Der Skandal Schlesinger-RBB, die gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Medienanstalten, und der Springer-Konzern
Dr. Alexander von Paleske —- 11.8. 2022 ——
Patricia Schlesinger, bis zu ihrem Rücktritt vor 4 Tagen Intendantin des öffentlich- rechtlichen Senders RBB, musste zurücktreten, nachdem schwere Vorwürfe, gegen sie erhoben worden waren: Persönliche Bereicherung durch unangemessenes Gehalt und Bonuszahlungen, Vetterleswirtschafts pp., Die Vorwürfe sollen jetzt geklärt werden. Der Schaden für ARD und ZDF ist aber bereits jetzt beträchtlich, denn derartige Gehaltszahlungen, finanziert aus Zwangsbeiträgen, finden sich offenbar in allen öffentlich-rechtlichen Medienanstalten.
Die Front der Schlesinger-Skandal-Enthüller und Ankläger wurde angeführt von der BILD-Zeitung mit Schlagzeilen wie:
- RBB-Chefin verfuttert unsere Gebühren
- Dienstwagen Skandal um RBB Chefin
.
So schreibt der renommierte Journalist Christoph Lütgert:
„Ganz vorneweg eröffnet Springers „Bild“-Zeitung einen regelrechten Vernichtungskrieg gegen die gebührenfinanzierten Sender.”
Ist die BILD jetzt etwa unter die uneigennützigen Enthüller gegangen? Ist BILD jetzt das Reichsgericht der kleinen Leute? der uneigennützige Kämpfer gegen “Zwangsabgaben?”
Keineswegs. Vielmehr geht es vermutlich hier auch vor allem um handfeste wirtschaftliche Interessen des Hauses Springer.
Ein Blick zurück
Das Medienhaus Springer, beginnend in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts – damals noch unter Gründer Axel Springer – ist immer wieder kampagnenmässig gegen die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF aufgetreten. Die Angriffe damals – es gab noch kein Privatfernsehen – richteten sich gegen die angeblich mangelnde Qualität einer Reihe von ARD- und ZDF-Sendungen. Stichwort: “müssen wir uns das gefallen lassen?” – Natürlich nicht, jedenfall nicht mit einem Verlegerfernsehen (Privatfernsehen).
Erst kurz vor seinem Tode 1985 hatte Axel Springer sein Ziel erreicht: Die Einführung des Privatfernsehens in Deutschland. Sender wie RTL, SAT1/ Pro Sieben und andere konnten (endlich) an den Start gehen, finanziert durch Werbung.
Was dann unter Qualitätsverbesserung zu verstehen war, das kam kaum überraschend: Nackedeisendungen wie “Tutti Frutti”, und später dann der von dem Holländer John de Mol erfundene „Unterhaltungsschrott“, dessen Prinzip immer das gleiche war: billig und inhaltsdürftig herzustellen. Genannt seien: Big Brother, Voice, Newtopia.
Kostenverursachende Faktoren wie
– Drehbuchschreiber
– Professionelle Schauspieler mit Gagen-Forderungen
– teure Regisseure
– ggf.Kameramänner und –Frauen
– Statisten
– Die Kulissen und unterschiedliche Drehorte
einfach abschaffen, indem:
– ohne die für sonstige Seifenopern nötigen Schauspieler auskommen, und durch darstellungsgeile Personen aus dem Volk ersetzen (Laienspielschar). Also Leute, die danach drängeln, ohne Gage mit ihrer Visage, ihrer Figur, ihrem Geschwätz, oder ihrer Stimme bekannt zu werden, und die gab und gibt es mehr als überreichlich.
– Das Drehbuch durch das Inter-Agieren der „Laienspielschar“ ersetzen, bzw. eine Castingshow zu veranstalten. Die Teilnehmer schreiben das inhaltsleere Drehbuch durch ihr Agieren, ihre Quasselei oder Singerei quasi selber.
– bei Big Brother nicht einmal mehr Kameramänner/frauen, die wurden ersetzt durch festinstallierte Kameras, und nachts durch Infrarotgeräte, die zumindest eine Ahnung davon vermitteln, was sich nachts im Container so alles abspielt.
Fesselung der Zuschauer
Schliesslich mussten bei Staffel- und Rauswurfsendungen wie Dschungelcamp, Big Brother etc. auch die Zuschauer an den Bildschirm gefesselt werden. Das gelang durch:
– die Mobilisierung niederer Instinkte.
