Die Empörung über die brutalen Morde in Paris kann das Nachdenken nicht ersetzen
Dr. Alexander von Paleske ---- 8..1. 2015 ------
Es war eine Hinrichtung gestern in Paris, als 10 Redakteure des französischen Satiremagazins Charlie Hebdo und zwei Polizisten von vermummten Attentätern, vermutlich aus dem radikal-islamistischen Umfeld stammend, ermordet wurden.
Grosse Empörung
Die Empörung über diese abscheuliche Tat war und ist gross und berechtigt. Sie enthebt uns allerdings nicht der Aufgabe, darüber nachzudenken, wie es zu dieser Bluttat kommen konnte.
Trauer und Empörung gestern abend in Paris. Screenshot: Dr. v. Paleske
Natürlich: diese brutalen Morde sind auch und gerade ein Angriff auf die Pressefreiheit, ein wesentlicher Bestandteil des demokratischen Staates.
Sie sind gleichzeitig eine blutige Rache an den Redakteuren der französischen Satirezeitung Charlie Hebdo, die mehrfach Karikaturen mit/über den Propheten Mohammed veröffentlicht hatte.
Schon einmal im Jahre 2011 war die Redaktion Ziel eines Brandanschlags, der Chefredakteur hatte mehrfach Morddrohungen erhalten.
Nach dem Brandanschlag 2011
Blosse Geschmacklosigkeit?
Das Satiremagazin, ähnlich der Titanic in Deutschland, nimmt alles und jeden aufs Korn, insbesondere wenn sich das auch noch gut verkaufen lässt - also keineswegs nur den Propheten Mohammed.
Es bleibt aber die Frage: handelt es sich hier um blosse Geschmacklosigkeiten, die allenthalben in solchen Magazinen zu finden sind, hier gilt im übrigen:
one man’s food is another man‘s poison,
und die wird natürlich auch von der Pressefreiheit geschützt, die Satire in Deutschland auch noch durch die Kunstfreiheit. Oder handelt es sich vielmehr um den Versuch, eine bestimmte Volksgruppe oder deren religiöse Gefühle der Lächerlichkeit preiszugeben bzw. zu verletzen.
Satire und Diktaturen
Die Satire verkommt in Diktaturen zum Propagandavehikel, nicht nur um den politischen Gegner zu diffamieren, sondern gleich ganze Volksgruppen, wie im Dritten Reich die Juden, die dann als „Untermenschen“ ermordet wurden.
Wer diese erbärmlichen Karikaturen aus der Giftküche des Nazi-Propagandisten Joseph Goebbels sieht, der muss leider einige Parallelen zu den Mohammed-Karikaturen feststellen, wie der US-Professor Mark Juergensmeyer von der University of California in Santa Barbara, ein Experte in Sachen Terrorismus, in einem Interview mit der britischen BBC heute zutreffend anmerkte.
Prof. Juegensmeyer im Interview. Screenshot: Dr. v. Paleske
Auch bei den Mohammed-Karikaturen geht es ja nicht um eine bestimmte Person, die per Satire oder Karikatur der Lächerlichkeit preisgegeben werden soll, sondern um eine Religion, die durch den Propheten Mohammed symbolisiert wird. Insofern wird mit den Karikaturen – ob gewollt oder ungewollt - gleichzeitig eine Religion durch den Kakao gezogen.
Für Muslime ist das ein Angriff auf ihre Kultur und religiösen Gefühle ihrer Glaubensgemeinschaft, noch dazu in einer Situation, wo in Frankreich (Marine le Pen) und in Deutschland (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes (PEGIDA), der Hass auf Ausländer im allgemeinen und Muslime im besonderen kräftig geschürt wird.
