China-Afrika: Nicht nur eitel Sonnenschein
Dr. Alexander von Paleske --- 27.6. 2011 ---
Vor einigen Wochen traf ich per Zufall einen Geschäftsmann, Besitzer eines kleinen Betriebs, der Schultaschen herstellt.
Billiger, aber nicht besser
Gute Qualität, aber die Chinesen hätten mit ihrer Billigware ihm das Geschäft kaputt gemacht. Eindeutig schlechtere Qualität aus China, aber fast um die Hälfte billiger, deshalb seien seine Produkte nicht mehr konkurrenzfähig in Simbabwe, einem Lande, wo die meisten Familien am Rande des Existenzminimums leben, und daher nach dem Billigsten greifen, auch wenn die Haltbarkeit schlecht ist..
Es ist ein Bild, was sich in vielen afrikanischen Ländern verfolgen lässt. Wenn, wie in Simbabwe eine bescheidene Industrie besteht, das betrifft Textilien, Schuhe etc, gerät sie unter den Druck der Billigwaren aus China. Das betrifft auch die einst größte Textilfirma des Landes, David Whitehead, die mittlerweile bankrott ist
Im Nachbarland Südafrika das gleiche Bild: billige Textilien aus China verdrängen die lokale Produktion.
Zapiros Cartoons zum Thema aus dem Jahre 2006
Die Wirtschaftspolitik Chinas gegenüber Afrika lässt sich so zusammenfassen:
Aufkauf von Rohstoffen wie Erdöl, Kupfer, Platin oder aber gleich Schürfrechte für deren Gewinnung. Im Gegenzug dann Export von Massenware und Entwicklung der Infrastruktur: Eisenbahnen, wie die Rehabilitierung der Benguela Eisenbahn in Angola, oder Straßen- Schulen- und Krankenhausbau in der Demokratischen Republik Kongo, oftmals noch durch großzügige Kredite finanziert.
Allerdings sind die Kredite nicht bedingungsfrei: Auftragsvergabe nur an chinesische Firmen. Diese bringen aber oft genug die komplette Baumannschaft mit, was natürgemäss keine Freude unter der lokalen Bevölkerung angesichts der lokal hohen Arbeitslosigkeit auslöst.
Chinesische Bauarbeiter in Luanda/Angola - Screenshot: Dr. v. Paleske
Damit nicht genug: Soweit die lokale Bevölkerung als Arbeitskräfte eingesetzt wird, häufen sich die Beschwerden: Ruppige Behandlung und schlechte Bezahlung.
Diese Woche erschien ein Bericht in der hochangesehenen südafrikanischen Wochenzeitung Mail and Guardian:
Working for Chinese is hell on earth
.
Mail and Guardian Südafrika 24.6. 2011
Hintergrund sind die Arbeitsbedingungen beim Bau einer Militärakademie in Simbabwe zum Preise von 98 Millionen US Dollar. In einem Land, wo es in den Krankenhäusern oft genug an den notwendigsten Medikamenten fehlt, und eine Militärakademie deshalb sicherlich nicht zu den vordringlichsten Projekten gehören sollte.
Das ganze Projekt wird durch einen chinesischen Kredit finanziert, ist also kein Geschenk, aber es erfreut das simbabwesche Militär, eine der wichtigsten Stützen des Staatspräsidenten Mugabe und seiner ZANU-Partei.
In die Schlagzeilen geriet das Projekt, weil die Arbeitsbedingungen für die dort beschäftigten simbabweschen Bauarbeiter offenbar unerträglich waren.
Die Bauarbeiter traten schließlich in den Streik. Beschuldigungen: Körperliche Misshandlung durch Mitarbeiter der chinesischen Firma Anhui, und nur unzureichende Löhne.
Körperliche Misshandlungen werden aber offenbar nicht nur von chinesischen Baufirmen-Angestellten begangen, auch der Chefkoch des chinesischen Restaurants „China Garden“ in Harare warf den Kochlöffel hin, nachdem er angeblich körperlich misshandelt worden war.
Die Beschwerden, an die simbabwesche Regierung weitergereicht, fallen jedoch in der Regel auf taube Ohren.
China und Zimbabwe verbindet eine alte Freundschaft, die noch aus den Zeiten des Unabhängigkeitskrieges herrührt – selbstlose Hilfe seinerzeit.
Mittlerweile verfolgt China in Afrika aber stringent eigene Interessen: Rohstoffnachschub und Absatzmärkte, und verhält sich prinzipiell da nicht anders, als andere euröpäische Länder bzw. die USA. Mit dem Unterschied, dass sich die Chinesen nicht in die innren Angelegenheiten der afrikanischen Staaten einmischen und deren Einhaltung bzw. Nichteinhaltung der Menschenrechte für China kein Thema ist.
