Frankreich: Jahrhundertprozess und Liebesnovelle
Dr. Alexander von Paleske -- 21.9. 2009 --- Nach den unerfreulichen Meldungen über den Jahrhundert-Strafprozess in Frankreich, der heute begann, auch wir mussten diesem Verfahren zwei Artikel widmen, gab es aus dem Land der feurigen Liebhaber nun wirklich auch Positives zu berichten.
Nein, ich meine nicht, wie Ex-Premier Dominique de Villepin sich vor dem Gericht samt Familie aufbaute und im Brustton der Ueberzeugung seine Unschuld proklamierte. Das erinnert doch einfach zu fatal an das schlechte Benehmen des Deutschbankers und Feldherrn Ackermann im Strafprozess um Mannesmann. Solche Vulgärheiten können einfach keine Freude auslösen.
Ein Ex-Präsident verweigert sich
Ich hatte auch erwartet, dass der ehemalige Staatspräsident Chirac seinem einstmals treuen Vasallen zu Hilfe eilen würde und dessen Unschuld bezeugt.
Nein, Chirac hat sich einfach geweigert als Zeuge aufzutreten.
Das kann man verstehen, denn schliesslich könnte ja auch noch sein Zusatz-Altersruhegeld in Höhe von 46 Millionen US Dollar, auf einer japanischen Bank deponiert, das er sich mit dem Fregattenverkauf von der Firma Thales an Taiwan doch redlich verdient hatte, noch zur Sprache kommen. Insbesondere die peinliche Frage, ob seine Frau einen Teil davon für Schuhkäufe ausgegeben hat..
Das hat es ja noch nie gegeben, da könnte ja jeder kommen, wo kämen wir denn dahin.
Intriganten an den Fleischerhaken
Und dann diese vulgäre Aeusserung des Herrn Präsidenten Sarkozy vor Prozessbeginn, dass er den oder die Intriganten „am Fleischerhaken aufhängen wolle“.
Stammt der Herr aus einer Metzgersfamilie? Er sollte doch wissen, dass in Frankreich mit der Guillotine geköpft wird, aber nicht am Fleischerhaken aufgehangen wird.
Nein, das ist doch alles nahe oder in der Gosse. Und nach einem Stossseufzer „Oh mon dieu“ fiel dann mein Blick auf die folgende Meldung, die alle meine positiven Einstellungen über Frankreich wiederherstellte.
Denn rechtzeitig zum Gossenprozess, pardon: Jahrhundertprozess, veröffentlichte der frühere Präsident Giscard d'Estaing ein neues Buch, das in der rechtsliberalen Zeitung Figaro vorabgedruckt wurde, sozusagen ein Veilchen neben dem Prozess-Stinkbovist. Titel: Die Prinzessin und der Präsident. Auszug:
"Die Prinzessin und der Präsident" beschreibt die leidenschaftliche Liebe zwischen einem französischen Staatschef namens Jacques-Henri Lambertye und einer walisischen Prinzessin namens Patricia, die sich beim Abschlussdiner nach einem Gipfeltreffen der G-7 in London begegnen.
Als er seinen Stuhl zurückgeschoben habe, damit die Prinzessin ihren Platz einnehmen könne, habe sie ihm "einen Seitenblick" zugeworfen, schreibt der erfundene Staatschef in Ich-Form in dem Buch. Ihr fragender Blick aus "schiefergrauen Augen" traf ihn demnach auch, als er ihre Hand küsste. "Mein Kopf stand in Flammen und mein Herz zitterte vor Glück, als ich in den Elysée zurückkam und die Stufen hochging", lässt Giscard d'Estaing seinen Helden erzählen.
"Zwei Wochen vor meiner Hochzeit hat mein künftiger Mann mir gesagt, dass er eine Geliebte hat und entschlossen sei, die Beziehung zu ihr auch nach der Heirat fortzuführen", lässt der Altpräsident die britische Prinzessin sagen - wer würde an dieser Stelle nicht an Prinz Charles und seine zweite Frau Camilla denken, mit der er jahrelang, auch während der Ehe mit Diana, eine Liebschaft unterhielt.
