Bidens US-Präsidentschaft, Lagerkämpfe der US-Gesellschaft und Fox News
Dr. Alexander von Paleske —– 10.11. 2020 —-
Der zukünftige Präsident der USA, Joe Biden, will alles tun, um die tiefe Spaltung in der US- Gesellschaft , den Lagerkampf, zu überwinden:
“We are all Americans”.
Kann das gelingen?
Gefördert – aber nicht verursacht – hat diese Spaltung, diesen Hass ganzer Bevölkerungsgruppen gegeneinander – der Fernsehkanal Fox News, der zum Imperium des Medien-Tycoons Rupert Murdoch gehört, und der sich als treuer Verbündeter von Donald Trump während seiner Präsidentschaft entpuppte.
Spät, aber sehr erfolgreich
Fox News existiert in den USA erst seit 1996. Aber es ist mittlerweile, mit durchschnittlich 3,6 Millionen Zuschauern zur besten Sendezeit, der meistgesehene Nachrichtenkanal der USA.
Infotainment statt Information
Fox News hat seit seinem Auftauchen in den USA das Fernsehen nicht nur aufgemischt, sondern durchgreifend verändert. Und zwar so verändert, dass mittlerweile auch Fernsehsender wie CNBC, CNN und andere ganz oder teilweise nachzogen, nachziehen mussten.
Die Grenze zwischen Unterhaltungsfernsehen und Information hat Murdoch bei Fox News sofort abgeschafft, und durch Infotainment ersetzt, das Fernseh-Pendant zur Boulevard- Presse, wie Murdoch sie bereits in Grossbritannien mit den Blättern Sun und News of the world etabliert hatte Er war damit in eine Lücke vorgestossen.
Emotionales Erleben
Das Fernsehpublikum sieht nicht nur Nachrichtensendungen, vielmehr erlebt sie emotional, wo nicht nur Wahrheiten einer etwas einseitigen Interpretation unterworfen werden, sondern z.B. Interviewpartner auch mal beschimpft, beleidigt oder einfach ständig unterbrochen werden.Klamauk also.
Dazu die Talkshows am Abend, wo Info-Entertainer, wie der ehemalige Autoverkäufer Sean Hannity, oder die Journalistin Maria Bartiromo ihren Zuhörern nun statt Autos – aber nicht weniger geschickt – ein krudes Bild der Lage Amerikas und der Welt vermitteln: säuberlich geteilt in Gut und Böse.
Das Ziel ist also nicht die Information als solche, vielmehr wird diese zum Medium der Unterhaltung, und da muss natürlich die Post abgehen – mittlerweile ein Milliardengeschäft durch Werbeeinnahmen, dank der hohen Zuschauerzahlen.
.
Woher die Zuschauer kommen
Die Zuschauer stammen aus ähnlichen Bevölkerungsgruppen, wie die Zuschauer des anspruchslosen Unterschichten-Privat-Fernsehens in Deutschland: vorwiegend Prekariat und ungebildete Unter- und untere Mittelschicht,letztere ökonomisch gesehen absturzbedroht. Ihnen ist differenziertes Denken fremd, sie bevorzugen die Einteilung der Welt in Gut und Böse, in Freund und Feind; denen deshalb auch das Recht, sich gegen vermeinliche Feinde zu bewaffnen, eine Selbstverständlichkeit ist.
Es sind die gleichen Bevölkerungsgruppen, die entscheidend zum Sieg Trumps im Jahre 2016 beitrugen, Gruppen, welche die Demokraten im Clinton-Wahlkampf links liegengelassen hatten.
Gesucht und gefunden
Verständlich daher, dass Trump und Fox sich gesucht und gefunden hatten, als er zur Präsidentschaft antrat. Trump, der jahrelang die Reality-show “The Apprentice” mit dem markanten “You are fired” betrieb, sieht sich selbst als Entertainer, und betrachtet und betreibt auch das Politikgeschäft als Reality-Show, mit ihm als Moderator.
Fox News wurde zu seinem Haus-und Hass-Sender, zu seinem natürlichen Verbündeten, wo er in laufenden Sendungen mit Stellungnahmen gern gesehener Gast war, wo sich ebenso seine parlamentarischen und nichtparlamentarischen Anhänger verbreitern durften.