Und nun glauben offenbar einige Chinesen, sich einiges herausnehmen zu können, und schrecken nicht selten vor körperlichen Misshandlungen zurück, da sie keine Intervention staatlicher Stellen zu befürchten haben, und damit auch noch prahlen. So beklagte die simbabwesche Bauarbeitergewerkschaft:
Workers continue to endure various forms of physical torture at the hands of these Chinese employers under the noses of the authorities….Most oft the Chinese employers openly boast, that they have Government protection and so nothing can be done to them.
Mittlerweile hat sich auch die lokale Presse des Themas China und Afrika angenommen.
Dabei geht es neben den bereits geschilderten Problemen gerade auch um die großzügige Einräumung von Schürfrechten mit angeblich ungenügender Gegenleistung. So wurden weitreichende Platinkonzessionen für 3 Milliarden US Dollar angeboten, die geschätzten Reserven liegen jedoch bei 45 Milliarden US Dollar.
News Daily Zimbabwe 22.6. 2011
Daily News Zimbabwe, 2.6. 2011
Auch haben die Chinesen erfolgreich darauf bestanden, dass für ihre Firmen die gesetzlich vorgesehene Mehrheitseinräumung an schwarze Simbabwer , das sogenannte Indigenisierungs-Programm, für chinesische Firnen keine Anwendung findet.
Chinesische Kleinhändler sorgen für Spannungen
Immer mehr chinesische Kleingewerbetreibende lassen sich in Afrika nieder, und treten damit aber oftmals in Konkurrenz zu den lokalen Gewerbetreibenden , was die Spannungen zusätzlich erhöht.
Völlig zu Recht stellen sich viele Afrikaner, die vom Kleinhandel leben, auf den Standpunkt, dass dies keinerlei Entwicklungshilfe sei, sondern ihr eigenes mageres Einkommen nur noch schmälere.
Neuer Imperialist?
Es ist unbestritten, dass China an viele afrikanische Länder großzügige Entwicklungshilfe leistet . Aber nun warnt die Presse davor, dass China Afrikas nächster Imperialist sein könnte.
Wie hieß es doch zu den Zeiten Maos in China:
Wenn man den Wolf zur Haustüre hinaus jagt - man nicht den Tiger durch die Hintertüre herein lassen darf. ..
Mit dem Wolf waren die USA gemeint, mit dem Tiger die Sowjetunion.
Afrika hat nichts zu verschenken und braucht nichts verschenken.
Respekt und Rücksichtnahme auf die berechtigten Interessen und Empfindlichkeiten der Afrikaner sollten für ein ehemaliges Land der Dritten Welt wie China, das mittlerweile zur zweitgrößten Welt-Wirtschaftmacht aufgestiegen ist, eigentlich selbstverständlich sein. Sollten...
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Es ist ein Bild, was sich in vielen afrikanischen Ländern verfolgen lässt. Wenn, wie in Simbabwe eine bescheidene Industrie besteht, das betrifft Textilien, Schuhe etc, gerät sie unter den Druck der Billigwaren aus China. Das betrifft auch die einst größte Textilfirma des Landes, David Whitehead, die mittlerweile bankrott ist
Im Nachbarland Südafrika das gleiche Bild: billige Textilien aus China verdrängen die lokale Produktion.
Zapiros Cartoons zum Thema aus dem Jahre 2006
Die Wirtschaftspolitik Chinas gegenüber Afrika lässt sich so zusammenfassen:
Aufkauf von Rohstoffen wie Erdöl, Kupfer, Platin oder aber gleich Schürfrechte für deren Gewinnung. Im Gegenzug dann Export von Massenware und Entwicklung der Infrastruktur: Eisenbahnen, wie die Rehabilitierung der Benguela Eisenbahn in Angola, oder Straßen- Schulen- und Krankenhausbau in der Demokratischen Republik Kongo, oftmals noch durch großzügige Kredite finanziert.
Allerdings sind die Kredite nicht bedingungsfrei: Auftragsvergabe nur an chinesische Firmen. Diese bringen aber oft genug die komplette Baumannschaft mit, was natürgemäss keine Freude unter der lokalen Bevölkerung angesichts der lokal hohen Arbeitslosigkeit auslöst.
