Noch mehr Milliarden Euro Bürgschaften oder: Vorwärts mit der IKB
Dr. Alexander von Paleske - --- 5.7. 2009 --- In den letzten Tagen kamen zwei Nachrichten über den Ticker, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben:
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Meldung 1 - Der Bundestag beschliesst eine Intensivierung der Finanzaufsicht.
Meldung 2 - Die Industriekreditbank IKB braucht und bekommt vom Bund eine Erhöhung der Bürgschaften um 7 Milliarden auf nunmehr insgesamt 12 Milliarden Euro
Und doch haben beide Meldungen sehr viel miteinander zu tun.
Die IKB war eine Art Ableger der Staatsbank Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) , die zuletzt mehr als 90% Anteile hielt.
Zweck der Bank war und ist die Gewährung von Krediten an den Mittelstand.
Das lief viele Jahre so, bis die Bank das ganz grosse Rad drehen wollte, sprich Spekulation mit Immobilienderivaten, auch CDO’s genannt.
Da dies aber mit dem eigentlichen Zweck der Gesellschaft nicht vereinbar war, wurden sogenannte Zweckgesellschaften gegründet, die unter wohlklingenden Namen wie Rhineland Funding Capital, Rhinebridge, Conduit Rhineland Funding und anderen in grossem Umfang Immobilienschrott in den USA einkauften.
Aber nicht nur in den USA, sondern als die Deutsche Bank diesen Schrott paketweise in weiser Voraussicht, was da kommen würde, aus den Tresoren warf, da fand sie in der IKB mit ihren Zweckgesellschaften einen dummen Abnehmer.
Um diese Käufe zu ermöglichen räumte die IKB diesen wohlklingenden Töchtern satte Kreditlinien ein. So zum Beispiel für die Conduit Rhineland 8,7 Milliarden Euro.
Das alles hatte mit der Mittelstandsfinanzierung natürlich überhaupt nichts mehr zu tun.
Rien ne va plus - Nichts geht mehr
Im Juli 2007 war es dann vorbei, 10 Milliarden Euro Schulden waren angelaufen. Im normalen Geschäftsleben wäre der Konkurs fällig gewesen, oder, wie es modern heisst, die Insolvenz.
Aber die Bank durfte ja nicht pleitegehen, da sie als „zentral für das Wirtschaftsleben“ angesehen wurde.
Also begann jetzt die Aktion „Euro-Pumpe“. Als Pumpenmanager: Vorwiegend der Bund
Immer mehr Geld wurde in die Bank gepumpt. Hier die Details:
- November 2007 Risikogarantie der Banken über 350 Millionen Euro
- Jamuar 2008 Wandelschuldverschreibung der Mutter KfW über 54 Millionen Euro
- März 2008 Bundesverband der Banken spendiert 300 Millionen
- März 2008 KfW gibt 1,03 Milliarden Euro, durch den Bund abgesichert.
- März 2008 Verstecktes Darlehen über 1,25 Milliarden Euro, als „Kapitalerhöhung“ getarnt, von der KfW allein gezeichnet - wer hätte auch sonst diesen wertlosen Schrott gekauft
Nach der "Euro-Pumpe": Weg mit Schaden
Nach der Aktion „Euro-Pumpe“ kam jetzt die Aktion „Weg mit Schaden“, der Verkauf an eine „Heuschrecke“, mit dem Namen „Lone Star“ , gemessen an den Geldbeträgen für die Aktion „Euro-Pumpe“ zu einem Trinkgeld nämlich läppische 137 Millionen Euro.
Aber wer glaubte, dies sei das Ende, der sollte sich täuschen. Schliesslich ist Lone Star kein Wohltätigkeitsverein. Also jetzt erst einmal die Abfallbeseitigung.
Weiteren risikobehafteten Wertpapierschrott im einstmaligen Anschaffungswert von 600 Millionen Euro musste die KfW noch vorher in die eigene Abfalltonne umpacken.
Dann wurde eigens eine Abfallbeseitigungsgesellschaft von der KfW als Zweckgesellschaft gegründet, die den Rest-Wertpapiermüll entsorgte – durch Einlagerung.