Der Sender unterstützte Trump umgekehrt, man kann fast sagen bedingungslos, akzeptierte viele seiner mehr als 20.000 Lügen, statt sie zu hinterfragen.
Auf begrenzte Distanz zu Trump – nicht zu seinen Wählern
Nun geht Fox News, nach der Wahlniederlage Trumps, auf Distanz zu ihm. So wurde seine Pressesprecherin Kayleigh McEnany gestern aus der Liveübertragung geworfen, als sie Biden in einer Pressekonferenz unterstellte, Wahlbetrug gutzuheissen.
Auf Distanz zu seinen Trumps Wählern geht Fox natürlich nicht: die sollen weiterhin Fox-treu bleiben. Da Fox sein Geld mit jener Wählergruppe, die Donald Trump gewählt hat, verdient, und das sind mehr als 70 Millionen, müssen die bei der Fox-Stange gehalten werden, und zwar nicht durch Unterstützung des neuen Präsidenten. Trumps Wähler schwenken nicht mal eben auf Biden über, die glauben vielmehr weiterhin Trumps unbewiesene Behauptungen, Biden habe durch Wahlbetrug die Wahl gewonnen.
Diese Wähler muss Fox und will Fox weiter bedienen – und das kann nur über Stimmungsmache gegen den Präsidenten und seine Partei, die Demokraten, gelingen. Zwar nicht sofort, aber bald.
Die Frage: Wird Fox News jetzt auch Biden – wie bisher Trump – unterstützen in seinem Bemühen, die Gräben zuzuschütten, ist damit schon beantwortet, und das könnte Biden, zusätzlich zu den enormen Problemen aus der Hinterlassenschaft von Donald Trump, noch weitere erhebliche Schwierigkeiten bereiten.
Herzlich gleichgültig
Nicht weil Rupert Murdoch Animosiotäten gegenüber Biden pflegen würde. Politiker sind für ihn dazu da, um ihm zu dienen, zumindest ihm nicht im Wege zu stehen, ansonsten sind sie ihm herzlich gleichgültig – mit zwei Ausnahmen: US- Präsident Ronald Reagan und die britische Premierministerin Margaret Thatcher. Die bewunderte und unterstützte er medial bedingungslos.- Linke Politiker bekämpft er selbstverständlich .
Geplante Versöhnung in Gefahr
So wird das Programm von Biden, die Nation wieder zu versöhnen, konterkariert. Murdoch ist das vermutlich herzlich gleichgültig, solange die Dollarscheine für ihn marschieren. Allerdings will er wohl nicht so weit gehen, dass es zu einem Bürgerkrieg kommt. Hass ist zumindest nicht unbedingt schädlich fürs Geschäft, Bürgerkrieg allerdings. Deshalb dürfte der Sender auch nicht goutieren, was Donald Trump und einige Republikaner jetzt betreiben wollen: Parallel zu den Wahlanfechtungen, und den seit Monaten ohne Substanz verbreiteten Behauptungen von Wahlfälschung, in vielen Bundesstaaten Versammlungen abzuhalten, dort wieder und wieder Lügen über Wahlfälschungen zu verbreiten, und wo dann die Volksseele kochen soll.
Wer ist dieser Murdoch?
Hinter Fox News steht der Eigentümer Rupert Murdoch, der klare Dirketiven gibt und Vorgaben macht, der den Chefredakteuren Anweisungen gibt.
Der Australier Rupert Murdoch, der in Oxford Politik und Wirtschaft studierte, startete bescheiden in Adelaide/Australien als Erbe eines Zeitungsunternehmers. Die 50er und 60er Jahre waren gekennzeichnet durch den langsamen Zusammenkauf und die Neugründung von Printmedien in seiner Heimat, wobei er früher als viele andere das aufkommende Fernsehen richtig einschätzte und Programmzeitschriften herausbrachte. Im Jahre 1964 gelang es ihm dann, erfolgreich die erste überregionale Tageszeitung, „The Australian, “ zu gründen.