Chinesische Bauarbeiter in Luanda/Angola - Screenshot: Dr. v. Paleske
Damit nicht genug: Soweit die lokale Bevölkerung als Arbeitskräfte eingesetzt wird, häufen sich die Beschwerden: Ruppige Behandlung und schlechte Bezahlung.
Diese Woche erschien ein Bericht in der hochangesehenen südafrikanischen Wochenzeitung Mail and Guardian:
Working for Chinese is hell on earth
.
Mail and Guardian Südafrika 24.6. 2011
Hintergrund sind die Arbeitsbedingungen beim Bau einer Militärakademie in Simbabwe zum Preise von 98 Millionen US Dollar. In einem Land, wo es in den Krankenhäusern oft genug an den notwendigsten Medikamenten fehlt, und eine Militärakademie deshalb sicherlich nicht zu den vordringlichsten Projekten gehören sollte.
Das ganze Projekt wird durch einen chinesischen Kredit finanziert, ist also kein Geschenk, aber es erfreut das simbabwesche Militär, eine der wichtigsten Stützen des Staatspräsidenten Mugabe und seiner ZANU-Partei.
In die Schlagzeilen geriet das Projekt, weil die Arbeitsbedingungen für die dort beschäftigten simbabweschen Bauarbeiter offenbar unerträglich waren.
Die Bauarbeiter traten schließlich in den Streik. Beschuldigungen: Körperliche Misshandlung durch Mitarbeiter der chinesischen Firma Anhui, und nur unzureichende Löhne.
Körperliche Misshandlungen werden aber offenbar nicht nur von chinesischen Baufirmen-Angestellten begangen, auch der Chefkoch des chinesischen Restaurants „China Garden“ in Harare warf den Kochlöffel hin, nachdem er angeblich körperlich misshandelt worden war.
Die Beschwerden, an die simbabwesche Regierung weitergereicht, fallen jedoch in der Regel auf taube Ohren.
China und Zimbabwe verbindet eine alte Freundschaft, die noch aus den Zeiten des Unabhängigkeitskrieges herrührt – selbstlose Hilfe seinerzeit.
Mittlerweile verfolgt China in Afrika aber stringent eigene Interessen: Rohstoffnachschub und Absatzmärkte, und verhält sich prinzipiell da nicht anders, als andere euröpäische Länder bzw. die USA. Mit dem Unterschied, dass sich die Chinesen nicht in die innren Angelegenheiten der afrikanischen Staaten einmischen und deren Einhaltung bzw. Nichteinhaltung der Menschenrechte für China kein Thema ist.
Und nun glauben offenbar einige Chinesen, sich einiges herausnehmen zu können, und schrecken nicht selten vor körperlichen Misshandlungen zurück, da sie keine Intervention staatlicher Stellen zu befürchten haben, und damit auch noch prahlen. So beklagte die simbabwesche Bauarbeitergewerkschaft:
Workers continue to endure various forms of physical torture at the hands of these Chinese employers under the noses of the authorities….Most oft the Chinese employers openly boast, that they have Government protection and so nothing can be done to them.
Mittlerweile hat sich auch die lokale Presse des Themas China und Afrika angenommen.
Dabei geht es neben den bereits geschilderten Problemen gerade auch um die großzügige Einräumung von Schürfrechten mit angeblich ungenügender Gegenleistung. So wurden weitreichende Platinkonzessionen für 3 Milliarden US Dollar angeboten, die geschätzten Reserven liegen jedoch bei 45 Milliarden US Dollar.
News Daily Zimbabwe 22.6. 2011
Daily News Zimbabwe, 2.6. 2011
Auch haben die Chinesen erfolgreich darauf bestanden, dass für ihre Firmen die gesetzlich vorgesehene Mehrheitseinräumung an schwarze Simbabwer , das sogenannte Indigenisierungs-Programm, für chinesische Firnen keine Anwendung findet.
Chinesische Kleinhändler sorgen für Spannungen
Immer mehr chinesische Kleingewerbetreibende lassen sich in Afrika nieder, und treten damit aber oftmals in Konkurrenz zu den lokalen Gewerbetreibenden , was die Spannungen zusätzlich erhöht.
Völlig zu Recht stellen sich viele Afrikaner, die vom Kleinhandel leben, auf den Standpunkt, dass dies keinerlei Entwicklungshilfe sei, sondern ihr eigenes mageres Einkommen nur noch schmälere.
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Es ist unbestritten, dass China an viele afrikanische Länder großzügige Entwicklungshilfe leistet . Aber nun warnt die Presse davor, dass China Afrikas nächster Imperialist sein könnte.
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Mit dem Wolf waren die USA gemeint, mit dem Tiger die Sowjetunion.
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