Pizza aus dem Hindukusch gefällig?
Stephan Fuchs - 1971 hatten französische und amerikanische Drogenfahnder in Südfrankreich und auf Korsika mehrere Heroinküchen ausgehoben und damit die Monopolstellung der French Connection gebrochen. Mit dessen Zusammenbruch witterte Nunzio La Mattina die grosse Chance der sizilianischen „Familien“. Die „Cosa Nostra“ zog sich aus dem Zigarettenschmuggel zurück und stieg im grossen Stil in die Heroinproduktion ein. Ein Milliarden Markt, der vor allem von der Corleonesi- Familie beherrscht wurde.
In der Umgebung von Palermo richtete die „Cosa Nostra“ vier Labors ein, in denen zwischen 1975 und 1982 jedes Jahr rund 5 Tonnen Heroin hergestellt wurden. Die Tonnagen gelangten fast ausschliesslich über die Pizza Connection in New York in den Strassenhandel. Der Heroinhandel brachte den Familien astronomische Gewinne, sie deckten einen drittel des amerikanischen Heroinbedarfs. Anfangs der 80er Jahre kostete ein Kilo Morphinbase in Afghanistan rund $2000, in der Türkei $3500 und in Mailand bereits $12'000.
Nunzio La Mattina und Tommaso Spadaro beschafften enormen Mengen an Morphinbase, aus der in Palermo das Heroin gefertigt wurde. Die Herkunft der Morphinbase und deren Finanzierung gehörte lange Zeit zu einem der bestgehüteten Geheimnisse der Mafia. Die Lösung des Rätsels, wen wundert’s, lag in Zürich beim türkischen Drogenhändler Yasar Avni Musullulu in dessen Büro am Bahnofplatz, in dem Nunzio La Mattina regelmässig verkehrte. Die Pizza Prozesse in New York, Florenz und Lugano enthüllten Mussululu später als Morphin – Hoflieferant der sizilianischen Mafia. Alleine La Mattina bezog über Musullulu innerhalb von zwei Jahren 52 Tonnen Morphinbase und bezahlte dafür rund 100 Millionen Schweizer Franken. La Mattina und Tommaso Spadora gehörten zusammen mit ihrem Boss Michele „der papst“ Greco zur Familie der Corleonesi um Salvatore „Totò“ Riina und Provenzano.
Türkischer Honig und italienische Pizza
Als die Sizilianer in der Umgebung von Palermo ihre Labors einrichteten, begann eine intensive Zusammenarbeit zwischen der italienschen Cosa Nostra und ihren türkischen Waffenbrüdern. Die türkischen Mafiosi hatten den Rohstoff und die Italiener den Vertrieb. Die Lieferanten der Morphinbase nutzen die enorme Nachfrage nach Waffen zu einem verhängnisvollen Tauschgeschäft. Die Base wurde zum Teil nicht mit Geld, sondern mit Waffen bezahlt. Plötzlich traten Mafia Familien und Geheimdienste nebeneinander auf: Erstere hatten ihre Finger im Drogengeschäft, letztere im Schwarzhandel mit Waffen. Ein Bandwurm an Abenteuern und halbstarken Waffenschiebern mischte plötzlich im grossen Geschäft mit. Nicht wenige davon blieben auf der Strecke im eigenen Blut liegen. Schnitt- und Angelpunkt war immer wieder die Schweiz… des Geldes und der guten Luft im Justiz- und Geheimdienstwesen wegen. Musullulu wäscht seine Profite auch über Mohammed Shakarchi, der auch für die CIA Gelder wäscht, und Hans Kopp, der Ehemann der Schweizer Justizministerin.
Maulwurf oder nur Löcher in der Schweiz?