Anders aber als “Citizen Kane” hatte – und hat – er selbst keine politischen Ambitionen, ordnete aber durch ständigen Eingriff in die Redaktion an, welcher Politiker zu unterstützen sei, und auf welchen das Trommelfeuer seiner Medien zu richten sei, ohne dass darunter die Auflage zu leiden hätte. Für die steigende Auflage sorgte der Mix an Individualgeschichten, die dem Boulevardjournalismus zuzuordnen sind, politische Nachrichten und Artikel.
Mit Murdoch gutstellen heisst siegen
Dass es sich lohnte, sich mit ihm gutzustellen, realisierte der australische Labourpolitiker Gough Whitlam in den 70er Jahren, als aber Whitlam in der öffentlichen Zustimmung abrutschte, das liess Murdoch ihn rasch fallen und schoss sich auf ihn ein. Dieses Schema sollte sich wie ein roter Faden durch sein weiteres Leben ziehen.
Für Murdoch war entscheidend, auf der Gewinnerseite zu stehen und denjenigen, den er für am aussichtsreichsten hielt, publizistisch massiv zu unterstützen. Nachher dann als Belohnung einen direkten Draht zu haben und Einfluss zu nehmen – ausserparlamentarisch versteht sich.
Insofern unterschied er sich grundlegend von dem deutschen Pressezaren Axel Springer, für den die Medien gerade dazu dienten, messianisch seine Meinungen unter das Volk zu bringen, auch gegen den Strom, wie sich an dem jahrelangen Bekämpfen von Willy Brandts Ostpolitik am deutlichsten zeigte. Von der Hetze gegen die 68er Studentenbewegung ganz abgesehen.
Auf nach London
Im Jahre 1968 dann der Marsch von „Down Under“ in das Vereinigte Königreich Großbritannien. Dem Erwerb von „News of the World,
die er nach einem Riesenskandal 2011 wieder einstellte, folgte 1969 der Kauf der „Sun“, die er in ein Massenblatt a la „Bild“ umwandelte, mit einer Millionenauflage und lange Zeit einem täglichen weiblichen Nackedei auf Seite drei. Schliesslich erwarb er auch noch die „Times“, der vor dem Verkauf wohl renommiertesten britischen Tageszeitung, bis sie dann auf Murdoch-Linie getrimmt wurde.
Poltisch, wie gehabt, im Zweifel rechts, und Unterstützung von Margaret Thatcher, der – abgesehen von Ronald Reagan- wohl einzigen PolitikerIn während seines Lebens, die er wirklich respektierte. Seine Hochachtung stieg noch, als diese den Kampf gegen die Gewerkschaften aufnahm, was im Bergarbeiterstreik 1984/1985 gipfelte, mit der nachfolgenden gesetzlichen Beschneidung des Streikrechts.
Er selbst führte dann, durch sein Vorbild offenbar angespornt, seinen eigenen Kampf gegen die Gewerkschaften, als er 1986 vom Bleisatz-Druck auf Fotosatz-Druck umstellte. Statt Verhandlungen mit den Gewerkschaften, die offene Konfrontation. Wochenlange, zum Teil gewalttätige Auseinandersetzungen in den Docklands von London folgten.
Weiter in die USA
Aber auch die USA glaubte er mit seiner Meinungseinfältigkeit beglücken zu müssen. Das Resultat war der Kauf der New York Post (nicht zu verwechseln mit der New York Times), das ehemals liberale Blatt wurde auf strammen Rechtskurs gebracht.
Und 1996 der Sprung in das Satellitenfernsehen mit dem Sender Fox News, das den rechten Boulevardjournalismus auf das Fernsehen übertrug. Mit all seinen Medien unterstütze er massiv die Republikaner, und als der Irakkrieg begonnen wurde, da machte er aus Fox News einen Jubelsender.
Nachdem die Hiobsbotschaften aus dem Irak sich häuften, war der Irakkrieg weitgehend aus Fox News verschwunden.