Die bis dato grösste Wertpapier-Abfall-Beseitigungsaktion. Sozusagen das Vorspiel zur Causa der Hypo Real Estate.
Wer nun gedacht hatte, jetzt ist aber Schluss, der lag schief. Denn die Bank hatte ja nun kein Geld zum Verleihen an den Mittelstand mehr, und musste sich das Geld auf dem Kapitalmarkt borgen.
Nur, dieser Bank hätte niemand Geld geliehen.
Also musste der Bund wieder ran. 5 Milliarden Euro Kreditbürgschaft diesmal.
Aber auch das reichte nicht, also nun weitere 7 Milliarden Kreditbürgschaft, macht zusammen 12 Milliarden Euro.
So, wer glaubt, nun seien wir endlich am Ende, der mag sich erneut täuschen.
Was hat die BaFin damit zu tun?
Die Antwort lautet: Sie hätte das alles verhindern müssen und können, eingreifen müssen und können, , stoppen müssen und können, warnen müssen und können, als noch Zeit dazu war.
Doch das Gegenteil ist der Fall. Bis zum bitteren Ende nannte die BaFin die IKB „unproblematisch“.Ein Schnarchverein hätte wohl nicht erheblich schlechter arbeiten können.
Wer solche Böcke schiesst, der sollte eigentlich nicht weitermachen . Eigentlich.
Der „Dampfplauderer“ Jochen Sanio, verkündete einstmals vollmundig : „Die Bafin wird beissen, solange ich Präsident bin“ das war – noch gar nicht lange ist’s her – im Jahre 2002.
Nichts davon. Unordnung und Betrug im eigenen Haus, Versagen beim Schutz von Kleinanlegern (siehe Phoenix, siehe Göttinger Gruppe, siehe DM-Beteiligungen, siehe Wohnungsbaugessellschaft Leipzig West, siehe AMIS u.v.m) , wir berichteten ausführlich darüber.
Es ist Zeit für einen Neubeginn
Nun hat zwar der Bundestag der BaFin mehr Rechte eingeräumt, aber wer nicht in der Lage war, den bisherigen Rahmen voll auszuschöpfen, der braucht zunächst einmal nicht mehr Rechte, sondern besseres Personal.
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Meldung 1 - Der Bundestag beschliesst eine Intensivierung der Finanzaufsicht.
Meldung 2 - Die Industriekreditbank IKB braucht und bekommt vom Bund eine Erhöhung der Bürgschaften um 7 Milliarden auf nunmehr insgesamt 12 Milliarden Euro
Und doch haben beide Meldungen sehr viel miteinander zu tun.
Die IKB war eine Art Ableger der Staatsbank Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) , die zuletzt mehr als 90% Anteile hielt.
Zweck der Bank war und ist die Gewährung von Krediten an den Mittelstand.
Das lief viele Jahre so, bis die Bank das ganz grosse Rad drehen wollte, sprich Spekulation mit Immobilienderivaten, auch CDO’s genannt.
Da dies aber mit dem eigentlichen Zweck der Gesellschaft nicht vereinbar war, wurden sogenannte Zweckgesellschaften gegründet, die unter wohlklingenden Namen wie Rhineland Funding Capital, Rhinebridge, Conduit Rhineland Funding und anderen in grossem Umfang Immobilienschrott in den USA einkauften.
Aber nicht nur in den USA, sondern als die Deutsche Bank diesen Schrott paketweise in weiser Voraussicht, was da kommen würde, aus den Tresoren warf, da fand sie in der IKB mit ihren Zweckgesellschaften einen dummen Abnehmer.
Um diese Käufe zu ermöglichen räumte die IKB diesen wohlklingenden Töchtern satte Kreditlinien ein. So zum Beispiel für die Conduit Rhineland 8,7 Milliarden Euro.
Das alles hatte mit der Mittelstandsfinanzierung natürlich überhaupt nichts mehr zu tun.
Rien ne va plus - Nichts geht mehr
Im Juli 2007 war es dann vorbei, 10 Milliarden Euro Schulden waren angelaufen. Im normalen Geschäftsleben wäre der Konkurs fällig gewesen, oder, wie es modern heisst, die Insolvenz.