Erster Geldwäscher der Pizza Connection in der Sonnenstube Tessin war der mit Merkwürdigkeiten nicht zurückhaltende Salvatore Amendolito. Noch 1979 war er ein verschuldeter Fischhändler aus Mailand, als ihn zwei gutbetuchte Sizilianer aus der Misere hievten. Die beiden brachten ihn in Kontakt mit Salvatore Miniati, dem Mailänder Filialmanager der Schweizer Finanzgesellschaft Finagest. Miniati bot ihm einen lukrativen Hob als Finagest Geldbote an. Er soll Bargeld von den USA in die Schweiz bringen, welches Oliviero Tognoli gehörte. Tognoli ist die Zentralfigur der Schweizer Geldwaschoperationen. Amendolito stieg kurzerhand auf das Angebot ein. Von da an klapperte er die Pizzerias von New York und New Jersey ab und brachte die Banknoten in den sicheren Hafen in die Schweiz, bis er von der Mafia vorsichtshalber aus dem Verkehr gezogen wurde. Die Stelle von Amendolito nahm Franco Della Torre ein, der mit Vito Palazzola den Geldtransfer von Amerika in die Schweiz übernahm. Am Karfreitag 1982 sollen Tognoli, Della Torre und Plazzola dem türkischen Morphinbaselifernaten Paul Waridel und Mussululu in Bellinzona fünf Millionen Dollar in bar übergeben haben.
Bis 1990 blieb es verhältnismässig ruhig um Amendolito. Dann zündete er eine Bombe, die bis dato nicht bestätigt, aber auch nicht verworfen werden konnte. In einem Brief an den italienischen Staatsanwalt Giovanni Falcone (er starb bei einem Bombenattentat) behauptet, bei der Staatsanwaltschaft in Lugano sitze ein Maulwurf der Mafia. Er sei als V-Mann für die US Regierung in einer Operation unterwegs gewesen und plötzlich enttarnt worden. Die Analyse dieses Vorfalls habe ihn zur Auffassung gebracht, Carla del Ponte müsse Verbindungen zur Mafia haben. Amendolito schickte meterlange Faxe an die Bundesanwaltschaft, anderen Behörden und an die Presse, in denen er del Ponte denunzierte. Im Pizza Prozess von New York fungierte Amandolito als Hauptbelastungszeuge und beförderte sich später zum International Corporate Finance Consultant mit Büro in Washington. Dazu muss man wissen, dass Amendolito in Washington die richtigen Leute kannte, hatten doch drei der Ankläger im Pizza Prozess nach den Verhandlungen eine grosse Karriere gemacht: Louis Freeh wurde oberster Chef des FBI, Robert Bucknam wurde Vizeunterstaatssekretär für Justiz in der Bush Administration und Rudi Giuliani Stadtpräsident von New York.
Weiterführende Artikel:
In der Umgebung von Palermo richtete die „Cosa Nostra“ vier Labors ein, in denen zwischen 1975 und 1982 jedes Jahr rund 5 Tonnen Heroin hergestellt wurden. Die Tonnagen gelangten fast ausschliesslich über die Pizza Connection in New York in den Strassenhandel. Der Heroinhandel brachte den Familien astronomische Gewinne, sie deckten einen drittel des amerikanischen Heroinbedarfs. Anfangs der 80er Jahre kostete ein Kilo Morphinbase in Afghanistan rund $2000, in der Türkei $3500 und in Mailand bereits $12'000.
Nunzio La Mattina und Tommaso Spadaro beschafften enormen Mengen an Morphinbase, aus der in Palermo das Heroin gefertigt wurde. Die Herkunft der Morphinbase und deren Finanzierung gehörte lange Zeit zu einem der bestgehüteten Geheimnisse der Mafia. Die Lösung des Rätsels, wen wundert’s, lag in Zürich beim türkischen Drogenhändler Yasar Avni Musullulu in dessen Büro am Bahnofplatz, in dem Nunzio La Mattina regelmässig verkehrte. Die Pizza Prozesse in New York, Florenz und Lugano enthüllten Mussululu später als Morphin – Hoflieferant der sizilianischen Mafia. Alleine La Mattina bezog über Musullulu innerhalb von zwei Jahren 52 Tonnen Morphinbase und bezahlte dafür rund 100 Millionen Schweizer Franken. La Mattina und Tommaso Spadora gehörten zusammen mit ihrem Boss Michele „der papst“ Greco zur Familie der Corleonesi um Salvatore „Totò“ Riina und Provenzano.