Wie sehr dieser „Schwarze Kanal“ Meinungen manipuliert, das wurde in den Filmen Outfoxed und Outfoxed 10 years later deutlich gezeigt: Unfair, einseitig, und gefüllt mit belanglosen Prominentenstories plus Sex and Crime
Den Freunden stets zu Diensten
Wenn wichtige Freunde Anstoss an dem nehmen, was seine Medien berichten, dann gibt es klare Befehle vom Oberkommandierenden der globalen Medienarmee.
So hatte sich der saudische Billionär und Freund Murdochs, Prinz al-Walid bin Talal, bei Murdoch beschwert, dass bei der Berichterstattung über den Aufruhr in den Vorstädten von Paris von „moslemischem Aufruhr“ gesprochen wurde. Ein Anruf aus dem Oberkommando genügte, und fortan wurde in Murdochs Medien von „zivilem Ungehorsam“ gesprochen.
Und die alte Tante BBC, bekannt für unabhängigen Qualitätsjournalismus, wurde aus seinem Satellitenprogramm geworfen, nachdem die chinesische Regierung sich über deren Berichterstattung über Ereignisse im Reich der Mitte beschwert hatte.
Standleitung zu Blair
Zu dem britischen Premier Tony Blair, bevor dieser dann mit Murdochs Frau angeblich eine erotische Beziehung anfing, hatte der Medienzar eine Art Standleitung. Mehrfach telefonierte der Oberkommandierende der Medien mit dem britischen Regierungschef vor dem Einmarsch in den Irak. Und zweimal, nach einem Gespräch Murdochs mit Tony Blair, attackierte dann vermutlich auf Befehl Murdochs die „Sun“ den französischen Präsidenten, wie die britische Tageszeitung „Independent“ herausfand, Chirac hatte sich erlaubt, gegen den Irakkrieg seine Stimme zu erheben. Die Sun nannte Chirac einen „Wurm“.
Schon vor seiner ersten Wahl im Jahre 1997 durfte Blair in der Sun, direkt neben dem Nackedei auf Seite 3 eine regelmässige Kolummne schreiben.
Fazit:
Biden muss Fox News fürchten weil es die Ueberwindung von Gräben in der US Gesellschaft mit seinem Infotainment behindern wird. Nicht nur ein wenig.
Der zukünftige Präsident der USA, Joe Biden, will alles tun, um die tiefe Spaltung in der US- Gesellschaft , den Lagerkampf, zu überwinden:
“We are all Americans”.
Kann das gelingen?
Gefördert – aber nicht verursacht – hat diese Spaltung, diesen Hass ganzer Bevölkerungsgruppen gegeneinander – der Fernsehkanal Fox News, der zum Imperium des Medien-Tycoons Rupert Murdoch gehört, und der sich als treuer Verbündeter von Donald Trump während seiner Präsidentschaft entpuppte.
Spät, aber sehr erfolgreich
Fox News existiert in den USA erst seit 1996. Aber es ist mittlerweile, mit durchschnittlich 3,6 Millionen Zuschauern zur besten Sendezeit, der meistgesehene Nachrichtenkanal der USA.
Infotainment statt Information
Fox News hat seit seinem Auftauchen in den USA das Fernsehen nicht nur aufgemischt, sondern durchgreifend verändert. Und zwar so verändert, dass mittlerweile auch Fernsehsender wie CNBC, CNN und andere ganz oder teilweise nachzogen, nachziehen mussten.
Die Grenze zwischen Unterhaltungsfernsehen und Information hat Murdoch bei Fox News sofort abgeschafft, und durch Infotainment ersetzt, das Fernseh-Pendant zur Boulevard- Presse, wie Murdoch sie bereits in Grossbritannien mit den Blättern Sun und News of the world etabliert hatte Er war damit in eine Lücke vorgestossen.
Emotionales Erleben
Das Fernsehpublikum sieht nicht nur Nachrichtensendungen, vielmehr erlebt sie emotional, wo nicht nur Wahrheiten einer etwas einseitigen Interpretation unterworfen werden, sondern z.B. Interviewpartner auch mal beschimpft, beleidigt oder einfach ständig unterbrochen werden.Klamauk also.
