"Arctic Sea"- Kaperung: Indizien deuten auf Geheimdienstaktion - vermutlich Mossad - und nicht Piraten
Dr. Alexander von Paleske - 13.8. 2009 --- Der Frachter Arctic Sea mit russischer Besatzung ist nach der Fahrt durch den Aermelkanal seit dem 27. Juli "verschwunden".
Während die deutsche Presse überwiegend von „Piraten im Aermelkanal" spricht, deuten die Indizien in eine ganz andere Richtung: Auf eine Kaperung des Schiffes durch einen Geheimdienst, vermutlich Mossad.
Ein Indizienbeweis ist ein Beweis der nicht durch klassische Beweismittel wie Zeugenaussagen sondern durch die Anzahl von Umständen geführt wird, die letztlich nur einen und keinen anderen Schluss erlauben.
Ein vollständiger Indizienbeweis kann auch hier nicht geführt werden, aber es gibt eine ganze Reihe von Umständen, die gegen eine Kaperung durch Piraten sprechen und eher den oben geführten Schluss wahrscheinlich machen.
Indiz 1: . Das Schiff wurde in der Ostsee überfallen und durchsucht. Das Kommando gab sich als Drogenfahnder aus.
Piraten hätten aber das Schiff gekapert, und nicht wieder verlassen.
Indiz 2: Es gibt – bisher jedenfalls - nicht Piraten in diesen Gewässern (Ostsee/Nordsee).
Indiz 3: Ernst zu nehmende Lösegeldforderungen wurden bis heute nicht gestellt.
Wenn es Piraten auf einen Teil der Ladung und nicht auf Lösegeld abgesehen hätten, dann wäre bereits die Ware in der Ostsee umgeladen worden. Piraten hätten wohl nicht die Gefahr auf sich genommen, beim zweiten Anlauf dann festgenommen zu werden.
Indiz 4: Das Schiff hatte vermutlich Kriegsgerät an Bord, vermutlich für ein kriegführendes oder potentiell kriegführendes Land, am ehesten Iran.
Jetzt kann man weiter spekulieren, entweder für sein Atomprogramm, oder, was noch wahrscheinlicher ist, Flugabwehrraketen.
Die Israelis bereiten sich auf einen Angriff gegen den Iran vor. Die grossen Unbekannten sind die Flugabwehr und die Vergeltungswaffen des Iran, Raketen, mit Massenvernichtungswaffen gefüllt, die Israel einst an den Iran geliefert hatte, wir berichteten darüber.
Indiz 5: Für einen solchen Piratenakt muss man absolut sicher sein, dass es sich tatsächlich um die gesuchte Ladung handelt. Daher die Inspizierung der Fracht in der Ostsee unter einem Vorwand.
Indiz 6: Man sollte erfolgreich schon einmal eine solche Aktion durchgeführt haben, und vor allem keine schweren diplomatischen Auswirkungen fürchten.
Damit scheiden alle Geheimdienste in Europa aus. Keiner würde es wagen, ein Schiff mit russischer Besatzung auf hoher See zu kapern.
Der Mossad und seine Kaperungen.
Bleibt Israel übrig.
Israel kann bereits auf zwei "erfolgreiche" Kaperungen zurückblicken:
Es handelt sich zum einen um die Mossad Aktion „Seedieb“ im Jahre 1948. Da hatten Mossad Agenten einen 450 Tonnen Frachter, die Lino, beladen mit Waffen für Syrien, im Hafen von Bari/Italien auf Grund gesetzt und dann das Ersatzschiff Agiro, auf das die Waffen umgeladen worden waren, gekapert, Statt in Syrien landete die Ladung nach der Kaperung in Haifa/Israel.
Operation Plumbat
Die spektakulärste Aktion aber war die „Operation Plumbat“ im November 1968.
Israel war seinerzeit von Uranlieferungen für seinen Atomreaktor Dimona in der Negev-Wüste abgeschnitten. Dort sollten Atomwaffen hergestellt werden. Frankreich hatte die Uranlieferungen aus politischen Gründen eingestellt.
Mossad Agenten kaperten das Schiff „Scheersberg A“ , das 200 Tonnen Uranoxid (Yellowcake) der EURATOM an Bord hatte, und offiziell für Marokko, in Wirklichkeit aber für Indien bestimmt war. Statt in Indien landete die Ladung also in Israel und ermöglichte die Herstellung von Atombomben.
Eine gute Darstellung der Aktion findet sich hier , mit Fortsetzung hier und schliesslich hier.
Inhaber des Schiffes war ein Israeli und Mossad Agent namens Dan Ert alias Dan Erbel alias Dan Ertz alias Dan Erteschick..
Dieser Mann war später in die Lillehammer Affäre verwickelt, über die wir hier kürzlich zusammenfassend berichtet haben. Er informierte bereits im Jahre 1974 die norwegischen Behörden nach seiner Festnahme über Israels Griff nach der Atombombe.
Fazit: Es spricht fast alles gegen einen Piratenangriff und fast alles für eine Geheimdienstoperation, am ehesten Mossad. Die nächsten Tage werden wohl Klarheit bringen.
Nachtrag vom 16.8 2009, .20.45 Uhr
Laut Moskaus Nato-Botschafter Rogosin verfügt aber allein Russland über die vollständigen Informationen, um eine geeignete, wohl überlegte Entscheidung zu treffen. Alle andere Versionen im Internet und der Presse seien hingegen mit Spekulationen verbunden, zitierte die Nachrichtenagentur Itar-Tass in Moskau den Diplomaten.
