Bodo Hombach und die Zukunft der Tageszeitungen - oder: Lokalteil hat Zukunft, WAZ macht Zukunft?
Dr. Alexander von Paleske --- Bodo Hombach, Mit-Geschäftsführer des WAZ-Konzerns, der unter anderem die Westdeutsche Allgemeine Zeitung herausbringt, ist nicht nur mit vielen Wassern gewaschen sondern hat immer auch ein paar Döneken auf Lager.
Richtig nahegebracht, gerade auch menschlich, wurde er einer breiten Öffentlichkeit durch den außerordentlich investigativen Hintergrundartikel in der Wochenzeitung Die ZEIT „Bodos Tierleben“. Ein Artikel, der uns diesen wuchtigen Herrn in einem neuen und überraschend sympathischen Lichte präsentiert: Als einen "gemütlichen Bär", der nur gelegentlich mit der Tatze zuhaut, und keineswegs ein kalter Manager, der Journalisten einfach vor die Tür setzt.
Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Hombach hat eine sehr, sehr schwere Zeit hinter sich, er kann daher Mitgefühl erwarten.
Erst fiel er mit seinen WAZ-Expansionsplänen in Serbien buchstäblich auf die Nase, nein nicht auf die Nase sondern auf einen Mafiosi herein.
Dann ging der Magazin-Plan mit dem umtriebigen Ex-Spiegel Chefredakteur Stefan Aust (in Merseburgers Augstein-Biografie als „Kampfzwerg“ beschrieben), buchstäblich in die Hose.
Und schließlich hat ihm die Financial Times Deutschland auch noch sein Konzept vermasselt, das Bezahl-Internet über Apps bei Tageszeitungen einzuführen, was natürlich nur klappen kann, wenn alle großen Zeitungsverlage da mitmachen, und das genau wollte die FTD offenbar nicht, bzw. so nicht.
Manchmal weiß man bei Hombach aber nicht, ob bei dem, was er so von sich gibt, es sich um Dönekes handelt, oder um tiefschürfende Einsichten eines von Sorgen um die Zukunft der Zeitungen geplagten und deswegen ergrauten Herrn..
In der Thüringer Allgemeinen Zeitung, zur WAZ-Gruppe gehörig, deren hoch angesehener Chefredakteur Sergej Lochthofen vor einem Jahr rausflog, offenbar wegen „ungenügender“ Rendite, , wurde ein Vortrag Hombachs über die Zukunft der Zeitungen abgedruckt:
Wer vorne sitzt, hört schlecht, was hinter ihm gesprochen wird, und er hört gar nicht, was geflüstert wird. Gehören Journalisten in die erste Reihe? Ich denke nicht. Redaktionen sind eben nicht Gewalt im Staat, sondern Wächter, Kritiker und Enthüller. Ihr Platz ist die Volksversammlung, und zurzeit bekommen sie dort Erstaunliches zu hören.
Es ist Volksversammlung und kein Journalist geht hin
Deren Zahl ist, gerade auch beim WAZ-Verlag, zu dem auch die Thüringer Allgemeine gehört, durch Entlassungen drastisch reduziert worden.
Ohnehin kann der WAZ-Verlag nun wohl nicht für sich in Anspruch nehmen dass der Journalismus immer der beste in seinen Regionalzeitungen war.
In einem Artikel von Götz Hamann in der Wochenzeitung Die ZEIT vom 27. November 2008 „Eins in die Presse“ heißt es:
Zu lange haben Verleger auch bei der WAZ-Gruppe, Renditen von 15, 20 oder 25% verlangt. Und jetzt kürzt man im Ruhrgebiet vor allem im Lokalen, obwohl es gerade der Lokalteil ist, dessentwegen die Leser die Zeitungen kaufen. Das ist kopflos.
Hatte Hombach damals keinen Kopf oder war er zu sehr mit dem Balkan beschäftigt?
Der Lokalteil muss es bringen
Nun heißt es plötzlich bei Hombach, der offenbar den Lokalbereich entdeckt hat:
"Die Bürger wollen die Politik zurückerobern. Die Politik muss die Bürger gewinnen. Das kann nur vor Ort beginnen. Die Rekonstruktion unseres gesellschaftlichen Zusammenhalts steht auf der Tagesordnung. Das ist der große Auftrag an den bürgernahen Journalismus vor Ort. Sachlich informieren. Moderieren, Abwägen, aber auch Mobilisieren und Partei ergreifen. Nicht für eine Partei, sondern für Bürgerinteressen.
Dabei wollen die Leser nicht nur Begleitung. Sie suchen auch Orientierung, denn sie leben in einer Welt mit wachsender Unübersichtlichkeit ….Zeitungen haben Verantwortung im Nahbereich
Wer also bereit ist, einen Prozess zu fördern und zu begleiten, der den Nahbereich wieder nach vorne bringt, ist modern wie schon lange nicht mehr.