Dazu die Talkshows am Abend, wo Info-Entertainer, wie der ehemalige Autoverkäufer Sean Hannity, oder die Journalistin Maria Bartiromo ihren Zuhörern nun statt Autos – aber nicht weniger geschickt – ein krudes Bild der Lage Amerikas und der Welt vermitteln: säuberlich geteilt in Gut und Böse.
Das Ziel ist also nicht die Information als solche, vielmehr wird diese zum Medium der Unterhaltung, und da muss natürlich die Post abgehen – mittlerweile ein Milliardengeschäft durch Werbeeinnahmen, dank der hohen Zuschauerzahlen.
.
Woher die Zuschauer kommen
Die Zuschauer stammen aus ähnlichen Bevölkerungsgruppen, wie die Zuschauer des anspruchslosen Unterschichten-Privat-Fernsehens in Deutschland: vorwiegend Prekariat und ungebildete Unter- und untere Mittelschicht,letztere ökonomisch gesehen absturzbedroht. Ihnen ist differenziertes Denken fremd, sie bevorzugen die Einteilung der Welt in Gut und Böse, in Freund und Feind; denen deshalb auch das Recht, sich gegen vermeinliche Feinde zu bewaffnen, eine Selbstverständlichkeit ist.
Es sind die gleichen Bevölkerungsgruppen, die entscheidend zum Sieg Trumps im Jahre 2016 beitrugen, Gruppen, welche die Demokraten im Clinton-Wahlkampf links liegengelassen hatten.
Gesucht und gefunden
Verständlich daher, dass Trump und Fox sich gesucht und gefunden hatten, als er zur Präsidentschaft antrat. Trump, der jahrelang die Reality-show “The Apprentice” mit dem markanten “You are fired” betrieb, sieht sich selbst als Entertainer, und betrachtet und betreibt auch das Politikgeschäft als Reality-Show, mit ihm als Moderator.
Fox News wurde zu seinem Haus-und Hass-Sender, zu seinem natürlichen Verbündeten, wo er in laufenden Sendungen mit Stellungnahmen gern gesehener Gast war, wo sich ebenso seine parlamentarischen und nichtparlamentarischen Anhänger verbreitern durften.
Der Sender unterstützte Trump umgekehrt, man kann fast sagen bedingungslos, akzeptierte viele seiner mehr als 20.000 Lügen, statt sie zu hinterfragen.
Auf begrenzte Distanz zu Trump – nicht zu seinen Wählern
Nun geht Fox News, nach der Wahlniederlage Trumps, auf Distanz zu ihm. So wurde seine Pressesprecherin Kayleigh McEnany gestern aus der Liveübertragung geworfen, als sie Biden in einer Pressekonferenz unterstellte, Wahlbetrug gutzuheissen.
Auf Distanz zu seinen Trumps Wählern geht Fox natürlich nicht: die sollen weiterhin Fox-treu bleiben. Da Fox sein Geld mit jener Wählergruppe, die Donald Trump gewählt hat, verdient, und das sind mehr als 70 Millionen, müssen die bei der Fox-Stange gehalten werden, und zwar nicht durch Unterstützung des neuen Präsidenten. Trumps Wähler schwenken nicht mal eben auf Biden über, die glauben vielmehr weiterhin Trumps unbewiesene Behauptungen, Biden habe durch Wahlbetrug die Wahl gewonnen.
Diese Wähler muss Fox und will Fox weiter bedienen – und das kann nur über Stimmungsmache gegen den Präsidenten und seine Partei, die Demokraten, gelingen. Zwar nicht sofort, aber bald.
Die Frage: Wird Fox News jetzt auch Biden – wie bisher Trump – unterstützen in seinem Bemühen, die Gräben zuzuschütten, ist damit schon beantwortet, und das könnte Biden, zusätzlich zu den enormen Problemen aus der Hinterlassenschaft von Donald Trump, noch weitere erhebliche Schwierigkeiten bereiten.
Herzlich gleichgültig
Nicht weil Rupert Murdoch Animosiotäten gegenüber Biden pflegen würde. Politiker sind für ihn dazu da, um ihm zu dienen, zumindest ihm nicht im Wege zu stehen, ansonsten sind sie ihm herzlich gleichgültig – mit zwei Ausnahmen: US- Präsident Ronald Reagan und die britische Premierministerin Margaret Thatcher. Die bewunderte und unterstützte er medial bedingungslos.- Linke Politiker bekämpft er selbstverständlich .
