Gesundheitsminister Karl Lauterbach, die Baustellen im Gesundheitswesen und in der Drogenpolitik: Verschlimmbesserung, nichts als Verschlimmbesserung
Dr. Alexander von Paleske ---- 26.3. 2024 -
Vergangene Woche drehte sich alles um die Legalisierung des Konsums von Cannabis. Dabei hat diese Reform wenig, wenn gar nichts, mit der Versorgung von Patienten zu tun. Vielmehr besteht die Gefahr, dass die Freigabe von Cannabis zu einer Zunahme von Patienten führen wird: denn:
- Cannabis verfünffacht bei Heranwachsenden und jungen Erwachsenen das Risiko, an einer Psychose zu erkranken.
- Beeinträchtigt das Sehvermögen und wichtige kognitive Funktionen, wodurch die Unfallgefahr im Strassenverkehr steigt.
- Erhöht bei bei Schwangeren das Risiko für eine Frühgeburt und Entwicklungsverzögerungen beim Kind.
Der angesehene Arzneimittelbrief fasste in seiner Ausgabe vom März 2024 diese Lauterbach-Reform so zusammen:
„Das Cannabisgesetz wirkt realitätsfremd, kaum zu kontrollieren, und wird nicht nur in Anbetracht der nachgewiesenen Gesundheitsrisiken von Cannabis Produkten als fahrlässig betrachtet.“
Dabei warten auf den Minister Lauterbach viel grössere Probleme als die Cannabisfreigabe, die dringend gelöst werden müssen: im Gesundheitswesen.
Die Krankenhausreform
Da ist die geplante Krankenhausreform zu nennen, die hier bereits als krudes Kostendämpfungsprogramm gegeisselt wurde, und alles andere ist, als die von Lauterbach behauptete "Revolution im Gesundheitsbereich".
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) warnt vor Dutzenden Klinik-Insolvenzen in diesem Jahr.
Deren Vorsitzender Gerald Grass:
"Bundesweit haben bislang seit Ende 2022 mehr als 40 Standorte Insolvenz angemeldet und alleine im Januar sind sechs weitere dazu gekommen
Wenn die Kliniken nicht schnell einen Inflationsausgleich vom Bund bekommen, könnten in diesem Jahr 80 Kliniken Pleite gehen, so unsere Prognose. Das ist ein ungeordnetes Sterben, das zu Lasten der Mitarbeiter und Patienten geht
Seit Januar 2022 schreiben fast alle Kliniken rote Zahlen. Bis heute ist ein Defizit von 8,5 Milliarden Euro aufgelaufen, und zwar trotz der Energiehilfen des Bundes. Jeden Monat kommen 500 Millionen Euro als Defizit bundesweit hinzu. Ab März fehlen jeden Monat 700 Millionen Euro, weil dann die Tarifsteigerungen für das Personal fällig werden. Die Kliniken verzehren ihre Rücklagen, machen Schulden – oder melden Insolvenz an",
Selbst grosse Kliniken, wie die in Regensburg, stehen mitttlerweile am Limit.
Baustelle Pflegebereich
Eine weitere Problem-Baustelle, ist die Versorgung Pflegebedürftiger in Pflegeheimen, wie auch in der ambulanten Pflege:
- Pflegeheime müssen angesichts der Kostenexplosion schliessen oder ihre Bettenzahl deutlich reduzieren. Gestiegen – bei gleichbleibenden Zahlungen aus der Pflegeversicherung - sind die Kosten für das Personal, verschärft durch gesetzlich vorgegebene Personalschlüssel bei gleichzeitiger Personalknappheit. Hinzu kommen gestiegene Lebensmittel- und Energiekosten.
.
- Ambulante Pflegedienste sind ebenfalls von Schliessung bedroht oder müssen zumindest ihre Dienste einschränken, weil die aus der Pflegeversichewrung bereitgestellten Mittel vorne und hinten nicht ausreichen.
- Eine völlig aus dem Ruder gelaufene Bürokratisierung (Verträge und Abläufe): .Bis ins Detail sind Pflegeleistungen der ambulanten Pflege vorgeschrieben und zu dokumentieren, andernfalls wird nicht gezahlt. Das lässt keinen Raum für an die Patienten/Kunden angepasste Flexibilität, insbesondere auch keinen Raum für Patientenberatung und Gespräche mit dem Patienten, alles essentielle Bestandteile einer humanen Pflege. Vielmehr heisst es: schnell, schnell, und so werden alle Patienten „über einen Kamm geschoren“, von individuell angepasster Pflege daher keine Rede.
- Die alltäglichen Verteuerungen für Material und Fahrtkosten haben bisher keinen Niederschlag in dem zur Verfügung stehenden Pflegegeld gefunden. Patienten werden bei gesteigertem Bedarf schliesslich gezwungen, dazuzuzahlen , notfalls durch Verwandte - sofern vorhanden und finanziell dazu in der Lage.
