Nach den Banken nun die Zeitungen?
Dr. Alexander von Paleske - ---20.7. 2009 --- Wenn man in den letzten Monaten die ZEIT, die führende Wochenzeitung Deutschlands,liest, ich habe sie - noch - abonniert, dann tauchen in schöner Regelmässigkeit Beiträge auf, die sich mit dem angeblich bevorstehenden Untergang der Printmedien beschäftigen. So auch am 9. Juli (ZEIT 29 Seite 50) – „Eine Art Marshallplan“ lautet der Artikel und in kaum verhüllter Form wird nach Staatsgeld gerufen, um die grundrechtlich geschützte Pressefreiheit zu sichern.
Man möchte sich die Augen reiben. Soll nach den Banken nun auch die Presse subventioniert werden? Die zur „Rettung der Presse“ von den Autoren Stephan Weichert und Leif Kramp gemachten Vorschläge muten geradezu abenteuerlich an. Als Legitimationsvehikel dient ihnen Artikel 5 des Grundgesetzes, die Pressefreiheit. Allerdings war dieser Artikel immer als Freiheit des gedruckten Wortes vor Eingriffen des Staates gemeint, nicht umgekehrt. Es ist Teil der Meinungsfreiheit und der Informationsfreiheit der Bürger, die aber nicht nur am Zeitungspapier klebt.
Ein Blick zurück
Als die Alliierten nach Ende des 2. Weltkrieges Zeitungslizenzen an unbelastete Bürger vergaben, da war das fast einer Lizenz zum Gelddrucken gleichzusetzen.
Gründerfamilien sind damit steinreich geworden, siehe Axel Springer in Hamburg (Bild-Zeitung, Hamburger Abendblatt , Hör Zu etc), siehe Neven duMont in Köln ( Kölner Stadtanzeiger, Express), siehe Brost/Funke in Essen (Westdeutsche Allgemeine Zeitung), siehe Friedmann und andere in München (Süddeutsche Zeitung).
Der verstorbene Journalist Günter Gaus schreibt in seinem Erinnerungsbuch „Widersprüche“ dazu:
„Gewöhnlich bildeten die alliierten Presseoffiziere, gestützt auf mehr oder weniger qualifizierte Empfehlungen, eine Herausgeberschar, aus einem Konservativen. einem Liberalen und einem Sozialdemokraten... Die Lizenz war das Los in einer Lotterie gewesen, in der es nur Millionengewinne gab“.
Nach der Privatisierung die Sozialisierung?
Jetzt gibt es keine Riesengewinne mehr, auch in Deutschland werden Zeitungen sterben. Zum Teil, weil sie durch Kaputtsparen unattraktiv geworden sind, das wichtigste Kapital, den guten Journalisten entlassen.
Zum Teil, weil der Besuch des Internets die Zeitung mit der „Nachricht von gestern“ uninteressant gemacht hat.
Nun soll also nach den Vorstellungen der ZEIT-Autoren der Staat einspringen. Nachdem die Gewinne in Dekaden privatisiert wurden, sollen jetzt, wie bei den Banken, die Verluste sozialisiert werden, oder aber Mäzenatentum die Printmedien vor dem Untergang retten.
Wir haben mehrfach uns zu dem Thema bereits geäussert, und halten von diesen in der ZEIT gemachten Vorstellungen nichts. Wenn Printmedien der Konkurrenz im Internet nicht standhalten können, so war‘s das eben.
Ohne Printmedien kein Qualitätsjournalismus?
Guter Journalismus klebt nicht an der Druckerschwärze , sondern findet sich bereits besser in vielen Onlinemagazinen, die nicht unter der Fuchtel eines Chefredakteurs stehen, der die Linie vorgibt.
Investigativer Journalismus ist in Deutschland, von wenigen Ausnahmen abgesehen, kaum vorhanden., selbst das einstige Flaggschiff Der Spiegel kann besser von alten Zeiten träumen. Zu sehr hatte der „kleine Napoleon“ Stefan Aust das Blatt offenbar auf Lifestyle getrimmt.
Nicht Qualitätsjournalismus ist das, was sich in vielen Printmedien findet, sondern qualvoller Journalismus. Und das ständige Gejammere der ZEIT führt hier keineswegs weiter. Im Gegenteil. Das Oeffnen des .Blattes für derartigen Jammerjournalismus und das Drucken von Artikeln des nach Günter Gaus „grössten Opportunisten, den er je kennengelernt habe“ , gemeint ist der ehemalige Aussenminister J. Fischer und seine Schelte an der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Vertrag von Lissabon, machen die Wochenzeitung ZEIT eher unattraktiver.
Angst essen Qualitätsjournalismus auf
Aber in den Redaktionsstuben hat die Angst Einzug gehalten. Ein schlechter Begleiter für guten Journalismus.
Gerade hat der Grossverleger Neven duMont die Berliner Zeitung gekauft, ihm gehört als neuerer Zugang bereits das Traditionsblatt Frankfurter Rundschau, da werden schon Pläne zur Reorganisierung verkündet. Verzahnung wird das Ganze genannt.
Im Klartext: Arbeitsplätze werden wegfallen, nationale und internationale Themen werden wohl in Zukunft zentral recherchiert und redegiert. Nur der Lokalteil wird wohl dezentral bleiben. Schliesslich kann man von Köln aus nicht berichten, was sich im Berliner Kiez und Politiksumpf abspielt und umgekehrt von Berlin aus nicht sich hautnah mit dem Kölner Klüngel beschäftigen.
Der Spekulant Montgomery war mit seinem Konzept gescheitert, weil er nur rationalisieren wollte, aber keine Zentrale wie Neven duMont besass. Ob die Rechnung Neven duMonts aufgeht, wird sich zeigen.