Einige Kommunen haben mediale Verfahren entdeckt, um verschleppte Probleme oder strittige Fragen ins breite Stadtgespräch zu bringen. So erweitert sich das Meinungsspektrum. Der Verlauf der Debatte wird nachvollziehbar. Mit jedem Zuwachs an Transparenz gewinnt das Verfahren an Legitimität. In einer Demokratie wächst Macht durch Überzeugung. Am Ende stehen endlich die Sachfragen im Vordergrund und nicht das beleidigte Selbstwertgefühl der Verwaltung, das sich vor "denen da unten" behaupten müsste.
"Aber wie wird man trotz Sparens besser und stärker? Meine Antwort klingt fast zynisch, aber sie lautet: Wir können durch Sparen besser und stärker werden.
Vermeidung von Doppelarbeit, Synergie und Kooperation heißt das Stichwort für die Redaktionen. Für den Verlag heißt es Verschlankung, Effizienz und Modernisierung.
Verschlankung müsste wohl im Klartext heißen: Noch weniger Journalisten. Dabei sind sie es gerade, welche das eigentliche Kapital der Zeitung sind. Möglicherweise hat sich das im WAZ-Verlag noch nicht herumgesprochen?
Weiter Hombach:
Jede Veränderung der Organisation, der Technik, der internen Kommunikation muss am Ende zum Vorteil der Leser sein
Er vergaß offenbar hinzuzusetzen:
Und uns ordentlich Geld einbringen
Und dann dichtete Bodo Hombach noch:
Bewahre uns, Herr, vor Regen und Wind
Und vor Kollegen, die langweilig sind.
An sich selbst brauchte er dabei wohl nicht denken, "Volksdichter" und Stimmungskanone, die er ist.
E-Mail avpaleske (at) botsnet.bw
FAZ: Ein Artikel verschwindet oder: Telefonierte Bodo Hombach mit der FAZ?
Die ZEIT und die Schwarzmalerei über den Tod von Tageszeitungen
KOMMENTARE
lupo (Gast) - 8. Nov, 22:45
Bodo Hombach und die Ruhrkohle
Hombach und die NRW Staatsanwälte, wegen Ruhrkohle Geschäfte usw.
""Hombach Chef des Kanzleramtes. Ihm setzten nicht
nur NRW-Staatsanwälte zu. ""
http://www.hans-joachim-selenz.de/printable/kommentare/2008/spd-verhoehnen-und-spalten.html
Der prominente frühere Preussag Vorstand: Prof. Hans-Joachim Selenz weiss da mehr....... Es gibt ja da auch youtube Videos
Richtig nahegebracht, gerade auch menschlich, wurde er einer breiten Öffentlichkeit durch den außerordentlich investigativen Hintergrundartikel in der Wochenzeitung Die ZEIT „Bodos Tierleben“. Ein Artikel, der uns diesen wuchtigen Herrn in einem neuen und überraschend sympathischen Lichte präsentiert: Als einen "gemütlichen Bär", der nur gelegentlich mit der Tatze zuhaut, und keineswegs ein kalter Manager, der Journalisten einfach vor die Tür setzt.
Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Hombach hat eine sehr, sehr schwere Zeit hinter sich, er kann daher Mitgefühl erwarten.
Erst fiel er mit seinen WAZ-Expansionsplänen in Serbien buchstäblich auf die Nase, nein nicht auf die Nase sondern auf einen Mafiosi herein.
Dann ging der Magazin-Plan mit dem umtriebigen Ex-Spiegel Chefredakteur Stefan Aust (in Merseburgers Augstein-Biografie als „Kampfzwerg“ beschrieben), buchstäblich in die Hose.
Und schließlich hat ihm die Financial Times Deutschland auch noch sein Konzept vermasselt, das Bezahl-Internet über Apps bei Tageszeitungen einzuführen, was natürlich nur klappen kann, wenn alle großen Zeitungsverlage da mitmachen, und das genau wollte die FTD offenbar nicht, bzw. so nicht.
Manchmal weiß man bei Hombach aber nicht, ob bei dem, was er so von sich gibt, es sich um Dönekes handelt, oder um tiefschürfende Einsichten eines von Sorgen um die Zukunft der Zeitungen geplagten und deswegen ergrauten Herrn..
In der Thüringer Allgemeinen Zeitung, zur WAZ-Gruppe gehörig, deren hoch angesehener Chefredakteur Sergej Lochthofen vor einem Jahr rausflog, offenbar wegen „ungenügender“ Rendite, , wurde ein Vortrag Hombachs über die Zukunft der Zeitungen abgedruckt:
Wer vorne sitzt, hört schlecht, was hinter ihm gesprochen wird, und er hört gar nicht, was geflüstert wird. Gehören Journalisten in die erste Reihe? Ich denke nicht. Redaktionen sind eben nicht Gewalt im Staat, sondern Wächter, Kritiker und Enthüller. Ihr Platz ist die Volksversammlung, und zurzeit bekommen sie dort Erstaunliches zu hören.