- Monatelange Verspätungen der Zahlungen für geleistete Dienste bei der zunehmenden Zahl von Sozialhilfeempfängern.
Da angesichts dieser sich weiter verschärfenden Zustände die :Pflegedienste im ambulanten Bereich und in den Pflegeheimen weniger Patienten/Patientinnen bzw. Kunden und Kundinnen versorgen können und werden, deren Zahl aber dank der sich verschiebeneden Alterspyramide weiter zunimmt, müssten zwangsläufig mehr Patienten in Krankenhäuser eingewiesen werden. Dort aber treffen sie auf einen Bettenmangel, der sich dank der bisherigen Insolvenzen, Krankenhausschliessungen und Lauterbachs geplanter „:Revolution“ verschärft hat - und weiter verschärfen wird.
Wie sagte doch der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft über Lauterbach:
„Der kennt die die Verhältnisse in den 1.900 Kliniken gar nicht.“
Keine Ueberraschung, denn der Mediziner Lauterbach hat nie als Assistenzarzt in einem Krankenhaus gearbeitet.
Schwarzmarkt ausgetrocknet?
Aber wenigstens können jetzt mehr Menschen sich dem Cannabis-Genuss hingeben, und zwar ohne Angst vor einer Strafverfolgung. – dank Lauterbach. Allerdings zu glauben, dass damit der Schwarzmarkt ausgetrocknet wird, grenzt fast schon an Narretei. Vielmehr wird der Schwarzmarktpreis zwar sinken, um Marktanteile zu halten, aber erwartbar abhängig machende Substanzen vemehrt dazugemischt werden.
Zehntausende Akten
Ganz abgesehen davon, dass die Staatsanwaltschaften jetzt Zehntausende von Akten durchforsten und klären müssen, ob aus der Vergangenheit herrührende Strafen zu ändern bzw. zu erlassen sind, weil das Gesetz eine rückwirkende Amnestie enthält. Der Bund gehe insoweit gegenüber den Ländern rabiat vor, wie die Rhein- Zeitung vom 25.3. 2024 zutreffend feststellt. Das wird die Zusammenarbeit von Lauterbach mit den Ländern, auf die er insbesondere bei der Krankenhausreform angewiesen ist, kaum verbessern.
Fazit:
Professor Lauterbach führt mit seinen beschlossenen und geplanten Massnahmen - wie schon bei der von ihm mit zu verantwortenden Einführung der Fallpauschale im Jahre 2003 – , nur zu einer Verschlimmbesserung im Gesundheitsbereich und in der Drogenpolitik.Wirkliche Reformen sehen anders aus.
Vergangene Woche drehte sich alles um die Legalisierung des Konsums von Cannabis. Dabei hat diese Reform wenig, wenn gar nichts, mit der Versorgung von Patienten zu tun. Vielmehr besteht die Gefahr, dass die Freigabe von Cannabis zu einer Zunahme von Patienten führen wird: denn:
- Cannabis verfünffacht bei Heranwachsenden und jungen Erwachsenen das Risiko, an einer Psychose zu erkranken.
- Beeinträchtigt das Sehvermögen und wichtige kognitive Funktionen, wodurch die Unfallgefahr im Strassenverkehr steigt.
- Erhöht bei bei Schwangeren das Risiko für eine Frühgeburt und Entwicklungsverzögerungen beim Kind.
Der angesehene Arzneimittelbrief fasste in seiner Ausgabe vom März 2024 diese Lauterbach-Reform so zusammen:
„Das Cannabisgesetz wirkt realitätsfremd, kaum zu kontrollieren, und wird nicht nur in Anbetracht der nachgewiesenen Gesundheitsrisiken von Cannabis Produkten als fahrlässig betrachtet.“
Dabei warten auf den Minister Lauterbach viel grössere Probleme als die Cannabisfreigabe, die dringend gelöst werden müssen: im Gesundheitswesen.
Die Krankenhausreform
Da ist die geplante Krankenhausreform zu nennen, die hier bereits als krudes Kostendämpfungsprogramm gegeisselt wurde, und alles andere ist, als die von Lauterbach behauptete "Revolution im Gesundheitsbereich".
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) warnt vor Dutzenden Klinik-Insolvenzen in diesem Jahr.
Deren Vorsitzender Gerald Grass:
"Bundesweit haben bislang seit Ende 2022 mehr als 40 Standorte Insolvenz angemeldet und alleine im Januar sind sechs weitere dazu gekommen
Wenn die Kliniken nicht schnell einen Inflationsausgleich vom Bund bekommen, könnten in diesem Jahr 80 Kliniken Pleite gehen, so unsere Prognose. Das ist ein ungeordnetes Sterben, das zu Lasten der Mitarbeiter und Patienten geht
Seit Januar 2022 schreiben fast alle Kliniken rote Zahlen. Bis heute ist ein Defizit von 8,5 Milliarden Euro aufgelaufen, und zwar trotz der Energiehilfen des Bundes. Jeden Monat kommen 500 Millionen Euro als Defizit bundesweit hinzu. Ab März fehlen jeden Monat 700 Millionen Euro, weil dann die Tarifsteigerungen für das Personal fällig werden. Die Kliniken verzehren ihre Rücklagen, machen Schulden – oder melden Insolvenz an",
Selbst grosse Kliniken, wie die in Regensburg, stehen mitttlerweile am Limit.