Geplante Versöhnung in Gefahr
So wird das Programm von Biden, die Nation wieder zu versöhnen, konterkariert. Murdoch ist das vermutlich herzlich gleichgültig, solange die Dollarscheine für ihn marschieren. Allerdings will er wohl nicht so weit gehen, dass es zu einem Bürgerkrieg kommt. Hass ist zumindest nicht unbedingt schädlich fürs Geschäft, Bürgerkrieg allerdings. Deshalb dürfte der Sender auch nicht goutieren, was Donald Trump und einige Republikaner jetzt betreiben wollen: Parallel zu den Wahlanfechtungen, und den seit Monaten ohne Substanz verbreiteten Behauptungen von Wahlfälschung, in vielen Bundesstaaten Versammlungen abzuhalten, dort wieder und wieder Lügen über Wahlfälschungen zu verbreiten, und wo dann die Volksseele kochen soll.
Wer ist dieser Murdoch?
Hinter Fox News steht der Eigentümer Rupert Murdoch, der klare Dirketiven gibt und Vorgaben macht, der den Chefredakteuren Anweisungen gibt.
Der Australier Rupert Murdoch, der in Oxford Politik und Wirtschaft studierte, startete bescheiden in Adelaide/Australien als Erbe eines Zeitungsunternehmers. Die 50er und 60er Jahre waren gekennzeichnet durch den langsamen Zusammenkauf und die Neugründung von Printmedien in seiner Heimat, wobei er früher als viele andere das aufkommende Fernsehen richtig einschätzte und Programmzeitschriften herausbrachte. Im Jahre 1964 gelang es ihm dann, erfolgreich die erste überregionale Tageszeitung, „The Australian, “ zu gründen.
Anders aber als “Citizen Kane” hatte – und hat – er selbst keine politischen Ambitionen, ordnete aber durch ständigen Eingriff in die Redaktion an, welcher Politiker zu unterstützen sei, und auf welchen das Trommelfeuer seiner Medien zu richten sei, ohne dass darunter die Auflage zu leiden hätte. Für die steigende Auflage sorgte der Mix an Individualgeschichten, die dem Boulevardjournalismus zuzuordnen sind, politische Nachrichten und Artikel.
Mit Murdoch gutstellen heisst siegen
Dass es sich lohnte, sich mit ihm gutzustellen, realisierte der australische Labourpolitiker Gough Whitlam in den 70er Jahren, als aber Whitlam in der öffentlichen Zustimmung abrutschte, das liess Murdoch ihn rasch fallen und schoss sich auf ihn ein. Dieses Schema sollte sich wie ein roter Faden durch sein weiteres Leben ziehen.
Für Murdoch war entscheidend, auf der Gewinnerseite zu stehen und denjenigen, den er für am aussichtsreichsten hielt, publizistisch massiv zu unterstützen. Nachher dann als Belohnung einen direkten Draht zu haben und Einfluss zu nehmen – ausserparlamentarisch versteht sich.
Insofern unterschied er sich grundlegend von dem deutschen Pressezaren Axel Springer, für den die Medien gerade dazu dienten, messianisch seine Meinungen unter das Volk zu bringen, auch gegen den Strom, wie sich an dem jahrelangen Bekämpfen von Willy Brandts Ostpolitik am deutlichsten zeigte. Von der Hetze gegen die 68er Studentenbewegung ganz abgesehen.
Auf nach London
Im Jahre 1968 dann der Marsch von „Down Under“ in das Vereinigte Königreich Großbritannien. Dem Erwerb von „News of the World,
die er nach einem Riesenskandal 2011 wieder einstellte, folgte 1969 der Kauf der „Sun“, die er in ein Massenblatt a la „Bild“ umwandelte, mit einer Millionenauflage und lange Zeit einem täglichen weiblichen Nackedei auf Seite drei. Schliesslich erwarb er auch noch die „Times“, der vor dem Verkauf wohl renommiertesten britischen Tageszeitung, bis sie dann auf Murdoch-Linie getrimmt wurde.
