Film Curveball, der Irakkrieg, und der Bundesnachrichtendienst (BND)
Dr. Alexander von Paleske ---- 7.9. 2021--------
In den Kinos läuft zur Zeit der Film Curveball an, der schildert, wie der BND auf einen angeblichen Top-Spion hereinfiel, und dessen “Erkenntnisse” den USA als Rechtfertigung für den Irakkrieg 2003 dienten: der Irak solle angeblich Massenvernichtungswaffen besitzen und produzieren, und die müsse man unschädlich machen.
Auch der damalige britische Premier Tony Blair behauptete im Parlament, es gehe nicht um einen Machtwechel in Bagdad, sondern um die Beseitigung einer Bedrohung durch irakische Massenvernichtungswaffen.
In Wirklichkeit gings es natürlich um den Zugriff auf irakisches Erdöl, wie der damalige US-Notenbankchef Alan Greenspan später freimütig zugab.
Aber der Vorwand musste irgendwie der breiten Oeffentlichkeit “verkauft” werden, also mussten Beweise her, ganz egal wie, sodass dann auch der britische Premier Blair im Parlament behaupteten konnte, es gehe nicht um einen Machtwechel.
Natürlich wussten beide, US-Präsident George W. Bush und der britische Premier Tony Blair, aus Geheimdienstkreisen, dass der Irak keinerlei Massenvernichrungswaffen mehr besass:
- Der britische Auslands-Geheimdienst Mi6, dessen Chef damals Sir Richard Dearlove war, hatte Premier Tony Blair, gestützt auf Geheimdienstinformationen, mitgeteilt, der Irak besitze keine Massenvernichtungswaffen.
- Breits 2002 hatte Dearlove Tony Blair in dem sogenannten „Downing Street Memo“, verfasst nach einem Zusammentreffen mit Geheimdienstleuten in den USA, gewarnt, die Fakten über Iraks angebliche Massenvernichtungswaffen würden von der Bush-Regierung zurechtgebogen, um einen Einmarsch in den Irak zu rechtfertigen.
- Der Mi6 hatte ausserdem noch den hochrangigen Mitarbeiter Michael Shipster wenige Wochen vor dem Beginn des Einmarsches nach Jordanien geschickt, um dort mit dem irakischen Geheimdienstchef Tahir Jalil Habbush zusammenzutreffen . Habbush war gleichzeitig ein Agent der westlichen Geheimdienste, und wurde nach dem Einmarsch in den Irak von den USA mit 5 Millionen US Dollar für seine Dienste belohnt.
Habbush machte Shipster klar, dass der Irak keine chemischen oder biologischen Massenvernichtungswaffen besitze. Der Mi6 glaubte ihm, und reichte die Information an die Regierung Blair weiter. Die USA erhielten ebenfalls die Informationen, waren aber an ihnen ganz offensichtlich nicht interessiert, sondern verlangten „Beweise“, die der irakische Geheimdienstchef nicht liefern konnte, wie sollte er auch Beweise für etwas liefern, was nicht vorhanden war. Die USA waren zum Irakkrieg entschlossen, komme an Erkenntnissen was da wolle. Siehe auch hier:
Der US-Geheimdienst CIA hatte von Habbush nach dem Einmarsch in den Irak auf Anweisung der Bush-Regierung verlangt , ein gefälschtes Schreiben zu unterzeichnen, zurückdatiert auf das Jahr 2001, wonach Mohamed Atta, einer der Attentäter des 11. September 2001 im Irak für seine Mission ausgebildet worden sei. Dieses gefälschte Schreiben wurde dann an die Zeitung „Sunday Telegraph“ „geleaked“ und die Nachricht von weiteren Zeitungen seinerzeit weiterverbreitet.
Die Rolle der deutschen Schlapphüte
Nun kommt der Deutche Nachrichtendienst BND ins Spiel. Bei dem hatte sich ein Asylbewerber aus dem Irak namens Rafid Ahmed Alwan oder auch Rafid Ahmed Alwan El Dschanabi oder Rafed Aljanabi, der 1999 nach Deutschland kam, gemeldet, und behauptet, er sei an irakischen Programmen zur Entwicklung und Produktion von Massenvernichtungswaffen beteiligt gewesen.
Er gab sich als Experte für chemische Kampfstoffe aus, und behauptete, Direktor einer Anlage zu deren Produktion in Djerf al Nadaf gewesen zu sein. Auch von mobilen Anlagen zur Produktion chemischer Kampfstoffe erzählte er. Er wurde fortan als Mitarbeiter des BND mit dem Codenamen “Curveball” geführt.