Türkischer Honig und italienische Pizza
Als die Sizilianer in der Umgebung von Palermo ihre Labors einrichteten, begann eine intensive Zusammenarbeit zwischen der italienschen Cosa Nostra und ihren türkischen Waffenbrüdern. Die türkischen Mafiosi hatten den Rohstoff und die Italiener den Vertrieb. Die Lieferanten der Morphinbase nutzen die enorme Nachfrage nach Waffen zu einem verhängnisvollen Tauschgeschäft. Die Base wurde zum Teil nicht mit Geld, sondern mit Waffen bezahlt. Plötzlich traten Mafia Familien und Geheimdienste nebeneinander auf: Erstere hatten ihre Finger im Drogengeschäft, letztere im Schwarzhandel mit Waffen. Ein Bandwurm an Abenteuern und halbstarken Waffenschiebern mischte plötzlich im grossen Geschäft mit. Nicht wenige davon blieben auf der Strecke im eigenen Blut liegen. Schnitt- und Angelpunkt war immer wieder die Schweiz… des Geldes und der guten Luft im Justiz- und Geheimdienstwesen wegen. Musullulu wäscht seine Profite auch über Mohammed Shakarchi, der auch für die CIA Gelder wäscht, und Hans Kopp, der Ehemann der Schweizer Justizministerin.
Maulwurf oder nur Löcher in der Schweiz?
Erster Geldwäscher der Pizza Connection in der Sonnenstube Tessin war der mit Merkwürdigkeiten nicht zurückhaltende Salvatore Amendolito. Noch 1979 war er ein verschuldeter Fischhändler aus Mailand, als ihn zwei gutbetuchte Sizilianer aus der Misere hievten. Die beiden brachten ihn in Kontakt mit Salvatore Miniati, dem Mailänder Filialmanager der Schweizer Finanzgesellschaft Finagest. Miniati bot ihm einen lukrativen Hob als Finagest Geldbote an. Er soll Bargeld von den USA in die Schweiz bringen, welches Oliviero Tognoli gehörte. Tognoli ist die Zentralfigur der Schweizer Geldwaschoperationen. Amendolito stieg kurzerhand auf das Angebot ein. Von da an klapperte er die Pizzerias von New York und New Jersey ab und brachte die Banknoten in den sicheren Hafen in die Schweiz, bis er von der Mafia vorsichtshalber aus dem Verkehr gezogen wurde. Die Stelle von Amendolito nahm Franco Della Torre ein, der mit Vito Palazzola den Geldtransfer von Amerika in die Schweiz übernahm. Am Karfreitag 1982 sollen Tognoli, Della Torre und Plazzola dem türkischen Morphinbaselifernaten Paul Waridel und Mussululu in Bellinzona fünf Millionen Dollar in bar übergeben haben.
Bis 1990 blieb es verhältnismässig ruhig um Amendolito. Dann zündete er eine Bombe, die bis dato nicht bestätigt, aber auch nicht verworfen werden konnte. In einem Brief an den italienischen Staatsanwalt Giovanni Falcone (er starb bei einem Bombenattentat) behauptet, bei der Staatsanwaltschaft in Lugano sitze ein Maulwurf der Mafia. Er sei als V-Mann für die US Regierung in einer Operation unterwegs gewesen und plötzlich enttarnt worden. Die Analyse dieses Vorfalls habe ihn zur Auffassung gebracht, Carla del Ponte müsse Verbindungen zur Mafia haben. Amendolito schickte meterlange Faxe an die Bundesanwaltschaft, anderen Behörden und an die Presse, in denen er del Ponte denunzierte. Im Pizza Prozess von New York fungierte Amandolito als Hauptbelastungszeuge und beförderte sich später zum International Corporate Finance Consultant mit Büro in Washington. Dazu muss man wissen, dass Amendolito in Washington die richtigen Leute kannte, hatten doch drei der Ankläger im Pizza Prozess nach den Verhandlungen eine grosse Karriere gemacht: Louis Freeh wurde oberster Chef des FBI, Robert Bucknam wurde Vizeunterstaatssekretär für Justiz in der Bush Administration und Rudi Giuliani Stadtpräsident von New York.
Weiterführende Artikel:
sfux - 10. Aug, 22:01 Article 12309x read