– die Aktivierung der Schlüsselloch-Neugier (Gaffen-Trieb).
– die Positionierung der Zuschauer in eine Schiedsrichterrolle: zu entscheiden, wer den niedrigsten Ansprüchen noch genügt bzw. wer rausfliegen muss. Das ist ja eine Aufgabe, die das ständige Zuschauen erfordert, schliesslich kann ja nur schiedsrichtern, wer am Ball bleibt.
.
– durch diesen „Schrott“ Futter für Geschwätz am Arbeitsplatz zu liefern „Hast Du das gestern gesehen??!“ . Wer mitreden will muss zugeschaut haben. Hinzu kamen Serien, oft genug in den USA eingekauft.
Alternativ Sky (früher Premiere), das Rechte an besonders populären Sportsendungen einkauft und nur gegen Bezahlung anbietet, dazu Kinofilme, die gerade erst herausgekommen sind.
Alles Qualität der “besonderen” Art wie auch „Unterhaltungsschrott“ aus anderer Quelle: Love Island, Kuppelshows wie Bauer sucht Frau, Bachelor bzw. Bachelorette, Endlos-Casting-Shows wie DSDS, Klums GNTM etc.. Nicht zu vergessen: Schadenfreude-Metzgergeselle Stefan Raab mit TV Total.
Wir haben viel, wollen aber alles
Der Angriff der Privaten gegen die öffentlich-rechtlichen Medienanstalten richtete sich dann gegen deren zusätzliche Finanzierung durch Werbung: die sollte abgestellt werden, weil sie ja, im Gegensatz zu den Privaten, schon durch Gebühren finanziert seien, und deshalb die Privaten den gesamten Werbekuchen für sich beanspruchen könnten.
Gegen die Gebühren-(Beitrags-)finanzierung
Und schliesslich der Kampf gegen die Gebührenfinanzierung überhaupt: die allerdings hat das Bundesverfassungsgericht mit seinen Entscheidungen vom 18.7. 2018 und 20.7. 2021 mittlerweile abgesegnet.
Die neue Konkurrenz: Streaming-Dienste Netflix & Co
Aber dann platschten Konkurrenten auf den Medienmarkt: Streamingkanäle wie Netflix, die Filme und Serien in grosser Zahl auch selbst produzieren, und andere Kinofilme on demand anbieten, und sich insbesondere – aber nicht nur – bei jüngeren Zuschauern grosser Beliebtheit erfreuen.Das Publikum wanderte von den Privaten ab.
Springers neue Nachrichtenkanäle „BILD“ und „WELT“
In Deutschland gibt es keine mit Netflix vergleichbare Konkurrenz, da sehr kostenträchtig, und sich nur bei grossen Zuschauerzahlen lohnt. Springer konzentriert sich deshalb auf Nachrichtenkanäle, bereits in den USA erfolgreich praktiziert durch CNN, Fox News.
So ging Springer mit BILD, die Zeitung die von einigen Journalisten – und nicht nur von denen – als “Drecksblatt”, “Revolverblatt” u. ä. bezeichnet wird, die Rügen des Presserats sammelt, wie andere Briefmarken, auf Fernsehsendung.
Vorbild offenbar : Fox News in den USA wo Presenter wie Maria Bartiromo, Tucker Carlson und Sean Hannity Emotionen anfachen, bestimmte Interviewpartner geradezu „verwursten“, und so Nachrichten zu billigem Entertainment degradieren (Infotainment), dazu auch noch Trump- und damit rechtslastig, und so zum meistgesehenen (Klamauk-) Unterschichten-Info-Sender der USA wurden.
Da stört die Info-Konkurrenz der öffentlich-rechtlichen Anstalten in Deutschland, wie Tagesschau24, Tagesschau, Tagesthemen und Heute. Also heisst es wohl: Attacke durch BILD.
Fazit:
1. Derart unverschämte Gehalts- und Bonuszahlungen in öffentlich-rechtlichen Medienanstalten – nicht nur RBB – aus Zwangsbeiträgen finanziert , sind unerträglich.
2. BILD führt aber offensichtlich auch aus massivem Eigeninteresse – seit Jahrzenten – Angriffe auf die öffentlich-rechtlichen Medienanstalten.