Es ist Volksversammlung und kein Journalist geht hin
Deren Zahl ist, gerade auch beim WAZ-Verlag, zu dem auch die Thüringer Allgemeine gehört, durch Entlassungen drastisch reduziert worden.
Ohnehin kann der WAZ-Verlag nun wohl nicht für sich in Anspruch nehmen dass der Journalismus immer der beste in seinen Regionalzeitungen war.
In einem Artikel von Götz Hamann in der Wochenzeitung Die ZEIT vom 27. November 2008 „Eins in die Presse“ heißt es:
Zu lange haben Verleger auch bei der WAZ-Gruppe, Renditen von 15, 20 oder 25% verlangt. Und jetzt kürzt man im Ruhrgebiet vor allem im Lokalen, obwohl es gerade der Lokalteil ist, dessentwegen die Leser die Zeitungen kaufen. Das ist kopflos.
Hatte Hombach damals keinen Kopf oder war er zu sehr mit dem Balkan beschäftigt?
Der Lokalteil muss es bringen
Nun heißt es plötzlich bei Hombach, der offenbar den Lokalbereich entdeckt hat:
"Die Bürger wollen die Politik zurückerobern. Die Politik muss die Bürger gewinnen. Das kann nur vor Ort beginnen. Die Rekonstruktion unseres gesellschaftlichen Zusammenhalts steht auf der Tagesordnung. Das ist der große Auftrag an den bürgernahen Journalismus vor Ort. Sachlich informieren. Moderieren, Abwägen, aber auch Mobilisieren und Partei ergreifen. Nicht für eine Partei, sondern für Bürgerinteressen.
Dabei wollen die Leser nicht nur Begleitung. Sie suchen auch Orientierung, denn sie leben in einer Welt mit wachsender Unübersichtlichkeit ….Zeitungen haben Verantwortung im Nahbereich
Wer also bereit ist, einen Prozess zu fördern und zu begleiten, der den Nahbereich wieder nach vorne bringt, ist modern wie schon lange nicht mehr.
Einige Kommunen haben mediale Verfahren entdeckt, um verschleppte Probleme oder strittige Fragen ins breite Stadtgespräch zu bringen. So erweitert sich das Meinungsspektrum. Der Verlauf der Debatte wird nachvollziehbar. Mit jedem Zuwachs an Transparenz gewinnt das Verfahren an Legitimität. In einer Demokratie wächst Macht durch Überzeugung. Am Ende stehen endlich die Sachfragen im Vordergrund und nicht das beleidigte Selbstwertgefühl der Verwaltung, das sich vor "denen da unten" behaupten müsste.
"Aber wie wird man trotz Sparens besser und stärker? Meine Antwort klingt fast zynisch, aber sie lautet: Wir können durch Sparen besser und stärker werden.
Vermeidung von Doppelarbeit, Synergie und Kooperation heißt das Stichwort für die Redaktionen. Für den Verlag heißt es Verschlankung, Effizienz und Modernisierung.
Verschlankung müsste wohl im Klartext heißen: Noch weniger Journalisten. Dabei sind sie es gerade, welche das eigentliche Kapital der Zeitung sind. Möglicherweise hat sich das im WAZ-Verlag noch nicht herumgesprochen?
Weiter Hombach:
Jede Veränderung der Organisation, der Technik, der internen Kommunikation muss am Ende zum Vorteil der Leser sein
Er vergaß offenbar hinzuzusetzen:
Und uns ordentlich Geld einbringen
Und dann dichtete Bodo Hombach noch:
Bewahre uns, Herr, vor Regen und Wind
Und vor Kollegen, die langweilig sind.
An sich selbst brauchte er dabei wohl nicht denken, "Volksdichter" und Stimmungskanone, die er ist.
E-Mail avpaleske (at) botsnet.bw
FAZ: Ein Artikel verschwindet oder: Telefonierte Bodo Hombach mit der FAZ?
Die ZEIT und die Schwarzmalerei über den Tod von Tageszeitungen
KOMMENTARE
lupo (Gast) - 8. Nov, 22:45
Bodo Hombach und die Ruhrkohle
Hombach und die NRW Staatsanwälte, wegen Ruhrkohle Geschäfte usw.
""Hombach Chef des Kanzleramtes. Ihm setzten nicht
nur NRW-Staatsanwälte zu. ""
http://www.hans-joachim-selenz.de/printable/kommentare/2008/spd-verhoehnen-und-spalten.html
Der prominente frühere Preussag Vorstand: Prof. Hans-Joachim Selenz weiss da mehr....... Es gibt ja da auch youtube Videos
onlinedienst - 7. Nov, 18:31 Article 3270x read