Geschichte im Film
Der Film Curveball schildert nun, wie die BND- Schlapphüte sich gar nicht einkriegen konnten vor Stolz, diese sprudelnde Nachrichten-Quelle aufgespürt zu haben, und reichten die Infos an den US-Geheimdienst CIA weiter. Gunter Pleuger, ehemaliger Botschafter der Bundesrepublik Deutschland bei den Vereinten Nationen, bestätigte, dass die Informationen ursprünglich aus Deutschland kamen. Eine offizielle Warnung, dass die Informationen möglicherweise nicht richtig sind, gab es von seiner Seite nicht.
Die Aussagen Alwans zu den angeblichen Massenvernichtungswaffen kamen der Bush-Regierung als Begründung für den Irakkrieg gerade recht, und wurden vom damaligen US Aussenminister Colin Powell vor dem UN-Sicherheitsrat als Beleg für unerlaubte Waffenprogramme Bagdads angeführt. Warnungen von verschiedenen Seiten, es handele sich um Unwahrheiten, die Quelle sei höchst unzuverlässig, wurden beiseite geschoben.
Anders als von der US-Regierung auch noch wahrheitswidrig behauptet, gab es auch keine Al Qaida-Zellen im Irak, und auch keine sonstwie geartete irakische Unterstützung dieser Terror-Organisation, verantwortlich für die Anschläge am 11.9.2001,
Im Jahre 2011 gestand Rafid Ahmed Alwan El-Dschanabi dann schliesslich gegenüber der britischen Tageszeitung Guardian,dass seine Angaben hierzu erlogen waren. El-Dschanabi begründete seine Lügen damit, dass er die Chance gehabt hatte, „etwas zu fabrizieren, um das Regime zu stürzen“.
Terrorgruppen breiten sich aus
Während des Irakkrieges konnte sich Al Qaida jedoch im Irak festsetzen, und ein weiterer, noch schlimmerer internationaler Terror-Ableger, der Islamische Staat (IS), hatte hier seine blutige Geburtsstunde.
Die Konsequenzen dieses Irak-Kriegsabenteuers sind bis heute zu spüren: Der Islamische Staat breitete sich iebenfalls in Syrien aus, in Afrika vom Senegal im Westen bis Mosambik im Osten, und auch in Afghanistan.
Milliarden für schlechte Arbeit?
Aber es stellen sich weitere Fragen, nämlich die nach der Zuverlässigkeit des Bundesnachrichtendienstes (BND), der in seinen Anfangsjahren in den 50er und 60er Jahren vielen strammen Alt-Nazis als lukrativer Arbeitgeber Unterschlupf bot, und der 2018 von Pullach nach Berlin umzog, was den Steuerzahler 1,4 Milliarden Euro allein für den Neubau kostete.
Der letzte Reinfall: Obwohl massiv in Afghanistan präsent, war er nicht in der Lage, den raschen Vormarsch der Taliban und Einnahme Kabuls vorherzusagen, mehr noch: bereits 2005 zu erkennen, dass dieser Krieg nicht gewonnen werden kann, somit verloren, und deshalb Deutschland sich zurückziehen sollte.
Es trifft wohl zu, was bereits der seinerzeitige Bundeskanzler Helmut Schmidt über den BND und dessen Lageberichte sagte: "Dilettantenverein, dort steht das drin, was ich bereits am Tag zuvor in der Tagespresse gelesen habe". Eine allerdings sehr teure, offenbar nicht selten nutzlose Informationsquelle.
Das heisst aber nicht, dass die Schnüffel-Aktivitäten des BND zu verharmlosen seien. Da stellt sich auch die Frage, ob der BND, wie das Bundeskriminalamt, offenbar auch, die umstrittene Pegasus- Spyware gekauft hatte.
Bereits 2007 wurde aufgrund eigener Recherchen hier vermutet, dass der BND in den 90er Jahren in Chemiewaffentransporte von China in den Iran involviert war, zusammen mit dem britischen Geheimdienst Mi6, und dem israelischen Inlandsgeheimdienst Shin Bet. Details siehe hier.
Massenvernichtungswaffen in den Iran - Schmierige Geschäfte internationaler Kriegstreiber
Der Iran, das Atomprogramm und Ahmadinejad
Prozess in Suedafrika und Banditen im Nuklearbereich
Iran: Der Krieg rückt näher
Gasmasken, Giftgas und Milliardenbetrug - auf den Spuren des Moshe Regev
Israels tödlicher Export – Waffen in den Iran
Söldner, Gauner, Waffen und Rohstoffe
In den Kinos läuft zur Zeit der Film Curveball an, der schildert, wie der BND auf einen angeblichen Top-Spion hereinfiel, und dessen “Erkenntnisse” den USA als Rechtfertigung für den Irakkrieg 2003 dienten: der Irak solle angeblich Massenvernichtungswaffen besitzen und produzieren, und die müsse man unschädlich machen.