Wohl wahr, denn Russland weiss ja wohl, was an Ladung sich wirklich auf dem Schiff befand. Und aus der Ladung lassen sich dann die endgültigen Rückschlüsse ziehen. Zur Zeit werden von den involvierten Regierungen, die ganz offensichtlich mehr wissen, als sie sagen, Nebelkerzen geworfen.
Siehe hierzu den Folgeartikel: Die Kaperung der Arctic Sea: Fakten, Indizien, Spekulationen
E-Mail avonpaleske@yahoo.de
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Ein Indizienbeweis ist ein Beweis der nicht durch klassische Beweismittel wie Zeugenaussagen sondern durch die Anzahl von Umständen geführt wird, die letztlich nur einen und keinen anderen Schluss erlauben.
Ein vollständiger Indizienbeweis kann auch hier nicht geführt werden, aber es gibt eine ganze Reihe von Umständen, die gegen eine Kaperung durch Piraten sprechen und eher den oben geführten Schluss wahrscheinlich machen.
Indiz 1: . Das Schiff wurde in der Ostsee überfallen und durchsucht. Das Kommando gab sich als Drogenfahnder aus.
Piraten hätten aber das Schiff gekapert, und nicht wieder verlassen.
Indiz 2: Es gibt – bisher jedenfalls - nicht Piraten in diesen Gewässern (Ostsee/Nordsee).
Indiz 3: Ernst zu nehmende Lösegeldforderungen wurden bis heute nicht gestellt.
Wenn es Piraten auf einen Teil der Ladung und nicht auf Lösegeld abgesehen hätten, dann wäre bereits die Ware in der Ostsee umgeladen worden. Piraten hätten wohl nicht die Gefahr auf sich genommen, beim zweiten Anlauf dann festgenommen zu werden.
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Jetzt kann man weiter spekulieren, entweder für sein Atomprogramm, oder, was noch wahrscheinlicher ist, Flugabwehrraketen.
Die Israelis bereiten sich auf einen Angriff gegen den Iran vor. Die grossen Unbekannten sind die Flugabwehr und die Vergeltungswaffen des Iran, Raketen, mit Massenvernichtungswaffen gefüllt, die Israel einst an den Iran geliefert hatte, wir berichteten darüber.
Indiz 5: Für einen solchen Piratenakt muss man absolut sicher sein, dass es sich tatsächlich um die gesuchte Ladung handelt. Daher die Inspizierung der Fracht in der Ostsee unter einem Vorwand.
Indiz 6: Man sollte erfolgreich schon einmal eine solche Aktion durchgeführt haben, und vor allem keine schweren diplomatischen Auswirkungen fürchten.
Damit scheiden alle Geheimdienste in Europa aus. Keiner würde es wagen, ein Schiff mit russischer Besatzung auf hoher See zu kapern.
Der Mossad und seine Kaperungen.
Bleibt Israel übrig.
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Es handelt sich zum einen um die Mossad Aktion „Seedieb“ im Jahre 1948. Da hatten Mossad Agenten einen 450 Tonnen Frachter, die Lino, beladen mit Waffen für Syrien, im Hafen von Bari/Italien auf Grund gesetzt und dann das Ersatzschiff Agiro, auf das die Waffen umgeladen worden waren, gekapert, Statt in Syrien landete die Ladung nach der Kaperung in Haifa/Israel.
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Die spektakulärste Aktion aber war die „Operation Plumbat“ im November 1968.
Israel war seinerzeit von Uranlieferungen für seinen Atomreaktor Dimona in der Negev-Wüste abgeschnitten. Dort sollten Atomwaffen hergestellt werden. Frankreich hatte die Uranlieferungen aus politischen Gründen eingestellt.
Mossad Agenten kaperten das Schiff „Scheersberg A“ , das 200 Tonnen Uranoxid (Yellowcake) der EURATOM an Bord hatte, und offiziell für Marokko, in Wirklichkeit aber für Indien bestimmt war. Statt in Indien landete die Ladung also in Israel und ermöglichte die Herstellung von Atombomben.
Eine gute Darstellung der Aktion findet sich hier , mit Fortsetzung hier und schliesslich hier.
Inhaber des Schiffes war ein Israeli und Mossad Agent namens Dan Ert alias Dan Erbel alias Dan Ertz alias Dan Erteschick..
Dieser Mann war später in die Lillehammer Affäre verwickelt, über die wir hier kürzlich zusammenfassend berichtet haben. Er informierte bereits im Jahre 1974 die norwegischen Behörden nach seiner Festnahme über Israels Griff nach der Atombombe.
Fazit: Es spricht fast alles gegen einen Piratenangriff und fast alles für eine Geheimdienstoperation, am ehesten Mossad. Die nächsten Tage werden wohl Klarheit bringen.
Nachtrag vom 16.8 2009, .20.45 Uhr
Laut Moskaus Nato-Botschafter Rogosin verfügt aber allein Russland über die vollständigen Informationen, um eine geeignete, wohl überlegte Entscheidung zu treffen. Alle andere Versionen im Internet und der Presse seien hingegen mit Spekulationen verbunden, zitierte die Nachrichtenagentur Itar-Tass in Moskau den Diplomaten.
Wohl wahr, denn Russland weiss ja wohl, was an Ladung sich wirklich auf dem Schiff befand. Und aus der Ladung lassen sich dann die endgültigen Rückschlüsse ziehen. Zur Zeit werden von den involvierten Regierungen, die ganz offensichtlich mehr wissen, als sie sagen, Nebelkerzen geworfen.
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