Ganz offensichtlich sehen sich diese radikalislamistischen Mordgesellen in Paris als selbsternannte Speerspitze des „wahren“ Islam , als „Verteidiger der Angegriffenen“ in der vordersten Front, und schlagen damit gleich mehrere Fliegen mit einen Klappe:
- die mediale Aufmerksamkeit, die gerade der durch die IS-Kalifatisten ins Hintertreffen geratenen Al Qaida wieder Auftrieb verschaffen könnte
- Den Hass gegen Muslime in der Gesellschaft zu schüren, was dann den rechten Parteien Zulauf bescheren dürfte, um damit das innenpolitische Klima weiter zu vergiften, und gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen gesellschaftlichen Gruppen herbeizuführen.
- Die Verbreitung von Furcht und Schrecken durch brutale Akte, ein integraler Bestandteil der Aktionen der radikalislamistischen Terroristen.
Klammheimliche Freude?
Dass vielleicht einige Muslime klammheimliche Freude über diesen Anschlag empfinden, nach dem Motto „geschieht denen ganz recht“, damit muss gerechnet werden. Auch das ein Ziel der Mordbuben, die den islamistischen-Terrorismus damit in ihrer Glaubensgemeinschaft akzeptabler machen wollen.
Respekt notwendig
In einer Gesellschaft, in der Respekt vor den religiösen Überzeugungen und Gefühlen anderer Menschen fehlt, können sich Hass und Gewalt ihren Weg bahnen. Das kann und darf eine Gesellschaft nicht zulassen, und das hat auch nichts mehr mit Pressefreiheit zu tun.
Genau so wenig, wie der Holocaust geleugnet werden darf, die Gewalt verherrlicht, oder Volksverhetzung betrieben, genauso gibt es eine Grenze der Satire, nämlich dann, wenn nicht einzelne Individuen, mögen die Politiker, Pfarrer oder Unternehmer sein, mittels Satire durch den Kakao gezogen werden, sondern gleich ganze Kultur-bzw. Glaubensgemeinschaften.
So wenig wie zugelassen werden darf, dass Einzelne oder Gruppen eine eigene Rechtsordnung kreieren, in der sie Ankläger, Richter und Vollstrecker einer (Todes-)Strafe in einer Person sind. Das ist nichts als Terror, von welcher Seite er auch kommt, der mit allen rechtstaatlichen Mitteln bekämpft werden muss.
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Grosse Empörung
Die Empörung über diese abscheuliche Tat war und ist gross und berechtigt. Sie enthebt uns allerdings nicht der Aufgabe, darüber nachzudenken, wie es zu dieser Bluttat kommen konnte.
Trauer und Empörung gestern abend in Paris. Screenshot: Dr. v. Paleske
Natürlich: diese brutalen Morde sind auch und gerade ein Angriff auf die Pressefreiheit, ein wesentlicher Bestandteil des demokratischen Staates.
Sie sind gleichzeitig eine blutige Rache an den Redakteuren der französischen Satirezeitung Charlie Hebdo, die mehrfach Karikaturen mit/über den Propheten Mohammed veröffentlicht hatte.
Schon einmal im Jahre 2011 war die Redaktion Ziel eines Brandanschlags, der Chefredakteur hatte mehrfach Morddrohungen erhalten.
Nach dem Brandanschlag 2011
Blosse Geschmacklosigkeit?
Das Satiremagazin, ähnlich der Titanic in Deutschland, nimmt alles und jeden aufs Korn, insbesondere wenn sich das auch noch gut verkaufen lässt - also keineswegs nur den Propheten Mohammed.
Es bleibt aber die Frage: handelt es sich hier um blosse Geschmacklosigkeiten, die allenthalben in solchen Magazinen zu finden sind, hier gilt im übrigen:
one man’s food is another man‘s poison,
und die wird natürlich auch von der Pressefreiheit geschützt, die Satire in Deutschland auch noch durch die Kunstfreiheit. Oder handelt es sich vielmehr um den Versuch, eine bestimmte Volksgruppe oder deren religiöse Gefühle der Lächerlichkeit preiszugeben bzw. zu verletzen.