Auch der damalige britische Premier Tony Blair behauptete im Parlament, es gehe nicht um einen Machtwechel in Bagdad, sondern um die Beseitigung einer Bedrohung durch irakische Massenvernichtungswaffen.
In Wirklichkeit gings es natürlich um den Zugriff auf irakisches Erdöl, wie der damalige US-Notenbankchef Alan Greenspan später freimütig zugab.
Aber der Vorwand musste irgendwie der breiten Oeffentlichkeit “verkauft” werden, also mussten Beweise her, ganz egal wie, sodass dann auch der britische Premier Blair im Parlament behaupteten konnte, es gehe nicht um einen Machtwechel.
Natürlich wussten beide, US-Präsident George W. Bush und der britische Premier Tony Blair, aus Geheimdienstkreisen, dass der Irak keinerlei Massenvernichrungswaffen mehr besass:
- Der britische Auslands-Geheimdienst Mi6, dessen Chef damals Sir Richard Dearlove war, hatte Premier Tony Blair, gestützt auf Geheimdienstinformationen, mitgeteilt, der Irak besitze keine Massenvernichtungswaffen.
- Breits 2002 hatte Dearlove Tony Blair in dem sogenannten „Downing Street Memo“, verfasst nach einem Zusammentreffen mit Geheimdienstleuten in den USA, gewarnt, die Fakten über Iraks angebliche Massenvernichtungswaffen würden von der Bush-Regierung zurechtgebogen, um einen Einmarsch in den Irak zu rechtfertigen.
- Der Mi6 hatte ausserdem noch den hochrangigen Mitarbeiter Michael Shipster wenige Wochen vor dem Beginn des Einmarsches nach Jordanien geschickt, um dort mit dem irakischen Geheimdienstchef Tahir Jalil Habbush zusammenzutreffen . Habbush war gleichzeitig ein Agent der westlichen Geheimdienste, und wurde nach dem Einmarsch in den Irak von den USA mit 5 Millionen US Dollar für seine Dienste belohnt.
Habbush machte Shipster klar, dass der Irak keine chemischen oder biologischen Massenvernichtungswaffen besitze. Der Mi6 glaubte ihm, und reichte die Information an die Regierung Blair weiter. Die USA erhielten ebenfalls die Informationen, waren aber an ihnen ganz offensichtlich nicht interessiert, sondern verlangten „Beweise“, die der irakische Geheimdienstchef nicht liefern konnte, wie sollte er auch Beweise für etwas liefern, was nicht vorhanden war. Die USA waren zum Irakkrieg entschlossen, komme an Erkenntnissen was da wolle. Siehe auch hier:
Der US-Geheimdienst CIA hatte von Habbush nach dem Einmarsch in den Irak auf Anweisung der Bush-Regierung verlangt , ein gefälschtes Schreiben zu unterzeichnen, zurückdatiert auf das Jahr 2001, wonach Mohamed Atta, einer der Attentäter des 11. September 2001 im Irak für seine Mission ausgebildet worden sei. Dieses gefälschte Schreiben wurde dann an die Zeitung „Sunday Telegraph“ „geleaked“ und die Nachricht von weiteren Zeitungen seinerzeit weiterverbreitet.
Die Rolle der deutschen Schlapphüte
Nun kommt der Deutche Nachrichtendienst BND ins Spiel. Bei dem hatte sich ein Asylbewerber aus dem Irak namens Rafid Ahmed Alwan oder auch Rafid Ahmed Alwan El Dschanabi oder Rafed Aljanabi, der 1999 nach Deutschland kam, gemeldet, und behauptet, er sei an irakischen Programmen zur Entwicklung und Produktion von Massenvernichtungswaffen beteiligt gewesen.
Er gab sich als Experte für chemische Kampfstoffe aus, und behauptete, Direktor einer Anlage zu deren Produktion in Djerf al Nadaf gewesen zu sein. Auch von mobilen Anlagen zur Produktion chemischer Kampfstoffe erzählte er. Er wurde fortan als Mitarbeiter des BND mit dem Codenamen “Curveball” geführt.