Ja, da kann man doch befreit aufatmen, Es gibt es also doch noch, dieses Frankreich, voll feuriger Liebhaber, wo die Liebe regiert und nicht der schnöde Mammon. Wo der Seitensprung zelebriert und deutsches Sauerkraut verachtet wird
Vive la France, Vive L'Amour
2 Kommentare
Dr. Carsten Spannhuth (Gast) - 22. Sep, 21:34
choucroute
Da ich in Paris lebe, muss ich doch einwerfen, dass Sauerkraut hier durchaus nicht verachtet wird. Es ist vielmehr von September bis Mai, roh oder gekocht, in jedem Supermarkt und in jeder Fleischerei erhältlich, die auf sich halten. Aber vielleicht wird ja nur "deutsches Sauerkraut" verachtet, und französisches nicht?
dreamcatcher-traumfaenger (Gast) - 25. Sep, 22:02
Vielen Dank für den guten Artikel
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......und aus der Abteilung Satire
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Ein Ex-Präsident verweigert sich
Ich hatte auch erwartet, dass der ehemalige Staatspräsident Chirac seinem einstmals treuen Vasallen zu Hilfe eilen würde und dessen Unschuld bezeugt.
Nein, Chirac hat sich einfach geweigert als Zeuge aufzutreten.
Das kann man verstehen, denn schliesslich könnte ja auch noch sein Zusatz-Altersruhegeld in Höhe von 46 Millionen US Dollar, auf einer japanischen Bank deponiert, das er sich mit dem Fregattenverkauf von der Firma Thales an Taiwan doch redlich verdient hatte, noch zur Sprache kommen. Insbesondere die peinliche Frage, ob seine Frau einen Teil davon für Schuhkäufe ausgegeben hat..
Das hat es ja noch nie gegeben, da könnte ja jeder kommen, wo kämen wir denn dahin.
Intriganten an den Fleischerhaken
Und dann diese vulgäre Aeusserung des Herrn Präsidenten Sarkozy vor Prozessbeginn, dass er den oder die Intriganten „am Fleischerhaken aufhängen wolle“.
Stammt der Herr aus einer Metzgersfamilie? Er sollte doch wissen, dass in Frankreich mit der Guillotine geköpft wird, aber nicht am Fleischerhaken aufgehangen wird.
Nein, das ist doch alles nahe oder in der Gosse. Und nach einem Stossseufzer „Oh mon dieu“ fiel dann mein Blick auf die folgende Meldung, die alle meine positiven Einstellungen über Frankreich wiederherstellte.
Denn rechtzeitig zum Gossenprozess, pardon: Jahrhundertprozess, veröffentlichte der frühere Präsident Giscard d'Estaing ein neues Buch, das in der rechtsliberalen Zeitung Figaro vorabgedruckt wurde, sozusagen ein Veilchen neben dem Prozess-Stinkbovist. Titel: Die Prinzessin und der Präsident. Auszug:
"Die Prinzessin und der Präsident" beschreibt die leidenschaftliche Liebe zwischen einem französischen Staatschef namens Jacques-Henri Lambertye und einer walisischen Prinzessin namens Patricia, die sich beim Abschlussdiner nach einem Gipfeltreffen der G-7 in London begegnen.
Als er seinen Stuhl zurückgeschoben habe, damit die Prinzessin ihren Platz einnehmen könne, habe sie ihm "einen Seitenblick" zugeworfen, schreibt der erfundene Staatschef in Ich-Form in dem Buch. Ihr fragender Blick aus "schiefergrauen Augen" traf ihn demnach auch, als er ihre Hand küsste. "Mein Kopf stand in Flammen und mein Herz zitterte vor Glück, als ich in den Elysée zurückkam und die Stufen hochging", lässt Giscard d'Estaing seinen Helden erzählen.
"Zwei Wochen vor meiner Hochzeit hat mein künftiger Mann mir gesagt, dass er eine Geliebte hat und entschlossen sei, die Beziehung zu ihr auch nach der Heirat fortzuführen", lässt der Altpräsident die britische Prinzessin sagen - wer würde an dieser Stelle nicht an Prinz Charles und seine zweite Frau Camilla denken, mit der er jahrelang, auch während der Ehe mit Diana, eine Liebschaft unterhielt.
Ja, da kann man doch befreit aufatmen, Es gibt es also doch noch, dieses Frankreich, voll feuriger Liebhaber, wo die Liebe regiert und nicht der schnöde Mammon. Wo der Seitensprung zelebriert und deutsches Sauerkraut verachtet wird
Vive la France, Vive L'Amour
2 Kommentare
Dr. Carsten Spannhuth (Gast) - 22. Sep, 21:34
choucroute
Da ich in Paris lebe, muss ich doch einwerfen, dass Sauerkraut hier durchaus nicht verachtet wird. Es ist vielmehr von September bis Mai, roh oder gekocht, in jedem Supermarkt und in jeder Fleischerei erhältlich, die auf sich halten. Aber vielleicht wird ja nur "deutsches Sauerkraut" verachtet, und französisches nicht?
dreamcatcher-traumfaenger (Gast) - 25. Sep, 22:02
Vielen Dank für den guten Artikel
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onlinedienst - 21. Sep, 19:44 Article 5314x read