Darfs ein bisschen weniger sein? Oder: Neues zum Niedergang des Qualitätsjournalismus
Untergang des Qualitätsjournalismus? - oder: Josef Joffe und seine Albträume
Josef Joffe und das Gespenst des drohenden Todes der Tageszeitungen
Rettet Rupert Murdoch den guten Journalismus?
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Der Fall Susanne Klatten-eine Nachlese
Man möchte sich die Augen reiben. Soll nach den Banken nun auch die Presse subventioniert werden? Die zur „Rettung der Presse“ von den Autoren Stephan Weichert und Leif Kramp gemachten Vorschläge muten geradezu abenteuerlich an. Als Legitimationsvehikel dient ihnen Artikel 5 des Grundgesetzes, die Pressefreiheit. Allerdings war dieser Artikel immer als Freiheit des gedruckten Wortes vor Eingriffen des Staates gemeint, nicht umgekehrt. Es ist Teil der Meinungsfreiheit und der Informationsfreiheit der Bürger, die aber nicht nur am Zeitungspapier klebt.
Ein Blick zurück
Als die Alliierten nach Ende des 2. Weltkrieges Zeitungslizenzen an unbelastete Bürger vergaben, da war das fast einer Lizenz zum Gelddrucken gleichzusetzen.
Gründerfamilien sind damit steinreich geworden, siehe Axel Springer in Hamburg (Bild-Zeitung, Hamburger Abendblatt , Hör Zu etc), siehe Neven duMont in Köln ( Kölner Stadtanzeiger, Express), siehe Brost/Funke in Essen (Westdeutsche Allgemeine Zeitung), siehe Friedmann und andere in München (Süddeutsche Zeitung).
Der verstorbene Journalist Günter Gaus schreibt in seinem Erinnerungsbuch „Widersprüche“ dazu:
„Gewöhnlich bildeten die alliierten Presseoffiziere, gestützt auf mehr oder weniger qualifizierte Empfehlungen, eine Herausgeberschar, aus einem Konservativen. einem Liberalen und einem Sozialdemokraten... Die Lizenz war das Los in einer Lotterie gewesen, in der es nur Millionengewinne gab“.
Nach der Privatisierung die Sozialisierung?
Jetzt gibt es keine Riesengewinne mehr, auch in Deutschland werden Zeitungen sterben. Zum Teil, weil sie durch Kaputtsparen unattraktiv geworden sind, das wichtigste Kapital, den guten Journalisten entlassen.
Zum Teil, weil der Besuch des Internets die Zeitung mit der „Nachricht von gestern“ uninteressant gemacht hat.
Nun soll also nach den Vorstellungen der ZEIT-Autoren der Staat einspringen. Nachdem die Gewinne in Dekaden privatisiert wurden, sollen jetzt, wie bei den Banken, die Verluste sozialisiert werden, oder aber Mäzenatentum die Printmedien vor dem Untergang retten.
Wir haben mehrfach uns zu dem Thema bereits geäussert, und halten von diesen in der ZEIT gemachten Vorstellungen nichts. Wenn Printmedien der Konkurrenz im Internet nicht standhalten können, so war‘s das eben.
Ohne Printmedien kein Qualitätsjournalismus?
Guter Journalismus klebt nicht an der Druckerschwärze , sondern findet sich bereits besser in vielen Onlinemagazinen, die nicht unter der Fuchtel eines Chefredakteurs stehen, der die Linie vorgibt.
Investigativer Journalismus ist in Deutschland, von wenigen Ausnahmen abgesehen, kaum vorhanden., selbst das einstige Flaggschiff Der Spiegel kann besser von alten Zeiten träumen. Zu sehr hatte der „kleine Napoleon“ Stefan Aust das Blatt offenbar auf Lifestyle getrimmt.
Nicht Qualitätsjournalismus ist das, was sich in vielen Printmedien findet, sondern qualvoller Journalismus. Und das ständige Gejammere der ZEIT führt hier keineswegs weiter. Im Gegenteil. Das Oeffnen des .Blattes für derartigen Jammerjournalismus und das Drucken von Artikeln des nach Günter Gaus „grössten Opportunisten, den er je kennengelernt habe“ , gemeint ist der ehemalige Aussenminister J. Fischer und seine Schelte an der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Vertrag von Lissabon, machen die Wochenzeitung ZEIT eher unattraktiver.
Angst essen Qualitätsjournalismus auf
Aber in den Redaktionsstuben hat die Angst Einzug gehalten. Ein schlechter Begleiter für guten Journalismus.
Gerade hat der Grossverleger Neven duMont die Berliner Zeitung gekauft, ihm gehört als neuerer Zugang bereits das Traditionsblatt Frankfurter Rundschau, da werden schon Pläne zur Reorganisierung verkündet. Verzahnung wird das Ganze genannt.
Im Klartext: Arbeitsplätze werden wegfallen, nationale und internationale Themen werden wohl in Zukunft zentral recherchiert und redegiert. Nur der Lokalteil wird wohl dezentral bleiben. Schliesslich kann man von Köln aus nicht berichten, was sich im Berliner Kiez und Politiksumpf abspielt und umgekehrt von Berlin aus nicht sich hautnah mit dem Kölner Klüngel beschäftigen.
Der Spekulant Montgomery war mit seinem Konzept gescheitert, weil er nur rationalisieren wollte, aber keine Zentrale wie Neven duMont besass. Ob die Rechnung Neven duMonts aufgeht, wird sich zeigen.
Darfs ein bisschen weniger sein? Oder: Neues zum Niedergang des Qualitätsjournalismus
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onlinedienst - 20. Jul, 16:01 Article 5075x read