Aber die Bank durfte ja nicht pleitegehen, da sie als „zentral für das Wirtschaftsleben“ angesehen wurde.
Also begann jetzt die Aktion „Euro-Pumpe“. Als Pumpenmanager: Vorwiegend der Bund
Immer mehr Geld wurde in die Bank gepumpt. Hier die Details:
- November 2007 Risikogarantie der Banken über 350 Millionen Euro
- Jamuar 2008 Wandelschuldverschreibung der Mutter KfW über 54 Millionen Euro
- März 2008 Bundesverband der Banken spendiert 300 Millionen
- März 2008 KfW gibt 1,03 Milliarden Euro, durch den Bund abgesichert.
- März 2008 Verstecktes Darlehen über 1,25 Milliarden Euro, als „Kapitalerhöhung“ getarnt, von der KfW allein gezeichnet - wer hätte auch sonst diesen wertlosen Schrott gekauft
Nach der "Euro-Pumpe": Weg mit Schaden
Nach der Aktion „Euro-Pumpe“ kam jetzt die Aktion „Weg mit Schaden“, der Verkauf an eine „Heuschrecke“, mit dem Namen „Lone Star“ , gemessen an den Geldbeträgen für die Aktion „Euro-Pumpe“ zu einem Trinkgeld nämlich läppische 137 Millionen Euro.
Aber wer glaubte, dies sei das Ende, der sollte sich täuschen. Schliesslich ist Lone Star kein Wohltätigkeitsverein. Also jetzt erst einmal die Abfallbeseitigung.
Weiteren risikobehafteten Wertpapierschrott im einstmaligen Anschaffungswert von 600 Millionen Euro musste die KfW noch vorher in die eigene Abfalltonne umpacken.
Dann wurde eigens eine Abfallbeseitigungsgesellschaft von der KfW als Zweckgesellschaft gegründet, die den Rest-Wertpapiermüll entsorgte – durch Einlagerung.
Die bis dato grösste Wertpapier-Abfall-Beseitigungsaktion. Sozusagen das Vorspiel zur Causa der Hypo Real Estate.
Wer nun gedacht hatte, jetzt ist aber Schluss, der lag schief. Denn die Bank hatte ja nun kein Geld zum Verleihen an den Mittelstand mehr, und musste sich das Geld auf dem Kapitalmarkt borgen.
Nur, dieser Bank hätte niemand Geld geliehen.
Also musste der Bund wieder ran. 5 Milliarden Euro Kreditbürgschaft diesmal.
Aber auch das reichte nicht, also nun weitere 7 Milliarden Kreditbürgschaft, macht zusammen 12 Milliarden Euro.
So, wer glaubt, nun seien wir endlich am Ende, der mag sich erneut täuschen.
Was hat die BaFin damit zu tun?
Die Antwort lautet: Sie hätte das alles verhindern müssen und können, eingreifen müssen und können, , stoppen müssen und können, warnen müssen und können, als noch Zeit dazu war.
Doch das Gegenteil ist der Fall. Bis zum bitteren Ende nannte die BaFin die IKB „unproblematisch“.Ein Schnarchverein hätte wohl nicht erheblich schlechter arbeiten können.
Wer solche Böcke schiesst, der sollte eigentlich nicht weitermachen . Eigentlich.
Der „Dampfplauderer“ Jochen Sanio, verkündete einstmals vollmundig : „Die Bafin wird beissen, solange ich Präsident bin“ das war – noch gar nicht lange ist’s her – im Jahre 2002.
Nichts davon. Unordnung und Betrug im eigenen Haus, Versagen beim Schutz von Kleinanlegern (siehe Phoenix, siehe Göttinger Gruppe, siehe DM-Beteiligungen, siehe Wohnungsbaugessellschaft Leipzig West, siehe AMIS u.v.m) , wir berichteten ausführlich darüber.
Es ist Zeit für einen Neubeginn
Nun hat zwar der Bundestag der BaFin mehr Rechte eingeräumt, aber wer nicht in der Lage war, den bisherigen Rahmen voll auszuschöpfen, der braucht zunächst einmal nicht mehr Rechte, sondern besseres Personal.
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onlinedienst - 5. Jul, 22:32 Article 5936x read