Satire und Diktaturen
Die Satire verkommt in Diktaturen zum Propagandavehikel, nicht nur um den politischen Gegner zu diffamieren, sondern gleich ganze Volksgruppen, wie im Dritten Reich die Juden, die dann als „Untermenschen“ ermordet wurden.
Wer diese erbärmlichen Karikaturen aus der Giftküche des Nazi-Propagandisten Joseph Goebbels sieht, der muss leider einige Parallelen zu den Mohammed-Karikaturen feststellen, wie der US-Professor Mark Juergensmeyer von der University of California in Santa Barbara, ein Experte in Sachen Terrorismus, in einem Interview mit der britischen BBC heute zutreffend anmerkte.
Prof. Juegensmeyer im Interview. Screenshot: Dr. v. Paleske
Auch bei den Mohammed-Karikaturen geht es ja nicht um eine bestimmte Person, die per Satire oder Karikatur der Lächerlichkeit preisgegeben werden soll, sondern um eine Religion, die durch den Propheten Mohammed symbolisiert wird. Insofern wird mit den Karikaturen – ob gewollt oder ungewollt - gleichzeitig eine Religion durch den Kakao gezogen.
Für Muslime ist das ein Angriff auf ihre Kultur und religiösen Gefühle ihrer Glaubensgemeinschaft, noch dazu in einer Situation, wo in Frankreich (Marine le Pen) und in Deutschland (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes (PEGIDA), der Hass auf Ausländer im allgemeinen und Muslime im besonderen kräftig geschürt wird.
Ganz offensichtlich sehen sich diese radikalislamistischen Mordgesellen in Paris als selbsternannte Speerspitze des „wahren“ Islam , als „Verteidiger der Angegriffenen“ in der vordersten Front, und schlagen damit gleich mehrere Fliegen mit einen Klappe:
- die mediale Aufmerksamkeit, die gerade der durch die IS-Kalifatisten ins Hintertreffen geratenen Al Qaida wieder Auftrieb verschaffen könnte
- Den Hass gegen Muslime in der Gesellschaft zu schüren, was dann den rechten Parteien Zulauf bescheren dürfte, um damit das innenpolitische Klima weiter zu vergiften, und gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen gesellschaftlichen Gruppen herbeizuführen.
- Die Verbreitung von Furcht und Schrecken durch brutale Akte, ein integraler Bestandteil der Aktionen der radikalislamistischen Terroristen.
Klammheimliche Freude?
Dass vielleicht einige Muslime klammheimliche Freude über diesen Anschlag empfinden, nach dem Motto „geschieht denen ganz recht“, damit muss gerechnet werden. Auch das ein Ziel der Mordbuben, die den islamistischen-Terrorismus damit in ihrer Glaubensgemeinschaft akzeptabler machen wollen.
Respekt notwendig
In einer Gesellschaft, in der Respekt vor den religiösen Überzeugungen und Gefühlen anderer Menschen fehlt, können sich Hass und Gewalt ihren Weg bahnen. Das kann und darf eine Gesellschaft nicht zulassen, und das hat auch nichts mehr mit Pressefreiheit zu tun.
Genau so wenig, wie der Holocaust geleugnet werden darf, die Gewalt verherrlicht, oder Volksverhetzung betrieben, genauso gibt es eine Grenze der Satire, nämlich dann, wenn nicht einzelne Individuen, mögen die Politiker, Pfarrer oder Unternehmer sein, mittels Satire durch den Kakao gezogen werden, sondern gleich ganze Kultur-bzw. Glaubensgemeinschaften.
So wenig wie zugelassen werden darf, dass Einzelne oder Gruppen eine eigene Rechtsordnung kreieren, in der sie Ankläger, Richter und Vollstrecker einer (Todes-)Strafe in einer Person sind. Das ist nichts als Terror, von welcher Seite er auch kommt, der mit allen rechtstaatlichen Mitteln bekämpft werden muss.
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onlinedienst - 8. Jan, 14:34 Article 4513x read