Geschichte im Film
Der Film Curveball schildert nun, wie die BND- Schlapphüte sich gar nicht einkriegen konnten vor Stolz, diese sprudelnde Nachrichten-Quelle aufgespürt zu haben, und reichten die Infos an den US-Geheimdienst CIA weiter. Gunter Pleuger, ehemaliger Botschafter der Bundesrepublik Deutschland bei den Vereinten Nationen, bestätigte, dass die Informationen ursprünglich aus Deutschland kamen. Eine offizielle Warnung, dass die Informationen möglicherweise nicht richtig sind, gab es von seiner Seite nicht.
Die Aussagen Alwans zu den angeblichen Massenvernichtungswaffen kamen der Bush-Regierung als Begründung für den Irakkrieg gerade recht, und wurden vom damaligen US Aussenminister Colin Powell vor dem UN-Sicherheitsrat als Beleg für unerlaubte Waffenprogramme Bagdads angeführt. Warnungen von verschiedenen Seiten, es handele sich um Unwahrheiten, die Quelle sei höchst unzuverlässig, wurden beiseite geschoben.
Anders als von der US-Regierung auch noch wahrheitswidrig behauptet, gab es auch keine Al Qaida-Zellen im Irak, und auch keine sonstwie geartete irakische Unterstützung dieser Terror-Organisation, verantwortlich für die Anschläge am 11.9.2001,
Im Jahre 2011 gestand Rafid Ahmed Alwan El-Dschanabi dann schliesslich gegenüber der britischen Tageszeitung Guardian,dass seine Angaben hierzu erlogen waren. El-Dschanabi begründete seine Lügen damit, dass er die Chance gehabt hatte, „etwas zu fabrizieren, um das Regime zu stürzen“.
Terrorgruppen breiten sich aus
Während des Irakkrieges konnte sich Al Qaida jedoch im Irak festsetzen, und ein weiterer, noch schlimmerer internationaler Terror-Ableger, der Islamische Staat (IS), hatte hier seine blutige Geburtsstunde.
Die Konsequenzen dieses Irak-Kriegsabenteuers sind bis heute zu spüren: Der Islamische Staat breitete sich iebenfalls in Syrien aus, in Afrika vom Senegal im Westen bis Mosambik im Osten, und auch in Afghanistan.
Milliarden für schlechte Arbeit?
Aber es stellen sich weitere Fragen, nämlich die nach der Zuverlässigkeit des Bundesnachrichtendienstes (BND), der in seinen Anfangsjahren in den 50er und 60er Jahren vielen strammen Alt-Nazis als lukrativer Arbeitgeber Unterschlupf bot, und der 2018 von Pullach nach Berlin umzog, was den Steuerzahler 1,4 Milliarden Euro allein für den Neubau kostete.
Der letzte Reinfall: Obwohl massiv in Afghanistan präsent, war er nicht in der Lage, den raschen Vormarsch der Taliban und Einnahme Kabuls vorherzusagen, mehr noch: bereits 2005 zu erkennen, dass dieser Krieg nicht gewonnen werden kann, somit verloren, und deshalb Deutschland sich zurückziehen sollte.
Es trifft wohl zu, was bereits der seinerzeitige Bundeskanzler Helmut Schmidt über den BND und dessen Lageberichte sagte: "Dilettantenverein, dort steht das drin, was ich bereits am Tag zuvor in der Tagespresse gelesen habe". Eine allerdings sehr teure, offenbar nicht selten nutzlose Informationsquelle.
Das heisst aber nicht, dass die Schnüffel-Aktivitäten des BND zu verharmlosen seien. Da stellt sich auch die Frage, ob der BND, wie das Bundeskriminalamt, offenbar auch, die umstrittene Pegasus- Spyware gekauft hatte.
Bereits 2007 wurde aufgrund eigener Recherchen hier vermutet, dass der BND in den 90er Jahren in Chemiewaffentransporte von China in den Iran involviert war, zusammen mit dem britischen Geheimdienst Mi6, und dem israelischen Inlandsgeheimdienst Shin Bet. Details siehe hier.
Massenvernichtungswaffen in den Iran - Schmierige Geschäfte internationaler Kriegstreiber
Der Iran, das Atomprogramm und Ahmadinejad
Prozess in Suedafrika und Banditen im Nuklearbereich
Iran: Der Krieg rückt näher
Gasmasken, Giftgas und Milliardenbetrug - auf den Spuren des Moshe Regev
Israels tödlicher Export – Waffen in den Iran
Söldner, Gauner, Waffen und Rohstoffe
onlinedienst - 7. Sep, 21:28 Article 1025x read