Patricia Schlesinger, bis zu ihrem Rücktritt vor 4 Tagen Intendantin des öffentlich- rechtlichen Senders RBB, musste zurücktreten, nachdem schwere Vorwürfe, gegen sie erhoben worden waren: Persönliche Bereicherung durch unangemessenes Gehalt und Bonuszahlungen, Vetterleswirtschafts pp., Die Vorwürfe sollen jetzt geklärt werden. Der Schaden für ARD und ZDF ist aber bereits jetzt beträchtlich, denn derartige Gehaltszahlungen, finanziert aus Zwangsbeiträgen, finden sich offenbar in allen öffentlich-rechtlichen Medienanstalten.
Die Front der Schlesinger-Skandal-Enthüller und Ankläger wurde angeführt von der BILD-Zeitung mit Schlagzeilen wie:
- RBB-Chefin verfuttert unsere Gebühren
- Dienstwagen Skandal um RBB Chefin
.
So schreibt der renommierte Journalist Christoph Lütgert:
„Ganz vorneweg eröffnet Springers „Bild“-Zeitung einen regelrechten Vernichtungskrieg gegen die gebührenfinanzierten Sender.”
Ist die BILD jetzt etwa unter die uneigennützigen Enthüller gegangen? Ist BILD jetzt das Reichsgericht der kleinen Leute? der uneigennützige Kämpfer gegen “Zwangsabgaben?”
Keineswegs. Vielmehr geht es vermutlich hier auch vor allem um handfeste wirtschaftliche Interessen des Hauses Springer.
Ein Blick zurück
Das Medienhaus Springer, beginnend in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts – damals noch unter Gründer Axel Springer – ist immer wieder kampagnenmässig gegen die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF aufgetreten. Die Angriffe damals – es gab noch kein Privatfernsehen – richteten sich gegen die angeblich mangelnde Qualität einer Reihe von ARD- und ZDF-Sendungen. Stichwort: “müssen wir uns das gefallen lassen?” – Natürlich nicht, jedenfall nicht mit einem Verlegerfernsehen (Privatfernsehen).
Erst kurz vor seinem Tode 1985 hatte Axel Springer sein Ziel erreicht: Die Einführung des Privatfernsehens in Deutschland. Sender wie RTL, SAT1/ Pro Sieben und andere konnten (endlich) an den Start gehen, finanziert durch Werbung.
Was dann unter Qualitätsverbesserung zu verstehen war, das kam kaum überraschend: Nackedeisendungen wie “Tutti Frutti”, und später dann der von dem Holländer John de Mol erfundene „Unterhaltungsschrott“, dessen Prinzip immer das gleiche war: billig und inhaltsdürftig herzustellen. Genannt seien: Big Brother, Voice, Newtopia.
Kostenverursachende Faktoren wie
– Drehbuchschreiber
– Professionelle Schauspieler mit Gagen-Forderungen
– teure Regisseure
– ggf.Kameramänner und –Frauen
– Statisten
– Die Kulissen und unterschiedliche Drehorte
einfach abschaffen, indem:
– ohne die für sonstige Seifenopern nötigen Schauspieler auskommen, und durch darstellungsgeile Personen aus dem Volk ersetzen (Laienspielschar). Also Leute, die danach drängeln, ohne Gage mit ihrer Visage, ihrer Figur, ihrem Geschwätz, oder ihrer Stimme bekannt zu werden, und die gab und gibt es mehr als überreichlich.
– Das Drehbuch durch das Inter-Agieren der „Laienspielschar“ ersetzen, bzw. eine Castingshow zu veranstalten. Die Teilnehmer schreiben das inhaltsleere Drehbuch durch ihr Agieren, ihre Quasselei oder Singerei quasi selber.
– bei Big Brother nicht einmal mehr Kameramänner/frauen, die wurden ersetzt durch festinstallierte Kameras, und nachts durch Infrarotgeräte, die zumindest eine Ahnung davon vermitteln, was sich nachts im Container so alles abspielt.
Fesselung der Zuschauer
Schliesslich mussten bei Staffel- und Rauswurfsendungen wie Dschungelcamp, Big Brother etc. auch die Zuschauer an den Bildschirm gefesselt werden. Das gelang durch:
– die Mobilisierung niederer Instinkte.