Baustelle Pflegebereich
Eine weitere Problem-Baustelle, ist die Versorgung Pflegebedürftiger in Pflegeheimen, wie auch in der ambulanten Pflege:
- Pflegeheime müssen angesichts der Kostenexplosion schliessen oder ihre Bettenzahl deutlich reduzieren. Gestiegen – bei gleichbleibenden Zahlungen aus der Pflegeversicherung - sind die Kosten für das Personal, verschärft durch gesetzlich vorgegebene Personalschlüssel bei gleichzeitiger Personalknappheit. Hinzu kommen gestiegene Lebensmittel- und Energiekosten.
.
- Ambulante Pflegedienste sind ebenfalls von Schliessung bedroht oder müssen zumindest ihre Dienste einschränken, weil die aus der Pflegeversichewrung bereitgestellten Mittel vorne und hinten nicht ausreichen.
- Eine völlig aus dem Ruder gelaufene Bürokratisierung (Verträge und Abläufe): .Bis ins Detail sind Pflegeleistungen der ambulanten Pflege vorgeschrieben und zu dokumentieren, andernfalls wird nicht gezahlt. Das lässt keinen Raum für an die Patienten/Kunden angepasste Flexibilität, insbesondere auch keinen Raum für Patientenberatung und Gespräche mit dem Patienten, alles essentielle Bestandteile einer humanen Pflege. Vielmehr heisst es: schnell, schnell, und so werden alle Patienten „über einen Kamm geschoren“, von individuell angepasster Pflege daher keine Rede.
- Die alltäglichen Verteuerungen für Material und Fahrtkosten haben bisher keinen Niederschlag in dem zur Verfügung stehenden Pflegegeld gefunden. Patienten werden bei gesteigertem Bedarf schliesslich gezwungen, dazuzuzahlen , notfalls durch Verwandte - sofern vorhanden und finanziell dazu in der Lage.
- Monatelange Verspätungen der Zahlungen für geleistete Dienste bei der zunehmenden Zahl von Sozialhilfeempfängern.
Da angesichts dieser sich weiter verschärfenden Zustände die :Pflegedienste im ambulanten Bereich und in den Pflegeheimen weniger Patienten/Patientinnen bzw. Kunden und Kundinnen versorgen können und werden, deren Zahl aber dank der sich verschiebeneden Alterspyramide weiter zunimmt, müssten zwangsläufig mehr Patienten in Krankenhäuser eingewiesen werden. Dort aber treffen sie auf einen Bettenmangel, der sich dank der bisherigen Insolvenzen, Krankenhausschliessungen und Lauterbachs geplanter „:Revolution“ verschärft hat - und weiter verschärfen wird.
Wie sagte doch der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft über Lauterbach:
„Der kennt die die Verhältnisse in den 1.900 Kliniken gar nicht.“
Keine Ueberraschung, denn der Mediziner Lauterbach hat nie als Assistenzarzt in einem Krankenhaus gearbeitet.
Schwarzmarkt ausgetrocknet?
Aber wenigstens können jetzt mehr Menschen sich dem Cannabis-Genuss hingeben, und zwar ohne Angst vor einer Strafverfolgung. – dank Lauterbach. Allerdings zu glauben, dass damit der Schwarzmarkt ausgetrocknet wird, grenzt fast schon an Narretei. Vielmehr wird der Schwarzmarktpreis zwar sinken, um Marktanteile zu halten, aber erwartbar abhängig machende Substanzen vemehrt dazugemischt werden.
Zehntausende Akten
Ganz abgesehen davon, dass die Staatsanwaltschaften jetzt Zehntausende von Akten durchforsten und klären müssen, ob aus der Vergangenheit herrührende Strafen zu ändern bzw. zu erlassen sind, weil das Gesetz eine rückwirkende Amnestie enthält. Der Bund gehe insoweit gegenüber den Ländern rabiat vor, wie die Rhein- Zeitung vom 25.3. 2024 zutreffend feststellt. Das wird die Zusammenarbeit von Lauterbach mit den Ländern, auf die er insbesondere bei der Krankenhausreform angewiesen ist, kaum verbessern.
Fazit:
Professor Lauterbach führt mit seinen beschlossenen und geplanten Massnahmen - wie schon bei der von ihm mit zu verantwortenden Einführung der Fallpauschale im Jahre 2003 – , nur zu einer Verschlimmbesserung im Gesundheitsbereich und in der Drogenpolitik.Wirkliche Reformen sehen anders aus.
onlinedienst - 26. Mär, 09:51 Article 1106x read