegs abgesprochen werden. Zum Thema Mut fällt mir im Zusammenhang mit den Quandt Firmen aber eher die Gruppe der dänischen Widerstandskämpfer ein, die 1944 im KZ Stoecken auf dem Gelände der zum, Quandt-Konzern gehörenden AFA-Werke, später Varta für ihren Kampf gegen den Hitler Faschismus büssen mussten. Sie wurden in der AFA-Fabrik giftigen Bleidämpfen ausgesetzt, einige kamen um. Nur wenige sind heute noch am Leben,einer davon ist Carl-Adolf Soerensen, der auch in dem Fernsehfilm "Das Schweigen der Quandts" zu Wort kam.
Quandt, Springer und die Dänen
Dem Herrn Soerensen, mittlerweile 82 Jahre alt, wurde seinerzeit eine Entschädigung seitens der Quandt-Firma verweigert und zwar mit einer Begründung, die einer Demütigung gleichkommt:"Es habe dort kein KZ gegeben". Und wo kein KZ, da keine KZ Häftlinge
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Selbst an einer kleinen Geste hat es bis heute gegenüber diesem Überlebenden, der noch immer an seinem KZ-Trauma leidet, offenbar gefehlt. Auch als die dänischen Widerstandskämpfer, die, wie Ruediger Jungbluth in seinem Buch „Die Quandts“ schreibt, nach dem Kriege Kontakt hielten im Jahre 1972 bei der VARTA um einen finanziellen Zuschuss zu einem geplanten Erholungsheim für ehemalige KZ Häftlinge baten, da wurden sie brüsk abgewiesen.
Die gleiche Erfahrung machte übrigens auch Jan Reemtsma, der Geld sammelte für eine Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen KZ Neuengamme, dessen Aussenstelle das KZ Stoecken auf dem Grundstück der Quandt-Firma AFA war, und woher Quandt seine Arbeitskräfte bekam.
Schlappe DM 5000 spendete die Quandt-Firma, und das erst auf Nachbohren von Reemtsma, gegen Spendenquittung zwecks Steuerabzug versteht sich.
Eher kommt man offenbar als Gigolo zu 7,2 Millionen mit einer frei erfundenen Geschichte, denn als ehemaliger KZ -Insasse und Zwangsarbeiter mit seiner wahren Lebensgeschichte an einen Bruchteil davon.
Nun soll erst einmal ein Historiker tätig werden aber viel Zeit bleibt den Quandts nicht mehr für eine kleine Geste gegenüber Soerensen,soweit sie das überhaupt jemals vorgehabt hätten.
Da war selbst der Pressezar Axel Springer, der nie etwas mit den Nazis am Hut hatte, einfach besser. Der vermachte ein von ihm gekauftes sehr wertvolles dänisches Gemälde an das Museum in Skagen mit der Begründung: Die Dänen waren (unter Hitler) ein so tapferes Volk, haben so viele Menschen vor den Nazis gerettet (M. Juergs "Der Fall Axel Springer" S. 114f).
Quandt, Flick und die Zwangsarbeiterentschädigung
Immerhin haben die Quandt- Firmen sich nicht vor der Einzahlung in den Entschädigungsfond für Zwangsarbeiter gedrückt, das sollte hier nicht unerwähnt bleiben, anders als die Flick-Erben. Dem mittlerweile verstorbenen Milliardenerben Friedrich Karl Flick war ausserdem selbst die Erbschaftssteuer in Deutschland noch zu hoch, also wanderte er mit (Geld)Sack und Pack in das Erbschaftssteuerparadies Oesterreich aus.
Dort darf nun ein Banker namens Wolfgang Kulterer, zur Zeit vor Gericht stehend wegen angeblicher Bilanzfälschung, sich um den Flick- Nachlass kümmern. Kulterer war auch ein Freund des jüngst verstorbenen Joerg Haider, österreichischer Rechtsaussen und Bewunderer faschistischer Arbeitsmarktpolitik. So schliesst sich der Kreis.
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Ende gut, alles gut
In Sachen Klatten-Gigolo steht noch der Strafprozess in diesem Jahr an, bei dem auch intime Details zur Sprache kommen sollen, aber da wird das Gericht dann wohl die Oeffentlichkeit ausschliessen.
Ist doch alles gar nicht so schlecht gelaufen, Frau Klatten. Hätte doch alles viel schlimmer kommen können. Die Ehe ist auch nicht in Gefahr, und, wie ich gestern las, gibt Ihre Familie Ihnen Kraft, also alles letztlich paletti.
Und schön, dass Sie jetzt mit Interviews in den italienischen Zeitungen REPUBLICA und CORRIERE DELLA SERRA in die Offensive gehen, Schlagzeile „Sgarbi (der Gigolo) war faszinierend“.
Richtig gefreut hat mich, dass Sie die 7,5 Millionen Euro nach Rückzahlung nicht etwa wieder in die eigene Tasche stecken wollten, Pardon in den Koffer, der so schwer war, dass Sie ihn kaum tragen konnten, wie sie berichten, sondern vielmehr vorhatten, zu spenden. Das zeigt doch eigentlich, wie grossherzig Sie in Wirklichkeit sind. Schade dass es nicht geklappt hat, sonst hätte vielleicht auch Herr Soerensen noch was abbekommen. Vielleicht beim nächsten Mal...
E-Mail: avpaleske@botsnet.bw
Der Fall Susanne Klatten und die Presse
Kurzer Prozess für den Klatten-Gigolo?
Klatten-Gigolo Prozess: Grund zur Zufriedenheit?
Der Fall Susanne Klatten: Ein Strafprozess der prozessualen Erbärmlichkeiten?
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onlinedienst - 6. Nov, 17:46 Article 9286x read