– die Aktivierung der Schlüsselloch-Neugier (Gaffen-Trieb).
– die Positionierung der Zuschauer in eine Schiedsrichterrolle: zu entscheiden, wer den niedrigsten Ansprüchen noch genügt bzw. wer rausfliegen muss. Das ist ja eine Aufgabe, die das ständige Zuschauen erfordert, schliesslich kann ja nur schiedsrichtern, wer am Ball bleibt.
.
– durch diesen „Schrott“ Futter für Geschwätz am Arbeitsplatz zu liefern „Hast Du das gestern gesehen??!“ . Wer mitreden will muss zugeschaut haben. Hinzu kamen Serien, oft genug in den USA eingekauft.
Alternativ Sky (früher Premiere), das Rechte an besonders populären Sportsendungen einkauft und nur gegen Bezahlung anbietet, dazu Kinofilme, die gerade erst herausgekommen sind.
Alles Qualität der “besonderen” Art wie auch „Unterhaltungsschrott“ aus anderer Quelle: Love Island, Kuppelshows wie Bauer sucht Frau, Bachelor bzw. Bachelorette, Endlos-Casting-Shows wie DSDS, Klums GNTM etc.. Nicht zu vergessen: Schadenfreude-Metzgergeselle Stefan Raab mit TV Total.
Wir haben viel, wollen aber alles
Der Angriff der Privaten gegen die öffentlich-rechtlichen Medienanstalten richtete sich dann gegen deren zusätzliche Finanzierung durch Werbung: die sollte abgestellt werden, weil sie ja, im Gegensatz zu den Privaten, schon durch Gebühren finanziert seien, und deshalb die Privaten den gesamten Werbekuchen für sich beanspruchen könnten.
Gegen die Gebühren-(Beitrags-)finanzierung
Und schliesslich der Kampf gegen die Gebührenfinanzierung überhaupt: die allerdings hat das Bundesverfassungsgericht mit seinen Entscheidungen vom 18.7. 2018 und 20.7. 2021 mittlerweile abgesegnet.
Die neue Konkurrenz: Streaming-Dienste Netflix & Co
Aber dann platschten Konkurrenten auf den Medienmarkt: Streamingkanäle wie Netflix, die Filme und Serien in grosser Zahl auch selbst produzieren, und andere Kinofilme on demand anbieten, und sich insbesondere – aber nicht nur – bei jüngeren Zuschauern grosser Beliebtheit erfreuen.Das Publikum wanderte von den Privaten ab.
Springers neue Nachrichtenkanäle „BILD“ und „WELT“
In Deutschland gibt es keine mit Netflix vergleichbare Konkurrenz, da sehr kostenträchtig, und sich nur bei grossen Zuschauerzahlen lohnt. Springer konzentriert sich deshalb auf Nachrichtenkanäle, bereits in den USA erfolgreich praktiziert durch CNN, Fox News.
So ging Springer mit BILD, die Zeitung die von einigen Journalisten – und nicht nur von denen – als “Drecksblatt”, “Revolverblatt” u. ä. bezeichnet wird, die Rügen des Presserats sammelt, wie andere Briefmarken, auf Fernsehsendung.
Vorbild offenbar : Fox News in den USA wo Presenter wie Maria Bartiromo, Tucker Carlson und Sean Hannity Emotionen anfachen, bestimmte Interviewpartner geradezu „verwursten“, und so Nachrichten zu billigem Entertainment degradieren (Infotainment), dazu auch noch Trump- und damit rechtslastig, und so zum meistgesehenen (Klamauk-) Unterschichten-Info-Sender der USA wurden.
Da stört die Info-Konkurrenz der öffentlich-rechtlichen Anstalten in Deutschland, wie Tagesschau24, Tagesschau, Tagesthemen und Heute. Also heisst es wohl: Attacke durch BILD.
Fazit:
1. Derart unverschämte Gehalts- und Bonuszahlungen in öffentlich-rechtlichen Medienanstalten – nicht nur RBB – aus Zwangsbeiträgen finanziert , sind unerträglich.
2. BILD führt aber offensichtlich auch aus massivem Eigeninteresse – seit Jahrzenten – Angriffe auf die öffentlich-rechtlichen Medienanstalten.
onlinedienst - 11. Aug, 21:10 Article 849x read