Poltisch, wie gehabt, im Zweifel rechts, und Unterstützung von Margaret Thatcher, der – abgesehen von Ronald Reagan- wohl einzigen PolitikerIn während seines Lebens, die er wirklich respektierte. Seine Hochachtung stieg noch, als diese den Kampf gegen die Gewerkschaften aufnahm, was im Bergarbeiterstreik 1984/1985 gipfelte, mit der nachfolgenden gesetzlichen Beschneidung des Streikrechts.
Er selbst führte dann, durch sein Vorbild offenbar angespornt, seinen eigenen Kampf gegen die Gewerkschaften, als er 1986 vom Bleisatz-Druck auf Fotosatz-Druck umstellte. Statt Verhandlungen mit den Gewerkschaften, die offene Konfrontation. Wochenlange, zum Teil gewalttätige Auseinandersetzungen in den Docklands von London folgten.
Weiter in die USA
Aber auch die USA glaubte er mit seiner Meinungseinfältigkeit beglücken zu müssen. Das Resultat war der Kauf der New York Post (nicht zu verwechseln mit der New York Times), das ehemals liberale Blatt wurde auf strammen Rechtskurs gebracht.
Und 1996 der Sprung in das Satellitenfernsehen mit dem Sender Fox News, das den rechten Boulevardjournalismus auf das Fernsehen übertrug. Mit all seinen Medien unterstütze er massiv die Republikaner, und als der Irakkrieg begonnen wurde, da machte er aus Fox News einen Jubelsender.
Nachdem die Hiobsbotschaften aus dem Irak sich häuften, war der Irakkrieg weitgehend aus Fox News verschwunden.
Wie sehr dieser „Schwarze Kanal“ Meinungen manipuliert, das wurde in den Filmen Outfoxed und Outfoxed 10 years later deutlich gezeigt: Unfair, einseitig, und gefüllt mit belanglosen Prominentenstories plus Sex and Crime
Den Freunden stets zu Diensten
Wenn wichtige Freunde Anstoss an dem nehmen, was seine Medien berichten, dann gibt es klare Befehle vom Oberkommandierenden der globalen Medienarmee.
So hatte sich der saudische Billionär und Freund Murdochs, Prinz al-Walid bin Talal, bei Murdoch beschwert, dass bei der Berichterstattung über den Aufruhr in den Vorstädten von Paris von „moslemischem Aufruhr“ gesprochen wurde. Ein Anruf aus dem Oberkommando genügte, und fortan wurde in Murdochs Medien von „zivilem Ungehorsam“ gesprochen.
Und die alte Tante BBC, bekannt für unabhängigen Qualitätsjournalismus, wurde aus seinem Satellitenprogramm geworfen, nachdem die chinesische Regierung sich über deren Berichterstattung über Ereignisse im Reich der Mitte beschwert hatte.
Standleitung zu Blair
Zu dem britischen Premier Tony Blair, bevor dieser dann mit Murdochs Frau angeblich eine erotische Beziehung anfing, hatte der Medienzar eine Art Standleitung. Mehrfach telefonierte der Oberkommandierende der Medien mit dem britischen Regierungschef vor dem Einmarsch in den Irak. Und zweimal, nach einem Gespräch Murdochs mit Tony Blair, attackierte dann vermutlich auf Befehl Murdochs die „Sun“ den französischen Präsidenten, wie die britische Tageszeitung „Independent“ herausfand, Chirac hatte sich erlaubt, gegen den Irakkrieg seine Stimme zu erheben. Die Sun nannte Chirac einen „Wurm“.
Schon vor seiner ersten Wahl im Jahre 1997 durfte Blair in der Sun, direkt neben dem Nackedei auf Seite 3 eine regelmässige Kolummne schreiben.
Fazit:
Biden muss Fox News fürchten weil es die Ueberwindung von Gräben in der US Gesellschaft mit seinem Infotainment behindern wird. Nicht nur ein wenig.
onlinedienst - 11. Nov, 15:10 Article 608x read